Kurz sah der Wachmann Arue irritiert an, dann nickte er. "Also gut. Machen wir weiter."
Zügig vollzogen die Soldaten die Prozedur, und kurz darauf konnte die Gruppe die Stadt betreten. Das große Tor wurde unter lautem Quietschen geöffnet, dann betraten die Abenteurer die Große Feste.
Als erstes fiel ihr Blick auf den nächstliegenden Turm. Das massive, rotbraune Gebäude stand in etwa hundert Schritt Entfernung, und ragte dort zwanzig Meter in die Höhe. Es ließ alle anderen Gebäude der Stadt wie Spielzeughäuser erscheinen, nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch weil es beinahe wie ein natürlicher Felsen da stand, unangreifbar und mächtig.
Die Straße, die die Gruppe betreten hatte, war gesäumt von Gaststätten und Geschäften, die Dinge des täglichen Bedarfs verkauften. Milan wusste von seinem Vater, dass viele Reisende hier höhere Preise als normal bezahlten, weil sie ihre dringenden Bedürfnisse sofort erfüllt sehen wollten - selbst wenn es nur wenige Minuten weiter die gleiche Ware zu weit besseren Preisen gab.
Es waren die Ausläufer des Marktviertels, die "Torgebiete", wie Milan sie seit seiner Kindheit nannte. Hier lebte eigentlich niemand dauerhaft: Außer Geschäften gab es hier nur Gaststätten und Mietshäuser für Reisende, die auf die Bequemlichkeit eines eigenen Heims nicht verzichten wollten. Und es gab hier die Kneipen, die man im eigentlichen Viertel nicht sehen wollte, Kneipen, in die Milans Eltern ihn niemals hätten gehen lassen, weil sich dort das "Gesindel" herumtrieb, und Raufereien und Glücksspiel an der Tagesordnung waren.
Eines Abends hatten Lémar und Tasha ihn überreden wollen, eine der Kneipen hier zu besuchen, den "Rostigen Nagel". Da Milan sich nur wenige Stunden vorher mit seinem Vater gestritten hatte, hatte er lieber darauf verzichtet. Er hatte nie mit seinen beiden Freunden über das Erlebnis reden können, denn am nächsten Tag hatte sein Vater ihm eröffnet, dass er heiraten sollte.
Es erschien ihm fast unwirklich, dass er genau jetzt einen der beiden erblickte: Lémar, der in hohem Bogen durch die Luft flog, weil ihn jemand aus einer Kneipe geworfen hatte...