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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 136851 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #900 am: 06.09.2010, 14:18:13 »
Aufmerksam hörte Arue den anderen zu, als diese über die Probleme mit Milans Eltern und ihren Auftrag sprachen. Wieder fühlte es sich so an als würde sie das alles nichts angehen und es gab eine Sache die sie im Moment viel mehr interessierte.
Nachdem alle schon mit dem Essen begannen tat sich die Schneiderin auch etwas von dem Auflauf auf ihren Teller und begann einen bissen davon zu Probieren. Anschließend legte sie ihre Gabel wieder beiseite und wandte sich an ihre Gefährten. "Ich weiß dass ist jetzt wohl eher Nebensächlich, aber ... wäre es in Ordnung wenn ich euch noch eine Weile länger begleite? Es geht mir darum dass ich diesen Gazriel unbedingt treffen muss und so wie ich das verstanden habe, haben einige hier ihn schon getroffen. Und, nun ja, ich glaube kaum dass ich ihn alleine finden werde und ich denke wenn ich mit euch Reise ist die Chance größer ihn zu treffen."

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #901 am: 06.09.2010, 21:10:06 »
Milan stotterte leise vor sich hin, als Eretria den Anderen offenbarte, dass sie verlobt waren. Er lief so rot an, dass es aussah, als würde sein Schädel jeden Augenblick platzen und sank, mit jedem Glückwunsch mehr, in seinen Stuhl hinein. Besonders als Mika eher weniger begeistert, gratulierte, zog Milan den Kopf ein und war mehr als nur froh, als Arue das Ganze gekonnt überspielte und ihm - wenn vielleicht auch gar nicht gewollt - zur Hilfe eilte. "Aber natürlich kannst du mit uns kommen. Wobei wir nicht sagen können, wann wir Gazriel wiedersehen, denn er war in der anderen Richtung unterwegs. Ich habe allerdings die leise Ahnung, dass wir ihn trotzdem früher oder später wiedersehen werden."
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #902 am: 09.09.2010, 12:35:44 »
Eretria stieß mit Tasha und legte kurz freundschaftlich den Arm um die Hüfte der Frau. Leise erwiderte sie Milans Freundin: "Danke, Tasha, vor allem ist Milan der Richtige für mich. Ich werde schon auf ihn aufpassen." Dann blickte sie kurz zu ihrem Verlobten und ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen. "War der gute Milan immer so, dass er rot wie eine Tomate wurde, wenn ihn etwas überraschte und er darauf nicht vorbereitet ist? Ich finde dies einfach liebenswert an ihm."
Dann ließ die Priesterin die andere Frau los und wandte sich an Arue: "Natürlich darfst du uns weiter begleiten. Beldin hier war ja der Meinung, daß du zu uns gehörst und ich vertraue unserem elfischen Magiekundigen völlig bei seinen Einschätzungen." Die Geweihte von Mutter Sonne und den Zwei Monden neigte mit Achtung kurz den Kopf in Richtung des Mannes. Dann grinste sie Arue breit an: "Darüber hinaus brauche ich dich ja vielleicht noch für andere Kleidungsstücke in Zukunft."

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #903 am: 09.09.2010, 22:31:53 »
Mika war irgendwie hängengeblieben. Während sich Milan und Eretria sich wieder ganz langsam wieder der Zukunftsplanung der gesamten Gruppe zuwandten, nachdem Arue sie darauf gebracht hatte, drehte sich bei Mika noch alles um die Pläne von Eretria und Milan.
"Meint ihr das wirklich ernst? Ihr kennt euch doch noch gar nicht wirklich und der Nutzen ist mir auf Anhieb nicht erkennbar!" Stellte Mika fest und war sich in dem Moment bewusst, was alles ihre Gefährten nicht über ihre Vergangenheit wussten.
Die Bardin musste zugeben, dass die Beiden sehr viel Zeit miteinander verbracht hatten, aber ihrer Meinung nach konnte das kaum ausgereicht haben, um alle Fehler kennenzulernen. Ganz zu schweigen davon, dass es dann noch Zeit benötigte, diese Fehler auch zu akzeptieren. Dafür reichten auf keinen Fall ein paar wenige Wochen. Also konnten sie nicht sagen, dass sie perfekt zueinander passen würden.
Dann kam Mika aber ein Gedanke: Hat Milan Geschwister? Soweit ich weiß nicht. Also wird er alles erben. Eretria hat einen deutlichen wirtschaftlichen Vorteil von einer Ehe mit Milan, angesichts der Besitztümer der Familie Tirkeson. Aber welchen Vorteil hat Milan davon? Beide müssten doch davon profitieren. Alles andere ist doch total wiedersinnig.
Diese andere Hochzeit, die hätte sicher etwas gebracht, wenn sie der Vater arrangiert hat.
Diese Gedanken sprach die Bardin, die nicht wusste, was Liebe heißt, aber nicht aus.
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #904 am: 10.09.2010, 09:04:22 »
Eretrias offensichtlich gute Laune erhielt durch den Beitrag von Mika, der weder besonders taktvoll noch besonders intelligent erschien, wie weggeblasen. Röte stieg ihr ins Gesicht und im Gegensatz zu der Röte von Milan, die durch Verlegenheit entstanden war, war hier der Grund nur offensichtlich pure Wut. Auch wenn die Worte leise gesprochen waren, war der Ton unmissverständlich:
"Was erlaubst du dir, Mika? Wer bist du, dass ich dir etwas von unseren Gefühlen erklären muss, wo du offensichtlich über das Taktgefühl eines Holzstuhls verfügst, wobei ich die Stühle nicht beleidigen will. Was kann ich dafür, dass du über den Charme eines Stück Steines verfügst und dir Worte wie Liebe, Zuneigung und Freundschaft offensichtlich nicht geläufig sind! Wer bist du, dass du unsere Liebe in Frage stellst?"
Nachdem sie sich bei ihrem Ausfall anscheinend völlig verausgabt hatte, sackte die Priesterin von Mutter Sonne und den Zwei Monden in sich zusammen und etwas völlig Erstaunliches, wenn nicht sogar Erschreckendes geschah. Die selbstbewusste Frau, die so wenig bisher etwas anhaben konnte, brach in Tränen aus.

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #905 am: 10.09.2010, 10:03:12 »
Mika lässt sich von Eretrias wenig Ausbruch wenig beeindrucken, weil sie nicht wusste, was sie falsch gemacht hat. Sicherlich war es nicht nett das Paar darauf aufmerksam zu machen, dass möglicherweise nicht alles so perfekt bleiben würde, wie es nun, nach wenigen Wochen, erschien. Aber taktlos war das auch nicht. Später einmal, dessen war sich Mika sicher, könnten Eretria und Milan sogar dankbar sein, dass die Bardin ihre kleine unüberlegte Frage gestellt hat.
"Was habe ich falsch gemacht? Ich wollte nur wissen, ob ihr euch das gut überlegt habt? Ich stelle nicht eure Liebe in Frage, ich stelle in Frage, dass ihr euch gut genug kennt. Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr richtig liegt, aber wenn ihr euch irrt, dann wird das Ganze irgendwann Sprünge bekommen. Und solltet ihr einmal verlernen euch zu lieben, wird es ganz schwer, das Lieben neu zu lernen." Versuchte Mika die Wogen dann doch zu glätten, nachdem sie bemerkt hatte, dass sie Eretria mit ihrer Frage ziemlich getroffen haben muss. "Es ist doch nur zu eurem Besten, wenn ihr euch das überlegt."
Das Thema Nutzen, dass sehr Nahe der Taktlosigkeit hofiert, lässt Mika erstmal unter den Tisch fallen. Dies tut sie, obwohl ein kleiner Gedanke bei der Bardin um Aufmerksamkeit ringt und zwar folgender: Vielleicht reagiert Eretria so empfindlich, weil sie sich ertappt fühlte? Darüber müsste sie mit Milan nochmal reden.
Zwar würde Gier nicht zu einer Priesterin von Mutter Sonne und den zwei Monden passen, das warf ein weiterer Gedanke ein, aber manchmal kann man nichts wissen.
« Letzte Änderung: 10.09.2010, 10:05:59 von Mika »
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Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #906 am: 10.09.2010, 10:34:02 »
Die Nachricht dass Eretria und Milan nun verlobt waren kam zwar plötzlich, jedoch nicht wirklich überraschend bei Rin an. So wie die beiden schon die ganze Reise über zusammenhingen schien ihr dies eine logische Folge zu sein. Umso weniger verstand sie Mikas Reaktion darauf, denn um nicht mitzubekommen dass die beiden nachts in einem Zelt kuschelten musste man mehr als nur blind sein. Wenn jemand das übersehen kann, dann wohl nur Mika. dachte sie sich, wobei sie Eretria innerlich zustimmte; man musste wirklich wenig Taktgefühl haben um ein Paar auf diese Weise anzusprechen.
Wie sollte sie die Situation zum Besseren wenden? Rin kramte ein Taschentuch hervor und hielt es der weinenden Priesterin hin. "Sicher meint Mika das nicht." versuchte sie ihre aufbrausende Freundin zu beruhigen, selbst wenn sie wusste dass diese Ausrede dünn war. "Sie ist nur..." ...verwirrt, eifersüchtig, ungeschickt? Sie hatte selbst keine Ahnung was es war.
Unterdessen schien die Bardin den Höhepunkt der Miesepetrigkeit erreicht zu haben. Schlimmer als Beldin sogar. Wäre nicht gerade wieder ein handfester Streit zwischen ihren Kollegen entbrannt, würde sich Rin die Zeit nehmen amüsiert zu sein.
Sie sah Mika kopfschüttelnd an. "Egal wie es gemeint ist, du solltest sowas nicht sagen. Wie würdest du dich fühlen wenn du die Verlobung mit deinem Freund beschlossen hättest und der nächstbeste sagt dir dass es unklug ist und du es dir nochmal überlegen solltest?" Ihr fiel ein Beispiel ein, auch wenn es nicht ganz korrekt war. "Stell dir vor Milan hätte die Braut geheiratet die sein Vater sich ausgesucht hatte. Wahrscheinlich kannte er sie kein bisschen besser als er Eretria kennt und wenn du aufgepasst hättest wüsstest du bereits dass es den beiden ernst ist."

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #907 am: 10.09.2010, 11:12:08 »
"Wäre Milan jetzt verheiratet, dann hätten beide Familien einen Nutzen davon, dessen bin ich mir sicher. So wie es bisher von Milans Vater klang, hätte er darauf geachtet. Und dementsprechend wäre alles in Ordnung." Sagte Mika mit erschreckender Gleichmütigkeit. "Wenn beide Seiten einen Vorteil aus der Eheschließung ziehen oder, sollte man es sich leisten können, wenn man ganz sicher ist und die Liebe nicht nur durch gute Zeiten gegangen ist, dann kann man heiraten. Aber alles andere kann doch nicht gut gehen. Und bisher habe ich Eretria und Milan nur in guten Zeiten erlebt."
Mika schaute Calfay direkt an und schien sich auch weiterhin nicht für ihr Auftreten zu schämen und verteidigt ihren Einwurf weiter: "Jemand muss es doch sagen. Oder würdest du wollen, dass sie ins verderben rennen, weil sie zu vorschnell sich entschieden haben?"
Nach einigen Sekunden mischte sich aber etwas Einsicht in die Worte von Mika ein: "Zugegeben, es war vielleicht nicht ganz der richtige Zeitpunkt. Und vielleicht hätte ich es anders sagen können. Aber so ist es besser, als wenn jeder schweigt. Nun wirkte Mika zwischenzeitlich doch mal ein wenig verlegen ihrer Worte.
Doch schnell konnte sie ihre Unbehagen beiseite schieben, als sie sich wieder auf sichereres Terrain bewegte und sagte: "Übrigens habe ich eine sehr klare Vorstellung davon, wie es ist, wenn dir jemand sagt, dass du auf dem besten Wege bist dir dein Leben für immer zu versauen, während du dich in deinem schönsten Traum wähnst. Ich wollte mit 14 auch mal heiraten. Ich habe echt geglaubt, ich wäre verliebt gewesen. Zum Glück hat mich mein Vater davor bewahrt.
Wenn ich diesen Idioten auf der Straße treffen würde, ich würde ihn höchsten mit einem Schlag in die Fresse begrüßen."
Gab Mika einen sehr kleinen Einblick, in ihren jugendlichen Leichtsinn, von dem sie sehr viel zu bieten hat. "Entsprechend dankbar bin ich Papa."
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Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #908 am: 10.09.2010, 11:44:54 »
Verwirrt schaute Rin zurück. Sie verstand Mikas Gedankengänge tatsächlich nicht. Warum sollten die beiden um Mutter Sonne und der zwei Monde Willen denn nicht heiraten? In der Theorie hatten sie noch viel Zeit vor sich, in Wirklichkeit jedoch konnte man das nie genau wissen. Und wenn sie sich nun in 10 Jahren nicht mehr liebten, was machte es? Rin hatte die ein oder andere Geschichte gehört, von Ehepartnern die ein ganzes Leben zusammen waren, um sich dann am Ende noch zu zerstreiten. Akute Gefahr sah sie bei ihren Gefährten da allerdings nicht und auch den Vergleich mit Mikas flüchtiger Jugendliebe vermochte sie kaum nachzuvollziehen. Eretria und Milan waren nicht mehr 14. Sie schätzte sie um die 20 ein, alt genug zu wissen was sie da taten.
Sie könnte das alles laut aussprechen, aber das Gefühl beschlich sie dass das keinen Unterschied machen würde. So waren Künstler wohl halt, sie hatten ihren eigenen Blick auf die Welt und mochte der noch so seltsam sein. Mit einem Seufzen und Schulterzucken begab sie sich aus der Schussbahn und schüttete sich ein Glas Wasser ein. Sollten sie das doch unter sich regeln, mehr als nett Reden konnte sie in der Sache nicht.

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #909 am: 10.09.2010, 14:59:02 »
Milan, der schon gerade aufgeatmet hatte, weil Arue das Gespräch auf ein anderes Thema brachte, war von Mikas Einwand überhaupt nicht überrascht. Sein Vater hätte es ganz genauso gesehen. Das Problem war, dass Milan diese Einstellung zwar verstand, sie aber für sich selbst nie hatte akzeptieren können. Genau deshalb war er weggegangen. Genau deshalb hätte er Magda nie geheiratet. Als Eretria in Tränen ausbrach, legte Milan ihr einen Arm um die Schulter, sah Mika aber lächelnd an.

"Ich kann deinen Einwurf nachvollziehen, sogar in beiderlei Hinsicht. Wir sind sehr jung und wir kennen einander noch nicht lange. Wahrscheinlich würde jeder Andere tatsächlich sagen, dass wir verrückt sind, jetzt schon zu heiraten. Aber...es gab in meinem Leben nie viele Gewissheiten, Mika. Du weißt, wie wankelmütig und unentschlossen ich ständig bin. Du bist das ganze Gegenteil davon, deshalb verstehe ich deinen Einwand. Aber ich, der sonst jede Entscheidung noch im selben Moment, da ich sie fälle, bereue, weiß, dass ich bei ihr bleiben werde, ganz gleich was geschieht. Ja, es kann sein, dass wir Fehler aneinander entdecken und dass wir Konflikte austragen werden, die unüberbrückbar erscheinen. Aber ich habe mich dazu entschieden, für immer - solange wir leben" - Milan wurde ernst, weil Calfay bereits angesprochen hatte, dass ihr Leben vielleicht nicht so lange währen würde, wie sie es sich erhofften - "für sie da zu sein. Als ihr Mann oder ihr Freund oder nur ein Gefährte, je nachdem wie sich unsere Gefühle irgendwann ändern sollten. Da bin ich wohl nicht wie du. Egal, was geschehen würde, ich würde sie nicht verachten, ich wäre immer für sie da, wenn sie meine Hilfe brauchen würde, weil ich ihr ein Versprechen gegeben habe. Nicht damit, dass ich sie heirate, sondern in dem Moment, als ich gesagt habe, dass ich sie liebe, in dem Moment, in dem mir ihr Leben mehr wert war, als mein eigenes. Und wenn du einmal so etwas für jemanden empfindest, wenn du einmal dein Leben für den anderen geben würdest, dann vergisst du das dein ganzes Leben lang nicht. Dann weißt du auch, was es heißt, zu lieben, und nicht nur verliebt zu sein."

Es war deutlich zu merken, dass Milan Mika nicht das Recht absprechen wollte, dass sie damals mit 14 das Gefühl hatte, den Jungen wirklich zu lieben. Aber vielmehr schien er selbst in diesem Moment zu begreifen, dass es einen Unterschied zwischen Verliebtsein und Liebe gab, und er wirkte plötzlich überrascht, als sei in ihm selbst gerade eine unzerstörbare Gewissheit gewachsen.

"Und ja, wahrscheinlich hat unsere Heirat keinen wirtschaftlichen Nutzen, weder für Eretria noch für mich, denn ich werde das Geschäft meines Vaters vermutlich nie übernehmen. Von daher heiratet sie einen armen Schlucker, was für dich noch weniger nachvollziehbar ist, nehme ich an. Mein Vater fände deine Ansicht großartig. Auch meine Eltern haben nicht aus Liebe geheiratet, auch wenn Liebe in gewisser Hinsicht gewachsen ist. Keine leidenschaftliche, eher eine platonische, aber wichtig ist, dass sie sich zusammen gerauft haben. Nur weiß ich nicht, wie glücklich sie je miteinander waren. Ob meine Mutter nicht einen anderen Mann geliebt hat oder mein Vater eine andere Frau." Er wusste so wenig über seine Eltern. "Die eigentliche Frage aber, die ich mir immer gestellt habe, war, ob ich lieber ein kurzes Glück oder eine lange Zufriedenheit, einen Kompromiss möchte. Und ich habe mich für das Glück entschieden, ganz egal wie lange es dauert." Er lächelte wieder. "Es gibt aber Menschen, die sich für den anderen Weg entscheiden und die Zufriedenheit wählen und wenn es das ist, was sie möchten, ist es der richtige Weg für sie." Milan küsste Eretrias Wange und meinte noch, während er sie beinahe fasziniert betrachtete: "Und keine Sorge, man kann nicht lernen, jemanden zu lieben oder sich zu entlieben. Liebe ist ein Gefühl und hat mit Rationalität nichts zu tun. Wenn du dein Herz dazu prügeln musst, jemanden zu mögen, dann ist es keine Liebe."

Schließlich küsste er Eretria noch einmal und sagte leise in ihr Ohr: "Weine nicht, sonst ist es mit dem Glück gleich vorbei." Er fuhr liebevoll mit einer Hand über ihren Rücken und hoffte, sie werde sich beruhigen, denn es gab bis auf ihr Weinen nur noch eine Sache, die er noch schwerer ertragen konnte und die lag zum Glück nur in seinen Träumen verborgen. "Bei den zwei Monden, ich finde es schlimmer, dich weinen zu sehen, als meine eigene Mutter." Ob diese Worte wirklich an Eretria gerichtet waren, konnte sie nicht genau sagen. Vielmehr schienen sie Milans gerade gewonnene Erkenntnis zu unterstützen.
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #910 am: 10.09.2010, 19:02:05 »
"Ich meine, ich wünsche euch ja das Beste und das euer Glück bis zum Ende hält. Aber naja, es erscheint mir ein wenig vorschnell gleich den Schluss zu ziehen, dass eine Heirat notwendig ist." Antwortet Mika, die langsam einsah, dass sie länger hätte überlegen sollen, bevor sie ihren Mund öffnete.
Die Nachwirkungen, die ihre unüberlegten Worte nach sich zogen, waren aber andererseits auch schon wieder ein Beweis dafür, dass Eretria und Milan sehr zügig unterwegs waren und vielleicht nicht alles durchdacht haben. Denn angesichts der Schwere ihrer Entscheidung, hatten sie kaum mehr Gedanken verschwendet, als Mika bei ihrer Wortäußerung. Aber darauf rumhacken brachte nichts.
"Man kann ja erstmal schauen, ob das Ganze wirklich perfekt ist, wenn es schon keinen Nutzen aus der Sache zu ziehen gibt." Schiebt die Bardin nach einigen Sekunden nach, obwohl sie einen großen finanziellen Hintergrund sah. "Aber ich will euch nicht weiter reinreden. Ich habe euch gewarnt. Mehr kann ich nicht tun.
Und es tut mir leid, dass ich dabei vielleicht nicht ganz den richtigen Ton getroffen habe. Entschuldigung."


Nachdem Mika die Diskussion von ihrer Seite aus abgeschlossen hatte, dachte sie kurz nach und an das Haus, in dem sie gerade saß. Schnell kam sie dabei zu folgenden Schluss: Dieser Palast wäre für Mika Grund genug, um sofort und auf der Stelle Milan zu ehelichen. Sie hätte überhaupt keine Hemmungen. Sie hätte sich das gut überlegt. Milan war liebenswürdig. Ein wenig naiv manchmal und viel zu wankelmütig, aber daran konnte gearbeitet werden. Milan war noch jung und formbar - wahrscheinlich würd Eretria ihn sich auch noch zurechtbiegen. Außerdem hatte sich der junge Mann in den letzten Tagen gehörig zum Positiven verändert. Anderenfalls hätte Mika auch niemals dafür gestimmt, dass Milan in der Gruppe das letzte Wort haben darf.
In den Augen der Bardin, wäre Milan ein perfekter Ehemann für sie. Das Problem war nur, dass sich Eretria ihn schon unter den Nagel gerissen hat. Schon zu Zeiten, als Mika nur ein müdes Lächeln für Milan übrig hatte.
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #911 am: 11.09.2010, 20:31:22 »
Eretria erholte sich tatsächlich durch den Trost ihres Verlobten von den ungehobelten Worten der Bardin. Der Priesterin war überhaupt nicht klar, was Mika antrieb, als sie nicht aufhörte nach dem 'Nutzen' von Liebe zu fragen. Noch weniger verstand sie, warum die Frau, die ungefähr im Alter von ihr und Milan war, der Meinung war mit altklugen Hinweisen daher kommen zu können.
Nun löste sie sich von Milan, wobei sie diesen dankbar anlächelte. Doch das Lächeln verschwand von dem Gesicht als sie sich Mika zuwendete.
"Mika, du tust gut daran einfach zu schweigen.Weder bin ich ein 14-jähriges Mädchen, noch ist Milan eine Liebelei von mir. Es  ist traurig, wenn du nicht erkennst, was Liebe ist. Tue uns allen einen Gefallen und äußere dich nicht mehr zu Dingen, von denen du nichts verstehst. Vielleicht mag es dich überraschen, aber der einzige Nutzen, den ich von dieser Verbindung habe ist, dass ich mit dem Mann den ich über alles Liebe meinen Licht und meinem Schatten zusammen sein werde."
Die Frau schien sich wieder etwas besser im Griff zu haben, als dies zu Beginn dieser Auseinandersetzung war. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass eine Freundin, jedenfalls hatte sie Mika dafür gehalten, so massiv gegen diese Verbindung war. Es war offensichtlich, dass Eretria von Mika enttäuscht worden war.

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #912 am: 11.09.2010, 23:58:00 »
Mika sagte nichts. Sie musste ihren Mund auch nicht öffnen, denn der Blick von ihr war ausdrucksstark genug. Während die Bardin zuvor nur das Spektrum zwischen Erstaunen und ernsten Bedauern ausgeschöpft hatte, wirkte sie nach den Worten von Eretria auch ziemlich angefressen. Die Augen von Mika würden zwar nicht töten, wenn sie könnten, aber Eretria einen heftigen Hieb ins Gesicht verpassen.
Liebe ist nicht alles und wie Milan festgestellt hat, ist sie nicht rational. Also halt deine Schnauze, wenn du selbst keine Ahnung hast. Waren die Worte, welche Mika auf der Zunge brannten. Aber die Bardin hatte sich zumindest soweit unter Kontrolle, dass sie sich davon abhalten konnte, so tief zu sinken, wie es Eretria gerade getan hatte. Du musst auch noch viel lernen, zum Beispiel, dass man niemanden auf dem Kopf spucken sollte, der über einen steht. Man trifft dabei meist nur sich selbst.
"Milan durchsucht das Zimmer seines Vaters. In Ordnung. Und was macht der Rest?" Fragte Mika und schaute Milan mit unheilvoll funkeldnen Augen an.
Wieder lagen der Bardin Worte auf der Zunge und es war ihr einen Moment lang anzusehen, dass sie noch etwas sagen wollte. Doch soweit kam es nicht, denn der Mund schloss sich noch rechtzeitig.
« Letzte Änderung: 12.09.2010, 11:48:07 von Mika »
Mehr als du glaubst.

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #913 am: 12.09.2010, 02:22:35 »
Milan seufzte ein wenig gequält und sah Hilfe suchend zu Waldemar, Beldin und Calfay, die sich sonst mit so großer Vernunft auszeichneten und nun aber doch lieber schwiegen und sich aus der Angelegenheit heraus hielten. Auch dass Mika ihn anfunkelte, löste in Milan nur Ratlosigkeit aus. Dann aber lachte er leise und meinte: "Ich bin erstaunt, wie bemüht du bist, uns eine vermeintliche Dummheit auszureden. Die ganze Zeit war ich der Ansicht, dass wir, insbesondere ich, dich wenig kümmern, doch deine Reaktion zeigt mir, dass du ehrlich besorgt bist, wenn auch auf deine ganz eigene Weise." Der Blick, den Milan Mika schenkte, war sanft, fast fürsorglich, man mochte sogar meinen, brüderlich.

Schließlich schien der "Anführer" aber von weiteren Diskussionen in dieser Richtung wenig angetan und griff Mikas Frage zu ihrem weiteren Vorgehen auf: "Allerdings hat Mika gerade die richtige Frage gestellt. Ich habe wirklich vor, das Arbeitszimmer meines Vaters zu durchsuchen. Ihr könnt euch mir gerne anschließen, aber ich weiß nicht, was Tasha und Lémar euch erzählt haben und was ihr bereits vorhattet."
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #914 am: 12.09.2010, 08:05:48 »
Rin beobachtete den Wortwechsel und war froh sich herausgehalten zu haben. Milan konnte solche Dinge viel besser erklären als sie, die sie die Angewohnheit hatte am Ende ihres Nachdenkens zu einem Schluss zu kommen, den sie für den einzig richtigen hielt. Und der war an dieser Stelle dass es weder sie noch Mika etwas anging ob ihre Gefährten sich verlobt hatten. Da die beiden die Verlobung nach ihrem Treffen mit Milans Mutter verkündet hatten war auch davon auszugehen dass diese einverstanden war... Wie auch immer sie es betrachtete, sie fand nichts Anstössiges daran, war jedoch froh als Milan das Thema wechselte. "Wenn du nichts dagegen hast möchte ich mitmachen. Ich kenne mich mit Geschriebenem aus und könnte für dich die Dokumente sichten oder einfach bei der Suche nach Anhaltspunkten helfen." bot sie ihm an.
« Letzte Änderung: 12.09.2010, 08:06:12 von Calfay Rin »

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