Früher Morgen des 5.Flamerule 1373TZ 05:04:48 Baldurs Tor – Taverne „Zum Schiffsbruch“
Die Situation war mehr als gefährlich, da das Zusammenarbeiten der Abenteurer hier einer schweren Prüfung unterzogen wurde. Die Koordination schien noch nicht sonderlich ausgeprägt, sodass bisher nur Cephyron und Thargosz zusammen gewirkt hatten, während der Drow im Hauptraum der Taverne nun alleine kämpfen musste. Sicherlich hatte er sich noch nicht als Verbündeter erwiesen, aber musste man ihn sich auf diese Art beweisen lassen? Andererseits wusste man auch nicht, wie viele Feinde der Drow hatte. Kommunikation und Austausch im Kampf fehlten, sie waren es nicht gewohnt. Das Schicksal hatte eine zu ungleiche Gruppe ausgewählt? Vielleicht wollte das Schicksal - besser Tymora und Beshaba - ihre Zusammenarbeit forcieren mit aller vorhandener Macht und gleichzeitig ihre Geduld und ihre Lebensfäden zerreißen. Die Gruppe war bisher wie die Beziehung der beiden göttlichen Inkarnationen von Glück und Pech.
"Ich halte das nicht mehr aus. Es ist zu viel...", diese schweren Gedanken befielen den Halbling Tamanar, der sich mit den Göttern des Glücks und des Missgeschicks besonders gut auskannte und ähnliche Schlüsse für sich gezogen hatte. Nun der Angriff der Zentarim und dazu noch ein weiteres Wesen, welches sich lediglich von seiner Bosheit lenken ließ und nicht von Nächstenliebe und seinem Verstand. "Wenn du zu lange in den Abyss schaust, schaut der Abyss in dich." Diese kryptischen Worte verlor Tamanar gedankenverloren, aber deutlich lauter, als er eigentlich beabsichtigt hatte, sodass alle diesen Ausruf verstehen konnten. Seine Gefährten konnten sich nicht bewusst darüber sein, dass es Tamanars Abschied war. Noch bevor jemand reagieren konnte, sprintete der Halbling in das nächste Zimmer und mit einem Klirren wurde sein Ziel klar. Der Halbling kehrte der Gruppe den Rücken zu. Seine letzten Worte zu seinen ehemaligen Kampfgefährten schienen noch im Raum zu hallen. Hatte der Halbling geglaubt, dass er, wenn er zu lange bei dieser Gruppe blieb, seinen prophetischen Traum wahrmachen müsste, weil diese Gruppe ihn korrumpieren würde?
Der Zeitpunkt der Flucht hinterließ freilich einen bitteren Nachgeschmack. Das zweite Klirren des Fensters schien die Zeit wieder einzufangen, nachdem Brummbär seinem Meister gefolgt war.
Zwillingsherz rappelte sich umständlich auf und schaute um sich. Von hier aus sah er mehr als von oben, ob das nun besser war oder nicht, blieb abzuwarten. „Verdammt, wo ist meine Axt, wenn ich sie brauche” Jemand der sich ihm nähert würde zu spüren bekommen, dass Zwerge nicht umsonst die besten Schmiede waren.
Doch es näherte sich keiner der Feinde, da die Hauptgruppe der Zentarim nicht zu ihm vordringen konnte, der Flammenkrieger blockierte mit wütenden Schlägen den Weg, jedoch sah der stolze Zwerg, dass gerade einmal drei Meter westlich von ihm ein weiteren Zentarim stand, welcher missmutig in das Loch über ihn zielte und hoffte, dass der Luftgenasi, welcher von dort aus zauberte, sich eine Blöße gab. Ein arkaner Luftgenasi erschien dem Armbruster wohl gefährlicher als ein unbewaffneter Zwerg.
"Tja Melvaunt wie schmeckt dir meine Faust? Diesmal hast du nicht so viele kleine Lakaien mit wie letztes Mal! Bald wirst du bei deinem elenden Möchtegern-Feuergott in der Hölle schmoren!"
Ein weiteres Mal ließ Thargosz Flammen an seinen Fäusten emporzüngeln, nur um sie gleich darauf Melvaunt um die Ohren zu schlagen. Thargosz war sich sicher, dass von den Anderen aus der Gruppe nicht besonders viel zu erwarten war. Einzig Sturm hatte bisher ernsthaft versucht ihm zu helfen.
Aber der Flammenkrieger wusste sich hervorragend selbst zu helfen, denn Melvaunt war noch immer benebelt von dem kräftigen Schlag an seinen Kiefer, der ihn wanken ließ. So konnte Thargosz sich darauf konzentrieren, seine ganze Kraft in die Schläge zu setzen. Zwar versuchte einer der Zentarim noch bei der Abwehr der Schläge zu helfen und Melvaunt aus der Schlagbahn zu ziehen, doch sein Eingreifen kam zu spät. In einer für den einfachen Söldner zu schnellen Abfolge von Schlägen, trafen zwei brennende Fäuste abermals das Gesicht des Söldners. Mit einem lauten Knacken brauchen beide Jochbeine und wohl auch beide Augenbrauenbögen, während der Söldnerführer nur noch hilflos nach hinten gezogen wurde und ein einfacher Söldner seine Position einnahm, wobei dieser jedoch seine Verteidigung aufgeben musste, was dem Flammenkrieger eine neue Chance zum Angriff bot. Der Flammenkrieger nutzte diese umgehend und verpasste dem Söldner, welcher Gregor in Sicherheit brachte, eine. Dieser Schlag hatte zwar Kraft, musste jedoch ohne Feuer auskommen und traf den Söldner auch nicht perfekt, sodass dieser sprichwörtlich mit einem blauen Auge davonkam.
“Wo bleibt ihr denn, so langsam wird es brenzlig da unten!“, rief Cephyron zu den anderen, als er noch immer nicht sah, dass jemand Thargosz zu Hilfe geeilt war. Er selbst spürte durch ein seltsames Gefühl, dass die Verbindung zu seinem celestischen Verbündeten bereits wieder gekappt war und der Hund diese Ebene wieder verlassen hatte. Er stieß einen auralen Fluch aus und überlegte sich eine neue Taktik. Die Schutzzauber, mit denen er Thargosz hätte helfen können, benötigten leider eine Berührung mit diesem, also fielen diese vorerst weg. Zeitgleich dachte er auch schon voller Sorge an den nächsten Tag, denn die Zauber, die er jetzt verbrauchte, hatte er da nicht unbedingt wieder zur Verfügung. Der Zeitpunkt des Angriffs war einfach ärgerlich. Doch was nützte die Sorge um den kommenden Morgen, wenn sie in dem aktuellen Kampf einen Verlust erleiden mussten? Um Thargosz zu helfen, gab er seine Zauber gerne her.
Cephyron beugte sich, trotz der Gefahr, jederzeit von einem der feindlichen Geschosse getroffen werden zu können, ein Stück weiter vor, um durch das Loch etwas besser die Feinde erkennen zu können. Da sah er die hässliche Fratze, mit der der Flammenkrieger sich bekriegte. ‘Na der sieht ja besonders schön aus‘, dachte sich Cephyron und intonierte bereits den nächsten Zauber. Er fragte sich, wo eigentlich der zweite Zauberwirker blieb, schob den Gedanken allerdings beiseite, denn er würde schon erscheinen. Seine Handflächen leuchteten bereits wieder, als er die Zauberformel wob, und an seinem rechten Zeigefinger, den er auf Gregor von Melvaunt gerichtet hielt, bildete sich eine Energiekugel, die, als er sie entließ, zu einem Strahl wurde, und auf diesen zuflog. Das unfehlbare Geschoss teilte sich auf seiner Flugbahn und schoss dem Feind zu beiden Seiten in die Flanken. Der Luftgenasi holte dann noch seine Armbrust hervor. Er lächelte. Noch war sie ungeladen, aber das würde sich bald ändern.
Gregor von Melvaunt schwankte stark zugerichtet vor sich hin und hatte noch nicht einmal die Zeit gehabt, seinen Schmerz herauszuschreien. Zwar war er nun vor Thargosz Schlägen sicher, was ihn nun dazu verleiten wollte, trotzige Worte trotz seines Zustandes zu verlieren, doch Cephyrons magische Gegenschosse kannten nur einen hilfreichen Leibwächter, den berühmten und oftmals enervierenden Schildzauber. Doch Gregor von Melvaunt war diesem nicht mächtig und ein Schildamulett trug er auch nicht, sodass seine beginnenden Worte zu gequälten Schmerzensschreien wurden, welche in einem gespuckten Blutschwall endeten, ehe er vor Schmerzen und aufgrund der schweren Kopf- und Hüftverletzungen endgültig bewusstlos zu Boden ging.
Seine Söldner versuchten sich nichts ermerken zu lassen und hackten mit ihren Schwertern nach Thargosz, doch der Tayaner sah die schlechten und überhasteten Schläge seiner Feinde kommen und duckte sich einmal mühelos weg, während er bei zweiten Zentarim den Arm wegschlagen konnte, sodass der Angriff des Söldners nur eines der leeren Fässer traf. Cephyron hatte nicht so viel Glück. Zwar war der Söldner überrascht, dass der Zauberwirker sich so weit in das Loch beugte, um seinen Feind zu sehen und das magische Geschoss zu wirken, und es dauerte mit seinem Angriff bis der Luftgenasi sich wieder zurückgezogen hatte, doch gerade als der Luftgenasi wieder in die schützende Deckung tauchte, wurde sein rechter Arm von einem Bolzen gestriffen, welcher ihn zwar nur leicht verletzte, gleichwohl verheerende Wirkung hatte. Cephyron sah die leicht grünliche Paste, die an seiner Wunde zurückgeblieben war. Gerade noch schaffte der Luftgenasi es, sich zur Seite zu werfen, weg vom Loch, ehe das Gift schon seine Wirkung entfaltete und Cephyron schwarz vor Augen wurde.
Nun stand Tarator allein gegen drei Gegner im Schankraum. So hatte er sich seine Unterstützung für die Gruppe nicht vorgestellt. Aber es half ja nichts, er musste zusehen, dass er diesen Kampf ohne größere Blessuren überstand, schließlich gab es an diesem Tag noch dreckigere Arbeit zu erledigen.
Also beschloss der Dunkelelf seine physischen Ressourcen mit seinen angeboren magischen zu schützen. Er berührte seine Handarmbrust und hüllte sich so in eine 12 Schritt große Kugel aus Dunkelheit.
Kaum war das Sonnenlicht geschwunden, fühlte sich der Drow wohler. Jetzt wurde zu seinen Bedingungen gekämpft. Er machte sich bereit, der Axt zu begegnen...
Und die Dunkelheit half ihm bei der Begegnung, durch das schwache Licht, welches nun das Morgenlicht ersetzte, fand sein Gegner sich nicht wirklich zurecht, sodass die Axt weit an ihm vorbei ging und wieder nur das Holz der Taverne beschädigte. Die Bolzen seiner Feinde blieben ebenso wirkungslos. Der Drow bewies bereits, dass er alleine hervorragend zurecht kam.
Der Kampf tobte und trotz des Falles von Gregor, welcher zumindest schwer verwundet am Boden lag, schien sich das Blatt ein wenig zugunsten der Männer des schwarzen Netzwerkes gedreht zu haben, denn nun war Tamanar in den Morgen geflohen und Cephyron war von einem Gift ausgeschaltet wurden, was zumindest Gramir sehen konnte, der diesmal wie angewurzelt an der Decke stand und mit offenem Mund Tamanar hinterschaute, welcher aus dem Fenster gesprungen war.
Draußen prasselte der Regen weiterhin und nahm an Intensität zu.