Bevor vor etwa 5000 Jahren die Quori, die Erleuchteten, in Riedra einfielen, bildeten die vier Königreiche Mae-Khree, Sunyagir, Khunan und Lamecha, die heute als Syrkarn bekannt sind, das Herz der 12 Königreiche von Riedra. Der Krieg und gewaltige magische Explosionen ließen die stolzen Städte zu Staub und Ruinen zerfallen. Danach wurde Syrkarn zur Zuflucht für diejenigen, die der Gewaltherrschaft der Erleuchteten entfliehen konnten.
Das Leben in Syrkarn ist einfach. Es gibt keine zentrale Gewalt oder Streitkraft. Syrkans Gebiet setzt sich aus weiten Ebenen, trockenen Steppen und harschen Wüsten zusammen, die von nomadischen Gemeinschaften von Menschen und Eneko durchstreift werden. Die wenigen sesshaften Seelen leben von kaum mehr als dem Ackerbau.
Vielleicht sind all das Gründe, warum die Erleuchteten bis jetzt kein Interesse daran zeigen, Syrkarn zu erobern. Jedoch, man sagt, Vertraute der Erleuchteten durchstreifen Syrkarn und jeder, der offen Magie praktiziert, soll um sein Leben fürchten.

Im Kushtuar Gebirge, am Hang des Athay liegt auf etwa 4000 ft. Höhe das kleine Kloster Haruka. Das Kloster ist ein zurückgezogener Ort. Der Alltag ist von einfachen Arbeiten, Meditation und der Meisterung der Kampfkünste bestimmt. Außerdem haben alle Mönche Zugang zu einer Vielzahl spiritueller Schriften und jeder, der als Novize aufgenommen werden möchte, muss der Bibliothek eine solche Schrift dedizieren. Die tatsächliche Ausübung der magischen Künste spielt auf der anderen Seite nur eine untergeordnete Rolle; viel zu groß ist Furcht davor, die Aufmerksamkeit der Erleuchteten auf sich zu ziehen.
Es wäre allerdings falsch, anzunehmen, dass das Leben im Kloster in freudloser Askese verläuft. Das Mönchtum ist der Weg zum Erwachen. Das Erwachen verläuft in Stufen. Der Novize soll zunächst seine Seele erwecken. Er erlangt Einsicht und Vertrauen in seine Fähigkeiten. Es ist ihm möglich ziellose Bahnen zu verlassen, Glück und Zweifel als oberflächliche Phänomene erkannt, die tiefere Zufriedenheit blockieren. Als Bruder gilt es nun seine Fähigkeiten auszubauen. Die Meisterung seiner Fähigkeiten führt unweigerlich in die Gemeinschaft. Andere werden als Verlängerung des Selbst verstanden. Der Umgang ist geprägt von Güte und dem Wunsch, anderen zu schenken.
In den engen Mauern des Klosters, in selbstgewählter Armut, bei zahllosen Übungsstunden, über alles lieben die Mönche ihre Freiheit. Es ist keine Schande, das Kloster zu verlassen. Tatsächlich ist es sogar üblich, bevor die Novizen-Robe abgelegt wird, für mindestens ein Jahr auf Wanderschaft zu gehen. Die meisten jedoch kehren zurück, nur bestärkt in ihrem Entschluss, den Rest ihres Lebens im Kloster zu verbringen.
Ling kann sich nur schemenhaft an die Zeit erinnern, bevor er Mönch wurde. Er weiß, dass er das fünfte Kind eines syrkanischen Bauern war. Ein wandernder Mönch kam am Hof der Familie vorbei und bat für eine Unterkunft und Mahlzeit auf den Feldern helfen zu dürfen, eine übliche Bitte in der Region, die nicht abgelehnt werden konnte.
Ling war so beeindruckt von den Geschichten des Mönchs, dass er am nächsten Morgen bat, selbst Novize werden zu dürfen. In dieser Region konnte eine solche Bitte nicht abgelehnt werden.
Nun verbrachte Ling seine Jugend im Kloster. Er arbeitete, meditierte und erlernte die Grundtechniken der traditionellen Kampfkünste. Sein besonderes Interesse galt aber dem Studium der Schriften. Er verstand, dass das Land voll von Energie ist und beinahe alles von einem Geist besetzt sein kann, die gut oder böse sein können. In verstaubten Folianten erfuhr er von Drachen, Elementaren, Abberationen und vielen anderen mächtigen Geistern. Zwischen den Seiten fand er auch viele alte Spruchformeln, die die Energien leiten, stärken oder ableiten konnten.
Sein ganzes Denken war von seinem Studium beherrscht. Während der Arbeiten war er unachtsam und in den Kampfkünsten ungelenk. In ihm wuchs der Wunsch, die Magie zu beherrschen und sein Studium fortführen zu können.
Als Ling gestattet wurde, die Novizen-Robe abzulegen, fasste er Mut und bat um eine Wanderschaft. Er hatte Knöteriche gezogen, die die Zukunft vorhersagen. Er wußte, dass er erst dann die innere Ruhe finden können, wenn er gefunden hatte, wonach sein Herz verlangte. Sein Ziel war Khorvaire, wo er die Erleuchteten nicht zu fürchten brauchte. Dort würde er neues Wissen und neue Magie erlangen können. Seiner Bitte wurde entsprochen.

Lings Weg führte ihn zunächst an die Küste. Im Hafen von Ardhmen schließlich konnte Ling ein Schiff finden, das ihn für einige Goldstücke nach Q’Barra übersetzte. In Q’Barra angekommen, kam sich Ling endlos einsam vor. Für einen Moment drohte er an seinem Vorhaben zu zweifeln. Er befragte wiederum die Knöteriche. Die Knöteriche wiesen zu einer Siedlung im Westen des Landes (eine Stadt oder ein Kloster? Im Westen von Q’Barra oder von Khorvair? Und was sollte er dort eigentlich finden?).