Einige Sekunden oder besser gesagt zwei Minuten später, wobei der Aufstieg den Ermittlern selbst wie eine Ewigkeit vorkommt und als würden sie viel zu lange brauchen, erreichen die Ermittler mit letzter Kraft teilweise, da Rennen nicht gerade die Paradedisziplin der Meisten ist, und völlig außer Atem wieder das Erdgeschoss und eilen so schnell sie können nach draußen, da mit großer Sicherheit und Wahrscheinlichkeit auch das Gebäude gleich mit dem unteren Gewölbe zusammen einstürzen wird.
Gerade noch rechtzeitig springen die Abenteurer förmlich zurück auf die verregnete Straße zurück, denn nur zwei Sekunden später stürzt das Gewölbe unter ihnen wohl endgültig ein und nimmt dabei das bereits vorher stark einsturzgefährdete Gebäude mit in seinen Ruin.
Dicke Regentropfen treffen prasselnd die verschwitzte Haut der Ermittler, als sie beim ersten Durchschnaufen bemerken, dass sie wahrlich nur vom Regen in die Traufe geflohen waren, denn nicht weit von ihnen wird der Ring aus Krähen, welche den Markt abgeriegelt haben, von dutzenden wütenden Händlern und Bürgern immer mehr zurückgetrieben.
Im Chor ist mehrfach die Parole:
"Wir wollen hier keine
Stadtwächterschweine!" zwischen den Zwischenrufen, dass die Stadtwächter den Markt wieder frei geben sollen bzw. sich besser um den Schrecken kümmern sollen, anstatt die arme Bevölkerung davon abzuhalten Nahrungsmittel einkaufen zu gehen, zu hören.
Tarrig Heggry hat, wie es aussieht, sich bereits zurückgezogen, denn er ist nirgends zu entdecken, und so bleibt den Ermittlern ebenfalls nichts anderes übrig, als ein zweites Mal in kürzester Zeit ihr Heil und ihr Wohl in einen Flucht zu suchen, noch bevor die Krähen den Marktplatz aufgeben müssen an die Vandalen.
Und so eilen die sechs so ungleichen Abenteurer so schnell sie können durch den strömenden und niemals endenden Regen in Richtung Bezirk der Reichen und Adeligen, da laut Hugy's Ortskenntnissen nicht weit vom Markt sich der Tempel von Pharasma befinden muss, und dies laut Rahu ein gutes und sicheres nächstes Anlaufziel eigentlich sein sollte, um dort vielleicht im Schutz von Pharasma das Ritualbuch genauer zu erforschen.
Doch zur Verwunderung der Gruppe und laut Aussage eines Taugenichts, welcher in der Nähe des Tempels einen Müllberg nach etwas zu essen durchforstet und sich aber für eine Kakerlake
[1] zu Antworten bereit erklärt, macht der Tempel der Todesgöttin nur im Mitternacht seinen Pforten auf und sollte, laut dem Ratschlag des Obdachlosen, auch dann nicht aufgesucht werden, es sei denn "man wäre völlig lebensmüde", was Rahu nicht gerade in Freudentränen ausbrechen lässt.
Aber auch Norna fühlt sich immer mehr unwohl mit dem Buch in ihrem Besitz, denn kurze Zeit später fängt auch hier - in der Nähe des Pharasmatempels - der Boden an zu beben.
Und so macht sich die Gruppe auf der Suche nach einem besseren Ort zur Rast und zur Pause auf und damit in Richtung nächste Taverne oder Schänke.
Zumal im Viertel und Bezirk der Reichen und Adeligen das Essen vielleicht besser und erträglicher ist als in der Wasserleiche gestern.
Wenig später bestätigt sich diese Vermutung, denn die Gruppe findet sich an einem großen Tisch in einer Seitennische der Schänke "Zum Seeochsen" wieder, wobei das Schild draußen vor der Tür einen Stier mit dem Unterkörper und der Schwanzflosse eines Fisches zeigt und damit wenigstens ein kurzes Grinsen und kurzen Kopfschütteln der Abenteurer sich erkämpft.
Das warme frische Bier in Holzkrügen und der Fischeintopf in Tontellern und mit Sauerteig ist dagegen wirklich mehr als nur erträglich, während jedoch die restlichen Gäste eher in die Kategorien: Halsabschneider, Geldeintreiber, Hochstabler, Gauner, Aufschneider, Angeber und Bauernfänger gehören, weshalb die Gruppe sich ja für etwas mehr Geld eine Seitennische hat geben lassen, auch wenn die Gespräche an den Nachbartischen recht amüsant sind und mehrfach zu Gelächter im Schankraum - und damit zu guter Stimmung - führen.
So wird z.B. an einem Tisch gerade geprahlt, wie man einen dummen Ritter verarschen konnte, indem man ihm dank seiner Naivität zu einen Treffpunkt geschickt hatte, wo er "gewaltig von ein paar Straßenräubern und Zuhältern auf die Nase bekam", während man selbst dagegen ihn und seine dumme heldenhafte und "nach einem Paladin stinkende Herausforderung" einfach versetzt hatte und stattdessen lieber "weiter sein Weib betatscht" hat oder Geschichten, wie man als falscher Priester einer Gottheit, welche es gar nicht gibt, an Geldbeutel reicher Männer und den Unterrock von jungen Frauen gekommen ist.
Dumme Witze, Geschichten über mit Äxten bewaffneten Kriegsnonnen der Sonnengöttin und Sprüche gegen Zwerge, Orkblütler und Halblinge, vorallem als die sechs Abenteurer den Schankraum betreten haben, sind jedoch einfach zu viel und würden nur vom eigentlichen Ziel ablenken: Der Erforschung des Ritualbuches und damit der weiteren Jagd auf den Schrecken von Aashügel, was hier wie es aussieht wohl niemanden interessiert.