Retten kann einen nur der Tod...
Eigentlich sollte ihn als gebürtigen Aashügler, also ein in Aashügel geborener Menschen, weder Wasser noch Kälte etwas anhaben, doch Unterwasser sieht die ganze Sache doch dann ganz anders aus - wirklich ganz anders.
Wobei von Sehen hier unten in der Dunkelheit nicht zu reden oder gar daran nur zu denken ist.
Innerlich verflucht er sich selbst, dass er zwar dank Magie unter Wasser atmen kann, aber dafür keine Vorbereitungen getroffen hatte, sich gegen die Kälte zu schützen und um in Dunkelheit sehen zu können.
Eine Erkältung oder eine Blasenentzündung war ihm nun jedenfalls sicher.
Doch wenigstens würde er überleben - etwas, was drei seiner Glaubensbrüder nicht von sich behaupten konnten.
Sicherlich würde er Senen Arlend Hyve am wenigsten eine Träne nachweinen, denn dieser schurkische Trank- und Giftbrauer hatte es nicht anders verdient gehabt.
Außerdem würde sein Tod wenigstens die Ausgeburt von Yog Sothoth nicht weiter stärken.
Wenigstens dafür konnte Rupman Myre dem dummen Jungen und den verhassten Abenteurern dankbar sein, auch wenn in ihm gleichzeitig Neid wächst, dass deren Seelen wenigstens frei sind.
Und das diese selbsternannten Ermittler ihm etliche wertvolle Zauber, Ressourcen und ihn auch noch sein Versteck gekostet haben, und außerdem Schuld daran sind, dass nun sein Zauberbuch als auch sein Ritualbuch sich langsam mit Wasser vollzogen, dafür würde er sie verfluchen.
Bis zum Ende aller Tage...
"Wenigstens bin ich hier unter Wasser ersteinmal sicher!", denkt sich der verrückte Magier, während er den Gedanken darüber versucht zu verdrängen, dass seine Bücher und seine Frisur ruiniert sind.
Erneut denkt er an den dummen Drogenhändler, welcher die Ermittler zu ihm gelockt hatte, während er so schnell er kann weiterschwimmt.
Wie konnte der Zirkel überhaupt einen Magieunfähigen wie ihn akzeptieren und im engeren Kreis dulden?
Wäre Glem Baskerwhel damals nicht gewesen, so hätte der Giftmischer schon sehr viel früher das Zeitliche als Opfergabe zu Ehren der alten Götter gesegnet.
Doch der stinkende Druide Glem Baskerwhel wurde ausgesaugt, genauso Sulm Marshan - seinem Freund und arkanen Blutsbruder vor dem Zirkel der alten Götter.
Yog Sothoth hatte sie binnen Sekunden nach seiner Befreiungen getötet, genauso wie eine handvoll Niedere und Helfer, wobei Glem Baskerwhel sich noch nicht einmal versuchte zu wehren.
"Dieser irre Druide!"Nur er selbst, der dumme Junge und der mächtige Waldur Crove - der Frührer und Hohepriester des Zirkels in Aashügel - konnten sich noch retten.
Doch die Jagd hatte erst begonnen.
Yog Sothoth - der unsichtbare Schatten zwischen den Sternen - würde sie alle finden!
Wenigstens war die Seele des dummen und magieunbegabten Jungen wie schon gesagt nun frei und der Hohepriester würde mit Sicherheit in diesen Minuten von Yog Sothoth ausgesaugt werden - was er wahrscheinlich auch nicht anders verdient hatte.
Nur er - Rupman Myre - würde sich vielleicht nun noch retten und in einer anderen Stadt einen neuen Zirkel aufbauen können.
Seine Seele würde niemand fressen.
Zumindest nicht hier und jetzt.
Deutlich engagierter schwimmt und paddelt der Magier sich selbst durch diese Gedanken anpeitschend durch das lichtlose Nass vor ihm.
Denn auch seine Magie würde bald enden, was allerdings dem mächtigen Magier noch egal ist.
Außerdem würden schon bald seine Arme und Beine vor lauter Muskelkrämpfe und vor Überanstrengung ihren Dienst quittieren.
Und so kommt es, wie es kommen muss: Sein rechtes Bein verkrampft und wird plötzlich völlig taub.
Hastig und langsam vor Angst wirr fluchend, versucht Rupman Myre nach seinem Bein zu packen und die Muskeln wieder warm zu reiben bzw. zu entkrampfen, bevor er noch tiefer sinkt.
Doch es ist der unausgeschriene Schrecken, welcher den Magier trifft und welchen er nicht über die Lippen bringt, als er bemerkt, dass es kein Krampf ist, was sein Bein hat taub und bewegungsunfähig hat werden lassen, sondern eine todbringende Tentakel.
"Yog Sothoth! Du hast mich gefunden! Dann soll es eben so sein! Durch Dich entgeht meine Seele...meine Seele...Seele..."Bereits innerhalb von Sekunden bleich werdend, während seine ganzen Muskeln ihren Dienst beenden, akzeptiert der Magier sein Ende und ist froh, dass es wenigstens nicht körperlich schmerzt.
Zumindest solange es nur sein Fleisch ist.
Als jedoch seine Seele langsam verschlungen wird, bemerkt der Magier, dass er eigentlich die ganze Zeit der Dumme war...