Fünf weitere Tage sollte die Reise Ikaris dauern ehe er am Namida no Mizuumi ankommt.
Es ist spät Nachmittag, Ikari ist von der Reise erschöpft, seine Füße sind geschunden und insbsondere der letzte Tag am Berg hat all seine Reserven gekostet. So schleppt er sich nun dahin, nur seine Eselin mit dem nimmervollen Magen scheint die Reise ohne Beschwerden überstanden zu haben und während Ikari noch mit der Schwere seiner Beine zu kämpfen hat, hat Sora no Onaka bereits die Führung übernommen, als ob sie wissen würde wohin der Weg geht. Als nun die beiden die letzte Serpentine erklommen haben erstreckt sich vor ihnen im feinsten Türkis, klarer als der Himmel an einem unbewölkten Tag, der See der Tränen in seiner einzigartigen Schönheit.
[1][2] Fast vollständig umrandet vom Bergmassiv, liegt er nun zu Ikaris Füßen. Die Reflektion Sonne auf der Wasseroberfläche blendet Ikari, er muss die Hand vor die Augen nehmen um überhaupt etwas aus machen zu können. Der See ist fast komplett vom Fels umrundet und ähnelt einem riesigen Krater. Gut 20 bis 30 Fuß vom Ufer entfernt kann Ikari mehre kleinere Fischerhütten ausmachen, welche auf dicken Holzbalken mitten im See stehen. Die Häuser sind in ihren Grundzügen identisch: 15 Fuß lang und 10 Fuß breit ungefähre Höhe knapp über 7 Fuß, die leicht spitz zulaufenden Dächer sind mit getrocknetem Schilf bedeckt und die Wände sind aus schwarzem Bambus, alle sind umrandet von einem kleinen Steg, der sie auch untereinander verbindet. Ihr einzig offensichtliches Unterscheidungsmerkmal sind die jeweils andersfarbige Fahnen welche an jedem Haussteg auf einem 10 Fuß hohen Mast montiert sind. Am Geländer der Stege hängen mehrere Dutzend, aus feinem Bambus und Schilf gebundene, Käfige welche von Kindern nachdem sie geflickt und gereinigt wurden, aufgehängt werden. Ebenfalls auf den Stegen sitzen die Frauen welche Muscheln reinigen, sortieren und für die Lagerung vorbereiten. Nur an einem der Hausstege hat ein Floß aus dicken Bambusstämmen angelegt die vier anderen Flöße treiben unweit des Seeufers am Schilf entlang. Die Fischer dort kontrollieren ihre Käfige oder haben eine Angelrute ausgeworfen. Auf jedem der Flöße liegt ein besonders langer Bambusstab, den die Fischer benutzen um auf dem See zu manövrieren. In Gedanken versunken, lässt Ikari seinen Blick über den See gleiten, in mehreren hundert Fuß Entfernung kann er ein weiteres Fischerhaus ausmachen, doch im Gegensatz zu den anderen Häusern scheint es auf dem See zu treiben. '
Was wohl der Grund war warum der Bayushi ausgerechnet hier, an einem so friedvoll erscheinenden Ort sterben musste?' Ein lautes Plätschern reisst ihn abrupt aus den Gedanken, Sora no Onaka war ans Ufer gelaufen und hatte begonnen voller Genuß das klare Seewasser zu schlabbern.
Mittlerweile haben einige der Kinder den Yoriki bemerkt, sind von der Arbeit aufgesprungen und starren nun ans Ufer zu Ikari. Ikaris Blick folgt der Uferlinie bis er bei einem kleinen roten Tor halt macht. In der Mitte des Torbogens hängt eine große Glocke deren Seil bis fast zu Boden hängt. '
So scheinen sich also die Besucher für eine Übefahrt an zu kündigen.', denkt sich Ikari und läuft mit seiner Eselin zum roten Tor. In großen Lettern aus dem Holz gesägt steht dort: Die Schönheit der Träne offenbart sich nur demjenigen der ihr Salz schmeck. Ikari leutet die Glocke. Ein heller Klang schallt hinaus auf den See und Ikari kann beobachten wie ein junger Mann bei den Häusern das Floß besteigt und in seine Richtung stochert. Nach zwei bis drei Minuten erreicht sein Floß das Ufer direkt vor dem Tor, er springt vom Floß herunter, verbeugt sich sofort tief und spricht: "Seid gegrüßt Yoriki Bayushi-sama! Ihr wünscht eine Überfahrt? Und wenn ja darf ich euch bitten unser Gast zu sein? Es wäre uns eine unbeschreibliche Ehre."