Kâdir greift in die Fuge unter dem Stein und versucht ihn hochzustemmen, muss aber feststellen, dass der Deckel sicherlich mehr als eine Tonne wiegt. Mit zusammengebissenen Zähnen versucht er die Steinplatte stattdessen wegzuschieben, aber auch da versagen seine Kräfte. Keuchend unterbricht er seine Anstrengungen als Bolmur seine breiten Hände auf den Sargdeckel legt.
Die Muskeln des Nordmanns schwellen an dicke Adern treten hervor, als Bolmur mit gewaltiger Kraft gegen den Stein drückt.
Kâdir mobilisiert ebenfalls noch einmal seine restlichen Kräfte und mit vereinten Bemühungen gelingt es den beiden Abenteurern die Platte ganz langsam und mit steinernem Knirschen vom Sockel zu schieben.
Bevor die Beiden die Platte jedoch vom Sockel werfen können, gebietet ihnen Vaêl einzuhalten um die Deckplatte nicht unnötig zu beschädigen.
Um Luft ringend und mit gerötetem Gesicht lassen Bolmur und Kâdir ab. Der Sarkophag steht nun halb offen und ein modriger Geruch strömt den Helden entgegen als sie sich über die Öffnung beugen. Jemand hat das Grab zur Hälfte mit Erde gefüllt in der sich der Umriss einer mittelgroßen humanoiden Kreatur abdrückt. Enttäuscht über den vermeintlich leeren Sarkophag hält Kalokin eine Fackel in die Öffnung und tatsächlich, am Fußende, verborgen durch die immer noch aufsitzende Deckelplatte befindet sich eine hölzerne Truhe. Mit leuchtenden Augen klettert der Halbling in den Sarkophag und kriecht unter die Deckplatte um wenig später die Truhe herauszuschieben, die von Bolmur sogleich aus dem Grab gehoben wird.
Als Kalokin schon wieder herausklettern möchte, hält er kurz Inne. Ihm ist als hätte er etwas übersehen. Erneut taucht der Halling unter den Sargdeckel ab und fährt mit der Hand über die Steinoberfläche der Innenseite. Neugierig kramt er ein kleines Stemmeisen hervor und kratzt über den behauenen Stein, bis er eine winzige Unebenheit in der Oberfäche entdeckt- eine Fuge!
Mit geübter Hand klemmt Kalokin das Stemmeisen in die Fuge und drückt dann vorsichtig zu. Eine vorher unsichtbare Steinplatte zeichnet sich nun längs des Sarkophags ab.
Die Gefährten schauen sich ratlos an, während sie darauf warten das Kalokin wieder auftaucht. Einige Zeit hören sie nur ein leises Schaben von Metall auf Stein und dann ein dumpfes Geräusch, so als hätte sich etwas im Inneren des Sarkophags gelöst und wäre auf die aufgeschichtete Erde herabgefallen.
Schließlich taucht Kalokin wieder auf. Grinsend hält er Bolmur einen Schwertgriff entgegen und als dieser zupackt und zurücktritt, zieht er einen stattlichen Zweihänder aus dem Grab!
Neugierig betrachtet Bolmur die Klinge, die in einem schwachen Goldton schimmert. Im Heft des Schwertes ist eine strahlende Sonne eingraviert. Prüfend lässt Bolmur das Schwert durch die Luft fahren und ist verblüfft wie gut sie in der Hand liegt. Jeder Streich zieht ein wenig von dem warmen Glanz des Metalls nach sich und ein singendes Geräusch begleitet das Schwert, wenn es die Luft zerschneidet.
Kalokin sieht seinem Gefährte einen Augenblick zufrieden zu, widmet sich dann aber der Truhe, die er mit wenigen geschickten Handgriffen öffnet. Er findet ein kleines Ledersäckchen, dass kostbare Edelsteine enthält, ein paar waldgrüner Seidenhandschuhe, die mit silbernen Stickereien versehen sind, sowie ein unglaublich leichtes Kettenhemd aus einem hell glänzendem Material.
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