Ebenso widerwillig wie Amiras Gebet erfolgt die Reaktion. Für einen Moment scheint es gar, als habe sie bereits jedwede göttliche Unterstützung verwirkt, obschon sie gerade erst aus unbekannten Gründen erworben wurde. Dann spürt sie eine sanfte Wärme, die irgendwo in ihrem Innern entsteht und von dort ihren Arm herab bis in die Wunde fließt, hinein in den Menschen, den zu heilen ihre Obligation ist.
Das Gebet manifestiert sich in einem blauen Schein, in dessen Licht Wundränder zusammenwachsen, Blut verkrustet, Gewebe regeneriert und beschädigte Organe geschlossen werden. Es fühlt sich sehr angenehm an, obwohl es sie sich auf der Stelle schläfrig fühlen lässt. Für den Kapitän scheint es wesentlich unangenehmer, presst er doch stöhnend die Kiefer aufeinander. Seine Untergebenen murmeln Stoßgebete, während sie zusehen.
Vier Augenpaare richten sich auf seine Seite, als das Leuchten vergeht. Von einem Einstich ist nichts mehr zu sehen. Geblieben ist lediglich eine schmale Narbe
[1]. Vom Einfluss irgendeines „bösen“ Gottes war nichts zu spüren. Die haarige, äußerst streng riechende Armbeuge sieht zutiefst menschlich aus. Das einzige Rot rührt von dem vertrockneten Blut her, das lange Bahnen hinab bis zum Gürtel gezogen hat.
„Ich schulde Euch meinen Dank!“, brummt der alte Seemann, während er den Arm wieder senkt. „Wenn Ihr etwas benötigt, nennt es mir und ich werde sehen, was sich machen lässt. Doch für den Moment brauche ich Ruhe! Männer, geleitet die Dame zurück auf ihr Schiff!“
Draußen begrüßen sie die Blicke gleich zweier Mannschaften. Die Matrosen an ihren Seiten nicken ihren Kameraden zu, die sich merklich entspannen. Ihre Mienen werden gleich viel freundlicher. Einer hält ihr fragend seinen ledernen Flachmann hin. Die Armand wirken ebenso positiv überrascht, auch wenn sie es nicht derart offen zeigen. Stattdessen klopfen sie leicht mit ihren Krallen auf die Reling.
„Gut gemacht!“, raunt ihr jemand von der Seite zu. Als sie sich nach der Stimme umdreht, schaut sie direkt in das rundliche Gesicht des fremden Magisters.