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Autor Thema: Das liederliche Spiel  (Gelesen 88496 mal)

Beschreibung: IC-Thread

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Mako Jinsei

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Das liederliche Spiel
« Antwort #195 am: 28.03.2011, 16:29:01 »
Mako blieb noch eine Weile beeindruckt sitzen, nachdem die Präsenz der Erde verschwunden war. Unbewusst hatte er immer wieder sein Instrument angeschlagen und die Klänge füllten die Leere, die Erde hinterließ.
Da fiel dem Barden etwas auf: wenn er einige bestimmte Akkorde im richtigen Rythmus und der korrekten Dynamik spielte, könnte er...
Aber warum war ihm dies vorher nie aufgefallen? War dies ein Abschiedsgeschenk von Tŭsama, weil ihr die Musik gefiel? Oder konnte er es schon die ganze Zeit nur jetzt hatte er den Kniff herausgefunden? Bei der nächsten guten Gelegenheit muss es ausprobiert werden.
Er übte noch ein wenig auf der Yueqin neue Melodien, bekam aber hauptsächlich Dissonanzen. Als er müde wurde legte er sich einfach auf den Teppich und spielte eine einfache Schlummermelodie, mit der er sich selbst in den Schlaf wiegte.

Tief in der Nacht schreckte er hoch. Er hatte geträumt von einem gewaltigen Erdrutsch erschlagen zu werden, an den Rest des Traumes konnte er sich nicht erinnern, aber er meinte jemanden gesehen zu haben, der auf der Erdmasse stand, die ins Tal hinab raste.
Er stand auf um in seiner Zelle weiter zu schlafen.
Viel Schlaf bekam er allerdings nicht, da er schon bald geweckt wurde und sich hoher Besuch ankündigte.
Mako setzte sich im Bett auf und lauschte dem Angebot des Generals. Er wusste nicht ob er wütend auf diese Unverschämtheit sein sollte, oder amüsiert über den Glauben des Generals, dass einer der Gefangenen sein Angebot annehmen würde. Er entschied sich abzuwarten und zu horchen ob einer seiner Mitgefangenen das Wort an den Gast richten würde.
"An einem edlen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter." -Konfuzius

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #196 am: 29.03.2011, 13:01:26 »
04.01.1042 - Tag des Takin - Morgen

Die Schritte hielten inne, die Sporengeräusche verschwanden, wenn Chuang Qi überhaupt noch lief, dann auf dem Teppich. Er hielt im Anschluss an Hongs Worte inne, und antwortete gleich im Anschluss, ohne lange Bedenkzeit. Es schien, als hätte er sich auf dieses Gespräch vorbereitet oder er war etwas sorgloser in seinen Antworten als andere Höflinge.
"Ich verweist auf die Unfähigkeit der Gebrüder Gan. Dabei solltet ihr euch schelten." Man hörte das Entrasten der Bolzenschussgerätschaften, die man der Einfachheit halber Armbrüste nannte. Die Bolzen wurde scheinbar entnommen, die Armbrüste ware entspannt. "Es ist sicher, dass Oda Zektau und Zhào Làn gestorben sind und es scheint auch sicher, dass sie durch ihre eigene Hand gestorben sind, aber es ist nicht so einfach, wie es aus eurem Munde klingen mag, Hong gil-Dong." Die Armbrüste rasteten wieder, neue Bolzen wurden aufgelegt. Er schien irgendetwas zu planen[1].
"Es ist eine Leichtigkeit zu erkennen, dass sie tot sind, aber warum sie gestorben sind, könnt ihr das im Detail beantworten?" Hong und Xū Dǎnshí konnten sich geradezu vorstellen, wie der inzwischen betagte General ein breites, süffisantes Lächeln aufsetzte. Süffisanz, sie war ein typisches Zeichen dieses Mannes. Seine Stimme zeigte jedoch kein Zeichen von Selbstgefälligkeit oder den damit häufig verbundenen Spott, sie behielt ihren fordernden, forschen Ton. "Am Hof kursieren nicht ohne Grund die Meinungen darüber, dass es nicht nur alleine der Druck der Situation sein könnte, welche die beiden in den Tod getrieben haben. Es könntet auch ihr oder einer von euch gewesen sein, der dermaßen Druck ausgeübt hat. Ihr unterliegt trotz eures Kerkeraufenthaltes bei weitem nicht der Aufsicht eines höheren Beamten. Wir können nicht mit Sicherheit wissen, was ihr hier unten treibt, aber Shǎzi hat bestimmt, dass ihr das unter euch ausmachen müsstet im Normalfall. Und Shǎzi hat deswegen wahrscheinlich nicht den Nerv, euch auch nur ein einziges Mal zu besuchen." Man hörte ein kurzes Geraschel und gezwungen leise Schritte, als würden die Schützen ihre Position verändern. "Ich will gar nicht so anmaßend sein, und dem möglichen Mörder von euch, diese Expertise zugestehen, dass er die mehr oder weniger ungestörte Ruhe nutzt. Aber wer weiß, wer von euch magische oder gar psionische Kräfte verbirgt und damit die anderen in den Selbstmord getrieben hat? Die Gan haben durchaus von der musischen Magie eines Mako Jinsei berichtet. Vielleicht lässt das Spiel mit der Yuèqín[2] auch solche Kunststückchen zu?" Die Armbrustschützen waren in Position und verharrten wieder in stoischer Ruhe, auch Chuang Qi bewegte sich scheinbar nicht vom Teppich runter.
"Sollte man auch nur in Betracht ziehen, dass ihr über solche Mächte verfügt, bliebe das Ehrenwort eines Generals eure einzige Chance. Oder anders ausgedrückt. Wenn ein Bekenntnisschreiben aufgefunden worden wäre, nach eurem Umgang mit den Gan, dessen Niederlegung keiner mitbekommen hat und welches in einem Raum voller Verbrecher entstanden ist, wäre die Glaubwürdigkeit dieses Schriftstückes schlichtweg zu bezweifeln. Das Gefühl des Zwanges würde sich den entsprechenden Personen aufzwingen. Ich zwinge euch lediglich dazu, in euren Zellen zu bleiben, zu meiner und zu eurer Sicherheit. Aber ob ihr euch füreinander opfern wollt, also ob einer von euch sich unter Umständen für den Täter opfern will oder der Täter sogar doch noch etwas Edelmut auf seinen letzten Metern lebt, das überlasse ich allein euch."

Eine kurze Pause. Wieder die Umstellung der Schützen.
"Ihr mögt denken und sagen, dass mein Angebot unaufrichtig ist, aber auch diese Bewertung überlasse ich euch. Jeder, der meinen Ruf kennt, weiß, dass ich ein Mann meines Wortes bin. Mein Ehrenwort wird also reichen, um eurem Geständnis genügend Gewicht zu geben, dass man diesen Worten am Hof Glauben schenken wird. Ich habe auch gesagt, dass ihr euch schelten müsstet, denn es ist eigentlich, nach Shǎzi, an euch euch, dieses Dilemma aufzulösen. Ich jedoch möchte euch dabei auf unorthodoxe, aber effektive Weise helfen. Also hat Hong insofern Recht, dass die Gan den dritten Toten nicht nutzen werden, aber der dritte Tote wird dem Reich, welches endlich weitermachen kann, und den Mitgefangenen, welche endlich vom Blutgerüst springen können, nützlich sein. Ich gebe euch nochmal fünf Minuten der Bedenkzeit, dann läuft mein Angebot aus und ihr müsst hoffen, dass ihr den Mörder unter euch findet. Ihr und das Reich müsst dann aufgrund eures Egoismus darben."
 1. Motiv erkennen-Wurf und Willenswurf gegen Einschüchtern (denkt daran, dass eure Stufe als Bonus bei diesem Wurf gilt). Beides SG 15
 2. Yueqin
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Xū Dǎnshí

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« Antwort #197 am: 02.04.2011, 01:01:12 »
Unruhig lag Danshi auf seiner Pritsche und lauschte dem Angebot des Kaisersohns. Ja, tatsächlich hatte auch er schon darüber nachgedacht, sich für seine Genossen zu opfern. Sein Geständnis würde zwar seinen Tod bedeuten, doch man musste bedenken, dass Danshi schon alt war, er schwer lungenkrank und des Hochverrats angeklagt war. So oder so, es gab keine Möglichkeit für ihn, das Gefängnis lebendig zu verlassen. Er war sich dessen auch vollkommen bewusst und hatte seinen Tod akzeptiert. So hatte er bis jetzt jedenfalls gedacht. Doch nun, in dieser Situation, in der er die Möglichkeit hatte, spürte er, wie sich eine altbekannte Regung in im breit machte und sein Denken vernebelte. Angst! Er spürte, wie die Angst in ihm hochstieg. Es war die Angst vor der Hinrichtung - einem langsamen und qualvollen Tod.

"Du törrichter alter Narr!", schallte er sich. "Hast Du wirklich geglaubt, alles Greifen und Anhaften überwunden zu haben? Glaubtest Du wirklich, dass Du die Furcht vor dem Tod überwunden haben könntest? Du, der nicht einmal einen Meister hast? Du Narr! Allein schon das Treten der Armbrustschützen macht Dich nervös! Er wischte sich mit der schweißnassen Hand über das Gesicht und das Salz brannte ihm in den Augen. Die Wahrheit, die er sich gerade eingestehen musste, war überaus schmerzhaft. Weißt Du, was der Tod für Dich bedeutet hat? Es war eine weiterer Windung Deines Sem[1]. Du hast Dich mit den Lehren auseinandergesetzt und Dein Sem sagte, 'Toll! Das wird interessant werden!' Du hast meditiert und Dein Sem sagte, 'Hmm, mal richtig zu sich selbst finden!' Du hast Dir gedacht, dass Du für eine gute Sache sterben wirst und Dein Sem sagte, 'Wunderbar! Die Leute werden sich an Dich erinnern!' Nun liegst Du hier und fürchtest Dich im Angesicht des Todes. Der Trick Deines Sem wird nicht aufgehen und nun versucht es Dich zur Umkehr zu zwingen.

Tatsächlich zitterte Danshi nun am ganzen Körper. Selbst wenn er sich überwinden könnte, er würde nun keinen Ton hervorbringen, sich eher auf die Zunge beißen. Seine Gedanken überschlugen sich. Er dachte an die Vergangenheit, an Lin-Lin[2] und seine Kinder im Exil. Er dachte an Cui Bao und an grüne Weideflächen und die Reisfelder in der Blüte. Und, entgegen aller Vernunft, drang der pure Überlebenswille in ihm hoch. Das Sem, dass ihm verführerisch einzureden versuchte, dass es Grund zur Zuversicht gab, wenn man nur hoffte.

Du Narr! In Wahrheit bist Du der Erleuchtung kein Stück nähergekommen! Auch als Du noch Soldat warst, dachtest Du, keine Angst vor dem Tod zu haben. Du glaubtest, mutig zu sein, doch tatsächlich war es nur die Auswegslosigkeit der Situation und die Unübersichtlichkeit der Schlacht, die das wache Bewusstsein vernebelt und einen wie ein Automat handeln lässt. Du glaubtest Dich unbesiegbar - und dann lagst Du weinend und um Dein Leben bettelnd in diesem brennenden Haus.

Einige Sekunden verstrichen, bevor er es schaffte, sich auf die Bettkante zu setzen. Seine Brust schmerzte stark und er konnte kaum sagen, ob es seine Lungen oder seine Beklemmungen waren, die die Schmerzen auslösten. Er keuchte. Alter Danshi. Du hast noch nicht abgeschloßen. Du hast noch nicht abgeschloßen...

Die Worte des Kaisersohns streiften nur noch die Ränder seines Bewusstseins.

 1. Der gewöhnliche, anhaftende Geisteszustand im tibetischen Buddhismus. Der Gegensatz ist Rigpa, die bewertungsfrei betrachtende Intelligenz des Geistes, die Buddhanatur.
 2. seine Frau
« Letzte Änderung: 02.04.2011, 01:16:23 von Xū Dǎnshí »

Hong Gil-dong

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« Antwort #198 am: 02.04.2011, 18:55:13 »
Zorn sprudelte in Hong hoch. Wieder das Gefasel eines Kaisersohns, eines Generals, von jemanden, dessen geistiger Horizont durch den Hof beschränkt ist, der nicht weiter sieht wie der Silberlöffel in seinem Mund. Ein Faustschlag gegen die Wand liess eine Welle des Schmerzes seinen Arm hinauf laufen und die Wut aus dem Kopf spühlen. "Bei einem Schriftstück das gefunden wird ist der Zwang offensichtlich, doch wenn ein General Armbrustschützen in den Raum und still das Leben bedroht, ist kein Zwang zu erwarten. Denn der Schlächterfügt Hong in Gedanken hinzu der General steht da mit seinem Ehrenwort". 'Ein Wort wird versprochen um die Lüge zu stützen und es wird Ehrenwort genannt.' "Doch sagt mir eines, General des Nordens. Was passiert wenn ein Geständnis in eine bestimmte Himmelsrichtung gerufen wird. Für zwei Richtungne liessen wir die gleiche Gelegenheit verstreichen und haben noch Zeit für eine vierte. Wieso sollten wir nicht auf die letzte warten?"
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Lu Chieng

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« Antwort #199 am: 02.04.2011, 19:02:08 »
"Was wohl derjenige bekommt, der den Mörder identifiziert?" schoß es Lu Chieng durch den Kopf, er dachte nicht an die Insassen sondern vielmehr an die Besucher des Hofstaates.

"Für die Söhne des Kaisers wäre es von unendlichem Wert derjenige zu sein, der den wahren Mörder fände. Er würde Weisheit und Intelligenz beweisen und wäre vielleicht in der Lage seine Position am Hofe zu stärken." - Aber diese Gedanken führten ihn nicht weiter.

Ein wenig erschrok er als er hörte wie es Hong Gil-dong wagte mit dem Kaiserssohn zu sprechen, dabei sprach er doch nur, was auch Lu Chieng durch den Kopf ging.

"Vielleicht hätte sie uns das Angebot unterbreiten sollen bevor der Gnom starb, vielleicht hätte er die Schuld auf sich genommen wenn sein Gewissen so belastet war, dass er sich selbst richtete. Vielleicht..... müßig."
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Menthir

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« Antwort #200 am: 02.04.2011, 22:22:53 »
04.01.1042 - Tag des Takin - Morgen

Der Kaisersohn betrat mit den Sporen wieder den kalten, roten Steinboden; ein größerer Widerhall, er war mit etwas mehr Kraft aufgetreten. Doch die Sporen eines jeden Stiefels erklang exakt einmal, dann stand er wieder still.  Der Kaisersohn schien irgendwas zu machen oder seinen Männern zu deuten, denn die Armbrüste wurden wieder entladen. Die Tür öffnete sich und während die Schützen wieder abzogen, sagte der Kaisersohn.
"Hong gil-Dong. Auf der einen Seiten seid ihr der Einzige gewesen, der den Mut hatte, mir mit Worten zu begegnen, auf der anderen Seite gebt ihr euch infantil oder taub. Ich habe euch eure Frage bereits beanwortet und ich erkenne, dass ihr unwillig seid. Es ist ein seltenes Trauerspiel, aber ich kann daran nichts ändern." Die Schritte des Kaisersohnes sind zu hören, er bewegt sich zur Tür.
"Der Edle leitet mit seiner Vernunft seine Sinnlichkeit und sieht den wahren Mut in der unerschütterlichen Ausübung der Pflicht. Der Gemeine lenkt mit seiner Sinnlichkeit seine Vernunft und sieht in Rücksichtslosigkeit den wahren Mut. Darum heißt es: Wer nicht murrt, wenn er zurückgesetzt ist, dem mag man folgen, wenn er hochkommt.[1]
Das Quietschen der Tür kündigte an, welche der beiden Türen er benutzte. Es war jene, welche Boss so unsanft behandelt hatte, sie mochte fast geschlossen sein, als der Kaisersohn noch ein paar Worte sprach.
"Das Reich wird euch in Erinnung behalten als jene, die zögerten, als sie die Wahl hatten, Millionen von Menschen vor dem Bürgerkrieg zu bewahren. Euch wird man als Inkarnation der Yaoguai[2] in Erinnerung behalten. Oder vielleicht als Taowu[3]." Das erste Mal klangen die Worte des Kaiserssohns nicht militärisch, sondern resignierend und fast schon ein wenig empört, mit einem Einrasten war die Tür verschlossen.

Eine Weile blieb es still in der Kammer der Denunzianten, nicht einmal die Dienerin war gekommen, nachdem der Kaisersohn, in seinen Absichten enttäuscht und wahrscheinlich verstimmt, gegangen war. Noch immer mochte ein wenig nachhallen, dass er sie Yaoguai genannt hatte. Während der Zeit in der Gefangenschaft im kalten, roten Stein, erschien es eine Art geflügelte Beleidigung oder Annahme zu sein. Jeder, der den Ansprüchen der anderen Person nicht genügte, wurde als Dämon bezeichnet und oftmals wurde die Erklärung angeführt, dass der damit Gemeinte nicht mit dem Sinnen der Gesellschaft und der Kultur übereinging. Manche mochten Recht haben, andere nicht. Wo lag die Wahrheit? Vielleicht war auch diese Frage müßig, denn welchen Stellenwert hatte die Wahrheit noch, wenn Chuang Qi willentlich in Kauf nahm, dass er den falschen Mörder hinrichten ließ? Es konnte für die Verschlagenheit des Kaiserssohnes stehen, aber andererseits konnte dies auch bedeuten, dass nicht immer die Wahrheit entscheidend war, um etwas zu lösen. Eine Frage, die sich jeder Gelehrter stellte, und sicherlich auch hier nicht zur Gänze zu beantworten war. Eindeutig war, dass die Denunzianten in Versuchung geführt werden sollten und das Motiv war jenes der Kultur. Vielleicht war es aber auch nur eine Prüfung, um herauszufinden, welcher Denunziant ein Barbar im Herzen war und wer nicht?
Mit dem Schließen der Tür war zumindest klar, dass diese Fragen keine unmittelbaren Antworten für den Moment erhalten würden.

04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Es mochte eine ganze Weile vergangen sein, seit Chuang Qi den Raum verlassen hatte, da öffnete sich die Tür wieder. Doch bevor sie sich irgendwie vorstellen konnte, entwich ihr ein erstauntes und überraschtes "Oh!" Die Gestalt bewegte sich und machte auf sich aufmerksam. "Ich bitte um Verzeihung für mein schnelles und ungefragtes Eintreten, aber ich wollte kein großen Tumult durch mein Auftreten verursachen." Es war eindeutig ein Mann, seine Stimme glich, das fiel gleich auf, irgendwie einem Gebirgsbach, klar und flüssig. Sie stoppte nicht und sprach ein wenig akzentuiert, jedoch formschön und geschwungen. Hong erkannte sie sofort wieder. Sie gehörte Qiānbēi Irindiil. Der Mann hatte einen Ruf, der besagte, dass er ebenso stur wie ein Zwerg war und niemals von seinen Ansichten abwich, so er einmal von ihnen überzeugt war. Für jene, die ihn nicht kannten, mochte Sanftheit und Überzeugung nicht zusammenpassen, wobei Xū Dǎnshí sicherlich dort die Erziehung des alten Hofes wiederkannte.
"Ich habe gerade mit Schrecken erkennen müssen, dass das einzige Stück Natur in diesem Raum Ùldna[4] anheim fällt. Wie bitter diese Tage doch nicht nur für mein Volk sind." Die Tür wurde sanft geschlossen. "Jetzt muss ich ein zweites Mal um Verzeihung bitten.", diese Worte sprach er direkt im Anschluss, begleitet von dem Ertönen eines metallischen Geräusches. "Mir wurde dieser Speer aufgezwungen, obgleich es nicht meine Art ist, einem Unbewaffneten mit einer Waffe entgegenzutreten, so er kein Monstrum ist." Die Stimme hielt inne, die Figur schien sich auf den Teppich niederzusetzen.
"Roter Marmor, das überrascht mich. Mein Volk erzählt sich, dass die Zwerge diese besondere Art des Steins abbauten. Es war einstmals weißer Marmor in den Silberschwanbergen, einem ganz kleinen Gebirge im Norden des Landes, nicht mehr als eine Kette längst erloschener Vulkane. Eines Tages erhob sich der Drache Rokk über das Gebirge und beanspruchte es für sich, wie er alle Gebirge im Süden des gestorbenen Landes beanspruchte. Mit Elefanten zogen die Diener Rokks über das Land und versuchten das Gebirge zu besetzen. Doch die Zwerge des Clans Skarnog, welche in diesem Gebirge leben, kannten das Geheimnis von Bashe[5]. Bashe war angeblich eine riesige Schlange, welche Elefanten fraß, und wie der Zufall es so wollte, waren die Elefanten die geheiligten Tiere des Rokk. Es hieß, die Schlange habe noch eine alte Schuld bei den Skarnog gehabt und diese löste sie am Tage des Angriffs ein. So viele Elefanten samt Kriegern vertilgte und tötete sie, dass das Blut in großen Seen in den Steinbrüchen der Zwerge stehen blieb. Das Blut soll den Marmor rot gefärbt haben. Heute sind die Steinbrüche längst abgebaut und dieser wunderschöne Marmor ist fast in Vergessenheit geraten, nur in den Hallen des Skarnogclans und in Tzanhian lassen sich noch Räume, Gebäude und Gegenstände aus diesem Marmor finden."
Der Elb räuspert sich.
"Aber was erzähle ich Geschichten, die ihr vielleicht gar nicht hören mögt. Setzt euch doch zu mir."
Nach dem General wieder ein deutlich höflicherer Besuch. Qiānbēi Irindiil[6] sah fast wie ein Mensch aus, nur seine Gesichtszüge waren etwas länger, seine Augen noch etwas mandelförmiger. Sein Aussehen war dem Hof perfekt angepasst, auch wenn er im Gegensatz zu vielen ein fast schön glänzenden Seidenweiß trug, seine dunklen Haare waren ein deutlicher Kontrast dazu. Auch das unterschied ihn von den meisten Elben, seine dunklen, fast ebenholzfarbenen Haare. Aber auch die waren dem Aussehen Chuangs angepasst. Keine schwarzen Haare zu haben, galt als barbarisch. Nur Barbaren hatten braunes, rotes oder gar blondes Haar. Qiānbēi Irindiil wirkte im Aussehen sehr angepasst, würde er es auch im Verhalten sein?
 1. Kungfutse aus der Gia Yü, Schulgespräche"
 2. Yaoguai
 3. bedeutet böser Geist der Ignoranz
 4. Die Göttin des Verfalls
 5. Bashe
 6. 
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Sūn Ai

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« Antwort #201 am: 04.04.2011, 17:49:40 »
Sūn Ai wurde unsanft durch Boss geweckt. Ihr Schlaf war besser, sanfter durch das Gespräch mit der Erde. Vielleicht aber auch, weil sie sich an die Umstände gewöhnte. Sich anpassen zu können war von Vorteil, aber wie bei Allem, war nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel, etwas Schlechtes. Verlor Ai vielleicht den Draht zu sich selbst, weil sie zu sehr in die Rolle des Gefangen stieg, würde sie vielleicht am Ende vergessen, dass sie unschuldig war? Wahrscheinlich nicht und doch gewöhnte sie sich an ihre neue Unterkunft im Gefängnis, was zunächst den Vorteil hatte, besser schlafen zu können.

Der besser Schlaf nutze ihr allerdings nicht vollkommen durch die unsanfte Art auf zu wachen. Hastig stieg sie aus ihrer Liege und machte sich bereit in den Raum davor zu treten, aber schnell merkte sie, dass dieses Gespräch anders ablaufen würde. Es brauchte nicht lange, bis sich die junge Frau wieder hinsetzte. Der General wollte sie nicht sehen und irgendetwas sagen, wollte sie auch nicht. Sie hatte nicht vor zu gestehen, zumindest nichts was sie nicht getan hat. So ehrenvoll es war sich für Andere zu opfern, so gab es doch noch die Chance, dass der wahre Mörder unter ihnen war und wenn sollte sich dieser bereit erklären. Alles andere was sie zusagen hätte, verschwieg sie auch, um den General des Nordens nicht zu verärgern. Die Einschüchterung, hatte zumindest bei ihr geklappt und so verblieb sie stumm und wartet was passiert.
Selbst nach der Kaisersohn den Raum verlassen hatte blieb Ai noch in ihrem Raum.

Lu Chieng

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Das liederliche Spiel
« Antwort #202 am: 05.04.2011, 18:23:00 »
"Was führ Geschichten möchten wir denn hören?" dachte sich Lu Chieng als er die Tür öffnete.

Sorgsam betrachtete er den neuen Besucher. Auch wenn der Besuch eine willkommene Abwechslung zu dem sonst eher schnöden Tag war konnte Lu Chieng sich eine ironische Antwort nicht verkneifen: "Nun dann sind wir froh, dass unser edler Gast zu würdigen scheint, dass wir keine Kosten und Mühen gescheut haben um unser Empfangszimmer den hohen Gästen entsprechend auszustatten."

Auch wenn er wusste, dass diese Art in ihrer Situation nicht gerade hilfreich war, musste er seinen Frust doch irgendwo ablagen.
« Letzte Änderung: 05.04.2011, 23:02:54 von Menthir »
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Xū Dǎnshí

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Das liederliche Spiel
« Antwort #203 am: 06.04.2011, 22:03:57 »
Auch Danshi kam jetzt aus seinem Raum. Er sah wahrlich schlecht und ausgezehrt aus. Die Augen, die nun mit feinen roten Äderchen durchzogen waren, weiteten sich erstaunt, als er den Besucher erkannte. Schnell rief er sich in den Sinn, was er über ihn wusste. "Qiānbēisan, Abgesandter der Elben am Hof des Kaisers. Er ist bekannt für seine Unnachgiebigkeit und seine Prinzipientreue. Man nennt ihn einen Felsen oder auch einen Esel, je nachdem ob man ihn bewundert oder ihn verachtet. Hong sollte sehr erfreut sein, dass der Elb uns besucht. Sie entstammen beide den Wäldern des Nordens.Wo ist Hong eigentlich?", dachte er und sah sich im Raum um.

Sein Blick blieb bei Lu haften. Missmutig verzog er den Mund, als er dessen Bemerkung vernahm. "Lusan, Ihr demonstriert keine Stärke, wenn Ihr wahllos jeden anfeindet.", tadelte Danshi den jungen Mann. "Vielmehr achtet man Euch, wenn Ihr trotz alledem demütig Euer Tageswerk vollbringt." Er ging langsam auf den Eleben zu, bis er nur noch wenige Schritte von diesem entfernt war. Mit einer leichten Verbeugung grüßte er Qiānbēi und knüpfte an das Gesagte an: "Das verstehen wohl wenige so gut, wie der ehrenwehrte Qiānbēisan. Was führt Euch zu uns, Emmisär der Elben?", erkundigte er sich freundlich. Er setzte sich zu dem Elben auf den Teppich.
« Letzte Änderung: 06.04.2011, 22:39:30 von Xū Dǎnshí »

Menthir

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« Antwort #204 am: 06.04.2011, 22:58:11 »
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Der grazile Elb verneigte huldvoll den Kopf und deutete mit der Hand, sich zu ihm zu setzen, sofern noch nicht geschehen. "Das Wort Emissär habe ich lange nicht mehr gehört am Rande des Himmels[1]. Ebenso wenig wie man mich mit Abgesandter oder Gesandter, vielleicht auch mit Legat grüßt. Man nimmt zu gern die negative Bedeutung dieses Wortes, nennt mich Späher, wenn man freundlich ist, vielleicht auch Bote. Wirft mir vor, völlig zu recht, dass mein Interesse nicht Chuang, sondern meinem Volk gelte. Kurz gesagt, ich bin sehr positiv überrascht, dass ich so freundlich begrüßt werde. Diese Art der Freundlichkeit hätte ich nur Hong gil-Dong zugetraut in diesen Räumen. Meist werde ich zuerst angespuckt, getreten oder beleidigt."
Der Elb schob seine Hände in seine Ärmel. Es fiel auf, dass an seinen Händen ganz schmale, kaum sichtbare Tätowierungen waren, welche die Hand umschlungen und auf dem Handrücken die Figur bildeten[2]. Er nahm eine angenehme Sitzposition ein.
"Der Grund meines Erscheinen ist mein Dank, den ich euch im Namen des elbischen Volkes aussprechen möchte. Was auch immer an dieser Stelle gespielt wird, ich habe nicht im Detail verstanden, worum es geht, aber ich habe durchaus verstanden, welche Chancen es meinem Volk lässt. Wir haben die Chance auf Autonomie, vielleicht sogar auf jene Art der Dignité[3], welche mein Volk so sehr vermisst: Freiheit. Seit fast einer Äone, wenn man so will, leben wir mit und seit geraumer Zeit unter der Knute dieses Moloches, den man in Chuang Himmlisches Reich nennt. Die Schwäche unser Führer, die Friedliebigkeit meiner Brüder und Schwester und die militärische Macht Chuangs und ihrer zwergischen Verbündeten haben uns im Zaum gehalten. Doch seit einiger Zeit rauben sie uns unsere Kultur, zersetzen sie und verbieten sie uns zunehmend, zwängen uns in Kleider und Masken, die wir nicht zu tragen bereit sind. Und aufgrund der Genialität oder des Irrwitzes einer Person unter euch, oder aus der Zusammenfassung all eurer Genialität und eures Wahnwitzes, ist uns die Chance erwachsen, dass wir uns wehren können. Hierfür möchte ich nichts weiter als meinen Dank aussprechen."
Der Elb sprach laut genug und mit ausreichender Inbrunst, dass man es auch in den anderen Zellen hören konnte. Es war überzeugt von seinen Worten und wirkte aufrichtig dankbar, denn es ist das erste Mal, dass man ein erleichtertes und erfreutes Gesicht unter den Besuchern der Denunzianten sah. Er lächelte erfreut und blickte dann Xū Dǎnshí und Lu Chieng an, geradezu als würde er sich auf ihre Reaktionen diebisch freuen, auch wenn er noch nicht mit einem Wort verraten haben mochte, wie diese Chance für die Elben nun aussah.
 1. Bezug zu Chānghé, also Himmel als Hauptstadt des Reiches Chuang
 2. 
Wahrnehmung SG 15 (Anzeigen)
 3. Würde
« Letzte Änderung: 06.04.2011, 22:58:54 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Xū Dǎnshí

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« Antwort #205 am: 07.04.2011, 00:30:05 »
Danshi wirkte sehr nachdenklich, während der Elb sprach. Die Situation der Elben war vieler anderen Untertanen des Kaiserreichs. Er hätte ebenso über Cui Bao sprechen können. Das brachte die beiden einander nahe. Doch es war ihm unangenehm, dass man ihnen für einen Mord dankte, und es war ihm zuwieder, dass für den Elben nun der Zeitpunkt für ein gewaltsame Revolution gekommen war. Nicht dass er etwas gegen ein Aufbegehren Geknechteter hatte. Dies war auch sein Ziel. Er wollte nur nicht, dass es gewaltsam geschah.

"Ihr seid sehr bekannt am Hof, Qiānbēisan, doch ich frage mich, ob Ihr mich kennt? Mein Name lautet Xū Dǎnshí und ich bin ehemaliger Verwalter der Provinz Cui Bao. Man wirft mir vor, in Cui Bao die celestische Ordnung aufgehoben, unerlaubt eine Miliz ausgehoben und dem Kaiser die Steuern enthalten zu haben. Das Urteil lautet Verrat. Das stimmt.", sagte er schlicht. "Ich habe die Landordnung aufgehoben und den Familien ihren Grund zurückgegeben. Ich habe ihnen das Lesen und Schreiben beigebracht und auch das Kämpfen. Doch nicht, dass sie sich gewaltsam befreien.", wandte er bedeutungsvoll ein. Er wartete einen kurzen Moment ab, um zu sehen, wie sein Gesprächspartner reagierte. Dann fuhr er fort. "Ich habe den Kaiser nicht getötet und ich hätte es auch nicht getan, wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Früher war ich auch Soldat im Kampf gegen die nomadischen Völker an der Ostgrenze. Seither weiß ich, dass der Krieg nicht heldenhaft ist und er befreit auch nicht. Er verfolgt diejenigen, die in ihm waren und lässt sie nicht mehr los. Die Siegreichen bangen um ihre Herrschaft und die Unterlegenen hoffen auf ihr Erstarken. Sollte Eure Kultur siegreich sein, dann wird sie nicht mehr dieselbe sein. Die Herzen Eurer Landsleute werden verhärtet oder stolz sein. Doch sie sehen die Welt nicht mehr wie sie war. Lasst mich Euch sagen, die Erinnerungen lassen einen nicht mehr los. Man vergisst vielleicht die Bilder, doch die Erinnerungen lassen einen nicht mehr los. Wie es das karmische Prinzip vorhersagt, aus Gewalt folgt nur Gewalt. Ich kenne keinen Krieg, aus dem die Menschen auf lange Sicht gestärkt hervorgingen."

Danshi saß ganz still da, während er sprach und achtete auf jede kleine Regung im Gesicht des Elben. Er hoffte so sehr, dass er verstand. "Ich beschwöre Euch aber auch nicht, Euch von der Welt abzukehren. Die Gelegenheit ist tatsächlich günstig, doch nicht für Krieg. Ihr wollt die Kultur nicht annehmen? Warum lernt Ihr ihre Gebräuche? Ihr wollt nicht Ihre Kleidung tragen? Warum tut Ihr es dann? Ihr wollt Eure Natur nicht hinter Masken verdecken? Warum kann ich Euer wahres Gesicht nicht erkennen?" Er ließ diese rhetorischen Fragen wirken. "Niemand kann Euch demütigen, außer Ihr selbst! Warum legt Ihr Euch ihre Fesseln an?"

"Ich kann mir denken, was Ihr sagen wollt. Sie werden kommen und Euch zwingen wollen. Und wenn sie merken, dass Ihr standhaft seid, dann werden sie Euch bestrafen, foltern und töten. Fragt sie, wie viele sie töten wollen. Fragt sie, ob sie ein Dutzend töten wollen? Oder hunderte? Oder tausende? Es sind auch nur Menschen, mit einem Herz und Mitgefühl. Sie werden sehr schnell merken, dass sie kein Recht auf Chuang haben, Euch zu töten. Doch ich warne Euch eindringlich: Wenn Ihr sie bekriegt, dann werden sie sich verteidigen. Dann haben sie einen Grund. Und jeder ist im Recht. Zwar war Danshi sehr sicher, in dem was er sagte, doch er fragte sich im stärker, ob der Elb verstand. Noch während er sprach, sendete er einen stillen Bittruf an Ahara. "Verwendet keine Gewalt, doch kehrt Euch auch nicht von Konflikten ab. Reformiert Euch erst selbst und dann beeinflusst die, die um Euch herum sind. Wenn ihr durchhaltet, werden sie Euch akzeptieren.", endete er.
« Letzte Änderung: 07.04.2011, 00:38:17 von Xū Dǎnshí »

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #206 am: 07.04.2011, 01:40:57 »
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Der Elb lächelte sanft und freundlich als Xū Dǎnshí sprach und hörte sich seine Worte an. Er nickte hier und dort sachte, deutete an anderen Stellen eine leichte Verneinung an, doch blieb durchweg gefasst und äußerst freundlich. Seine Hände behielt er bei sich, bis zu dem Moment, an dem der alte Beamte Cui Baos geendet war. Er war der erste Gast, welcher nicht erwartete, dass man der Reihe nach sprach, sondern der direkt und unverblümt antwortete. Er reckte seine Handrücken vor die Augen Xū Dǎnshís, ballte die Hände zu Fäusten und streckte sie wieder aus, spielte mit der filigranen Form der Vögel auf seinem Handrücken. "Warum legt Ihr Euch ihre Fesseln an?", wiederholte er die Frage, welche der alte Mensch ihn gefragt hatte, achtete gar darauf, dass er dieselbe Betonung nutzte, die auch der Gefangene nutzt. "Aus demselben Grund, wie auch ihr, Xū Laoshi[1]." Der schwarzhaarige Elb breitete seine Arme aus und zeigte auf die engen, kalten Mauern des Gefängnisses. "Mein Volk leidet und es hofft auf seine Freilassung, will nicht gezogen werden auf jenes Blutgerüst, welches sein Ende nach zehn symbolischen Tagen[2] bedeutet. Ich rede nicht von Genozid, Xū Laoshi. Ein Volk stirbt dann, wenn ihm seine Würde und seine Kultur genommen wird. Wie kastrierte Lämmer werden wir als Opfer den Götzen der chuangschen Kultur gebracht. Man wäscht uns, schmückt uns mit bunten Bänden, eben dieser Kleidung und diesen Namen, und dann blutet man uns aus."
Der Elb neigte den Oberkörper in Form einer halben Verbeugung nach vorne und verharrte in dieser sichtbar unbequemen Position. "Diese Position nehmt ihr ein, weder eine ganze Verbeugung, noch verweigerte Verbeugung. Diese halbe Verbeugung schmerzt jedem Muskel mehr als die anderen Arten. Und dennoch müssen wir beide sie vollführen. Weil wir gezwungen sind, jenes zu tun, damit wir überleben und dieses, weil unser Empfinden, unser Gefühl und unsere Vernunft uns dazu bringt. Wir sind keine Männer, die sich blind Prinzipien verschreiben, ohne sie immer wieder zu hinterfragen. Wir sind keine Männer, die sich blind unterwerfen, gerade weil wir Leid und Unbill in allen Landen gesehen haben. Aber wir wissen gleichermaßen, dass wir alleine niemals stark genug sind, den Rücken dann zu strecken, wenn wir es stets für richtig erachten und den Rücken zu beugen, wenn es die Situation erfordert." Qiānbēi Irindiil streckte den Rücken wieder durch und begab sich in eine bequemere Sitzposition.
"Arme Menschen, wie auch Elben, kleiden sich in der Kleidung, die ihnen zur Verfügung steht, wenn sie frieren. Sie essen das, was die Natur ihnen geben kann, wenn sie hungern. Ihnen ist es gleich, ob das Wasser aus Brunnen oder Bächen kommt, wenn sie dursten. So wenig mir mein eigener Weg schmecken mag, ist es die Chance, welche mir gegeben ist, um meinem Volk zu helfen."

Der Elb blickte zu den Türen, scheinbar verwundert darüber, dass sich bisher nur Lu Chieng und Xū Dǎnshí aus ihren Türen getraut hatten. Dann fixierte er jedoch den alten Mann mit unverkennbar tiefen Augen, der alte Mann hatte sein Interesse geweckt. Bedeutungsvoll legte er die Hände zusammen, nachdem er eine komplexe Geste vollführt hatte[3] und ließ sie wieder in den Ärmeln verschwinden. "Ich danke euch für eure weisen Worten über das verschlingende Wesen des Krieges. Ich sehe, was ihr meint. Ihr wollt keinen Zustand, in denen sich Mensch und Elb physisch aufreiben und dadurch zugrunde gehen mit allen Konsequenzen. Verkrüppelungen körperlicher, geistiger und seelischer Art werden die Folgen sein und eurem Wasserrad, das karmisches Prinzip nennt, neues Wasser auf die Schaufeln gießen. Und doch ist es schwer Widerstand zu leisten, ohne Gewalt auszuüben. Was ist Gewalt? Wenn ihr euch einer Verhaftung widersetzt, ist es in den Augen Chuangs Gewalt. Wenn ihr einen Mann in seiner Ehre kränkt, weil ihr ihn beleidigt und beschimpft, ist es Gewalt. Wenn ihr auf die Straße geht und vom Frieden predigt, nennen eure Feinde es Manipulation. Wenn ihr dem Streitwagen eures Häscher die Achse zerstört, um fliehen zu können, nennt der Feind es Sabotage. Wenn ihr Versorgungslager plündert, weil euer Feind im Übermaß lebt und ihr kaum über den Winter kommt, nennt euer Feind dies Terror. Selbst wenn ihr keine Bedrohung seid, werdet ihr schnell als eine solche wahrgenommen, weil ihr zu einer gemacht werdet. Wenn ihr nichts dazu tut, besorgt euer Feind dies von ganz alleine. Ihr könnt einen Anteil daran haben, es kann auch sein, dass ihr keinen oder kaum einen daran habt. Beispielsweise wenn ihr den Kaiser nicht umgebracht habt und ihr dennoch mit der Aussage eures Feindes zum Mörder gemacht werdet und dafür hängen sollt. Das kann tausend Gründe haben, doch hilft euch dies in eurer Gefangenschaft kaum weiter. Diese Art ist Gewalt, die euch angetan wird, sogar wenn ihr genügend zu essen und zu trinken hier habt. Ihr seid augenscheinlich krank und das, obwohl es einen Arzt hier gibt." Er legt seine Ärmel auf seinem Schoß ab und lächelt milde mit seinem jugendlichen Gesicht. "Ihr seht, Gewalt kann vieles sein. Ja, sogar wenn man eure Weisheit, eure Taten und eure Person vergisst, ist dies manchmal Gewalt. Wenn junge Menschen und Elben ihre Eltern mit Schweigen strafen, wenn man im Alter vereinsamt, wenn man keine Hilfe bekommt, wenn man sie wirklich benötigt. Das Unterlassen von Taten kann ebenso Gewalt sein, wie das Begehen oder Ausführen von Taten. Und nun zeigt mir, Xū Laoshi, wie man einen wirklich gewaltlosen Widerstand leisten kann und ich will euch zu Diensten sein."

Der dunkelhaarige Elb räusperte sich und richtete sich seine weiße Kleidung. "Ich verstehe eure Sorge, und bin dankbar, dass ihr meinem Volk und mir diese Sorge schenkt. Ich weiß um die Taten meines Volkes und ich sehe, dass ihr Nutzen von körperlicher Gewalt einem Schrei aus Verzweiflung gleicht. Aber das Volk der Elben ist als Ganzes friedliebig und die Chancen, von denen ich sprach, sind nicht martialischer Natur allein. Keine Kultur, kein Volk, nicht einmal ein Gott kann Gewalt aufheben, nur eindämmen. Es gibt kein Versprechen, dass es in den Zeiten des Widerstandes nicht zu Verzweiflung und der mit ihr eingehenden kriegerischen Gewalt kommt, doch nie wird ein Elb einen wirklichen Krieg gegen Chuang führen. Nicht aus Überzeugung, denn die Elben lieben den Frieden so sehr wie die Freiheit. Nicht aus Notwendigkeit, denn es lohnt nicht einen Riesen zu wecken, wenn man sich davonstehlen will. Nicht aus Räson, denn das Volk der Kinder Seheiahs ist dem Feind mindestens 1:6 unterlegen, hat nicht dieselben Wege des Krieges, hat nicht solch glänzende Generale und besitzt nicht dieselbe Fähigkeit der militärischen Organisation. Zudem kämpfen wir für die Erhaltung unseres Lebensraumes und was wäre dabei widersinniger, als einen Krieg zu führen? In unserer Masse könnten wir höchstens einen Verteidigungskrieg provozieren, und dann würden wir eben jene Wälder opfern, die wir zu schützen geschworen haben."
Es schien Qiānbēi Irindiil viel daran zu liegen, seine Meinung auszubreiten. Er schien die Unterredung mit dem Mann aus Cui Bao sehr zu schätzen, das konnte Lu Chieng auch deutlich erkennen.
"Xū Laoshi. Wie habt ihr euch reformiert? Wie habt ihr jene beeinflusst in diesen Räumen, die eurem Wort Gehör schenken und eurem Urteil trauen?" Der Elb meinte dies nicht spottend oder abwertend, er nahm es durch das Gespräch als gegeben hin.
 1. Wäre das Äquivalent zum japanischen Sensei
 2. Verweis auf die zehn Tage Gefangenschaft vor der möglichen Hinrichtung
 3. 
Wissen (Geschichte oder Adels- und Königshäuser) SG 20 oder Wissen (Lokales) SG 25 (Anzeigen)
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Lu Chieng

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Das liederliche Spiel
« Antwort #207 am: 07.04.2011, 12:51:16 »
"Fragt sie wieviele sie töten wollen und sie werden mehr töten als bereit sind für ihre Überzeugung zu sterben. Es mag ehrenhaft erscheinen für seine Überzeugung in den Tod zu gehen. Ihr mögt bereit sein für eure Überzeugung, euren Traum zu sterben. Aber wenn ihr fragt wieviele Leben Chuang bereit ist zu opfern um Frieden zu wahren wird euch die Antwort nicht gefallen.

Wenn tausend bereit sind zu sterben und Chuang verlangt tausend und einen Toten, könnt ihr es verantworten für diesen einen unwilligen Toten verantwortlich zu sein."


Langsam hatte Lu Chieng die Haltung des alten Mannes satt. Er sprach von Opferung, obwohl er, wenn es hoch kam, noch zwei bis drei Sommer erleben würde, so wie sein Husten in jeder Nacht klang. Natürlich war es leicht von Opferung zu reden, wenn die Zeit sich dem Ende neigte, darauf beruhte ein Teil der Strategie der Einkerkerung. Der Hof ging davon aus, dass einer der Inhaftierten sich opfern würde und sie einen Schuldigen präsentieren könnten.

"Das werter Xū ist der unterschied zwischen wohlüberlegter Theorie und der Welt. Chuang wäre nicht in der Lage alle Elben zu ermorden, aber auch unter ihnen wird es solche geben, die das Leben in Unterdrückung dem Tot vorziehen und ihre Zahl wird rasch steigen. Denn ein schneller tot ist nicht das Privileg von Aufständischen."

Lu Chieng konnte es nicht leiden gemaßregelt zu werden, vielleicht ließ er gerade deswegen hier seinen Frust ab, auch wenn ihm bewusst war, dass es nicht den höfischen und höflichen Gepflogenheiten entsprach.
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Hong Gil-dong

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« Antwort #208 am: 09.04.2011, 10:49:31 »
Mit Freude vernahm Hong die bekannte Stimme eines Freundes. Mit Scham erinnerte er sich daran, dass wie so häufig er wieder der eingesperrte war, der vom Emissär besucht wurde. Oft hatte Hong eine Regel am Hof übertreten, bewusst sich Anweisungen widersetzt, Streiche gespielt, und war nicht willens es einzugestehen. Denkt er nun ich hätte den Kaiser ermordet? Er haderte mit sich. Wollte nicht in die Augen des Elben blicken und sich als mutmasslicher Mörder gespiegelt sehen. Wollte in die Augen blicken und die Gewissheit spüren, dass alles Gut wird. Vor dem Neujahrsfest rechnete Hong eigentlich mit einem baldigen Besuch des Emissärs. Doch als er als Kaisermörder mit den anderen Eingesperrt wurde, schien etwas schief gelaufen zu sein. Vielleicht holt er mich wieder raus, weil es nur der übliche Ungehorsam war? Doch auch dies passte Hong nicht mehr als die Erde ihn und die Mitgefangenen bat ihr zu Helfen.
Nach langem Zaudern rang Hong sich doch noch durch, in den Raum zu treten. Die Tür liess er mit dem Fuss aufschwingen, da er sich die Arme für die Begrüssung über der Brust verschrenkt hatte. Sobald sein Blick auf Qiānbēi Irindiil traf entfalteten sich seine Arme zu einer weiten, offenen Haltung. Es schien als ob der Schwanz der tätovierten Drachen sich entrollte und vor freude zuckten. "Und wieder kommt der Phönix den Drachen in seinem Käfig besuchen." mit der Selbstverständlichkeit eines alten Begrüssungsrituals folgte die Frage "Wann wird der Wald wieder frei sein und seine Bewohner zurückkehren können?" Doch die Situation hatte sich geändert. Es wird nicht mehr ein 'wir hoffen bald' folgen. Der Emissär hatte bereits angedeutet, dass die Wirren um das Verschwinden des Kaisers einen Hoffnungsschimmer geben. In der Annahme, dass die anderen seinen Worten nicht folgen können fragte er in der Sprache der Elben
Spoiler (Anzeigen)
Weiter wandte Hong sich wider in einer allgemein verständlichen Sprache an Xū. "Ihr mögt für uns Menschen alt und weise sein. Doch versucht euch nicht an Qiānbēi. Er ist noch viel älter weiser und gefestigter in seiner Meinung wie ihr. Was meint ihr mit reformieren? Das wir Eroberten uns dem Diktat anpassen sollen? Ja, dann werden wir und die Elben akzeptiert. Erst wenn man sich selbst verleugnet und den angespassten Chuang mimt, dann sind sie zufrieden. Manchmal spricht aus euch die Weisheit, doch auch ihr seit ein Geschöpf Chuangs. Nur das Selbstverständnis des Eroberers lässt es zu, dass aus der Verteidigung der Angegriffenen das moralische Recht der eigenen Verteidigung folgt. Dringt in ein Gebiet ein und ihr werdet euch Verteidigen müssen. Dringt in ein Gebiet ein und ihr schafft euch das Recht es zu Besetzen und zu Beherrschen."
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Xū Dǎnshí

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« Antwort #209 am: 12.04.2011, 01:21:56 »
Mit dem Auftreten Qiānbēi Irindiils wich die Apathie und Agonie der letzten Tage. Möge sie meinen Ausführungen nicht zustimmen wollen, so ist dies schon ein gutes Zeichen genug. Doch scheinbar ist Qiānbēisan interessiert und ich will ihm erzählen. Als er wieder Gelegenheit hatte, das Wort zu ergreifen, nickte er Hong und Lu zu und setzte zu einer Erklärung auf die vielen Fragen des Besuchers und der Genossen an. "Ihr habt Recht, die Theorie ist abstrakt und vereinfacht und entspricht notwendigerweise nicht der Realität. Ich kann sehr leicht darüber sprechen, das Opfer gebracht werden müssen, und habe keine Vorstellung von den Schmerzen und der Furcht. Und genau darum sage ich, dass man sich im Inneren reformieren muss, dass sich kein negatives Karma mehr sammelt. Man muss ablassen davon, das eigene Wohl über das der anderen zu stellen, und man muss ablassen davon, sich als jemanden besonderen zu begreifen. Vor allen Dingen muss Euer Herz von Mitgefühl erfüllt sein. Darum will mein Vorschlag auch ohne Gewalt auskommen. Ich möchte, dass Euer Volk Chuang Eure natürliche Lebensweise verständlich macht, auf die Ihr Euch beruft." Im Stil einer ansteigenden Aufzählung fuhr er fort. "Zunächst sagt es Ihnen und bittet sie, sich danach zu richten. Wenn sie Euch Eure Bitten verweigern, dann weigert Euch, ihnen zu gehorchen[1]. Legt die Kleider und die Masken ab, sprecht Eure Sprache und übt Eure Sitten und Bräuche aus. Zahlr schließlich keine Abgaben mehr und befolgt manche Ihrer Gesetze nicht. Zuletzt, wenn sie sehen, dass Ihr Euch nicht nach Ihren Regeln beugt, dann werden sie Euch strafen wollen - nehmt auch dies in Kauf. Doch zürnt ihnen nicht, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wenn sie Euch strafen und es ist ungerecht, dann werden sie ebenfalls leiden, denn auch ihr Herz ist nicht verschlossen. Nein, Lusan, Ihr versteht mich nicht richtig. Es soll kein Martyrium sein. Zwar leidet Ihr, weil Ihr Euren Prinzipien treu bleibt, aber ihr sollt keine Helden werden, die sich in der Aufopferung erhöhen. Euer Zweck ist, dass Euer Leiden ihr Mitgefühl weckt. Unterdessen, sie werden Euch weniger als Feinde wahrnehmen, wenn Ihr sie nicht als Feinde behandelt. Tragt keine üblen Wünsche in Euren Herzen, lacht nicht, wenn sie Verluste erleiden, und bietet Hilfe, wo sie gebraucht wird." Nachdenklich fuhr sich Danshi über den Hinterkopf, um seine krausen Haare glatt zu streichen. Für einen Moment suchte er nach einem geeigneten Beispiel, um das Letztgenannte zu verdeutlichen. "Überlegt Euch, was passieren würde, wenn Eurem Peiniger im Winter das Wagenrad bricht, sodass seine Waren zu Boden fallen. Werdet Ihr vorbeigehen? Werdet Ihr lachen und Spotten oder gar seine Waren stehlen? Ich fände es besser, würdet Ihr im Eure Hilfe anbieten, so dass er das menschliche in Euch erkennt." Sagte er und ließ kurz Zeit, dass die anderen seinen Gedanken folgen konnten. Dann hob er wieder die Stimme, um zu verdeutlichen, dass er einen weiteren Punkt anführen wollte. "Seid Euch auch nicht zu schade, sie um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen. So werden sie erkennen, dass Ihr eine wahrhaft menschliche[2] Kultur besitzt. Sie werden merken, dass Ihr die chuangsche Kultur nur ablehnt, wo sie Eurer eigenen zuwider läuft, aber ein guter Kern von beiden getragen wird. Es ist schwer, sehr schwer. Doch welche Alternativen gibt es? Ein zerstörerischer Krieg oder eine angepasste Knechtschaft. Aber das ist meine Meinung." Freundlich blickte er von einem Gesicht zum anderen. Was sie wohl sagen mochten?
 1. ziviler Ungehorsam
 2. Im Sinne einer humaner, zivilisierten Kultur
« Letzte Änderung: 13.04.2011, 00:29:56 von Xū Dǎnshí »

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