04.01.1042 - Tag des Takin - Früher AbendIi Tsuyoshi entwickelte auf einmal ein tiefes Feuer in seinen vorher so müden Augen, als Mako Jinsei ihm die Shakuhachi wieder überreichen möchte. Im schwachen Licht der düsteren Kammer war dennoch zu sehen, wie Blut in den Kopf des Jungen schoss und doch war es kein Zeichen der Zufriedenheit. Seine Mimik verriet wütende Bestürzung.
"Ich habe ich so geirrt? Kann es sein?", seine Stimme schien eher ein wahrliches Zischen zu sein, denn gesprochene Worte. Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug einmal auf den Teppich.
"Ihr wolltet mir nur vor Augen führen, was man erreicht? Bin ich es nicht wert gewesen, gegen und mit euch zugleich zu musizieren? Ist das Alter eine Referenz für mein Können? Demütigen wollt ihr mich, Mako, demütigen bis auf das Blut. Mich wie ein einfaches Kind behandeln und mir die Befähigung absprechen. Und gleichzeitig sprecht ihr davon, dass ihr mich nicht vorführen wollt? Fangt ihr erst an zu denken, wenn ihr eure Worte hört?"Ii Tsuyohi beließ die Shakuhachi in der Hand Makos, entwand sich seiner Nähe und stand auf und ging zur Tür.
"Demütigen wollt ihr mich, indem ihr mir eine Gnade erweist, die weder eurer, noch meiner würdig ist. Und zuletzt soll ich euch noch sagen, was ich von euren Fragen halte? Ihr wagt es, einem Thronfolger anzudeuten, auch wenn dieser in Gefangenschaft ist, wann ein Gespräch zu enden hat?"Er öffnete die Tür.
"Ich schäme mich dafür, dass ich euch warme Worte für euer Können geschenkt habe, Mako Jinsei. Auch wenn sie wahr sind, was euer Können betrifft, haben sie euren Hochmut in Sekunden gemästet. Deswegen will und kann ich euch nicht antworten."Der Junge verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
"Nach all der Hoffnung habt ihr mich enttäuscht und auflaufen lassen, wie der Narr es tat.", schallte es bitter durch die Tür, dann verklangen Schritte.
Es wurde wieder still und die junge Geisel, welche ein schwieriger Charakter war, war zu tief verankert in der Kultur Chuangs und wahrscheinlich auch in der Kultur Xians, als dass er es ertragen konnte, dass man so mit ihm umging. Mangelnde Begrüßungsfloskeln, respektlose Worte und dann noch das Ablehnen eines Geschenkes. Letzteres war ein Affront, welcher der Barde vielleicht nicht einmal absichtlich begang, und doch tat er es. Es verprellte den Jungen, der das Gefängnis schnell verlassen hatte und die Denunzianten wieder sich selbst überließ.
Und so endete der vierte Tag ihrer Gefangenschaft in dieser Art. Stille überkam das marmorne Gefängnis, eine Stille, welche nur durch Xū Dǎnshís Keuchen wieder und wieder durchbrochen wurde...
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher MorgenMakos Versuche, die Pflanze zu hegen und zu pflegen, mit Wasser und Musik zu versorgen, zeigten die ersten Erfolge. Auch wenn sie noch welk und kraftlos stand, konnte man erkennen, dass das Grün zurückkehrte und die Blüte sich nochmal sammelte, auch wenn die Päonie den Kopf noch hängen ließ. Aber sie mühte sich, so eine Pflanze dies denn konnte. Ein Zeichen des Tages? Dem Panda wurde zugeschrieben, dass er tapfer und stark wäre und äußerst selbstständig. Konnten die Denunzianten das auch? Würden sie selbstständig eine Lösung ihres Problemes finden, würden sie Stärke zeigen oder dem Ende zumindest tapfer entgegen gehen? Den meisten intelligenten Wesen wären eher die negativen Attribute des Pandas in solch einer Situation zu unterstellen: Bequemlichkeit, Langsamkeit, Tollpatschigkeit, Ungestümheit und Wildheit; sie alle beschrieben auch die Reaktion auf solche Situationen. Viele ließen sich von den Schmerzen ihrer schwarzen Galle
[1] zerfressen, verfielen ihn Ratlosigkeit und verloren in ihrer Aufgabe oder in ihrer übertriebenen Hingabe für ihre Befreiung den Blick für das Einfache.
Das Wasser der Zuber war ausgewechselt wurden, an diesem Morgen hatten die Denunzianten sogar die Chance, ein warmes Bad zu nehmen und die von den harten Betten geplagten Muskeln etwas zu entspannen in der dampfenden Wärme. Das Frühstück bestand an diesem Morgen aus gekochten Garnelen und schwarzem Reis, eine Spezialität, welche in Xian, aber auch im Süden Chuangs gereicht wurde. Fast schon obligatorisch gab es gelben Tee dazu. Die Denunzianten hatte bereits schon das Feingefühl für die Zeit an diesem Ort verloren, aber ihr Frühstück musste schon eine Stunde zurückgelegen haben, als es an der Tür klopfte. Ein leises, leicht zu überhörendes Klöpfeln, welches jedoch mehrmals erklang, sodass jeder es mitbekam.
"Verzeiht die frühe Störung, und verzeiht mein spätes Erscheinen. Meine Brüder waren wahrscheinlich schon alle bei euch, aber wichtige Geschäfte im Westen haben meine Zeit genommen. Und eigentlich verlangt der Westen meine Aufmerksamkeit, so verzeiht, dass ich so ungebeten eindringe."Die Tür öffnete sich und ein Mann trat ein, der eindeutig der größte der Chuangs war, fast ungewöhnlich riesig und bestimmt über sechs Fuß in die Höhe gewachsen. Und dennoch hatte er nicht gerade den Körperbau eines Kriegers, er wirkte eher schlaksig denn kräftig. Sollten die Geschichten über ihn und sein Schlachtenherz stimmen? Sein Gesicht wirkte gutmütig, auch wenn er leicht verschlagen dreinblickte. Er trug eine mit Plättchen überdeckte, silberfarbene Rüstung, wobei verschiedene Stoffe und Schutzgegenstände in den Farben gelb und rot ausreichende Akzente setzten
[2]. Die Rüstung war noch mit Staub bedeckt, er schien gerade von der Reise zu kommen. Seine Schritte offenbarten bei aller Würde auch etwas Müdigkeit, scheinbar waren seine Beine wund, denn er vermied, dass Oberschenkel an Oberschenkel rieb. Als er eintrat, nahm er sogar seinen auffälligen Hut ab und wartete ab, dass alle Denunzianten ihre Höhlen verließen und sich dem Unvermeidlichen, dem Kotau, beugten.
"Ich bin Chuang Diyan. Sehr erfreut, eure Bekanntschaft zu machen, denn egal, wie jenes hier ausgeht: Feinde Chuangs werden die Taten desjenigen, der dies begangen hat, über Generationen rühmen. Und wenn Chuang den Mörder nicht überführt oder überführt und den Namen verschweigt, werden sie sich eine Legende darüber schaffen, von jenem oder jenen, welche den Koloss Chuang mit einer Massagenadel zu Fall brachten, während der Koloss seine vier Arme mit den vier Säbeln in alle Himmelsrichtungen schwang. Sie werden lachen, warum der Koloss vier Schwerter führte, statt auch nur ein Schild zum Schutz zu haben. Sie werden Recht haben, denn die Frage ist berechtigt." Seine Stimme hatte auch dieses Bestimmte, als wäre jedes Wort
ein halber Befehl. Das Leben als Soldat prägte. Es hieß seit jeher, dass der Himmlische Kaiser seine Kinder stets vom Himmel fernhielt, meist durch Kriege. Traute er ihnen nicht? Chuang Diyan war sicherlich in einer Hinsicht nicht zu trauen. Es gab keinen anderen Mann, der so viele militärische Erfolge und so wenige Niederlagen vorweisen konnte. Dieser blieb stehen, er war scheinbar geritten und das auf den Boden setzen würde ihm Probleme machen.
"Wie kommt es, dass ihr so viele seid? Ihr seht unterschiedlich aus, ihr seid wie das Heer des Generals des Nordens. Er rekrutiert als allen Wesen, die er finden kann, ohne zu sehen, dass ein Heer homogen sein muss oder es eine Person geben muss, welche die Kluft der Unterschiede mit Brücken zu überwinden weiß. Noch seid ihr mir ein heterogener Haufen, oder gibt es eine solche Person unter euch?" Diyan lächelte im Gegensatz zu den meisten Besuchern nicht. Seine Stimme war letztendlich nicht sehr fordernd, eher interessiert. Es fiel auf, dass auch Diyan eine Waffe bei sich hatte. Doch das Kurzschwert war in einer Scheide am Gürtel und der Griff war mit dem Gürtel verknotet. Selbst wenn er wollte, könnte er das Schwert nicht ziehen. Er hatte kein materielles Schwert gezogen und doch deuteten die ersten Worte an, warum er für seine Verschlagenheit bekannt war. Er stellte die Frage nicht von ungefähr.