Kauernd, sich immer wieder die Hände reibend und über dem spärlichen Feuer wärmend, welches er unter einem fast windstillen Felsvorsprung entfachen konnte, sah Raignsgur immer wieder in die Ferne. So als würde es außer den heftig brausenden Schneegestöbern noch sonst irgend etwas in dieser weißen Einöde zu entdecken geben. Er schien dabei in Gedanken versunken. Mehr noch als die grünen Wälder Ilenvurs vermisste er jedoch etwas zu essen. Die ganze Nacht lange hatte er keinen Schlaf gefunden, mit halboffenen Augen hatte er hungrig zusammengerollt da gelegen und daran gedacht, umzukehren. Immer wieder hatte er sich die eindringlichen Worte seines Oheims wie ein Gebetsreigen vorgemurmelt '..bedenke dein Leben lang, dass du niemals mit Zweifel das Licht wirst in die Welt tragen können..' und mit abwechselndem Nicken und Kopfschütteln so bis zum Morgengrauen verharrt. Die kleinen Funken, die aus dem inzwischen fast erloschenen Feuer hier und da aufstiegen, säumten den schwachen Rauch, durch den Raignsgur beinahe spielerisch hindurchsah. Der Rauch schien ihm für eine Weile Abwechslung zu bieten, er vezerrte den eintönig weißen Hintergrund und ließ spontan kleine dunkle Flecken auf ihm entstehen, die in seiner Phantasie alles mögliche sein konnten. Eine Weile folgte Raignsgur dieser Spielerei aus Licht und Schatten mit seinen müden Augen bis seine Augen plötzlich still standen, doch es war nicht die eisige Kälte, die seinem Gesicht einen erfrorenen Ausdruck verlieh. Die Flecken, die bis eben noch munter im Rauch tanzten, blieben einfach stehen und bewegten sich nicht mehr. Raignsgur sprang zur Seite und versteckte sich instinktiv hinter dem kleinen Felsvorsprung, riss geistesgegenwärtig seinen Umhang von sich um mit einem gekonnten Schwenker noch schnell das Feuer zu ersticken, und blinzelte nun hinter seinem Versteck hervor.
Er hatte sich nicht geirrt. Tatsächlich war dort etwas, was eben noch nicht da war. Es schien ihm wie die fernen Umrisse von zwei oder mehreren Gestalten, die, da er sie eben noch nicht bemerkt hatte, ihm sich logischer weise nähern mussten. Seine anerzogene Vorsicht riet ihm, eine gewisse Distanz zu wahren und er kroch noch weiter in den Vorsprung, jedoch nur so, dass er noch genug von den Umrissen erkennen konnte. Was sollte er jetzt tun? Er überlegte fieberhaft und schaute immer wieder aufgeregt in die Ferne zu diesen Umrissen, die allmählich an Kontur zu gewinnen schienen. "Zumindest scheint dieser Weg, den mir der Halbork eröffnete, nicht ins Leere zu führen." dachte er sich. "Und wenn es mehrere sind, könnte auch eine Siedlung nicht weit sein." wog er ab. Raignsgur blickte nachdenklich zu Boden und zögerte einen Moment lang, bevor er sich langsam aufrichtete und in die Richtung dessen ging, was der Weg zu sein schien unter der dichten Schneedecke. "Nun.." dachte er "..gibt es kein zurück mehr." Sie, wer auch immer 'sie' waren, hatten ihn inzwischen auch bemerkt. Da war er sich sicher, denn sie blieben stehen und Raignsgur blickte sich nochmals um, so als würde vielleicht doch noch jemand hier in dieser Öde auftauchen, der ihm das Gefühl des Ausgeliefertseins nehmen könnte. Aber es war niemand da, außer er und die Fremden. Einmal atmete er noch tief durch, nickte sich selbst zu und ging dann geradewegs auf die Fremden zu. "Vielleicht.." dachte er "..kennen sie sogar den Weg zu dieser Minerva, zu dieser 'ollen Minerva'." korrigierte er lächelnd sich selbst. Aufmerksam behielt er die inzwischen recht deutlichen Umrisse im Auge, während er sich immer weiter ihnen näherte. Es waren, wie er nun sicher erkennen konnte, nur zwei. Sie trugen schwere dunkle Umhänge mit weit herunter hängenden Kapuzen, die ihre Gesichter vor der Kälte zu schützen schienen... oder, Raignsgur hielt kurz inne, etwas zu verbergen hatten. Er würde es jeden Moment erfahren und ging sicheren Schrittes auf sie zu, verbeugte sich knapp vor ihnen, als er sie erreicht hatte und musterte sie abwechselnd. "Das Licht mit Euch Fremde..."