Schon beim Hinabsteigen der Treppe schlug dem
Full House ein modriger Verwesungsgeruch entgegen. Am Fuße der Treppe gingen drei Gänge in unterschiedliche Richtungen, und die Zwerge überzeugten die anderen Gruppenmitglieder, doch zunächst dem Gestank zu folgen, um etwaige Untote an der Quelle auszumerzen. Das hieß geradeaus dem Gang folgen.
Und tatsächlich: Schon nach wenigen Metern kamen denn auch aus einem Durchgang zur Linken die ersten unirdischen Stöhnlaute, die sich aus dem untoten Fleisch von Zombies heraus quälten.
Eine Handvoll Zombies war bereits in fortgeschrittenem Zustand der Verwesung, aber zwei sahen deutlich zäher aus. In Kampfformation rückte die Gruppe vor, und von den halbverotteten Zombies zerfielen einige sofort unter den ersten Hieben. Die zäheren schickte Lexi mit ihrem Eiszauber zu Boden, so dass Dastan einen davon gezielt ausschalten konnte. Ramar schritt mit einem donnernden
"Kords Gewalt zermalme euch, unheilige Fleischhaufen." in die Mitte der Gegner und präsentierte das heilige Symbol, das sie kurz zuvor gefunden hatten. Dadurch zerfielen einige der schwachen Zombies zu Staub, und der widerstandsfähige wurde durch die heilige Wucht auf dem Boden rollend zurück geworfen, dass die Fetzen flogen. Kaum dass er aufgestanden war verbrannte ihn Leoril mit ihrem Hexenfeuer.
Splung sah dem Gemetzel aus sicherem Abstand mit offenem Mund zu, und war heilfroh, diese Leute nicht zum Feind zu haben - zumindest im Moment nicht. Er freute sich schon diebisch auf das nächste Zusammentreffen seiner neuen Verbündeten mit seinen alten Peinigern. Obwohl von diesen wahrscheinlich nicht mehr viele lebten.
Der modrige Gestank umgab die Gruppe immer noch, als sie den Raum durchquerten und in den gegenüber liegenden Gang eindrangen. Nach einem kurzen Stück öffnete sich dieser in einen Raum voller Steinsarkophage, die mit drakonischen Runen übersät waren.
"Hmm, was haben wir denn hier?" brummte Ramar, und betrachtete die Wandreliefs und verblichenen Fresken.
"Das sieht mir doch stark aus wie ein Heiligtum des Platindrachen Bahamut. Würde ja auch zu dem ausgegrabenen heiligen Symbol passen." Lexi warnte
"Vorsicht, die Sarkophage strahlen starke Magie aus!" Ein unangenehmes, leises Kratzen war aus dem Inneren der Sarkophage zu vernehmen. Sie untersuchten die am nächsten liegenden Steinquader, konnten aber nichts weiteres lernen.
"Und jetzt?" fragte Modsognir seine in religiösen Dingen besser geschulten Kameraden
"Dürfen wir die Steindeckel aufschieben um die Untoten darin zu zerstören, oder entweihen wir damit das Heiligtum? Kann man ihnen anderweitig Frieden gewähren?"Nach kurzer Beratung kamen Ramar und Lexi zu dem Schluss, dass die Stätte offernbar schon seit langem verdorben war, möglicherweise seit Lord Keegan die Feste mit seiner unheiligen Aktion zerstört hatte. Und sollte es sich um niedere Untote handeln, wären ihre Seelen sowieso längst fort, es wäre also nur ein magisch-nekromantischer Effekt, den man zerstörte.
"Dann lasst uns das tun," meinte Modsognir,
"bevor sie noch von alleine heraus kommen und weiteres Unheil anrichten."Zusammen mit Ramar stemmte er den Deckel des nächsten Sarkophages auf, und tatsächlich sprang sofort ein Skelett heraus und hieb mit einem rostigen Langschwert auf Modsognir ein, dessen Helm jedoch den Schlag abprallen ließ. Flink lief Dastan um den Sarg herum, um den Feind in die Zange zu nehmen, aber als er gerade dessen Vorderseite passiert hatte, sprangen plötzlich die Deckel der anderen neun Sarkophage gleichzeitig auf und Skelette erhoben sich daraus.
"Oh, oh!" machte Dastan noch, der sich in einer sehr ungünstigen Position befand, dann stürmten sie auch schon auf ihn zu und hauten wie wild auf ihn ein.
"Hilfe!" rief er in Panik, und nur dem Heilkünsten von Ramar und Modsognir war es zu verdanken, dass er den Angriff überlebte.
Mit gemeinsamer Anstrengung rang Full House die Skelette nieder, nicht ohne ein paar weitere Schnitte einzustecken. Aus dem übrig gebliebenen Haufen zerbröselnder Knochen nahm sich Lexi ein noch gut erhaltenes Langschwert und führte probeweise damit einige elegante Schwünge aus. “Oh, ihr könnt ein Schwert führen?” meinte Modsognir überrascht. Lexi seufzte “Ja, das gehört zur Grundausbildung eines jeden Eladrin, meistens vermittelt in Form von Tänzen. Im Kampf bin ich nicht gut damit, mir fehlt die Kraft in den Armen. Trotzdem ist es vielleicht besser als der Dolch, wenn mir einmal jemand zu nahe kommt.”
"Ich will euch ja nicht beunruhigen," rief Leoril von etwas weiter hinten im Raum, wo sie einen anderen Sarkophag untersuchte
"aber mir sieht das so aus als wäre die Magie dieser Sarkophage in der Lage, Materie zu erschaffen, wahrscheinlich untote Materie, würde ich sagen."Kommt einmal hier herüber, das solltet ihr euch ansehen!" rief Ramar fast gleichzeitig. Der langgezogene Raum öffnete sich in ein kathedralenartiges Querschiff über dessen Vierung ein riesiges Mosaik des Platindrachen die gewölbte Decke zierte. Ein sanftes Licht ging von ihm aus und erhellte das ganze Querschiff, vor dessen Stirnseiten jeweils ein schlichter Altar stand. Die Wände selber waren mit Reliefs von knieenden Kriegern verziert, die offenbar dem Drachen huldigten. An der Apsis der Krypta befand sich eine große, zweiflügelige Steintür. Auch auf den Altären waren Schriftzeichen des Drakonischen zu erkennen.
Als die Helden noch dabei waren sich die Altäre und Schriftzeichen genauer zu betrachten traten plötzlich erneut Untote aus den Sarkophagen. Noch während die Untoten auf die Abenteurer zu liefen rief Leoril aus:
Diese Szene stellt ein Ritual der Bahamut Anhänger dar: Sie knien vor dem Platindrachen und sprechen dazu:Der Plantindrache ist mein Fels,
meine Festung,
mein Retter,
mein Rückzugsort
und meine Rüstung gegen die Feinde des Lebens.
Ich muss nur niederknien und ihm preisen.
Ich denke, wir sollten das auch tun. Vielleicht beschützt uns Bahamut dann!Leoril war die erste, die sich vor einem der Altare hinkniete und die Worte der Bahamut Anhänger wiederholte.
Modsognir und Ramar hielten bereits den Gang gegen die Untoten doch als sie Leorils Ausführungen hörten wichen sie zu den Altären zurück und knieten vor diesen nieder. Im selben Moment in dem vor jedem Altar einer des
Full House kniete ergoss sich ein gleißendes Licht und die Skelette und Zombies fielen in sich zusammen.
Die Helden fühlten sich erschöpft und ausgelaugt von den vielen Kämpfen. Besonders Dastan war am Ende seiner Kräfte, nicht einmal die Heilkräfte der Zwerge konnten ihm noch helfen. An die große Tür wollte sich keiner mehr heran trauen, lediglich die Altäre wurden noch genauer untersucht, und tatsächlich fand Modsognir ein Geheimfach mit fünf kleinen Platinstatuetten von Bahamut, die jedoch nicht magisch waren. “Trotzdem ein nettes Andenken.” kommentierte Lexi, als jeder von ihnen eine an sich nahm.
Sodann beschloss man nach Winterhafen zurück zu kehren um sich auszuruhen und sich am nächsten Tag erneut der Herausforderung zu stellen. Doch als das
Full House in Sichtweite von Winterhafen kam sahen die Abenteurer sofort dass etwas nicht stimmte! Das Haupttor war verschlossen obwohl es noch Tag war und auf der Stadtmauer patrouillierten Wachen. Als die Helden Einlass gefunden hatten wurde ihnen mitgeteilt, dass die Stadt von Untoten angegriffen werde und dass auf dem Friedhof die Toten aus ihren Gräbern auferstünden und jeden angriffen der zu nahe kam.
Die Abenteurer eilten sofort zum Friedhof. In den Straßen lagen überall Leichen - manche waren erschlagene Bewohner, andere besiegte Untote. Als sie den Friedhof erreichten sahen sie Massen von Untoten und in deren Mitte stand Ninaran, die elfische Jägerin!
Die Helden drängten die Untoten zurück. Ramar erbat von Kord einen mächtigen Schutz welcher allen Abenteurern gewährt wurde und diese schwerer mit Waffen zu treffen machte. Die Abenteurer erkannten die Quelle der Untoten - ein magischer Kreis war auf den Boden in der Mitte des Friedhofs gezeichnet, von ihm ging die nekromantische Energie aus! Ihn galt es zu zerstören um dem ganzen ein Ende zu setzen. So schlugen sich die Abenteurer durch die Untoten, immer dem Kreis entgegen eilend. Dastan jedoch hatte einen anderen Plan. Er war am Ende seiner Kräfte und dennoch war Ninaran eine von den Kultisten. Er hatte noch eine Rechnung mit der Frau offen welche ihre eigenen Nachbarn an den Kult verraten hatte. Dastan sprang über den Zaun und hielt auf die Bogenschützin zu. Alleine konnte er nicht so viel gegen sie ausrichten, doch drängte er sie immer wieder in die Enge so dass sie ihre Pfeile nicht so geschickt und nur gegen ihn einsetzen konnte.
Unterdessen hatten die zwei Damen und verbleibenden zwei Buben des
Full House die Untoten soweit vernichtet und zurück getrieben dass sie den Beschwörungskreis erreicht hatten und damit begannen diesen aufzulösen.
Ninaran setzte Dastan schwer zu. Mehrere Pfeile zierten den Mann aus dem Süden und so nutzte er nun die Magie seiner neuen Rüstung. Der nächste Pfeil vermochte kaum noch das Leder der Rüstung zu durchdringen da eine magische Barriere den Menschen umschloss. So drängte Dastan die Frau erneut mit dem Rücken an eine Wand. Nun kam Leoril zur Hilfe und als Dastan Ninaran mit ihr umzingeln konnte fand Dastans Dolch endlich den Weg zu einem lebenswichtigen Organ der Verräterin und die Frau ging zu Boden. Doch hatte Dastan aufgepasst - Ninaran war noch am Leben, denn wenn jemand etwas über den Kult und seine Pläne wissen sollte, dann sie!
Ramar, Modsognir und Lexi konnten Rune für Rune die Magie des Kreises negieren und nun bestand keine Gefahr mehr dass sich weitere Tote aus den Gräbern erhoben.
Bis an die Grenzen der Belastbarkeit erschöpft begaben sich die Helden zu ihrer Unterkunft. Dabei rätselten sie über eine Notiz die sie bei Ninaran gefunden hatten: