Geschehen am 1. Tag im Monat Kuthona, im Jahre 4710 nach Absalomer Zeitrechnung
Müde wischt Garrut sich den Schweiß aus dem Gesicht. Heute ist eine neue Ladung Waren im Laden angekommen und er war die letzten beiden Stunden damit beschäftigt, diese im Lager unterzubringen, das sich direkt an die Verkaufsräumlichkeiten anschließt. Noch würden die Neujahrsteppiche aus Absalom eine Weile dort verbringen, bis sie rechtzeitig ausgelegt werden würden, um den vielen Fremden, die der Sitte nach am ersten Tag eines neuen Jahres auf Teppichen dieser Art ihre Gebete verrichten würden, zum Gedenken an Aroden, den letzten Azlant, dem Gründer Absaloms und ersten Gott, den das Volk der Menschen hervorgebracht hatte.
Nun sitzt Garrut vor einem Tonbecher voll mit kühlem Quellwasser, dass ihm sein Onkel gebracht hat, bevor er mit dem Händler zum nächsten Tempel Abadars losgegangen war, um dort das Geschäft zum Abschluss zu bringen. Garrut soll in der Zwischenzeit den Laden hüten und etwaige Kunden bedienen. Womit aber um die Mittagszeit eigentlich nicht zu rechnen ist. Das denkt Garrut zumindest bis zu dem Moment, als ihn das Läuten der Türglocke aus seinem leisen Schlummer reisst.
Ein Mensch, in einen weißen Kaftan gehüllt, das Haupt von einer gleichfarbigen Kufiya bedeckt, die er mit der traditionellen Kordel fixiert hat, in die Goldfäden verwoben wurden, was seinen Stand als Händler großen Wohlstands kennzeichnet. Die ernsten, durchdringenden Augen, die tief in den sonnenverbranntenm hageren Gesichtszgen liegen und der sorgfältig rasierte Vollbart, in den sich bereits die ersten grauen Haare mischen, lässt ihn aber fast wie einen Badawi erscheinen, einen Krieger der Wüste, die allerdings nur selten als Händler auftreten.
"Schatten und Wasser." begrüßt der Fremde Garrut mit der im Landesinneren Katapeshs so beliebten Grußformel. "Sagt, wäre es wohl möglich, mit Halil al-Nizar zu sprechen?"