Skib blickt Dayn irritiert an. Etwas scheint sich in ihm zu bewegen, und erneut füllen Tränen seine Augen. „Meine Heimat?“, zischt er mit zitternder Stimme, und erneut fließt Speichel aus seinen Mundwinkel. „Nein, dies ist nicht meine Heimat...Sayandras Garten ist nicht meine Heimat, ebensowenig wie Aundair, oder Breland, oder Thrane, oder irgendeine andere gottlose Nation dieses Kontinents. Meine Heimat liegt in Schutt und Asche, und seht mich an, was aus mir geworden ist...entstellt bin ich, muss mich verstecken vor der Gesellschaft, die mich auslacht und erniedrigt und mit ihren stolzen Fingern auf mich zeigt. Das ist übrig geblieben von Cyre, dem Juwel Khorvaires, Schutt und Asche und Leid und Elend am Ende des Krieges, während sich alle Anderen in neuem Glanz rühmen!“, speit er plötzlich los, ein kurzes Aufbäumen von Zorn und Wut, bevor er wieder in sich zusammensagt, wimmernd.
Es vergenen ewige Augenblicke, bevor er wieder den Kopf hebt und zu Scarlet spricht. Seine Augen sind rot, wie blutunterlaufen. „Ich lag in den katakomben der Oper, wie so oft, wenn es eine schöne Aufführung gibt. Ein Konzert von Kylo d’Phiarlan, ich weiß es, als sei es gestern gewesen. Tatsächlich ist es schon mehrere Monate her – im Herbst muss es gewesen sein. Plötzlich höre ich ein Flüstern, eine krächzende Stimme, über die Musik hinweg. Ich fragte mich, ob ich langsam verrückt werden würde. Doch sie war da. Sie lockte mich. Ich kann mich an den genauen Wortlaut kaum erinnern. Sie sprach von Metrol, meiner Heimatstadt. Und von der Klage, die mein Land verbrannte und zu einer Wüste verwandelte. Und von mir, einer der wenigen, die jenen Tag überlebten. Und davon, schließlich, dass er wüsste, wer dafür verantwortlich ist.“ Er holt tief Luft, atmet mehrmals durch. „Aundair, sagte er, die aundairischen Magiegelehrten, allesamt, auch diejenigen, die hier am Institut lehren. Sie haben die arkane Apokalypse über Cyre gebracht!“ Er wippt auf seinem Stuhl mehrmals auf und ab, bis der Stuhl zu kippen droht, und er wieder in eine Stasis verfällt und mit einer monotonen Stimme weiterspricht. „Meine lang ersehnte Rache war zum Greifen nah. Also bin ich dem Flüsterer gefolgt. Es gab einen Treffpunkt, wo wir alles bereden wollten. Doch ich wurde in eine Falle gelockt. Widerwärtige Kreaturen, ein unsäglicher Gestank, sie lauerten mir auf, man nahm mich gefangen! Ich kann mich an so wenig erinnern...als ich aufwachte, war ich in einem Labor. Ich war gefesselt, und Khybersplitter steckten in meinen Armen. Eine zähe Flüssigkeit lief in meine Venen. Tagelang dämmerte ich vor mich hin, ich hörte Gesänge, wie in Träumen, aus der Ferne. Dazu der immerwährende ekelhafte Geruch zwischen Verwesung und Fäulnis, und etwas Anderem, es war würzig und knisternd-trocken...“ Wieder macht er eine Pause, eher rhethorischer Art, und die Ermittler bemerken, dass er ein gewiefter und begabter Erzähler ist: Seine Geschichte steht nun im Mittelpunkt, und Skib scheint in der Rolle des Erzählers voll aufzugehen. Die Tränen sind getrocknet und er glüht förmlich auf dabei, endlich jemandem von seinem Leid berichten zu dürfen. „Man ließ mich wieder frei. Es war ein Mann is einer silbernen Rüstung mit Helm. Er stieß mich hinaus aus der Höhle. Und ich wurde gewarnt. Ab nun war ich sein Spielzeug. Ich sollte tun was er verlangte oder ich würde sterben. Man hatte mich meiner Kräfte beraubt, und nur durch seine Tränke würde ich nicht verfallen, sondern leben – und meine Rache bekommen, jedenfalls am Ende, so wurde mir versprochen, Rache an den Schuldigen der Klage. Doch darauf warte ich noch heute. Nach einigen Monaten, in denen ich immer wieder in das Labor musste, um mir mein Lebenselixir abzuholen, wurde ich in die Bordelle geschickt. Ich sollte mit den Huren verkehren. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich schämte. Mit meinem Gesicht! Es dauerte lange, bis es klappte, wenn...wenn Ihr wisst, was ich meine...Ich verstehe noch immer nicht, wozu das Alles dienen soll...Letzlich wurde ich auch noch als Bote benutzt, musste Pakete abholen von widerwärtigen Barbaren, übersäht mit Pusteln und direkt der Unterwelt entsprungen...“ Er lässt wieder seinen Kopf sinken und spricht mit trauriger Stimme. „So war es. Doch...wer würde mir so etwas schon glauben?“