Professor Krocho holt tief Luft, als Bolbas mit seinen Fragen herausprasselt, und reibt sich die Schläfen, bevor er langsam zu einer Antwort ansetzt. „Nun, Sir d’Jorasco, Sir d‘Tharashk, dies ist ein normaler Vorgang in dieser Region, zumindest scheint es so. Seit ich hier arbeite, sind immer wieder Bäche verschwunden und andere haben sich gebildet, sowohl unter- als auch überirdisch. Die Weinberge sind durchlöchert von Höhlen – oder zumindest waren sie es, bis die Minenarbeiten einsetzten. Das war unter der Besatzungszeit durch Thrane, vor etwa 80 Jahren. Viele der Gänge sind verschüttet oder einsturzgefährdet. Nun, egal, zurück zu den Bächen. Es handelt sich um ein intraplanares Phänomen. Die Berührungspunkte zu Lamannia scheinen instabil, doch in ihrer Gesamtheit konsistent. Fließt Wasser durch solch einen Berührungspunkt, manifestiert es sich auf der materiellen Ebene und schießt aus den Bergen, an irgendeinem Punkt in der Region. Verlagert sich aber der Berührungspunkt, so verlagert sich logischerweise auch der Punkt, an dem das Wasser auf die materiellen Ebene gelangt und somit der Verlauf der Wasserwege. Das meinte ich mit ‘verschwinden‘. Wenn Ihr also wissen wollt, wie lange es her ist, so kann ich besten Gewissens sagen, dass dies durchschnittlich alle fünf Jahre geschieht, manchmal dreimal im Jahr, aber manchmal auch 15 Jahre lang gar nicht. Es stellt kein Grund zur Beunruhigung dar, Sir“, führt Krocho seine Theorien aus, und in der Tat wirkt der Gelehrte in keinster Weise erregt, beunruhigt oder erstaunt über Bolbas Worte.
Just in diesem Moment tritt auch Dayn in den Raum ein, und Krocho wirft ihm einen gütigen Blick zu. „Ah, der junge Meister Dayn. Tretet ein, hier – eine Gabe aus dem Vermächtnis Sayandras. Sucht Euch etwas aus, es soll Euch als Unterstützung dienen auf Eurer gefährlichen Mission!“, ruft er aus und zeigt auf den Tisch, auf dem noch immer verschiedene Gegenstände auf ihre neuen Besitzer warten.
Unterdessen beschäftigen sich die restlichen Ermittler weiter mit der Karte, die über ihren Köpfen leuchtet. Gillivane hat keine Mühe, sich zu orientieren und findet sogleich das Henkers und auch Skibs Hütte. Auch Bolbas kann die Enklave seines Hauses sofort ausmachen – und einen schwach bläulich schimmernden Faden, der sich über die Weinberge zieht und in West-Ost Richtung die Enklave passiert. In östlicher Richtung führt die Linie auf die Felder nördlich von Sayandras Garten, in westlicher Richtung geht sie tiefer in die Hügel, bis sie schließlich in einem kleinen blauen Knuppel ihr Ende findet.