Tolkwy mischte sich ins Gespräch ein - der Inquisitor hatte einige Minuten der völligen Ruhe und nur für sich selbst benötigt. Der harte Kampf im Kannibalenlager hatte ihn einiges an Kraft gekostet. Die seltsame Krankheit steckte noch immer in seinen Knochen und nagte an seiner Konstitution. Er war zwar erst sehr spät dazugestoßen und doch waren auch seine Taten kampfentscheidend gewesen. Er antwortete Halas und dem Rest, das Gelik und Ischiro wohl in Sicherheit seien. Und, dass Ischiro auf den Gnom aufpassen würde: Doch dann machte auch Tolkwy sich mit den Anderen gemeinsam auf das nun eroberte Lager der Kannibalen zu durchforsten und zu entdecken...
Oblivio hatte es bereits vorgemacht und war in einer der Hütten verschwunden. Nun folgten auch die anderen Gefährten der Stammgruppe - lediglich Tascha, Dan und Jask blieben auf dem offenen Lagerplatz, versorgten die Glut des Feuers mit neuem Holz und begannen die Leichen der Kannibalen auf einen großen Haufn zu stapeln. Auch Nevos` Leiche wurde auf den Lagerplatz geholt - Tascha begann aus einem der Wasserfässer der Kannibalen Tuch zu tränken und säuberte den blutbesudelten Leichnam des gefallenen Gefährten. Sie hatten hier gemeinsam einen harten Sieg errungen, einen knappen womöglich - und Zeit war wie immer ein kostbares Gut. Doch nun würden die Gefährten wohl sicher ausruhen müssen: Sie waren fast alle ihrer Kräfte beraubt und hatten dringend Erholung nötig. Aerys Mavato würde warten müssen...
Am Lagerplatz selbst konnten die Gefährten noch einige nützliche Werkzeuge von einfacher Machart finden, die sehr gut dafür geeignet waren Reperaturen an den Hütten und im Lager zu erledigen. Den großen Topf würde man vermutlich erst einmal gründlich säubern müssen - außer man wollte sich ebenso an dem kannibalischen Eintopf versuchen, dessen verbrannte Reste noch immer am Boden des Geschirrs hafteten. Die Grube in einen Kellergang ignorierten die Gefährten vorerst - doch für später nahmen sie sich eine Erkundung dieses Ganges vor!
In der größten Hütte nördlich der Lagermitte konnten die Gefährten einige Tische und Bänke auftun und einige Feldbetten. Vermutlich hatte hier ein Großteil der männlichen Kannibalen genächtigt und gelebt. Nach einer weiblichen Heimstätte sahen diese Räume nicht aus. Kein Schmuck, kein bisschen Luxus - rohes Holz und der Geruch von rohem Fleisch: Kannibalismus war kein leichtes Los, da konnte schon einmal der Bettnachbar daran glauben müssen...
Der Wachposten der Kannibalen bot einen hervorragenden Ausblick auf das weite Meet südwestlich der Schmugglerinsel - und vermutlich auch auf die Reiseroute der Handelsschiffe: Hier hätte auch die
Jenivere unter Kapitän Kovack einst die Schmugglerinsel hinter sich lassen sollen - doch soweit war es nie gekommen. Ebenso allerdings hatte man von dem kleinen Wachturm einen guten Blick auf den Pfad gen Norden - so überwachten die Stammesmitglieder alle möglichen Zugänge zum Lager selbst. Den See- und den Landweg eben...
Die Hütte hinter der sich Malikadna, die Hexe der Kannibalen, versteckt hatte, beinhaltete das Vorratslager des Stammes. Einige Säcke voll Mehl und anderen Grundnahrungsmitteln und bestimmt gut ein Monat Vorrat an Trockenfleisch - Hungern würden die Gefährten nun sicher nicht mehr müssen. Ebenso fand sich hier die konfiszierte Ausrüstung von Valash
[1], Tascha und Aerys
[2]: Kaspians Ausrüstung allerdings war hier nicht zu finden. War er vielleicht doch nicht in die Hände der Kannibalen gefallen, lebte er vielleicht sogar noch?! Ebenso wenig war allerdings auch Ausrüstung von Kovack oder der seltsamen Gelehrten zu finden. Waren auch sie womöglich noch am Leben?! Unvorstellbar. Und auch hier fanden sich Werkzeuge - einige davon sogar von guter, handwerklicher Machart. Vermutlich war hier einiges einfach nur Strandgut von irgendwelchen Schiffswracks. Von der Besatzung solcher gestrandeten Schiffe war verständlicherweise nicht mehr viel übrig. Der Stamm hatte sich irgendwie zu ernähren gesucht und dies scheinbar ziemlich erfolgreich, über all die Jahre - man bneötigte definitiv einiges an Zeit um solch ein Lager wie dieses hier zu errichten. Wobei der Leuchtturm sicherlich zu einer früheren Ansiedlung oder gar Kolonie gehört hatte - ein nie fertig gestellter Schmugglerstützpunkt?!...
Die Schlachterei, aus der die Kannibalen noch einige gute Stunde zuvor Tascha Nevah geschleift hatten entpuppte sich als ein wahrer Schreckensort. Keiner konnte sich diesem üblen Geruch und diesem blutigen Raum auf lange Zeit aussetzen: Hier bereiteten die Kannibalen ihre 'Mahlzeiten' vor. Und außer ein paar großen und derben Klingen und einige großen Krügen und Töpfen über und über besudelt mit Blut war hier nicht viel Brauchbares zu finden. Eine Essensausgabe zum Lagerplatz hin und ein Zugang zum Gefangenenpferch hinter der Hütte. Hier hatte Tascha Nevah gemeinsam mit den Anderen die Zeit im Lager gefristet und den Gefährten wurde bewusst, das selbst das ärmste Schwein eines sehr armen Bauerns in irgendeiner noch so trostlosen Einöde Golarions wohl fürstlich leben musste im Gegensatz dazu. Ein matschiges Fleckchen Erde, das genauso gut als Müllgrube diente - Futter, für die Gefangenen, die 'schlechten' Teile ihrer Mitgefangenen vermutlich...
Eine weitere Restegrube mit allerlei Lebensmittelabfällen wartete im nahen Dschungel auf die Gefährten und empfing sie mit einem säuerlich geschwängerten Geruch von vergorenen Lebensmitteln und verrottendem Fleisch...
Malikadnas Labor bot nichts weiter groß Neues für die Gefährten, nach mehrmaliger Durchsuchung ließ sich lediglich noch ein nützlicher Trank den Töpfen und Tiegeln entwindden: Simue und Kwazeel meinten einen Trank gefunden zu haben, der Tolkwys Krankheit zumindest würden lindern können - ob so allerdings ein erneuter Ausbruch zu verhindern war: Da konnten sie sich nicht sicher sein. Sofort überreichten sie dem Halbork stolz ihren wertvollen Fund und dieser flößte sich das Gebräu auf der Stelle ein. Es ging ihm tatsächlich augenblicklich besser
[3]. Doch die Zeit würde die Wahrheit ans Licht bringen...
Der Schlafraum der alten Hexe war eine kleine und widerlich verdreckte Kammer, geschmückt und dekoriert mit einer Vielzahl von bunten Federn, seltener Dschungelvögel. Kleinere Knochen irgendwelcher Ratten, Mäuse und anderer Kriechtiere - wie Girlanden hingen die makaberen Marionetten von der schiefen Decke des kleinen Raumes herab und baumelten ihr ganz eigenes Lied vom Tod. Während durch die Ritzen und Spalten im Dach das warme und strahlende Licht des angebrochenen neuen Tages fiel und wenigstens die Gemüter der Gefährten ein wenig erwärmte an diesem unangenehmen Ort. Doch das Schlimmste war, wie im Labor auch, der Geruch nach Affenkot und Körperausdünstungen, wie man es hier länger aushalten sollte, war genauso fraglich, wie in der Schlachterei des Stammes...
Im Leuchtturm des Lagers konnten die Gefährten einen weiteren Wachposten entdecken. Ein einfacher Holztisch, eine Öllampe und ein paar Stühle - ein Würfelbecher mit entsprechendem Inhalt und einige weitere schartige Krummsäbel - vermutlich waren die oberen Bereiche des Turms so abgesichert gewesen...
Ein Vorraum, eine Gästekammer - so schien es zumindest, denn der Raum war wesentlich eleganter eingerichtet als der Rest des Lagers: Sogar eine Federmatratze füllte hier das Feldbett aus. Ein Tisch mit einem verwelkten Blumenstrauß - und einige lieblos zu Boden geworfene Rationsreste - nur ein kleines Fenster mit Ausblick auf das Kannibalenlager und sogar den roten Berg in der Ferne. Die Wolken um dessen Spitze hatten sich verzogen und die rot gefärbte Spitze des Berges war wieder zu erkennen. Das Grummeln und das sonderbare Gewitter hatten aufgehört: Von hier aus hatte man den Berg wirklich gut im Blick. Wer auch immer hier als letztes Gast gewesen war hatte den allmorgendlichen Anblick des Berges sicherlich genießen können. Die Nahrungsrationen schienen von der
Jenivere zu stammen, zumindest wiesen sie die Markierungen des Schiffes auf. Entweder hatten die Kannibalen sie also beim Lagerüberfall mitgehen lassen - oder ein Gast des Stammes hatte sie bei sich geführt...
Ein weiterer kleiner Raum im Leuchtturm beinhaltete eine Art vollgestopften Schrein: Der Kopf einer Gallionsfigur, welche Asmodeus glich diente scheinbar als Götze und befand sich im Zentrum des Raumes auf einem kleinen Tisch mit einem Fetzen roten Tuchs. Weitere Gebrauchsgegenstände lagen scheinbar wahllos verteilt im Raum herum und machten diesen Ort zu einem Ort der Geschichte - Staub hatte sich über viele der Gegenstände gelegt...
[4]Schließlich fanden die Gefährten neben einem kleinen und scheinbar einsturzgefährdeten Balkon, der weiter hinauf zur Spitze des Leuchtturms führte - ein heilloses Durcheinander aus Bambusstäben und Treibholz - aber doch stabil - circa drei Mann hoch über dem Erdboden - die Kammer Kloraks des Roten! Hier hatten scheinbar auch mehrere Frauen gehaust, den lange einfache Gewänder hingen in einem einfachen Wandschrank und vier kleine Betten waren in einer Nebenkammer aufgestellt. Doch den Großteil des Raumes füllten einige gut aussehende Schiffsmöbel, die aber schon einige Jahrzehnte alt waren. Vermutlich ebenso aus irgendeinem unglücksseeligen Wrack geborgen und in einem mühevollen Kraftakt hier herauf geschleppt. An der östlichen Wand befand sich eine große und verbeulte Truhe - Silbermünzen in rauen Mengen, durchmengt mit gutem Kupfer und sogar ein wenig Gold
[5], einige verrottete Säcke, vermutlich ehemals die Börsen dazu. Und eine alte Heuerliste eines Schiffes - gute 70 Jahre alt und beinahe völlig verblasst. Diesen 'Schatz' hatte Klorak vermutlich das letzte Jahrzehnt nicht mehr angerührt, wenn nicht sogar länger: Wozu auch, Gold war hier auf der Schmugglerinsel wertlos! Gold konnte man nicht essen oder trinken, und man konnte sich auch nicht damit verteidigen gegen all die Gefahren, die hier auf einen warteten...
Schließlich - die Spitze des Leuchtturms, noch nicht ganz fertig gestellt, aber dennoch der Stolz des Lagers. Ein massiver Bronze-Reflektor in dem sogar die verkohlten Überreste eines Leuchtfeuers zu finden waren stellte das Zentrum dieser offenen Kammer dar. Die Wände waren ebenso noch nicht vollendet, und so pfiff den Abenteurern ein kühler Wind um die Ohren - das Meer rund um sie, das Lager mit Jask und den Anderen zu ihren Füßen und der rote Berg im Osten: Die Schmugglerinsel als Ort eines großen Abenteuers, und sie hatten gerade eben eine der größten Gefahren für Fremde auf dieser Insel beseitigt. Sie konnten wirklich stolz auf sich sein! Die Apparatur allerdings wieder in Betrieb zu nehmen um damit wirklich sinnvoll Signale geben zu können würde einiges an Zeit und Aufwand kosten, war aber offensichtlich machbar...
Die Gefährten sammelten außerdem noch die beschädigten Krummspeere und Wurfspeere der gefallenen Kannibalen ein, Kloraks großen Krummsäbel und seinen schweren Holzschild, einige Perlenketten und Korallenschmuck und ein großes Rotperlenamulett, das bestimmt einige hundert Goldmünzen wert war. Doch wie sollte es nun weitergehen - die Gefährten besprachen sich und hielten Rast - gegen Abend wollten sie dann gemeinsam ins Dunkel des Ganges hinabsteigen - Morgen dann aufbrechen gen rotem Berg. Doch jetzt aßen und tranken sie, besprachen ihr weiteres Vorgehen und ruhten gemeinsam aus: Ganz so, wie es sich für wahre Sieger eines schweren Kampfes gehörte...