Der Kampf war gewonnen, die letzten Worte gesprochen und ein Teil des weiteren Vorgehens ebenso vorbereitet. Die Helden tauschten sich aus und gelangten mehr und mehr zueinander: Die tiefgreifenden Ereignisse auf der Schmugglerinsel hatten sie zusammengeschweißt! Man raufte sich zusammen, gab sich Worte der Vernunft und Freundschaft in die Hand und stütze sich: Aus den vereinzelten Reisenden auf der
Jenivere war inzwischen eine schlagkräftige Gruppe geworden, die gewonnen und verloren hatte, aber stetig aneinander und miteinander gewachsen war!
Sie würden den Tempel Ydersius` versiegeln und die Höhlen der Mutter gereinigt und geplündert hinter sich lassen: Hier Unten gab es nichts mehr, was sie hielt. Sie durchsuchten die letzten Kammern des Höhlensystems und stießen nicht nur auf das Hab und Gut von Mutter Thrunezahn: Ein schweres Messingamulett
[1] mit eingeritzter Schutzrune
[2] und einen Ring mit bläulich eingelassenem Ornament! Vermutlich hatte die alte Dame diese Gegenstände irgendeinem armen Seemann abgeknöpft, bevor sie ihn hatte verfaulen und als untoter Diener wieder auferstehen lassen! Sondern die Gefährten stießen auch auf eine weitere Art kleinen Schreins:
Die Mutterzyste - der Ort des absoluten Bösen in dieser Höhle - die Heimat von Nylithati, der Ort von dem sie gekommen war, wo sie gehaust hatte, wo sie einige Reichtümer aus den vergangenen Jahrzehnten ihrer boshaften Herrschaft gesammelt hatte! Eine kleine, in den Fels gehauene Kammer, geschmückt mit Reliefs von Schlangen und Skeletten. Ein scheußlicher Haufen von Knochen, fast wie zu einer Schlafstätte angeordnet, oder besser, einem Nest, bildeten das Zentrum. Triefende Algen überwucherten den Boden und nahmen langsam aber stetig für sich ein, was sich eben über die Jahrzehnte hier nach Unten verirrt hatte:
Neben einem meisterhaft gefertigen Sai, das bisher nur einige wenige Kratzer der Benutzung aufwies, fanden sich auch ein großer Beutel mit Platin- und Goldmünzen: Gefüllt in einen notdürftig zusammengeflickten Beutel aus Lumpen. Die Entdecker waren sich nicht einmal sicher, ob er halten würde, wenn man ihn hochhob...
[3]Ein paar fein gefertigte Handschuhe, deren Saum nur von einem gelb-grünlichen Pilz befreit werden wollte, um einen neuen Besitzer zu finden und eine kleine Glasperle, die in einem der Finger versteckt war! Gefunden unter einem großen Schulterknochen in einer Ecke der Zyste...
[4]Unter einigem Gerümpel in einer weiteren Ecke des Raumes fanden sich ein gut ausbalancierter und mit festen Ledergriffen bestückter Kurzspeer. Ein Obergewand der ganz besonderen Art: Rüstung und zugleich äußerste Flexibilität, wie die Entdecker feststellten, als sie es hochhoben! Und ein kleiner, aber fester und mit doppelt verstärktem Rand gefertigter Schild!...
[5]Ein weiteres, fein gewebtes Hemd, dieses Mal aus kleinen, metallischen Ringen - Mithral! Ein magischer Stab, der eine Aura des Guten ausstrahlte und vermutlich nur so die Jahre hier unten überdauert hatte, ohne als Feuerholz zu enden. Und ein kleiner Kompass, oder so etwas in der Art zumindest. Es waren einige weitere, sonderbare Funktionen auf dem Mechanismus angebracht, deren Funktion erst noch erkundet werden mussten...
[6]Und noch einige weitere Gegenstände, die allen Anscheins nach mehr zu gebrauchen waren als das Ganze dunkle Übel hier unten in den einstigen Höhlen der Mutter...
[7]Nachdem sämtliche Gänge und Nischen des Höhlensystems durch und untersucht waren machten sich die Charaktere daran einige größere Gesteinsbrocken, die in den großen Kammern der Höhle umherlagen vor den Durchgang zum Tempel zu rollen. Die Tür im steinernen Schlangeschädel hatten sie wieder verschlossen und einen magischen Schutz darauf gelegt. Eine Rune als Warnung wurde im Spiralgang angebracht und gemeinsam stiegen sie dann schließlich die Weinranken wieder hinauf ins Lager der Thrunezahnkanniblen. Sie rissen die Ranken zu Boden und zündeten die Wurzeln an - hier sollte nie wieder eine natürliche Leiter in die Tiefe wachsen. Anschließend vollfüllten sie den Gang mit Unrat, Treibholz und Erde. Hier würde zumindest ohne größeren Aufwand erstmal Nichts und Niemand aus den Tiefen herauskriechen. Zerstören wollten sie den Tempel allerdings auch nicht - sie waren sich nicht sicher, ob sie ihm wirklich schon alle Geheimnisse entlockt hatten: Vielleicht sah man sich ja zweimal im Leben und man wusste nie, wann die Schmugglerinsel nach einem rief...
So war es schließlich schon beim ersten Mal gewesen...
Sie kehrten gemeinsam und siegreich ans Lagerfeuer zurück. Das Lager zeigte sich immer noch mitten in der Nacht. Doch in einigen Stunden würde die Sonne erneut aufgehen. Sie konnte noch ein wenig ausruhen und am Lagerfeuer beisammen sitzen. Sie würden Morgen, oder besser gesagt heute, einen sehr schweren und erneut einen Reisetag vor sich haben! Inzwischen war das Lager der Kannibalen halbwegs aufgeräumt und in dem einstigen Menschenfleischkessel brodelte ein dicker Eintopf der vorzüglich duftete! Die restlichen Gefährten saßen versammelt und schweigend ums Lagerfeuer, als die kleine Entdeckergruppe zurückkehrte: Jask stand auf, begrüßte sie höflichst und freudigst und brachte sich selbst auf den neusten Stand - wollte wissen, was dort Unten passiert war! Tascha Nevah kümmerte sich um den Eintopf, Dan schnitzte an einem Stück Holz herum und: Ischiro saß einige Meter abseits und starrte grübelnd in die Flammen, den Kopf auf die Hände gestützt. Auf einer der Stufen der Hütten saß eine kleine zusammengesackte Gestalt, deren Gesicht nicht zu erkennen war - scheinbar eingeschlafen: Das musste Gelik Ebberschwinge sein!
Sie waren wieder vereint - und dies hier war ihr neues Basislager: Und Morgen würde sie die hoffentlich letzte Reise auf dieser verdammten Insel antreten! Zum roten Berg!...