Damit war es also beschlossene Sache - ein Großteil der Gemeinschaft hatte dem Marsch Richtung Leuchtturm zugestimmt: Obwohl nicht klar war, was auf sie warten würde, oder besser, was und wer genau sie dort erwarten würde! Und obwohl ein seltsamer Sturm aufzog, wie Simue und auch Kwazeel richtig bemerkt hatten - ihre Gemütszustände konnten sich gar nicht wirklich verbessern. Die Schmugglerinsel offenbarte sich immer und immer wieder als äußerst seltsamer und inzwischen auch wirklich gefährlicher Ort: Doch sie hatten entschieden, die Reise begann abermals...
Im tagesgleichen Trott machten sie sich schließlich auf, die kleine eingeschworene Truppe um Dan, Tolkwy, Simue, Kwazeel, Jask und den Neuen, Oblivio. Viele waren sie nicht, sie würden die Verstärkung vom Basislager dringend benötigen, so Nevos es überhaupt bis dorthin schaffte und sich nicht zuvor im Dschungel verlief, oder ihm gar Schlimmeres wiederfahren war. Tapfer und dem Wetter trotzend, noch war es nämlich ziemlich warm, eher drückend schwül sogar, machten sich die Gefährten achtsam daran ihre Rucksäcke ordentlich zu schnüren: Das Gepäck saß, die Pause war beendet, die Entscheidung gefallen: Und schließlich die ersten Schritte des Marsches schnell hinter sich gebracht...
Während ihrer Reise durch den Dschungel fiel ihnen allen vor allem eines auf: Tolkwy war besonders ruhig und leise geworden, lag es etwa daran, dass Nevos die Gruppe verlassen hatte?! Oder an dem wahllosen töten in der letzten Nacht?! Hatte er Gewissensbisse, oder war er einfach nur ermattet - oder aber schmerzten ihm seine inzwischen wieder verschlossenen Wunden doch mehr als erwartet?! Oder, ja, oder war er es jetzt, der sich beobachtet fühlte, möglicherweise von dem Schreckensvogel, den Nevos zuvor schon immer und immer wieder im Nacken gespürt hatte...
Jask für seinen Teil war eifrig und munter wie eh und je: Er beteiligte sich hier und da an einem Gespräch und so bemerkten die Gestrandeten auch nicht wirklich, wie die Stunden ins Land zogen. Einen einzigen Zwischenfall hatte es gegeben, eine Gruppe wilder Affen, welche sich auf die Gefährten gestürzt hatte - sie hatten neben dem Weg abgewartet und dann eine gezielte Attacke geführt, doch außer Unruhe hatten sie nichts erreicht. Fast schon eine gelungene Abwechslung zum tristen Marschalltag im Dschungel. Da konnte auch all das Grün und das Blühen, Gedeihen, Sprießen um sie herum nicht zur Besserung der Stimmung beitragen. In weiter Entfernung konnten sie allerdings noch immer die dunklen, inzwischen fast glühend-rötlichen Gewitterwolken ausmachen, sie waren angewachsen, doch kein Regen, kein Blitz, kein Donner...
Auf dem Pfad der Kannibalen hatten sie glücklicherweise keine weiteren Wachen angetroffen, allerdings auch sonst niemanden. Nur zwei weitere Stolperfallen hatte Dan ausmachen können und sie sicher und vorrausschauend gelöst. Ihr Weg und ihre Reise verlief besser als gedacht. Sie waren an noch einer Weggabelung vorbeigekommen, doch Oblivio hatte Spuren gefunden, die nach Südwesten den Pfad entlang führten und überhaupt - auch der Leuchtturm lag in diese Richtung...
Die Dämmerung war über sie hereingebrochen, im Osten erhellte das bedrohliche Flackern des ungewöhnlichen Sturms das Firmament und im Dschungel vor ihnen versank die Spitze des Turmes im Dunkel der einkehrenden Nacht. Es kühlte, wie fast jeden Tag merklich ab, und es begann auch leicht zu nieseln - änderte sich nun doch die Wetterlage, nun, dafür hatten sie ja wenigstens bisher eine gute Reise gehabt. Doch sie würden es leider auch diesen Tag nicht mehr ganz bis zum Leuchtturm schaffen, dessen wurden sie sich glücklicherweise in einer äußerst günstigen Position bewusst. Sie hatten das Meer erreicht, quasi die andere Seite der Schmugglerinsel - eine kleine Bucht, ein Fluss der sie nach Norden ins Inland abtrennte - hier würden sie rasten können, oder zumindest eine nächtliche Erkundungstour vorbereiten, wie auch immer: Tolkwy rief recht abrupt zur Rast und zur Nachtwache auf - er spürte eine drohende Gefahr, und sie war sehr nah...
War es wirklich das Lager der Kannibalen, weit war der Leuchtturm nicht mehr, Stimmen oder Ähnliches konnte man aber auch nicht vernehmen - aber hier wären sie vermutlich nochmals eine Nacht lang sicher. Es gab eine kleine Lichtung von der aus man den Strand gut im Blick hatte über den der Trampelpfad verlief, und Morgen war schließlich auch noch ein Tag, oder?!...