Autor Thema: Keimusho: Verschollen hinter den Mauern der Räuberfeste.  (Gelesen 7509 mal)

Beschreibung: Fushous Gefangenschaft

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Fushou

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Keimusho: Verschollen hinter den Mauern der Räuberfeste.
« Antwort #30 am: 28.06.2011, 09:28:11 »
Fushou war noch nie ein Mann großer Worte. Doch da dies eine Möglichkeit sein könnte, das Vertrauen des Fremden zu gewinnen und - wichtiger noch - ihn davon zu Überzeugen, dass Fushou durchaus Ehre besitzt, wählt er seine Worte mit Bedacht.

"Ihr kennt sicher unsere Geschichte. Die Tsuruchi haben sich den Yoritomo aus freien Stücken angeschlossen. Dies Geschah in Zeiten, in denen die Interessen weniger hinter den Interessen der Menschheit als ganzes zurücktreten mussten. Es war die richtige Entscheidung. Yoritomo Aramasu, der Sohn von Yoritomo hielt den Namen seines Vaters in Ehren und handelte weise und gerecht. Doch nun gibt es einen Umbruch. Manch einer befürchtet der Mantis Clan wandle wieder zurück auf alte Pfade. Sollte dies eines Tages Wirklichkeit werden, so könnte es sein, dass wir uns wieder von den Yoritomo los sagen müssen. Deshalb antwortete ich euch mit Ja und Nein. Wir Tsuruchi  folgen dem Mantis Clan solange dies ohne Widerspruch zu unseren Werten möglich ist, solange es das Richtige ist."
Fushou streckt seinen Arm empor, so dass das Armband mit dem Goldenen Symbol der Wespe deutlich zu sehen wäre.
"Einen wahren Tsuruchi erkennt ihr daran, dass er als Zeichen seiner Anerkennung und Verbundenheit mit dem Weg Tsuruchis offen trägt."

Nach einer kurzen Pause fügt Fushou hinzu:
"Der Zwiespalt gehört zu den Tsuruchi wie der Bogen. Wie können wir dem verbreiteten Glauben zur himmlischen Ordnung widersprechen und trotzdem so offensichtlich von ihr profitieren? Wie können wir das Gesetz über alles stellen und trotzdem im Zweifel unserem Herzen folgen um das richtige zu tun? Ich meine dies ist ehrenhaften Verhalten. Wir suchen nicht den einfachen Weg. Wir suchen den richtigen Weg und bemühen uns um ehrliche, gerechte und gnädige Entscheidungen."
« Letzte Änderung: 04.07.2011, 13:33:25 von Fushou »

Ginsengsei

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« Antwort #31 am: 02.07.2011, 02:07:09 »
„Ja die Geschichte der Tsuruchi Familie ist mir bekannt wie einem Hungrigen die Reissuppe. Er kennt den Geschmack und weiss von ihrer Nahrhaftigkeit. Doch nur der Bauer kennt die Geschichte der einzelnen Reiskörner, er weiss um ihren langen Weg in die Reisschüssel.“ Der junge Kranich mustert Fushou mit einem kritischen Blick. „Tsuruchi-san, schaut auf euren Arm. Dort ist kein Armband! Sie haben es euch wohl abgenommen bevor ihr hier im Verlies gelandet seid.“ Der Bushi sagt das so beiläufig wie möglich um Fushou nicht in Verlegenheit zu bringen.

Zu Fushous Äusserungen über seine Zweifel an der Himmlischen Ordnung und an den Worten des Kaisers, verschlagen dem Kakita für einen Moment die Sprache. Als er jegliche störenden Gedanken bei Seite geschoben hat, kann er endlich antworten: "Ich rechne euch eure Ehrlichkeit hoch an Tsuruchi-san." Er macht eine kurz Pause und fährt dann fort: "Euer Eigensinn wird euch jedoch noch ein mal den Kopf kosten. Seid also gewarnt!" mahnt er den Tsuruchi.
« Letzte Änderung: 02.07.2011, 08:54:21 von Ginsengsei »
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Fushou

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« Antwort #32 am: 04.07.2011, 13:40:59 »
Fushou blickt auf seinen Arm. Erneut wird ihm die Lage in der er sich befindet schmerzhaft bewusst. Die Tatsache, dass ihm seine Kleidung genommen wurde war für die Wespe nicht sonderlich schlimm, doch erst jetzt bemerkt Fushou, wie wichtig ihm dieses Symbol war.

Nach einiger Zeit blickt Fushou seinem Gegenüber erneut in die Augen, etwas seiner Selbstsicherheit ist zurückgekehrt: "Ihr weigert euch auszubrechen, weil ihr kein unehrenhafter Verbrecher seid. Doch sind diese unsere Peiniger die Verbrecher, welche uns zu unrecht hier festhalten. Kakita-san, warum seid ihr von diesen Mördern und Gesetzesbrechern gefangen genommen worden?"

Ginsengsei

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« Antwort #33 am: 05.07.2011, 02:35:04 »
"Das will ich Euch sagen Tsuruchi-san." antwortet der Kakita Bushi. "Ich bin auf der Suche nach Rache für den Mord an meinem Bruder in die Skorpion Lande vorgedrungen. Mir war bewusst was ich tat aber es war die einzige Möglichkeit jemals in die Lage zu kommen den Mörder zu stellen." Kakita Jiro blickt nach oben gen Gitter. "Ich war ihm auf den Fersen und als ich seine Spur endlich gefunden hatte, habe ich eine Woche lang habe weder geschlafen noch gerastet um ihn stellen zu können. Das ist jetzt viele Tage her. Damals brach gerade der Monat des Kranichs an - die Schicksale meinten es gut mit mir.[1] Als ich dann den Bayushi ausfindig gemacht hatte, beschloss ich die Nacht zu ruhen um die Kräfte meiner Vorfahren zu sammeln und eine meinem Bruder würdige Rache zu nehmen. Doch es die Schicksale nahmen einen anderen Verlauf und noch ehe der Morgen angebrochen war, hatte mein Katana mehrere Männer auf die Reise gen Yomi geschickt. Der Bayushi war nicht dabei - doch das war mir nur Recht. Sollte er doch als Verlierer in einem Duell sterben und nicht wie ein reudiger Hinin durch einen Fehltritt in mein Katana stolpern!" Die Schilderung des Kranichs kommen nun zu einem abrupten Ende und Bitterkeit wie die eines falsch zubereiteten Ginko Tees, umhüllt den Gesichtsausdruck des Bushis. "Fünf waren es doch es verblieben noch sieben und auch wenn ich noch den ein oder anderen traf, so war mein Schwertarm müde und ich konnte nicht mehr aus der Leere[2] schöpfen. Sie überwältigten mich und alles was mir blieb war die Herausforderung an den Bayushi aus zu sprechen. Seit diesem Tag nun warte ich hier - auf ein Zeichen der Ehre. Der Bayushi wird meine Herausforderung nicht im Wind davon eilen lassen. Er wird sich mir stellen - seine Ehre gebietet es ihm!"[3]  
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« Letzte Änderung: 05.07.2011, 18:48:01 von Ginsengsei »
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Fushou

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« Antwort #34 am: 06.07.2011, 11:05:36 »
Fushou muss diese Informationen erst einen Moment sacken lassen. Ein Bayushi hat seinen Bruder getötet. Bayushi Isamu könnte sicher mehr Licht in dieses Dunkel bringen. "Hat dieser Bayushi von dem ihr sprecht mit diesen Räubern gemeinsame Sache gemacht?" "Ich selbst reise mit einem Bayushi, ebenfalls auf den Spuren eines Attentäters. Wenn wir hier raus sind, solltet ihr mit ihm sprechen." Ich hoffe, der Bayushi von dem Kakita-san spricht besitzt wirklich etwas von der Ehre, die er ihm zuspricht.

Ginsengsei

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« Antwort #35 am: 06.07.2011, 16:24:18 »
Anstatt Fushous Frage zu beantworten, springt Kakita Jiro auf und schaut Fushou durchdringen an. Das offensichtliche Misstrauen, welches Fushou nun entgegenschlägt, ist beinahe überwältigend: "Ihr macht gemeinsame Sachen mit einem Bayushi?! Erklärt Euch!" 
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Fushou

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« Antwort #36 am: 07.07.2011, 11:48:45 »
"Wir Tsuruchi schulden euren Vorfahren viel, dessen bin ich mir bewusst. Trotzdem brauche ich mich euch gegenüber nicht erklären.", antwortet Fushou mit ruhiger, fast eisiger Stimme. Dann entspannt sich die Wespe wieder. "Nur soviel. Es gab auch hier Attentate.", flüstert Fushou leise. Ob uns jemand lauscht? Wieder mit normaler Lautstärke fährt er fort: "Welche Beweise habt ihr, dass die Bayushi am Tod eures Bruders Schuld sind?" Fushou versucht die Frage so freundlich und offen wie möglich zu stellen. Auch seine Gestik bedeutet, dass dies wirklich keine implizite Anschuldigung sein soll. Wieder leiser fügt er hinzu: "Das Auge sieht nur, was es zu sehen bekommt."
« Letzte Änderung: 10.07.2011, 11:52:22 von Ginsengsei »

Ginsengsei

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« Antwort #37 am: 11.07.2011, 15:48:44 »
"Es sind nicht die Bayushi, Tsuruchi-san. Ich würde nicht soweit gehen und eine ganze Familie für die Schuld eines ihrer Mitglieder zu verurteilen. Das wäre unklug, bin ich doch auf ihre Unterstützung angewiesen, da ihr Daimyo allein mir die Möglichkeit der Rache gewähren kann!" klärt Kakita Jiro den Tsuruchi auf. "Das Sammeln und Auswerten von Beweisen überlasse ich den Magistraten und ihren Unterstellten. Bis sie soweit sind und den Mörder überführen können werde ich meine Zeit nutzen. Wenn die Schicksale auf meiner Seite sind wird er die Herausforderung annehmen. Egal ob er sich als schuldig oder unschuldig bekennt!" Ein Funken Hoffnung huscht über das Gesicht des Kranichs und Fushou kann ihm ansehen, dass es diese Hoffnung ist, die den Bushi voran treibt und ihn auch die Gefangenschaft ertragen lässt.
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Ginsengsei

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« Antwort #38 am: 29.07.2011, 09:24:52 »
Dumpf hört Fushou die Regentropfen wie sie gleich der Schattenland Heere gegen die große Mauer anstürmen und abprallen. Stunde um Stunde vergehen und mittlerweile haben sich auf dem felsigen Untergrund kleine Pfützen gebildet. Der Kakita Jiro  sitzt in der Hocke und hat das Haupt in beide Hände gestützt, schweigend starrt er auf eine kleine Pfütze. In Abständen von mehreren Minuten fällt ein einsamer Wassertropfen von der Decke und malt kleine, schnelle Kreise auf die Wasseroberfläche.

Die beiden Gefangenen harren der Dinge die da kommen mögen. Nach den turbulenten Tagen und der langen Reise könnte man meinen, dass sich die Rast der Wespe Erleichterung verschaffen würde, doch die Verletzungen heilen unter diesen widrigen Bedingungen nur sehr langsam. Hunger plagt ihn und seinen Mitgefangenen und die dunkle, Enge des Verließes ist gerade zu erdrückend.

Während Fushou auf einem Stein sitzt und sinniert, hat sich der Kranich Bushi erhoben und begonnen einige Steine ein zu sammeln. Nach dem er einen ganz beträchtlichen Haufen beisammen hat, beginnt er die Steine in zwei kleinere Häufchen ein zu teilen. Alle Steine welche die Größe seines Daumens nicht überschreiten, legt er in den linken Haufen, alle anderen in den rechten. Als er fertig mit sortieren ist nimmt er einen besonders spitzen Stein und beginnt damit ein Gitter auf den Felsboden zu kratzen. Immer und immer wieder fährt er die einzelnen Linien nach bis sie erkennbar werden. Als er fertig ist betrachtet er in der Hocke sitzend sein Werk und drückt sich dann mit den Händen an den Knien ab und steht mit einem Lächeln auf. Er dreht seinen Kopf in Richtung Fushou spricht die in der Luft hängende Einladung aus: "Tsuruchi-san, es wäre mir eine Freude mit euch eine Partie Go zu spielen. Würdet ihr meine Einladung annehmen?"[1]
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« Letzte Änderung: 01.08.2011, 16:04:00 von Ginsengsei »
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Fushou

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« Antwort #39 am: 03.08.2011, 08:54:37 »
Mit einem Ruck erhebt sich die Wespe und wischt die Gedanken hinfort. Es würde ohnehin nicht zu weiterer Erkenntnis führen. "Habt Dank für dieses Angebot. Ich werde gerne eine Partie mit euch spielen, wenngleich ich wohl kein würdiger Gegner für euch bin."

Nachdem der Kranich der Wespe bereits zwei mal angeboten hat, den ersten Stein zu setzen, nimmt Fushou schließlich mit viel Dank beim dritten Angebot an und setzt sofort den ersten Stein auf einen freien Punkt im unteren rechten Quartal. Der erste Seki steht. Fushou hat einen freien Raum gewählt mit vier Freiheiten. Ein sicherer Eröffnungszug der noch nicht viel Aussagekraft hat. Nach kurzem zögern erwidert der Kranich den Zug. Er spiegelt den Zug der Wespe. 'Spielt er mit mir, oder lauert er nur auf mich?' Der Wespe wird bewusst, wie wenig er sein Gegenüber kennt. Der erste Kontakt sprach von härte, genauso wie der Zorn. Doch die Tatsache, dass der Kranich Fushou Bett und Reis überlassen hatte, sprach von Großzügigkeit... aber vielleicht auch Naivität. Fushou entschließt sich langsam zu einem ersten Angriff über zu setzen um den ersten Seki des Kranichs in seiner Freiheit zu bedrohen. Fushou zeigt seine Intention offensichtlich, aber noch reagiert der Kranich nicht. Schließlich entschließt die Wespe sich zu einem mutigen Schritt, welcher die Freiheit eines seiner eigenen Seki in Gefahr bringt und den Kranich unter Zugzwang bringt. Der Schritt ist offensichtlich - so offensichtlich, dass sich der Kranich fragen musste, welche weiteren Schritte die Wespe bereits geplant hatte. Das Spiel um Leben und Tod ist eröffnet.[1]
 1. Japanische Go-Regeln
« Letzte Änderung: 03.08.2011, 09:00:06 von Fushou »

Ginsengsei

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« Antwort #40 am: 05.08.2011, 09:15:00 »
'Ein Angriff! Liebt er das schnelle, erbarmungslose Spiel? Ich werde seine Entscheidungsstärke einer Prüfung unterziehen!' denkt sich der Kranich und setzt an zum Gegenangriff. Doch Fushou spielt weiter unbeeindruckt sein Spiel statt einen weiteren Eckpunkt an zu greifen, verlängert er zum eigenen Schutz die Kette um mehr Leben zu gewinnen. 'Welches Ziel verfolgt der Tsuruchi? Noch kann ich kein Muster erkennen! Doch werde ich versuchen seine Ketten zu brechen.' der Kakita reibt sich die Augen, legt eine Strähne seines langen Haares hinters Ohr und setzt den nächsten Stein der Fushous vierer Kette in der Entstehung unterbindet. 'Lange genug habe ich seinem Spiel beigewohnt, es ist Zeit ihn in die Defensive zu zwingen' denkt sich der Kranich und platziert mit Genuss einen weiteren weissen Stein der die Wespe unter Zugzwang setzt. 'Jetzt musst du handeln!' Und die Wespe setzt zielsicher ihren schwarzen Stein mitten ins Herz der Kranich Taktik. Nun muss der Kranich abwägen ob er die letzte Freiheit der beiden schwarzen Steine nimmt oder ob er nicht seinen eigenen bedrohten Stein schützt, um gleichzeitig der Wespe die Möglichkeit zu geben, noch mehr Steine in die vorbereitete Falle zu schicken. Für einen Moment ist sich der Kranich sicher, es zählt der langfristige Erfolg! Seine Hand schwebt bereits über der an zu nehmenden Position auf dem Spielfeld, als ihm eine weitere Gefahr bewusst wird und er mit seinem Stein das Atari schliesst und damit zwei Steine der Wespe vom Brett nimmt. Ohne merkliche Regung vollführt er seinen Zug, doch studiert er genau die Reaktion Fushous!
« Letzte Änderung: 05.08.2011, 09:30:07 von Ginsengsei »
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Fushou

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« Antwort #41 am: 12.08.2011, 14:55:30 »
Fushou ist nicht irritiert sondern verfolgt weiter stur sein Spiel. Zwei weitere Gefangene nimmt der Kranich in den nächsten Minuten. Dabei wächst seine Gruppe immer weiter und die Wespe schafft es nur spärlich, den Kranich dazu zu zwingen, seine Augenpunkte aufzugeben. Was versucht die Wespe? Versucht Fushou etwa, die gesamte Gruppe des Kranichs zu töten? Mutig, geradlinig... aber doch töricht. Mit dieser offensichtlichen Taktik kann Fushou doch gar nicht gewinnen!

'Ich zeige ihm, was ich unter Ehre verstehe.', denkt sich Fushou während er sehenden Auges dem Spiel-Tot entgegen läuft. Seine Strategie ist geradlinig und ohne Rücksicht auf Verluste, wie es scheint. 'Wenn ein Kampf nicht zu gewinnen ist, dann suche dir aus, auf welche Art du ihn verlierst. Auf diese Weise kannst du entscheidend den Ausgang des nächsten, vielleicht wichtigeren Kampfes bestimmen.' Fushou setzt ein klare Botschaft mit seinem Verhalten. Wird der Kranich sie verstehen? Noch besteht eine kleine Möglichkeit, dass Fushou das Spiel gewinnt - aber nur theoretisch. Praktisch hatte Fushou nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass er diesem Gegner unterlegen war.

Ginsengsei

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« Antwort #42 am: 17.09.2011, 00:02:02 »
Verwundert über die törichte Spielweise der Wespe, blickt der Kranich mit großen Augen auf das Schlachtfeld, welches sich da vor seinen Füßen bietet. Gedankenverloren, lässt er ein paar Steine durch die Finger gleiten. Dies wiederholt er solange bis es ihm gelingt dabei ein rhythmisches Klackern zu erzeugen. Dann nach fast gefühlten Ewigkeit setzt er den nächsten Stein. Nach dem auch Fushou erneut einen Stein gesetzt hat, scheint sich das bisherige Bild zu bestätigen. Der Tsuruchi spielt unbekümmert, ohne auch nur an den allgegenwärtigen Untergang zu denken, sein Spiel weiter. 'Ich werde ihm die Niederlage gönnen', denkt Kakita Jiro und erweitert erneut seine Kette um ein wichtiges Bindeglied.

Während das Spiel so andauert scheinen die beiden Gefangenen die Welt um sich herum fast vergessen zu haben. Zu vereinnahmend ist das Spiel und zu unangenehm die wirkliche Situation in welcher sich der Kranich und die Wespe befinden. Erst als Fushou seinen letzten Stein gespielt hat und man den Sieger der Partie bereits festlegen kann ohne auch nur einen einzelnen Stein gezählt zu haben, erst dann schleicht sich wieder das beklemmende Gefühl der Gefangenschaft zurück in ihre Knochen.

Für eine Weile herrscht Stille im dunklen Verlies, Jiro Kakita schliesst die Augen und scheint sich in ferne Träume zu verlieren. Es scheint als ob der Ausgang des Spiels nicht mehr wichtig sei denn der sonst so wortreiche Kranich sieht keinerlei Anlass sich und seine Fähigkeiten weiter gegenüber Fushou zu profilieren.
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Fushou

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« Antwort #43 am: 28.09.2011, 14:51:30 »
Es war alles so gelaufen wie Fushou es erwartet hatte. Der Kranich war ein weitaus besserer Spieler als die Wespe - aber würde er die Offenbarung erkennen, welche Fushou mittels seiner strikten, wenngleich auch törichten Spielweise verkündet hatte? Oder würde er schlichtweg denken, dass Fushou dumm wäre? Die Miene des Kranichs verrät nichts. Nichteinmal die Langeweile, welche beide Samurai bald wieder in ihr Schweigen hüllt. Doch es war keine angenehme Stille.

Ginsengsei

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« Antwort #44 am: 01.10.2011, 10:41:05 »
Schweigend vergehen die Stunden. Sitzend, stehend, gehend nur irgendwie die Unerträglichkeit der Gefangenschaft aus zu halten - an mehr ist im Moment nicht zu denken. Als das kaum vorhandene Licht zu schwinden beginnt und man von Draussen das Brausen der Winde durch die Festungsmauern vernehmen kann scheint Fushous erster Tag in Gefangenschaft überstanden zu sein. Wie die beiden Gefangenen es besprochen haben, teilen sie sich die Schlaf und Wachzeiten ein und obwohl die beiden sich erst wenige Stunden kennen, scheint die besondere Situation es ihnen zu ermöglichen einander zu vertrauen.

Dennoch bekommt Fushou die ersten Stunden kein Auge zu. Draussen über den schützenden Mauern des alten Räuberfeste, hat sich ein gewaltiges Unwetter zusammengebraut, welches sich nun unter Donnergrollen und sinnflutartigem Regen zu entladen scheint. Zum Glück sind die beiden im Verlies zumindest vom direkten Regen geschützt, doch die Wassermassen scheinen mit solcher Fülle darnieder zu gehen, dass es sich einen Weg zwischen den kleinsten Felsspalten sucht und schon bald sind einige Stellen der Felswand mit kleinen Rinnsalen versehen die große und kleine Pfützen auf dem steinernen Boden bilden. Eine dicke Ratte huscht neugierig von einer Pfütze zur anderen und verschwindet dann wieder in der Dunkelheit. Der Kakita hebt einen Stein auf und wirft ihn so gegen die Wand, dass er zurückspringt und mit einem kleinen Platsch in einer große Pfütze in mehreren Fuss Entfernung landet. Er scheint Gefallen an dem Spiel gefunden zu haben und probiert immer schwierigere Winkel und weiter entferntere Pfützen. Das regelmässige Klackern der Steine wirkt beruhigend und einschläfernd zugleich und so gelingt es Fushou zumindest ein paar Stunden Schlaf zu finden.

Als er zum Schichtwechsel vom Kranich geweckt wird und mit einem Ruck aufsteht, wäre er am liebsten wieder sofort zurück in die warme trockene Schlafstelle gekrochen. Der ganze Boden ist von einer einzigen großen Pfütze überzogen, in der Fushou nun mit beiden Füssen steht. Neben der Schlafstelle gibt es nur noch einen kleinen Fels auf dem der Kranich mit angezogenen Beinen sitzt und müde in Fushous Richtung blickt. Neben ihm liegen einige Steine auf einem kleinen Haufen, es scheint als ob das Spiel ein schnelleres Ende fand als geplant. Im stummen Verständnis tauschen die beiden die Plätze und während Fushou noch seine nassen Füsse trocken reibt, macht es sich der Kranich bereits auf dem Schlafplatz so gemütlich wie es nur geht. Es dauert keine Stunde und vom Kranich ist nur noch das melodische Pfeifen seines Atems zu hören. Fushou blickt sich wie er so auf seiner steinernen Insel sitzt - Gefangen auf einem Stein in einem Verlies. Ein kontrollierender Blick nach Oben ans Gitter bestätigt die Anwesenheit der Schlange. Fushou reibt seine kühlen Füsse mit den Händen warm und bereitet sich auf eine lange Zeit des wachen Wartens vor.

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