Etwas misstrauisch blickt ihn der Wächter an. "Das Dorf ist sicher, die Ernten wurden eingefahren. Kagoki wird wieder seinem Ruf gerecht werden - der Winter kann also kommen!" Bei der zweiten Frage kann der Mann seine Überraschung nicht verbergen: "Bayushi-sama, der Beiden Pass ist zwar geschlossen, doch allein aufgrund der wichtigen Lage entlang der Handelsroute, kommen immer wieder Samurai aus allen Gegenden des Scorpion Landes zu uns. Ich empfehle Euch einen Besuch im glucksenden Reisfrosch, dort könnt ihr auch den Gunso Bayushi Bishamon treffen der hier mit zwei seiner Nikutai Quartier bezogen hat." Kaum hat der Mann den Satz beendet eilt auch schon wieder der zweite Wächter heran um Kickuchiyo die geprüften Reisepapiere zurück zu geben. "Es ist mir eine Ehre euch in Kagoki begrüßen zu können." sagt der Ashigaru, macht eine halbe Verbeugung und gibt Kiku die Papiere zurück.
Der Aufenthalt der Reisenden in Kagoki ist hauptsächlich durch die Annehmlichkeiten des reichen Dorfes geprägt. Bayushi Bishamon nimmt Kikuchiyos Anwesenheit ohne größeres Interesse zu Kenntnis. Einer der beiden Nikutai versucht den jungen Samurai später bei einigen Schalen Sake aus der Reserve zu locken, doch Kikuchiyo hat mittlerweile Erfahrung und lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Als sie dann am nächsten Tag Kagoki endlich wieder hinter sich lassen können, ist er froh dass er auch ieder die Maske abnehmen kann.
Die folgenden Tage gleichen einem Sprint bis an den Fuss der Berge. Ab dann beginnt der zähe, qualvolle Aufstieg der selbst dem weit gewanderten Mann - das wehklagen lehrt. Unendlich lang erscheint er, jeder Schritt fällt schwer, jedes Hindernis ist eine Qual die überwunden werden muss.
Als nach sieben beschwerlichen Stunden die Hochebene erreicht ist, halten die Wanderer Inne um den Moment zu würdigen und die Gegend in Augenschein zu nehmen.
[1][2]Während am Horizont sich ein Berg Massiv ans nächste reiht, wie die Zahnreihen eines Hais, liegt zu ihren Füssen das Ziel ihrer Reise. Die Abendsonne spiegelt sich im glasklaren Wasser des Namida no Mizuumi und zaubert ein zufriedenes Lächeln auf die Gesichter der Gruppe. Der See ist fast komplett vom Fels umrundet und ähnelt einem riesigen Krater. Gut zwanzig bis dreißg Fuß vom Ufer entfernt können die Gefährten die einsamen Lichter mehre kleinere Fischerhütten ausmachen, welche auf dicken Holzbalken mitten im See stehen. Die Häuser sind in ihren Grundzügen identisch: fünfzehn Fuß lang und zehn Fuß breit ungefähre Höhe knapp über sieben Fuß, die leicht spitz zulaufenden Dächer sind mit getrocknetem Schilf bedeckt und die Wände sind aus schwarzem Bambus, alle sind umrandet von einem kleinen Steg, der sie auch untereinander verbindet. Ihr einzig offensichtliches Unterscheidungsmerkmal sind die jeweils andersfarbige Fahnen welche an jedem Haussteg auf einem zehn Fuß hohen Mast montiert sind. Am Geländer der Stege hängen mehrere Dutzend, aus feinem Bambus und Schilf gebundene, Käfige . An den Hausstegen liegen Flöße aus dicken Bambusstämmen. Eine idyllische Fischersiedlung - weit abgelegen von dem Trubel des Reichs.
Kukis Blick folgt der Uferlinie bis er bei einem kleinen roten Tor halt macht. In der Mitte des Torbogens hängt eine große Glocke deren Seil bis fast zu Boden hängt. '
So scheinen sich also die Besucher für eine Überfahrt an zu kündigen.', denkt sich Kikuchiyo und geht zum roten Tor. In großen Lettern aus dem Holz gesägt steht dort: Die Schönheit der Träne offenbart sich nur demjenigen der ihr Salz schmeckt.