Das Bad der Skorpione
Nachricht für Bayushi Isamu.Geschätzter Neffe,
so sehr mich der frühe Tod meines Sohnes auch gramt, so groß ist doch mein Vertrauen in dich und die Hoffnung, dass der Kopf seines Mörders sehr bald schon zu meinen Füßen liegen wird!
Zu meiner größten Freude, durfte ich aus dem Kyuden Bayushi erfahren, dass der Clan einen Magistraten damit beauftragt hat den Tod meines Sohnes zu untersuchen. Der Name des Clan Magistraten ist Bayushi Masato, er wird begleitet von einer Shugenja der Yogo Familie. Selbstverständlich wirst du, werter Neffe, den Mörder zuerst finden - das steht außer Zweifel! Der nahende Winter wird dir noch ein wenig Zeit schenken. Darum musst dich, baldmöglichst mit Bruder Heihachi am Hotei Seido treffen. Er kann dir wichtige Informationen geben.
Eingewoben in das Papier dieser Nachricht, sind drei Federn. Ein Geschenk von deiner Schwester. Jede der drei Federn des Kurōtadori Vogels[1] erlaubt dir eine Nachricht an meinen Hof zu senden.
Dein Onkel,
Bayushi Miyoto
Isamu fährt mit seiner Zunge rasch über seine Lippen, ein Zeichen der Anspannung, welches normalerweise von seiner Maske verdeckt wird. Die Zeit drängt und Isamu weiss immer noch nicht, wie sein Cousin gestorben ist. Da der Magistrat zum See kommen muss lohnte es sich vielleicht den Kranich als Ronin Gefangen setzen zu lassen, um eine falsche Fährte zu legen und den Magistraten mit einer zusätzlichen Aufgabe zu verlangsamen.
"Morgen findet die Beisetzung statt. Beehrt uns mit eurer Anwesenheit beim Abschied eines loyalen Rokugo, Kikuchiyo-san."
Der vermutlich ein Yogo war, wie der Begleiter des Magistraten. Auch ihm wird eine Ablenkung zur Festung gelegt. "Übermorgen werden wir euch auf dem Weg nach Hotei Saido begleiten"
"Gut", der Mann auf Shutai zieht sein Oberteil aus und legt es in die Ecke. Danach entledigt er sich seines Fundoshi
[2], nimmt eine Kelle des Warmen Wassers aus dem Zuber und übergießt sich damit. Als er mit dieser Prozedur fertig ist beginnt er damit sich einzuseifen.
"Auch sollten wir ein paar der Dorfbewohner damit beauftragen das verlorene Daisho zu suchen. Bei den Banditen konnte ich nichts weiter finden, aber vielleicht haben sie es ja irgendwo versteckt bevor sie sich dem Dorf genähert haben. Es freut mich sehr, daß Ihr mich zum Hotei Seido begleiten möchtet, Isamu-dono. Wart ihr dort schon einmal gewesen? Was verschlägt Euch dort hin, abgesehen von meiner Gesellschaft, was ich sehr zu schätzen weiß."
Erneut nimmt er ein paar Kellen heißen Wassers und spült sich die Seife vom Körper.
Was kann man in einem Fischerdorf schon erwarten? bedauert Isamu, dass ihm Seife anstelle wohlriechender Kräuter für das Bad zur Verfügung stehen. Es nimmt dem Vorgang die angenehme gesellschaftliche Dimension und verwandelt es in ein profanes Reinigen. Doch in Anbetracht der vergangenen Tage bildet dies einen Schritt zurück in ein richtig zivilisiertes Leben. Mit einem wohligen Guss Wasser über den Kopf nimmt sich Isamu die Zeit, den Vorgang zu geniessen bevor er antwortet. "Ein Schrein für das Schicksal der Zufriedenheit und die Gelegenheit die Künste zu geniessen sollten Grund genug für eine Reise geben, meint ihr nicht Kikuchiyo-san? Doch ihr habt recht."
Als Überbringer der Nachricht wird er als Vertrauenswürdig genug eingeschätzt. Und er würde es sowieso herausfinden. "Ich werde Bruder Heihachi einen Besuch abstatten dürfen, vielleicht habt ihr schon von ihm gehört?"
Vorsichtig steigt Kikuchiyo in das heiße Wasser und läßt langsam den ganzen Körper bis zum Hals darin versinken. Angenehm umgibt das Wasser seinen Körper sodaß er ein langes entspanntes Ausatmen nicht unterdrücken kann, sollte er es versucht haben. Dann nimmt er einen Waschlappen, macht ihn nass und legt ihn sich gefaltet auf dem Kopf.
"Heihachi...? Kann es sein?" er taucht aus dem Wasser hervor. "Ihr meint doch nicht etwa Bruder Kyozan, früher Bayushi Heihachi hieß?" Einen Moment blicken sich die beiden Samurai still an. "Wenn es der gleiche Mann ist von dem wir sprechen, dann kenne ich ihn sehr wohl, auch wenn es schon gut 10 Jahre her ist, daß ich ihn zuletzt gesehen habe. Er ist der Bruder meines Großvaters, Bayushi Hirokazu und mein letzter lebender Verwandter."
Wenn Kiku es genau überlegt, sind sie tatsächlich nicht blutsverwandt denn Hirokazu war adoptiert und er hatte wohl auch noch verwandte auf der Seite seines Vaters. Zu denen hatte er kein Kontakt mehr seid er drei Jahre alt war. Er kann sich kaum an die Gesichter seiner Eltern, geschweige denn an die Namen dieser Verwandten erinnern. Das war die Zeit in der sein Vater Seppuku begehen mußte und Hirokazu den kleinen Toramoto Kikuchiyo - seinen eigenen Enkel - adoptierte, um ihm seinen Nachnamen zu geben und vor dem Schicksal des Vaters zu bewahren.
Wassertropfen lösen sich von Isamus Haar und platschen in die Wanne hinunter. "Zum Glück haben wir eine grosse Familie, die uns Rückhalt gibt. Die Banditen in den Bergen machten auf mich einen verlorenen Eindruck. Sie fanden keinen Platz in der Welt und hatten niemanden ausser sich selbst, dem sie dienten. Aber lassen wir diese traurigen Gedanken. Ich freue mich für euch, dass ihr euren Grossonkel sehen könnt. Ich hoffe, ihr werdet uns einander vorstellen, wenn wir in Hotei Seido ankommen."
"Darauf gebe ich Euch mein Wort. Werter Isamu." sagt Kikuchiyo. Die Wärme des Wassers durchdringt seinen Körper. Das wohlige Gefühl das seinen Körper durchdringt könnte nun nur noch getrumpft werden durch eine anschließende Massage und etwas Wein zusammen mit ein paar Dirnen des Lustviertels von Sakyo Toshi
[3].
Kikus Haut unter dem wachsenden Bart juckt und auch sein Haar könnte mal wieder eine anständige Wäsche vertragen. Eine Rasur wäre also durchaus angebracht. So harrt er noch einen Moment im Wasser aus bevor er aus dem Zuber steigt, sich eins von den bereitgelegten Tüchern um die Hüfte wickelt und zur Schiebetür geht. Er öffnet sie einen Spalt und versucht die Aufmerksamkeit von jemanden zu bekommen. Es dauert etwas und kalte Luft zieht in den Raum. Kiku wird man wieder der Unterscheid eines einfachen Dorfes und einem Gasthaus in der Stadt bewußt. Schließlich kommt ein durchaus hübsches Mädchen von vielleicht 16 Jahren herbei, die Kikuchiyo in der vergangenen Tagen noch nichts zu Gesicht bekommen hat oder zumindest war sie ihm nicht aufgefallen. Für einen Moment schwelgt er in obszönen Gedanken, während sie ihn fragend anschaut, bis ihm wieder einfällt was er wollte. Er drückt ihr den Korb mit seiner Wäche in die Hand und fügt hinzu. "Bitte bring uns auch zwei scharfe Rasiermesser, ja? Und etwas mehr heißes Wasser für die Zuber bitte."
Das Mädchen nimmt ihm seine Dreckwäsche ab, nickt kurz und verschließt die Schiebetür...
Ist sie stumm? denkt Kikuchiyo nur kurz, macht sich dann aber schnell wieder auf in den Zuber.
"Ach, Isamu-dono. Irgendwie hat das Landleben auch etwas für sich. Die Menschen hier sind sehr viel einfacher gestrickt als in den großen Städten oder am Hofe. So hat man mehr Zeit sich auf die wichtigen Sachen des Lebens zu konzentrieren. Wart Ihr schonmal in Shutai?"
"Und einen Kamm" fügte Isamu Kikuchiyos Besorgungsauftrag an. Schliesslich wollte er am nächsten Tag ordentlich aussehen.
"Das Landleben erscheint mir doch eher zu langweilig, werter Kikuchyio-san. Ich hoffe darauf, dem Clan am Hofe zu diensten sein zu können. Für ein geruhsames Leben bleibt im Ruhestand noch genügend Zeit. Zuerst ist es das wichtigste dem Daimyo, dem Clan und dem Kaiser zu Diensten sein zu können. So nehme ich es als Geschenk hin, auf den Wegen, auf die ich geschickt werde, das Land und die Leute kennenzulernen."
"Wie kommt ihr auf Shutai? Ich denke den Namen schon gehört zu haben, doch mir fällt der Zusammenhang nicht mehr ein."
Der Landsamurai lacht laut, als Isamus Meinung zu hören bekommt. "Langweilig muß es auf dem Land nicht sein, aber ihr habt ja recht! Wir sind schließlich dazu da unserem Clan und dem Reich zu dienen. Nachkommen zeugen und Schwertkampf sollte man aber tunlichst solange man noch jung ist."
Als Erklärung zum Ort erklärt Kikuchiyo. "Shutai ist ein kleiner Ort an der Grenze unseres Landes, in der Nähe des Goldflusses
[4]. Leider haben wir heute dort ein echtes Banditenproblem. Es dort jeden täglich Auseinandersetzungen, doch die Banditen sind sehr gut organisiert. Dort unserem Clan zu dienen hat mir Ruhestand nicht viel zu tun. Meinen ersten Banditen hatte ich schon in meinem elften Sommer erschlagen."
Er lächelt seinem Gegenüber aus der Wanne zu. Er merkt, dass sein Gegenüber die typischen Vorurteile gegenüber dem Landadel hat, bemerkt allerdings nicht, dass er ähnliche Vorurteile gegenüber dem Stadtleben hat. Mit der Ausnahme des Angebots an guten Freudenhäusern reizt ihn das Leben dort wenig.
"Mein Großvater war verantwortlich für ein Lehen in der Nähe von Shutai mit einer Reihe von Feldern die unseren Clan mit Reis liefern. Die wilde Beschaffenheit und die Nähe zum Fluß machen das Land fruchtbar. Ohne diesen Reis gibt es am Hofe kein Leben, wie ihr aber wissen werdet."
Ein klein wenig ausser Atem tritt die junge Frau wieder an die Schiebetür. "Die ehrenvollen Herren, ich bringe das Wasser." kündigt sie sich an um die beiden Samurai nicht ungünstig zu überraschen. Sie stellt den schweren Wassereimer ab, verbeugt sich tief bevor sie durch die Schiebetür tritt und trägt dann den Eimer in kleinen Schritten zum Zuber um das heiße Wasser dann langsam, mit einer Kelle hinzu zu geben.
Die Badenden können nicht sicher sagen, ob es die Hitze und die Anstrengung sind oder ob das zarte Rot auf ihren Wangen aus Scham vor dem Anblick der beiden Männer rührt. Sie beeilt sich jeden Falls schnellst möglich die Rasierklingen und den gewünschten Kamm zu liefern und vergisst nicht, sich für deren so bescheidene Qualität vielmals zu entschuldigen. Selbstverständlich sind die Klingen und der Kamm für ein armes, abgeschiedenes Fischersdorf keine schlechten Exemplare. Aber die beiden Samurai haben auch nichts anderes erwartet.
Dann erscheint erneut eine Gestalt, welche sich vor der Schiebetür kniet. Es ist Anyun, die Tochter von Gonyun dem verstorbenen Dorfvorsteher. "Die ehrenwerten Herren Bayushi, mögen mir die Störung verzeihen. Ich würde es nicht wagen, wenn ich nicht Gewissheit hätte, dass die Neuigkeit von Interesse ist." Sie stockt ein wenig und verbeugt sich vielfach um auf eine Reaktion der beiden Männer zu warten.
"Kommt schnell herein, wenn ihr der Meinung seit, dass die Nachricht keinen Aufschub gewährt, aber bitte schließt die Tür hinter Euch. Es ist schon genug, wie es ist." sagt Kikuchiyo besondere Anstalten zu machen.
Mit einem Nicken stimmt Isamu Kikuchyio zu. Während die junge Frau mit dem Wasser für ihn kein Problem darstellte, da sie wie eine Bedienstete daher kam, fühlt Isamu beim Eintritt von Anjun Scham ob seiner Nacktheit aufsteigen. Für eine Heimin musste er schon zu oft direkten Kontakt mit ihr halten und nimmt sie inzwische zu ernst, um sie wie den Rest ihres Standes als Teil einer namenlose Masse zu betrachten. Zur Beruhigung nimmt er noch eine Kelle mit Wasser und giesst diese sich langsam über den Kopf. "Sprecht, Anyun, was ist die Neuigkeit?" fragt der jugendliche Bayushi so gelassen wie Möglich.
Anyun betritt den Raum durch die Schiebetür und kniet sich sofort wieder hin, legt ein großes Bündel neben sich und schliesst die Schiebetür. "Tsutomu kam gerade von der Kontrolle der Muschelzuchtkäfige zurück und hat dort ein Schwert entdeckt. Ihr solltet es euch ansehen!" Weiterhin verbeugt geht sie in der Hocke in schnellen, kleinen Schritten zum Zuber. Über den hohen Rand, ist sie kaum zu sehen. Dann taucht ein Paar Hände auf, welches das Bündel hochhält in dem ein Katana gewickelt ist.
[5]Der Landsamurai reagiert ganz anders als Isamu. "Das ist doch gute Nachrichten!"
Kikuchiyo steigt aus dem Zuber ohne den Versuch seine Lenden mit etwas zu überdecken und präsentiert Anyun gradezu seine Männlichkeit. Sie schaut schnell zu Boden und errötet, doch Kiku ist sich sicher, daß sie einen guten Blick auf sein Prachtstück und seinen durchaus muskulösen Körper werfen konnte. Erst dann geht er zum Handtuch und beginnt damit seinen Körper abzutrocknen.
"Tatsächlich wollten wir morgen danach suchen lassen. Es muß dazu noch ein passenden Kurzschwert geben. Tsutomu soll uns gleich bei Sonnenaufgang die Stelle zeigen an der er das Schwert gefunden hat. Er hat sich eine Belohnung verdient." sagt der Samurai und schlingt sich das Handtuch um die Hüfte um das Schwert entgegen zu nehmen. Er begutachtet es eindringlich auf Schäden oder andere auffallende Merkmale.
"Habt Dank, gute Anyun. Ist alles für unser gemeinsames Abendessen vorbereitet? Wir möchten auch den Vanara und den Herren Kakita, sowie natürlich Euch als Vertreter des Dorfes einladen. Ihr leistet der Bayushi Familie treue Dienste. Wenn ihr noch irgendwo Wein versteckt ist das nun der Moment ihn herauszuholen." Er lacht laut und schaut zu seinem entfernten Cousin im anderen Zuber.
"Was treibt ein Kranich überhaupt in unserem Land? Und was hat es mit der Wespe und dem Vanara auf sich?"
Isamu beginnt zu lachen. "Das ruhige Landleben! Kikuchiyo-san, wir haben gerade neues Wasser bekommen für das Bad und ihr trocknet euch schon ab." Kopfschüttelnd wendet er sich zu Anyun hin. Das Bad zeigt ihn Kleiderlos und demaskierte für einmal sein Gesicht. Mit einem lächeln bedankt sich Isamu bei ihr. "Dies ist eine sehr gute Nachricht Anyun. Lasst doch bitte das Katana und das Tuch hier. Da ich mir noch nicht sicher bin, wem dieses Katana gehören könnte, möchte ich beim Kranich dem sein Daishyo von Banditen abgenommen wurde und der nun ohne Reisepapiere im Skorpionland unterwegs ist, nicht eine falsche Hoffnung aufkeimen lassen. Seid so gut und schaut, dass diese Sache diskret bleibt."
Mit einem Seufzer verabschiedet sich Isamu innerlich vom Bad, da gleich weitere Aufgaben auf ihn zukommen. "Unsere Ankunft hat sicher viel Aufruhr ins Dorf gebracht und die Beisetzung will auch vorbereitet werden. Ich will euch nicht zu lange aufhalten Anyun. könntet ihr, wenn ihr gleich geht, Tsutomu zu uns senden?" Mit auseinandergespreizten Unterarmen signalisiert Isamu eine offene hilflosigkeit "Nach dem Essen muss ich eure Zeit bereits wieder in Anspruch nehmen und ein paar Dinge für Morgen mit euch besprechen."
Isamu wartet, bis Anyun aus dem Raum getrippelt ist und giesst sich noch einen letzten Schwall Wasser über den Kopf. Dann steigt er aus dem Zuber um sich abzutrocknen. "Der Kranich sollte in die Hände eines Magistraten gelegt werden, da er sich auf der Falschen Seite der Grenze aufhält und die falschen Absichten zu haben scheint. Deswegen plane ich sicherlich nicht ihn zu bewaffnen, er ist mit zumindest einem Bein ein Ronin und so eine Gefahr für das Land." Mit der Rasierklinge schabt sich Isamu die spährlich gesähten Anfänge des Bartwuchs von seinem Gesicht, um Anschliessend das ganze mit seiner Maske zu bedecken. "Die Wespe und der Vanara habe ich auf meinen Reisen getroffen. Sie haben mir damals das Leben vor einem feigen Anschlag gerettet. Der Vanara begleitet mich einfach ohne seine Gründe genannt zu haben. Ich fürchte, er will einfach interessante Zeiten durchleben oder zumindest die Welt anschauen. Ohne einen Daimyo, der einem ein Ziel gibt, ist er sehr unstet. Doch er und sein Raubtier bewährten sich als gute Gefährten und sind immer eine unbekannte Karte, mit denen meine Feinde nicht rechnen können."
"Der Tsuruchi ist ein stiller Samurai. Er sucht nach einer bestimmten der grossen Ratten. Ein Nezumi. Da auch ich auf der Suche nach jemandem bin, unterstüzen wir uns in der Suche gegenseitig."
Kikuchiyo schaut von der Untersuchung des Schwertes auf. Er kann sich nur schwer von dem Stück abwenden.
"Hmm.... ohne Reisepapiere dürfen wir Kakita-san ihn nicht einfach ziehen. Ich stimme damit zu daß wir ihn bei nächster Gelegenheit an die Magistratur übergeben sollten, aber wo ist das möglich auf dem Weg zwischen hier und Hotei Seido? Wenn sein anliegen Gerechtfertigt ist, bin ich sicher, daß er schnell wieder auf freiem Fuß ist. Wenn nicht, dann der Clan ihn vielleicht gegen jemanden der eintauschen der unfreiwillig im Kranichland zu "Gast" ist.
[6]"
Der Bayushi entscheidet sich wieder später dem Schwert zuzuwenden und beginnt auch damit sich zu rasieren. Dafür benutzt er das neu gebrachte heiße Wasser und klatscht es sich ins Gesicht bevor er damit beginnt den Bart und den Scheitel einzuseifen.
"Wisst ihr Isamu-dono? Ich denke wir werden viel voneinander lernen können. Ich freue mich richtig auf bevorstehende Reise und das ist keine Übertreibung." Erneut lacht er, wenn er überlegt wie er mit der Seife im Gesicht aussehen wird. Dann macht er sich auf die Haare aus dem selbigen zu kratzen, was sicher einfacherer wäre wenn er es regelmäßiger machen würde.
Isamu starrt einen Moment verunsichert auf den lachenden Samurai. Seine eigene kurze Lebenserfahrung entstammt aus einem Familiären Umfeld, in dem die strickte Selbstkontrolle in beinahe jedem Moment gelebt wurde und diese Maske der Beherrschtheit nur in den intimsten Momenten im engen Kreis der Familie abgelegt wurde. Die Zeit im Dojo stählte seine Selbstdisziplin und wurde allen Kinder eingebläut, so dass er hauptsächlich die Erwachsenen kannte, welche das Dojo mit einer stählernen Selbstdisziplin verlassen. So viel unbeherrschte Emotionalität wie das häufige Lachen von einem Skorpion, den er erst kennengelernt hatte bringt sein Selbstverständnis ins Wanken. Doch Isamu will die Welt kennenlernen und hat sich mit dem Tsuruchi und dem Vanara bereits zwei Aussenseiter zu Gefährten gmacht. Er fängt sich doch gleich wieder und versucht mit lachenden Augen und einem Grinsen unter der Maske, die fröhlichkeit zu erwiedern.
"Das werden wir bestimmt, Kikuchiyo-san, und auch ich freue mich auf die Reise. Doch fürchte ich, dass der Weg mit der Anwesenheit des hitzköpfigen Kranich belastet wird, der ständig den Eindruck erweckt, als wolle er mit Spott sein zerrütteltes Gefieder putzen. Entweder muss er im Dorf festgesetzt werden, bis jemand vorbei kommt, ihn abzuholen. Angesichts der Lage hier kann das den ganzen Winter dauern. Oder wir nehmen ihn mit und halten seine Klinge vor ihn wie die Karotte vor den Esel, bis wir auf einen Magistraten treffen oder den Yoriki eines Smaragt-Magistrat. Ihr habt euch die Klinge angeschaut. Ist sie auch wirklich die eines Kranich?"
"Die Scheide und das Stichblatt sind definitiv von Kranichmachart. Die Klinge muß ich noch etwas genauer untersuchen." Der Landsamurai wäscht sich die Seife auf dem Gesicht und befasst mit der Hand die kahlen Stellen um zu ertasten wo er noch Haare übersehen haben könnte, denn einen Spiegel hatten sie hier nicht.
"Meint ihr der Vanara und seine tierischer Gefährte könnten nach dem Wakizashi suchen? Vielleicht kein Spürhund aber wohl das nächst beste. Laßt ihn uns später fragen." Danach wendet er sich wieder dem Schicksal des Kranich-Samurai zu.
"Wir können Kakita-san schlecht hierlassen. Niemand im Dorf kann die Verantwortung für ihn tragen. Das Beste wird sein zurück nach Shimomura zu reisen und ihn dort zu überliefern. Kagoki wäre auch noch möglich, aber ob wir dort einen Magistraten antreffen ist fraglich. Ihn zum Hotei-Seido mitzunehmen ist mir ehrlich gesagt wenig behaglich. Haben wir eine Möglichkeit ein Nachricht mit einem Vogel zu schicken?"
Mit einem durch die Maske verborgenen Lächeln blickt Isamu Kikuchyio an. Der Bart scheint ihm eine zweite Maske zu sein. Bis Eben hatte er noch eine gute Spur einer Krabbe in seinem Äusseren, welche seine rabiate Art in einem etwas fremden Licht erscheinen liess. "Ich hatte bei der Ankunft nach dem Priester geschickt. Der wird über Tauben für eine Nachricht verfügen. Doch ich denke, dass Clanmagistraten in der Gegend sind. Ich würde ihnen gerne den Kranich übergeben. Vielleicht können wir den Kranich auch in Hotai Seido warten lassen. Es sollte ein angenehmer Aufenthalt sein, bis ein Smaragdmagistrat eintrifft."