Mival nickte nur, wartete etwas und sagte dann zu Jurij: "Es gab da mal einen Kampf, der durchaus etwas gefährlicher war. Aurorum war damals allerdings nicht dabei. Es war damals im Bluthund ein großes Chaos ausgebrochen. Wenn zu viele Schlägertypen einen über den Durst getrunken haben, kann dort spät am Abend schon einmal ein Tumult ausbrechen. Ich muss zugeben, dass ich nicht viel von Ärger halte und ich wollte tatsächlich verschwinden.
Allerdings kam ich dabei in die Nähe eines Mannes, der einige Narben im Gesicht hatte, aber auch an den Armen. Mein Blick fiel natürlich zunächst auf eben diese Narben und eigentlich wollte ich diesen Kerl damit überhaupt nicht beleidigen. Der Typ schaute mich allerdings mit wütendem Gesicht an und fragte mich warum ich ihn denn so dumm anstarre. Der Kerl wirkte ziemlich betrunken. Ich versicherte ihm, dass ich ihn keineswegs anstarren wollte und ein Missverständnis vorliegt. Doch der Kerl wurde noch wütender und nannte mich einen arroganten Lügner. Er hätte wahrscheinlich nie ein Messer gezogen und wäre auf mich losgegangen wegen solch einer Nichtigkeit, wenn er nicht so voll gewesen wäre. Ich konnte auch nicht so ohne weiteres an dem Kerl vorbei. Betrunkene haben außerdem keine Hemmungen, wer weiß, ob er mich nicht mit dem Messer regelrecht von oben bis unten aufgeschlitzt hätte. Ich wirke nur in Notfällen mitten unter anderen Leuten Magie, aber das hier war eben so ein Notfall. Ich hatte Glück, dass ich mich in diesem enormen Stress noch halbwegs auf meinen Zauber konzentrieren konnte. Ich schoss nämlich einen dunklen Strahl mit nekromantischer Kraft auf das Narbengesicht. Der Zauber schwächte ihn enorm. Er versuchte mich mit dem Messer anzugreifen daraufhin, doch sein Stich ging knapp daneben. Noch einmal forderte ich mein Glück heraus und wirkte erfolgreich auf mich einen Zauber, der mich stärker machte. Dem nächsten Messerstich konnte ich problemlos ausweichen, er war nämlich ein schlechter Angriffsversuch.
Es wäre damals klüger gewesen, meine Sichel hervorzuholen und damit gegen diesen Kerl zu kämpfen. Aber obwohl es um mein Leben ging, hatte ich trotzdem Hemmungen ihn mit der Sichel zu attackieren. Wenn der Besoffene sich vielleicht ungünstig bewegt hätte, hätte ich ihn womöglich versehentlich töten können. Ich denke, dass Ihr anders gehandelt hättet Jurij und Ihr vielleicht deshalb an der Geschichte zweifelt, aber ich erzähle da die Wahrheit. Ich wollte nicht der Mörder eines sturzbetrunkenen Kerls sein, der einfach nicht mehr logisch denken konnte vor lauter Suff. Bis so jemand wie ich den Kerl mit bloßen Fäusten bewusstlos geschlagen hat, dauerte schon etwas, aber durch meinen Zauber hatte ich mir genug Zeit erkauft, ihn auch wirklich gut bewusstlos schlagen zu können.
Wenn jemand einen anderen bewusstlos schlagen kann, der einen mit dem Messer bedroht hat, schindet das schon einiges an Eindruck. Ich konnte danach einfach den Bluthund verlassen, ohne weiteren Ärger zu bekommen. Ich tauchte vorsichtshalber die nächste Zeit etwas unter. Als ich mich dann vorsichtig nach diesem Dummkopf mit dem auffälligen Aussehen umhörte, war er auch schon den Erzählungen nach tot. Mich hat es schon gewundert, warum so ein Psychopath und Depp überhaupt so lange in dieser Stadt überleben konnte. Ich muss gestehen, dass mir sein Tod ganz gelegen kam. Mir würde er dadurch keinen Ärger mehr machen. Aber ich darf Euch versichern, dass ich mit seinem Tod wirklich nichts zu tun hatte. Ein professionelles Attentat kostet außerdem ziemlich viel Geld, wenn man von den Gerüchten ausgeht, die sich so belauscht habe. Geld, das ich einfach nicht habe. Selbst wenn ich so etwas gewollte hätte, hätte ich es mir also gar nicht leisten können.
Glaubt aber wegen diesem Ereignis nicht, dass ich niemals jemanden töten würde. Es kommt immer auf das jeweilige Gegenüber und die jeweilige Situation an. Ich hätte aber durchaus Schwierigkeiten bekommen können, wenn ich einen Volltrunkenen einfach so getötet hätte. Das wollte ich nicht."