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Autor Thema: [IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen  (Gelesen 14394 mal)

Beschreibung: Ein Abstecher in die Helle Wüste

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Leofe

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #60 am: 11.07.2012, 12:04:53 »
"Wir nennen uns die Hand." begann Leofe und stellte einen nach dem anderen vor. "Wir sind in Fudschaira von der Avandrakirche ausgesandt worden die Überfälle zu untersuchen und von Eurer Stellvertreterin in Eurem Heimatort, Hadjar, haben wir den Auftrag Euch zu retten. Genauer gesagt hat uns ein gewisser Al-Masrin ursprünglich losgeschickt. Wir hatten aber auch eigene Ambitionen den Machenschaften hier Einhalt zu gebieten." fügte Leofe ehrlicher Weise noch hinzu.
« Letzte Änderung: 11.07.2012, 13:36:49 von Hand of Fate »
Danke, aber ich seh ganz gut von hier hinten.

Hand of Fate

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #61 am: 12.07.2012, 21:02:06 »
"Die Motivation spielt keine Rolle – diese Frau muss auf alle Fälle gestoppt werden!" entgegnete Voor fast hysterisch. "Was wisst ihr von ihren Plänen?"

Lexi berichtete von dem Brief den Emrett an Paldemar geschrieben hatte, ihren eigenen Recherchen zum Orden des Pfauen und dem Tagebuch, dass sie in Emretts Schlafzelt gefunden hatten.
"Aber von was für einem dunklen RItual habt ihr da geredet?" fügte Leofe an. "Und seid ihr da eine zwingende Materialkomponente gewesen oder besteht weiterhin die Gefahr dass Emrett das Ritual auch ohne Euch durchführt mit Hilfe von Ersatzkomponenten?"
Beim den letzten Worten blickte Leofe unweigerlich zu Nebin.

"Oh. Dann seid ihr je bereits umfassend im Bilde." bemerkte der Weise, der sich wieder etwas beruhigt hatte. "Ich kann noch hinzufügen dass sie mich als Opfer zu gebrauchen gedachte, in einem Ritual um den Obelisken zu pervertieren und seine Energie in ihren Zugriff zu bringen. Sie hat mich aber hauptsächlich wegen meines Wissens über die Schöpfungen des Ordens hierher gebracht - ich bin sicher jemand anderes wird sich als Opfer finden. Davon einmal abgesehen dass es eine Katastrophe wäre, Leute wie Emrett oder diesen Paldemar von dem ihr berichtet mit der Macht von Halbgöttern herumlaufen zu haben, bin ich mir auch nicht sicher wie der Obelisk auf Dauer reagieren würde. Möglicherweise würde er zur Energiesenke und die ganze Region veröden, oder er  kippt um - figurativ geprochen - und sucht sich eine andere Energiequelle im Shadowfell, so dass dessen Kreaturen hier ein Einfallstor hätten. Wie dem auch sei, ich werde euch begleiten."
« Letzte Änderung: 12.07.2012, 21:03:46 von Hand of Fate »

Jared Fitzroy

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #62 am: 13.07.2012, 13:26:48 »
Jared suchte sich in der langen Rede des Alten eines der wenigen Wörter heraus, die er meinte verstanden zu haben: "Halbgott? So wie Paldemar mir beschrieben wurde -- und so wie wir die Überreste zweier gefallener Kameraden vorgefunden haben -- glaube ich nicht, dass der Kerl sich mit halben Sachen zufrieden gibt. Er plant bestimmt, ein ganzer Gott zu werden, kein halber!"
« Letzte Änderung: 13.07.2012, 13:37:08 von Jared Fitzroy »

Leofe

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #63 am: 14.07.2012, 09:21:31 »
Leofe nickte zustimmend. "Dann sollten wir schnellsten tun was Voor sagt und uns diese Emrett endlich vornehmen! Zumal ich mir vorstellen kann was noch auf der Materialkomponentenliste steht." wieder blickte die Elfe zu Nebin der nachdenklich grübelte.
Danke, aber ich seh ganz gut von hier hinten.

Nebin

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #64 am: 14.07.2012, 11:59:43 »
Die Bilder, die sich im Kopf des Halblings abspielten, ließen Nebin die Welt um sich herum vergessen. Auch er hatte eine ziemlich genaue Vorstellung oder eher Befürchtung, was eine weitere Materialkomponente für das Ritual sein könnte. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie die geisterhafte Seele seines Bruder gequält wurde um das letzte Quäntchen Energie aus ihr herauszupressen.

Nebin sackte stumm zusammen und eine Träne rann seine Wange hinab.

Hand of Fate

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #65 am: 14.07.2012, 14:12:20 »
Lexi versuchte die Aufmerksamkeit schnell auf ein anderes Thema zu lenken. "Seid ihr sicher dass ihr mitkommen wollt?" fragte sie den Weisen skeptisch. "Es wird sicher zum Kampf kommen, und in eurem Zustand scheint mir das nicht angeraten."

Der alte Mann richtete sich auf. Seine Augen waren jetzt ganz klar, und von einer Mischung aus Härte und Trauer erfüllt. "Nein, ich habe mein Leben lang die Feder der Bruderschaft des Pfauen getragen, ohne aktiv zu werden. Nicht einmal die Oase habe ich mir auf eigene Faust angesehen. Wir erahnen nicht was Emrett schon für Zauber über den Obelisken gelegt hat, und ihr werdet mein Wissen brauchen falls schnell etwas entzaubert werden muss. Dies ist meine Bestimmung."

"Na gut, lasst ihn wenn er unbedingt will." Ramar zuckte die Achseln. "Aber ich werde nicht Kindermädchen für ihn spielen."

Voor wollte gerade entrüstet etwas erwidern, da wurde er von einem jähen Ruf Leofes unterbrochen, die aus alter Gewohnheit nebenher die Umgebung beobachtete. Sie deutete auf den Kamm der Klippe, hinter der gerade die Sonne verschwunden war.  Jetzt sahen es auch die anderen: Vor dem durch den Wüstenstaub rosa verfärbten Himmel zeichnete sich die Silouette einer großen geflügelten Gestalt ab.

"Die Sphinx!" flüsterte Lexi entsetzt. Da erhob die Gestalt in die Luft und segelte fast ohne die Flügel zu bewegen direkt auf die Rastenden zu. Leofe stand auf. "Bereit machen, wir bekommen Gesellschaft." knurrte sie und spannte ihren Bogen. Die anderen erhoben sich ebenfalls und nahmen ihre Waffen. Kein Wort wurde gewechselt, aber es war klar dass die Waffen noch gesenkt blieben. Voor drückte sich hinter der Handformation in den Schatten des Unterstandes.

Dann war die Sphinx auch schon heran und landete direkt vor dem Unterstand, nicht ohne den Wartenden voher mit einem offenbar überflüssigen Flügelschlag den Sand in die Gesichter zu wirbeln.



Eine melodische, mit Hochmut gefüllte Frauenstimme entsprang dem Schnabel des Ibiskopfes, während der kamelgroße Löwenkörper stolz vor der Hand hin und her schritt. Ab und zu scharrte die Sphinx dazu drohend mit ihren messerscharfen Klauen im Sand.

"Ich bin Hazar, die heilige, ewige Wächterin dieser Oase. Ihr Sterblichen wagt es, wie Maden über meine Oase zu kriechen, meine Vögel zu töten und meine Verbündeten anzugreifen? Erklärt euch auf der Stelle, oder erleidet eure gerechte Strafe aus meiner Hand!"

Jared Fitzroy

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #66 am: 14.07.2012, 14:21:47 »
Jared sprang vor und öffnete den Mund, nur um ihn erschrocken wieder zu schließen. Was mache ich denn schon wieder hier vorne? Reden. Reden kann ich. Also red' schon! Er räusperte sich.

"Oh heilige Hazar!" rief er und verneigte sich tief. "Vergebt uns! Keinesfalls war es unser Wunsch, Eure herrlichen Vögel zu verletzen. Viel lieber hätten wir ihre Schönheit und mächtige Magie mit offenem Mund bestaunt! Tatsächlich haben wir Euch bereits verzweifelt gesucht. Euren Namen haben wir nämlich in Emretts Tagebuch gefunden, wo ein Komplott gegen Euch beschrieben wird, wie es heimtückischer und verwerflicher nicht sein könnte!" Er ließ sich das Tagebuch von Lexi geben, die es bereits beim Anflug der Sphinx herausgekramt hatte, und hielt es hoch. "Oh göttliche Beschützerin dieser wunderbaren Oase, erlaubt uns bitte, Euch den Beweis dafür vorzulegen!"

Er verneigte sich abermals und hielt die Luft an.

Hazar schüttelte verärgert ihr Gefieder und fauchte. "Für wen haltet ihr mich eigentlich? Hebt euch eure kläglichen Schmeicheleien für eine dumme Magd auf, die sie euch vielleicht glaubt! Aber das Buch interessiert mich, her damit."

Mit einer blitzschnellen Pfotenbewegung schnappte sich die Sphinx das Buch, und Jared fragte sich unwillkürlich, ob es für sie einen Unterschied gemacht hätte, stattdessen seinen Kopf zu nehmen. Mit eingezogenen Krallen waren ihre Tatzen offenbar genauso geschickt wie Hände. Hazar hielt das Buch vor sich und blätterte es mit der anderen Tatze schnell durch. "Das ist ja...", murmelte sie, und dann: "Unglaublich - diese verlogene Schlampe!" Je mehr sie las, desto wütender wurde die Sphinx. Sie ergoss sich in wüsten Flüchen und einer Schimpftirade in einer Sprache, die den Abenteueren unbekannt war. Schließlich schleuderte sie das Buch zur Seite. "Verräterin! Das hat man davon, wenn man sich mit Sterblichen einlässt!"

Nebin rappelte sich auf und blickte in die Augen der Sphinx. Er holte tief Luft, um zu einer ausdrucksstarken Rede anzusetzen, doch statt dessen verließ nur ein klägliches: "Haltet uns nicht auf, sonst sonst sonst..." seine Lippen.

Nebin fehlten die Worte, als der Blick der Sphinx sein Gehirn zu durchbohren schien. Sie würdigte ihn nicht mal eines Wortes.

Ramar grummelte. Die Sphinx gefiel ihm nicht. Genau das gleiche rechthaberische, egoistische, eitle Getue wie die ganzen Potentaten in der Gegend. Oder wie viele Orkhäuptlinge. Immer nur ich, ich, ich... Doch alle hatten sie einen wunden Punkt. Ramar war nicht entgangen, dass die Sphinx einen gierigen Blick auf Lexis Handschuhe geworfen hatte. Leider hielt Ramar nicht viel von großzügigen Geschenken an aufgeblasene Wichtigtuer und Nichtstuer. Wenn ich sie schon nicht beschwichtigen möchte, dann doch wenigstens ihrem angeknacksten Ego Balsam geben und ihren Zorn in eine andere Richtung verweisen.

Ramar blickte die Sphinx an: "Hazar. Ich bin kein Zwerg der schönen Worte, aber eines ist mir klar: Emrett hat Euch übel hinters Licht geführt, Euch einen aufgeplustertes Huhn geheißen und Eure Intelligenz mit dem hiesigen Sand verglichen: krümmelig und flüchtig. Die Vergleiche stimmen überhaupt nicht und sind somit als Schmähung und Unverschämtheit enttarnt!"

Ramar ballte seine Hand zu einer Faust. "Lasst Euch nicht zum Narren halten! Ihre Geschenke sind eine Verhöhnung, die ihr ihr um die Ohren schlagen solltet! Ich biete Euch an, dass wir Euch gegen Emrett unterstützen! Auch wir haben eine Rechnung mit ihr offen, besonders mein Freund hier ist kaum zu bremsen. Schlagt ihr ein?"

Der Kopf der Sphinx legte sich etwas schief, als sie Ramar abschätzend ansah. "Oh, was haben wir denn hier? Einen Zwerg, bei dem sich wenigstens ein Fünkchen Weisheit entdecken lässt? Aber wir wollen ja mal nichts überstürzen. Im Gegensatz zu Euch hat Emrett wenigstens Manieren und Stil, und wer weiß ob ihr nicht genauso verräterisch seid!"


Leofe stellte sich dicht hinter Jared, so dass die Sphinx ihr Gesicht für einige Augenblicke nicht direkt sehen konnte."Habt Ihr ihr Gefieder gesehen? Es ist ordentlich zerzaust, als wenn sie sich in letzter Zeit häufig aufgeplustert hätte vor Ärger. Besonders weil die Federn über der Brust sich noch nicht ganz gelegt haben, glaube ich, dass sie sich erst vor kurzem ordentlich ärgern musste!"flüsterte Leofe ihm und der neben ihm stehenden Lexi zu. "Oh, und leben tut sie dort oben in der Höhle im Sandstein - darauf weisen die Sandstein-Verfärbungen in ihrem Gefieder hin."

Nach diesen Worten trat Leofe hinter Jared hervor, als wenn sie schon die ganze Zeit nur die Position wechseln wollte, um besser zu sehen.

Lexi nahm den Faden auf und musste sich zum Glück nicht allzu sehr verstellen, um das Ego der Sphinx zu streicheln.

"Oh, ich bezweifle, dass Emrett besonders viel Stil hat. Sie mag sich schick kleiden, doch was ist das schon im Vergleich zu der Eleganz, mit der seinerzeit der Zauber gewebt wurde, der Euch Eure jetzige, perfekte, unsterbliche Form gab? Seht nur diese glorreiche Kurve der Monratis-Feldklaustrophonie, diese gewagte Interpretation des Lemmas von Xenexo, die kraftvolle Verzwirbelung des argentoformen Filaments! Ich für meinen Teil kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie man eine Schöpfung von solcher Schönheit verraten könnte."

Hazar schien tatsächlich ein wenig besänftigt, stolzierte vor Lexi herum und ließ dabei etwas Wüstensand in einer langsam kreisenden Windhose um sich herum wirbeln, damit die Magierin mehr von der Eleganz der arkanen Flüsse sah, die sie umgaben.

« Letzte Änderung: 19.07.2012, 13:26:45 von Jared Fitzroy »

Jared Fitzroy

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #67 am: 01.08.2012, 12:24:29 »
"Verzeiht mir, wenn ich eine unangemessene Frage stelle..." Leofe trat vor. "Aber ich kenne mich ein wenig mit Vögeln aus und mir ist aufgefallen, dass einige der Exemplare, die Ihr kontrolliert, demnächst Brutzeit haben müssten - zumindest, wenn die etwas bunteren Finken, die ich gesehen habe, ähnliche Brutzyklen haben wie die, die ich kenne. Entlasst Ihr die Vögel zu solchen Zeiten oder geht Ihr davon aus, dass der Teil der Population unter Eurer Kontrolle klein genug ist, um den Bestand nicht zu gefährden?"

Überrascht blickte die Sphinx die Elfe an "Letzteres, aber ich bin mir über die Brutzyklen wohl bewusst. Einige der Vögel hier haben allerdings sehr bemerkenswerte Gepflogenheiten in dieser Hinsicht ... " So unterhielten sich Leofe und die Sphinx tatsächlich einige Minuten über Verhaltensweisen von Vögeln. Auch wenn das Thema die anderen Mitglieder der Hand wenig interessierte, so schien die Sphinx nun jedoch etwas besserer Laune zu sein, was alle erfreute.

Nun stieg auch Nebin in die Diskussion ein: "Bei eine dieser bemerkenswerten Gepflogenheiten, von denen Ihr gesprochen habt, scheint es sich um eine Form der Schnellheilung zu handeln. Ich kam nicht herum zu bemerken, dass es innerhalb der Vogelschwärme oft Rangeleien oder gar richtige Kämpfe gibt. Die Wunden verheilen jedoch schneller, als Ramar um Kords Hilfe bitten kann. Ich denke, dass es sich hierbei um eine überstarke Reaktion des Immunsystems handelt. Sie könnte durch Bakterien auf den Federn ausgelöst werden, die durch die Verletzung in die Blutbahn gelangen."

Die Sphinx folgte anfangs gespannt den Ausführungen des Halblings, doch als er von Bakterien auf Federn faselte, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und zerriss auch die folgenden Argumente Nebins sprichwörtlich in der Luft.

Geknickt musste Nebin sich eingestehen, dass er wohl nicht so viel vom Immunsystem der Vögel verstand, wie er gedacht hatte. Immerhin schien es Hazar gefallen zu haben, ihn zu korrigieren, sodass er wenigstens keinen Schaden angerichtet hatte.

Jared wiegte nachdenklich den Kopf. "Einerseits stimme ich meinem Zwergenkamerad zu, dass so ein glatter Vertragsbruch -- gar noch gekoppelt mit übelster Verleumdung! -- etwas Verwerfliches ist. Tatsächlich habe ich es mir auf die Fahne geschrieben, niemals einen Vertrag zu brechen, denn so etwas spricht sich viel zu schnell rum, und dann würde niemand mehr einen solchen mit mir eingehen. (Zudem bin ich die Seele der Diskretion, aber das nur am Rande.) Andererseits, und das gebe ich hier offen zu: man muss schon genau aufpassen, wie man einen Vertrag mit mir in Worte fasst. Unklare Formulierungen auszunutzen ist in meinen Augen nämlich kein Vertragsbruch, sondern ausgleichende Gerechtigkeit.

Denn seht, ich bin von Natur aus nicht mit großem Intellekt gesegnet. (Vielleicht liegt das auch daran, dass mir als Kind der Zugang zu jeglicher höherer Bildung versagt blieb, aber sei's drum.) Jedenfalls bin ich in dieser Hinsicht ganz schrecklich im Nachteil. Wenn beispielsweise meine neue Magierfreundin hier den Mund auftut, versteh ich nichts mehr. Aber wenn sie redet, hört jeder zu. Auf ihre Erklärungen und Vorschläge gibt jeder etwas, insbesondere auch solche Personen, die selbst kaum verstehen, was sie sagt. Ja, vor Klugheit zieht jeder den Hut!

Aber man muss doch seinen Weg machen, nicht wahr? Man muss doch irgendwie die Waage des Schicksals ins Gleichgewicht bringen! Wenn man von einem zu wenig hat, muss man etwas anderes finden, um den Nachteil auszugleichen. Und da habe ich schon als junger Mensch einige Fähigkeiten entdeckt, mit denen ich mich auch gegen kluge Menschen behaupten kann. Denn Klugheit schützt vor Leichtgläubigkeit nicht! Klugheit schützt nicht davor, von charmantem Geplauder eingenommen zu werden! Klugheit schützt nicht davor, einen Vertrag misszuverstehen! Ja, ich behaupte sogar: kluge Leute sehen oft gar nicht, dass ein dümmerer Mensch eine für sie glasklare Formulierung auch anders auslegen könnte! Außerdem fürchten kluge Leute mehr als andere, dass bekannt werden könnte, ein Dümmerer habe sie überlistet!

Auf diese Art habe ich schon viele kluge Menschen, ja, ich will das Kind beim Namen nennen: betrogen. (Das alles ganz diskret, ohne dass auch nur ein Gerücht davon an die Öffentlichkeit gelangt wäre.) Und ich meine dabei herausgefunden zu haben, dass man als dummer Mensch kluge Leute leichter austricksen kann als solche, die genauso dumm sind wie man selbst. Letztere sprechen ja die gleiche Sprache wie man selbst, erstere denken und kommunizieren dagegen auf einer ganz anderen, höheren Ebene!

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn der Abstand wiederum zu groß wird, wenn jemand also ganz außergewöhnlich klug, ausgefuchst oder lebenserfahren ist. Ihr wisst schon: wer einmal hintergangen wurde, den hintergeht so schnell keiner mehr! Bei solchen Leuten würden meine besten Tricks versagen! Doch so etwas spür ich sofort. Ich würde sonst nicht hier vor Euch stehen, sondern längst in irgendeinem Kerker vermodern. Ja, also ich sehe auf einen Blick: Euch könnte ich niemals austricksen. Das ist nicht geschmeichelt, das ist die Wahrheit.

(Was mich weiterhin von einem Versuch abhalten würde ist der Umstand, dass Ihr mir mit einem Haps den Kopf vom Leibe trennen könntet, was sonst nur Könige und Hochfürsten mithilfe einer Gerichtsverhandlung und eines Henkers vollbrächten. Aber das nur nebenbei.)

Ich bin also ein Schurke, das geb ich zu. Nun dürft Ihr nicht meinen, ich wäre stolz darauf. Nein. Aber was bleibt mir übrig, sag mir das einer? Ich bin nun einmal nicht klug. Wenn ich also in dieser Welt eine Chance haben will mitzumischen, so muss ich eben meine Fähigkeiten des Schönredens und Blendens einsetzen, sonst würde ich untergehen.

Aber eines will ich noch sagen: Auch ein Schurke kann Ehre im Leib haben. Schurkenehre nennt man so etwas, und ob Ihr es glaubt oder nicht: auf Schurkenehre ist mehr Verlass als auf die Ehre der meisten sogenannten ehrbaren Leute, die oft gar keine Vorstellung davon haben, was Ehre für sie überhaupt bedeutet. Ich dagegen weiß es genau! Ein Wort, das ich bei meiner Schurkenehre gebe, ein solches Wort würde ich niemals brechen."


Nach seiner langen Rede trat Jared einen Schritt zurück und nahm die bescheidenste Haltung ein, die er in seinem Repertoire fand.

Hazar legte den Kopf schief, während sie Jared Ausführungen lauschte, dann wiegte sie das gefiederte Haupt bedächtig hin und her. "Es ist in der Tat ungewöhnlich, jemanden Eures Schlages so offen und ausführlich über diese Dinge reden zu hören. Sehr amüsant, wirklich."

Darauf hielt Ramar einen Vortrag über Unsterblichkeit, Göttlichkeit und Götter.

Es entstand eine angeregte Fachdiskussion mit allen Beteiligten.

Anschließend entfachte Lexi eine magietheoretische Diskussion mit der Sphinx, bei der sich beide so richtig austoben konnten. Lexi hatte viel Freude dabei, eine so belesene Gesprächspartnerin zu haben, dass sie die prekären Umstände der Unterhaltung für eine Viertelstunde komplett vergaß. Viel zu lange schon hatte sie ohne Leoril auskommen müssen, wobei selbst dieser die Tiefen der magischen Theorie nicht so zugänglich waren wie der Spinx. Im Wesentlichen ging es darum, ob bei der Übersetzung des uralten Folianten von Grumoss vor etwa 300 Jahren die magische Rune "Króan" irrtümlicherweise als "Kroan" übertragen worden war, und welche Auswirkungen dies auf diverse heute gängige Rituale und Zaubersprüche hätte. Denn leider war das Orginalwerk seit kurz nach der Übersetzung verschollen.

Hand of Fate

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[IC] Interlude 2 - Die Oase des Goldenen Pfauen
« Antwort #68 am: 25.08.2012, 21:55:56 »
Die Sphinx hatte sich inzwischen in Löwenart auf dem warmen Sand niedergelassen und sah deutlich entspannter aus als zu Beginn der Begegnung. Als Lexi nichts mehr einfiel, was man zu dem Thema sagen könnte sah Hazar die Abendteurer wieder erwartungsvoll an. Diesmal war es Leofe die ein neues Thema anstach.

"Mir ist aufgefallen dass im Wüstensand, vorallem an den steilen Stellen, Spuren keinen Bestand haben. Man kann Spuren eigentlich nur darüber verfolgen, dass der Sand ungleichmäßig abgerutscht ist und das ist manchmal doch mehr als uneindeutig.
Darf ich fragen wie Ihr das handhabt, das würde mich doch sehr interessieren."

Fragte Leofe frei heraus, jetzt da die Atmosphäre etwas entspannter schien.

Zu ihrer Überraschung hatte die Sphinx tatsächlich einiges dazu zu sagen. So wurde beim über den Sand Laufen teilweise Sand von wenigen Zentimetern Tiefe an die Oberfläche befördert - dieser ist leicht kühler als der Oberflächensand und jenachdem wie lange es her war dass der zu Verfolgende die betreffende Stelle passierte, kann man diesen leichten Temperaturunterschied mit der Hand erfühlen.
"Man muss alle Sinne nutzen die einem zur Verfügung stehen bei solchen Aufgaben..." gab die Sphinx erstaunlich hilfsbereit Rat.

Es schien allen Beteiligten dass das Eis gebrochen war. Hazar streckte sich katzenhaft und stand auf. "Nun, ich muss zugeben, für Sterbliche seid ihr erstaunlich amüsant und sogar halbwegs kultiviert. Ihr scheint auf Emrett ja nicht gut zu sprechen zu sein. Das kann ich nachvollziehen, denn diese arrogante Zicke geht mir auch schon seit geraumer Zeit auf die Nerven. Am Anfang, als sie hier ankam, habe ich ihr aus akademischen Interesse zugehört und ihr sogar erlaubt, hier ihre Forschungen zu betreiben. Ihr müsst verstehen, ich hatte keine Ahnung von der Existenz des Obelisken, denn diese Narren vom Orden des Pfauen hatten ihn vor meinen Sinnen verborgen. Inzwischen traue ich ihr nicht mehr, und mit diesem selbstgefälligen Tagebuch voller Verrat hat sie sich entgültig ihr eigenes Grab geschaufelt."
Die melodische Stimme der Sphinx blieb ruhig, aber ihre Augen blitzten gefährlich und kündeten von dem tiefen Hass, den sie in ihren Eingeweiden nährte.
"Ich schlage euch deshalb einen Handel vor: Meine Vögel werden euch nicht mehr belästigen, ich werde euch erzählen was ich über Emrett weiß und euch helfen sie zur Strecke zu bringen. Dafür gelobt ihr, nach der Tat meine Oase zu verlassen und euch nie wieder hier blicken zu lassen. Was haltet ihr davon?"

Jared Fitzroy

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« Antwort #69 am: 30.08.2012, 11:39:03 »
"Bei meiner Schurkenehre," rief Jared, "gelobe ich, dass ich diese Oase verlassen und niemals wieder zurückkehren werde, sobald wir Emrett zur Strecke gebracht haben und sich das, was sie einem von uns gestohlen hat, wieder in unserem Besitz befindet!"

Zur Bekräftigung seines Schwurs schüttelte er sich Sand aus Kapuze und Kragen.

"Es kann allerdings passieren, das möchte ich höflichst zu bedenken geben, dass Emrett's Auftraggeber hier auftaucht, wenn sie nichts von sich hören lässt. Der ist sogar noch schlimmer als sie! Hinter ihm sind wir eigentlich her! In Eurem eigenen Interesse sollten wir diesen unseren Pakt daher erweitern: '...nie wieder hier blicken zu lassen, es sei denn, um Paldemar zu stoppen!' Was haltet Ihr davon?"
« Letzte Änderung: 30.08.2012, 11:40:28 von Jared Fitzroy »

Hand of Fate

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« Antwort #70 am: 30.08.2012, 19:23:04 »
Die Sphinx schnaubte verächtlich. "Nichts. Lasst diesen Paldemar ruhig meine Sorge sein, falls der tatsächlich hier auftauchen sollte. Ich habe diese mir anvertraute Oase schon vor ganz anderen Charakteren beschützt. Emrett hätte sich hier auch nie so breit machen können, wenn ich sie nicht anfangs hätte gewähren lassen. Ich werde meine Vorbereitungen treffen, der Rest geht euch nichts an. Also?"

Jared Fitzroy

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« Antwort #71 am: 31.08.2012, 10:51:44 »
Jared wandte sich mit fragendem Blick an Lexi und Ramar.
« Letzte Änderung: 31.08.2012, 10:52:05 von Jared Fitzroy »

Ramar

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« Antwort #72 am: 31.08.2012, 13:08:44 »
Ramar nickte der Sphynx zu.

"Ich würde gerne Eure Gastfreundschaft und die angenehmen Gespräche wieder geniesen dürfen, wenn mich eines Tages meine Wege wieder hier in die Wüste führen, doch wenn ihr meiner Anwesenheit überdrüssig geworden seid, so möchte ich mein Bedauern ausdrücken und mich bei Euch entschuldigen und diese Absprache einhalten und zukünftig einen Umweg um diese Oase machen."

Lexi

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« Antwort #73 am: 31.08.2012, 13:44:48 »
Etwas wehmütig dachte Lexi an die vielen Geheimnisse, die in der Magie dieses Ortes schlummerten, und deren vergelichsweise fahlen Abglanz sie gerade erst in den Resten des Zaubers gesehen hatte, mit dem seinerzeit die Sphinx erschaffen worden war. Aber einen Kampf mit diesem Wesen würde sie deswegen nicht vom Zaum brechen wollen - zumindest nicht jetzt.

"In Ordnung, so sei es denn. Ich verspreche, nie mehr von alleine hierher zu kommen." sagte sie, dann fügte sie sicherheitshalber hinzu "Außer ich werde von Euch persönlich gerufen."

Nebin

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« Antwort #74 am: 01.09.2012, 11:40:01 »
Nebin, der sich inzwischen an seinen Vorräten gütlich tat blickte die Sphinx zwischen zwei Bissen an und sprach: "Ich kann euch versichern, dass mich nichts an dieser Oase derart interessiert, dass ich nochmals herkommen wollte. Wenn erledigt ist, wofür wir hier sind, werde ich diesen Ort schnellstmöglich verlassen."

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