Die Entscheidung Xiuhcoatls zuerst etwas Nahrung und Wasser zu verteilen erwies sich als durchaus weise, denn auch wenn dies Zeit kostete, so erlitt niemand auf der Flucht einen Hitzschlag oder Ohnmachtsanfall.
[1] Das Gelände stieg schnell und stetig an und so begannen die vier Flüchtigen die Hänge des Popol zu erklimmen. Necahual hielt dabei auf die westlichen Hänge zu, die dem See der Götter zugewandt waren. Hier stiegen Wolken auf, entluden sich an der Flanke des Berges, ehe sie weiter auf das Weltenmeer zutrieben. Xiuhcoatl suchte dabei einen möglichst gut gangbaren Weg hinauf.
Die Jahre in den Bergen an der Grenze zu Kultaka hatten aus ihm einen erfahrenen Gebirgsläufer gemacht, noch besser als Yaotlchone und Tlacatl welche in den Bergen von Lopango aufgewachsen waren. Doch die Flucht schien die Gefangenen zusammenzuschweißen, denn sogar der zuvor so ablehnende Pezelaci half Necahual bei schwierigen Passagen.
An geeigneter Stelle bediente sich Yaotlchone einer besonderen List und verließ die Gruppe. Tatsächlich schien der Plan aufzugehen und ein einzelner Aufseher verließ die Gruppe um sich an die Fährte des Lopango zu heften. Die drei übrigen erklommen weiter den Westhang, zuversichtlich dass Yaotlchone den Verfolger mit seinen langen Schritten problemlos abhängen würde.
Und so kam es, dass die vier Gefangenen nach einer Weile auf einem Plateau am Westhang zusammen fanden. Als Yaotlchone wieder zu ihnen stieß, war er sicher seinem einzelnen Verfolger längst entronnen zu sein, hatte er doch jeglichen Sichtkontakt zu ihm verloren. Die drei übrigen Verfolger waren als kleine Punkte weiter entfernt noch beim Klettern zu sehen.
Dennoch nahmen sich die Weggefährten die Zeit um die herrliche Aussicht hinab in das Tal von Nexal zu genießen, auf den See der Götter und die gewaltige Stadt Nexal, welche sich auf einer Insel in der Mitte des Wassers befand.
[2] So blieb zumindest kurz Zeit um einmal zu verschnaufen und neue Kraft zu sammeln. Doch da geschah etwas, mit dem wohl niemand gerechnet hatte ...
Plötzlich wurde Tezcas Haupt vom Mond verdeckt, welcher sich langsam davor schob und somit den Himmel verdunkelte.
[3] Dies alles ging ungewöhnlich schnell von Statten und bald schon wurde die Umgebung in Finsternis getaucht, während vom gleißenden Haupt Tezcas nur noch ein schmaler Ring zu sehen war. Ein ungutes Gefühl überkam die flüchtigen Gefangenen, welche es sogar bald zu frösteln begann. Insbesondere Necahual war über dieses plötzliche Phänomen sehr beunruhigt, denn die Payitaner konnten solche Ereignisse sehr genau vorhersagen ... doch wusste sie genau, dass für viele Jahre keine solche Finsternis angekündigt war. Ohnehin galten diese Ereignisse als schlechte Omen, insbesondere wenn sie so unvorhergesehen geschahen.
Zumal sich die Frage stellte ob man das Ende dieser Finsternis erst abwarten wollte und somit den Verfolgern erlaubte aufzuholen, oder man weiter klettern würde, jedoch auf die Gefahr hin in der Dunkelheit einen Sturz zu erleiden oder eine Geröllhalde los zu treten. Der sonst so stoische Tlacatl schien beinahe schutzsuchend Necahuals Nähe zu suchen ...