Fargrim lachte schallend als er die Aufmerksamkeit von Iomine hatte, er schenkte sich noch etwas von dem Met in sein Trinkhorn und nahm einen tiefen Schluck - um erneut seine Kehle zu befeuchten und fortzufahren. "Naatanuk sind wilde Bestien, Räuber, euer schlimmster Alptraum. Sie gleichen riesigen Eisbären - doch sind sie mit einer Verschlagenheit gesegnet die weit über die tierische Intelligenz hinaus geht. Sie leben droben im Norden und gehören zu den tödlichsten Räubern. Manchmal gelingt es den Grottenschraten einen der Naatanuk zu fangen und als Kriegsreittier oder Sklaven zu halten. Doch wirklich zähmen kann man sie nie sagt man." Als er fertig war beobachtete er die Reaktion der Zuhörer auf seine kleine Geschichte. "Ich kenne ein Lied über einen Ulfen-Jäger welcher es sich zur Aufgabe gemacht hatte einen Naatunuk zu bändigen. Wenn ihr wollt trage ich es euch vor."
Luis, Ochnar und Nicolas die abseits des Lagerfeuers der Ulfen ruhten, bekamen die Antiphatie der Ulfen zu spüren. Sie zeigten ihnen die kalte Schulter, wo es nur ging und als sie dann doch nach etwas von dem Wild zum Abendessen fragte erhielten sie die unbeliebtesten Stücke und jene die wohl zu lange auf einer Stelle über dem Feuer waren ohne gedreht zu werden. Mehrmals brachen die Ulfen in Gelächter aus, nachdem einer von ihnen etwas in ihrer Heimatsprache gepsprochen hatt.Grollhannes hatte sich in seiner Nähe niedergelassen und ihn beäugten die Nordmannen auch ziemlich misstrauisch. Vermutlich konnten sie es immer noch nicht glauben das dieser Oger hier "zahm" war. Grollhannes interessierte sich nicht für die Blicke der Ulfen und war schon bald eingeschlafen.
Arkil und Birisera kannten dank anpassungsfähigen und sympathischen Art (auch wenn sie nur spielten) schon bald jedes Mannschaftsmitglied mit Vornamen und hatten schnell ein paar Worte in der Sprache der Ulfen aufgeschnappt - auch wenn die meisten Gespräche durch Käptn Odenkirk oder den Skalden Fargrimm geführt wurden. Arkane Zauberwirker suchte Birisera jedoch vergeblich unter den Nordleuten. Bei den Leuten - selbst bei dem Skalden - handelte es sich um gestandene Männer und rauhe Seeleute. Einer der Ulfen hatte sogar einen Hund dabei dem er immer wieder Knochenstücke und Fleischreste hinwarf bis er schließlich neben seinem Herren einschlief. Kapitän Odenkirk erklärte den beiden wie er sich vorstellte das die Gefährten ihren Wachdienst zu halten haben: nämlich immer zusammen mit 2 seiner Leute. Entweder roch der ulfische Söldner den Braten oder er war von Natur aus misstrauisch. Auch erklärte er, dass sie in Küstennähe segeln werden und versuchen jeden Tag mindestens zweimal an Land zu gehen. Um Wasser aufzunehmen und zu kochen - denn eine Möglichkeit warmes Essen zuzubereiten gab es auf dem Schiff nicht.
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Am nächsten Tag, als die Flut eingesetzt hatte ging die Reise gegen Norden endlich los. Das Ulfen-Langschiff wurde von den kräftigen Seeleuten aus der natürliche Bucht gerudert und als das offene Meer vor ihnen lag wurde das Segel gesetzt, welches sich sofort blähte und das Schiff in Richtung Norden trieb. Die Riemen wurden eingeholt und befestigt.
Die Frosthamar blieb stehts in Sichtweite der Küste und fuhr an zahlreichen kleinen Fischerdörfern und Küstenkäffern vorbei. Nicht selten rannten ein paar Dorfjugendliche oder Kinder eine Weile die Küste entlang um die farbenprächtigen Segel des Drachenbootes zu bewundern oder um euch zu grüßen. Auch viele der Fischer, welche in kleinen Kuttern unterwegs waren und ihre Netze auswarfen und einholten, winkten stets freundlich in eure Richtung. Kapitän Odenkirk erwiderte die Grüße stets. Kaum waren die Fischer ausser Sichtweite war sein freundliches Äußeres jedoch wie hinweggefegt und er sagte mit finsterem Blick: "Wir wollen ja keinen Verdacht erregen, nicht wahr?"
Die Frosthamar kam nicht sonderlich schnell voran so schwer beladen - sicher nichteinmal fünfzig Meilen täglich. Wenn das Schiff vor Anker ging, stellte der Kapitän immer sicher das es in der Wildnis war. Manchmal jagten seine Männer und kehrten mit etwas Wild oder auch Nutzvieh das sie gestohlen hatten zum Lager zurück. Ihre Geschäfte mussten die Gefährten wie die Ulfen auf den Landgängen oder über die Reling hinweg verrichten, etwas was die Ulfen sehr belustigte und bei einem rauhen Wellengang beleibe nicht ohne Gefahr war. In der Nacht wurde quer über das Schiff eine imprägnierte zeltähnliche Stoffplane gespannt, welche die Schlafenden vor den ärgsten Wettereinflüssen schützte. Es dauerte beinahe eine Woche bis ihr die prächtige Stadt Daveryn, dem größten Hafen an der Ostküste Talingards, ohne besondere Vorkommnisse passiert hattet. Nicht ohne Grund wurde sie auch der Juwel der Ostküste genannt. Eine mächtige Hafenmauer und Wellenbrecher grenzten den Hafen ein und zahlreiche Schiffe liefen ein und aus. Es war ein leichtes in dieser Menge nicht aufzufallen und den Kurs nach Norden fortzusetzen. Birisera hatte während dieser Zeit tatsächlich mehr als einmal Gelegenheit mit dem Kapitän den Doppelschlafsack zu teilen, eine Tatsache welche manchen ihrer Gefährten sehr sauer aufstieß. Kapitän Kargeld stellte sich als ein ungestümer, brutaler Liebhaber heraus, welcher versuchte die Hexenmeisterin bei ihren Liebesspielen zu dominieren.
Tatsächlich war die Reise bis relativ ereignislos. Die Nächte schienen länger zu werden und die Temperaturen tiefer zu fallen je weiter sich das Schiff dem unwirtlichen Norden näherte. Der Himmel wurde düsterer je weiter die Frosthamar nach Norden segelte. Und schließlich passierte das Schiff die Nordwacht - jene natürliche Barriere welche den wilden Norden Talingards von dem zivilisierten Süden trennte. Anders als man bei dem Namen erwarten würde handelte es sich um eine tiefe, unüberwindbare Schlucht an deren Boden der Fluss Tyburn hinaus ins Meer strömt. Für die meisten, wenn nicht alle von euch, ist es das erste mal das ihr dieses natürliche Bollwerk seht. Ein ehrfurchterbietender Anblick wie diese Schlucht hoch aus dem Meer hinauf ragt. Wie ihr wisst sind in regelmäßigen Abständen - an den Engstellen der Schlucht - Festungen errichtet worden um die wenigen Stellen welche sich für eine Überquerung eignen würden abzusichern.
Eine dieser Festungen ist Balentyne. Keiner von euch kann sich an ein geschichtliches Ereignis erinnern bei der diese Barriere von den Monstern des Nordens überwunden wurde.
Aber wie sagt man doch so schön? Es gibt für alles ein erstes Mal.