"Leomon war eine Blüte unter den Menschen..." kam Ser Leonhard der Aufforderung Jurij nach, handelte es sich doch um eine seiner liebsten Geschichten, einer der Geschichten die er schon als Kind geliebt hatte: "Kein Schild vermochte seinen Schlag abzufangen, kein Versuch der Täuschung konnte seinen Verstand vernebeln, kein Unglück vermochte ihm seine Lachen zu nehmen, keine Verantwortung existierte, die er nicht tragen konnte..." fing Leonhard an Monoton mit seiner tiefen Stimme zu erzählen.
"kein Hindernis mochte seinen Weg zu verstellen. So ging er eines Tages in den Wald. Seit seiner Jugend liebte er die Jagd auf Eber. Niemand, der nicht selbst schonmal vor einem solchen Ungetüm gestanden hat, wenn sich der maßige Körper mit unglaublicher Geschwindigkeit auf einen zu bewegt, vermag den Schrecken nachzuempfinden, den ein solches Monstrum hervor rufen kann. Doch Leomon geriet nie aus der Ruhe, stets fand sein Speer das Herz des Untiers und nie trug er der geschickteste aller Jäger einen Kratzer davon."
Sein Blick war starr in das Lagerfeuer gerichtet, er schien mehr seinen Gedanken nach zu hängen und mit sich selbst zu reden, als die Anderen zu beachten: "Nun sollte es dieser Herbsttag sein, der nicht nur sein Schicksal verändern sollte. Es war dieser Tag als er mit seinem Speer bewaffnet den Wald betrat. Es dauerte nicht lange und er hatte die Fährte seines Gegners ausgemacht, der größe der Spuren nach ein wahrer Koloss unter den wilden Schweinen. Es dauerte fast den gesamten Tag den Eber zu stellen und doch lief alles so wie es es immer tat. Leonhard würde erneut siegen. Doch dieses Mal..."
Das Feuer knackte und Leonhard schaute kurz verwirrt auf: "Wo wa... achso: Der Eber bewegte sich mit schreckenserregenden Tempo auf Leomon zu. Wie immer suchte er festen stand und atmete tief durch, plötzlich vernahm er ein glockenhelles Lachen zu seiner Linken. Ein in grün gekleidetes Wesen war undeutlich zwischen den Bäumen zu erkennen und Leomon war verloren. Er blickte in Augen so braun, wie der fruchtbarste Mutterboden, so schön, dass sein Herz drohte still zu stehen, nur die Zeit vermochte nicht still zu stehen. Die Erde um ihn herum bebte, als sich der maßige Leib des Ebers auf ihn zu bewegte und doch war Leomon nicht in der Lage zu reagieren. Sein Geist war gefangen, sein Körper gefesselt. Und so kam es, dass Leomon versagte..."
Als seine Stimme vom Rauch des Feuer heiser wurde räusperte er sich: "Leomon selbst vermochte nicht mehr zu beschreiben was passiert war, doch er bewegte sich an der Grenze zwischen dieser Welt und der Nächsten, sein Körper geschunden. Und doch, obwohl die Geister nach ihm riefen, gab es etwas was stärker war, gab es etwas was ihm mit dem Hier verband, stärker als jeder Ruf. Es gab ein paar erdbraune Augen, die zu einer zierlichen Gestalt gehörten, einem in grün gekleideten Mädchen. Cymoril war der Name dieses Geschöpfes, schön wie selbst die Götter nicht und nie hat oder niemals wird ein Wesen solcher Anmut jemals wieder auf Erden wandern. Es sollten zwei Winter vergehen bevor Leomon gefunden wurde. Seine Wunden verheilt, seine Kleidung geflickt, seinen Bart gestutzt, seine Nägel geschnitten. So wurde er gefunden von seinem Jagdmeister.
Niemand kann sich die Freude seiner Mutter vorstellen, die noch lebte, schwer hatten die Regierungsgeschäfte auf ihren Schultern gelastet während ihr Sohn und König verschollen war. Ihr Herz quoll über vor Glück... Doch Leomon war nicht mehr Leomon, nie verspürte er Hunger, nie hoben sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln, nie vermochte er mehr Trost spenden. Jeden Tag verließ seine Burg und ging in den Wald. Nicht um zu jagen, doch getrieben von den erdbraunen Augen suchte er ein zierliches Mädchen."
"Es sollten Jahre vergehen, sein Haar färbte sich Grau wie Stein, seine Seele war schwer, sein Gemüt verdunkelt. bevor Leomon, bevor er Rettung erfahren sollte. Denn auch Cymoril, die schönste aller Blumen welkte in dieser Zeit vor sich hin. Cymoril, aus dem schönen Geschlecht, hatte Leomon wieder in diesem Leben gebracht und seinen Körper geheilt. Doch verbot ihr Eldan höchtselbst auch Leomons Geist zu retten.
Eldan, der das gottgleiche Wesen, für sich selbst beanspruchte aufgrund seiner hohen Geburt und der Macht seines Vaters. Doch war es ihm nicht nur bedingt gelungen Leomons Schritte durch den Wald zu lenken und an diesem Tag sollte Leomons Geist seine Rettung erfahren. Als er den Wald betrat und zwischen zwei Erlen hindruchtrat setzte sein Atem aus. Vor ihm auf einer Lichtung saß ein Mädchen so bezaubernd wie die Sterne selbst. Neben ihr stand ein geflochtener Korb voller Blumen. Leomon traute sich kaum zu atmen. Vorsichtig machte er einen Schritt auf das Wesen auf der Lichtung zu. Wie von Zauberhand gelenkt drehte sich der Kopf des Mädchens und Leomons Herz machte einen Schlag, dass er dachte es würde zerspringen. Es waren diese Augen, die es ihm damals vor Jahren verwehrten den Eber zu erlegen. Und so sollte nicht nur das Schicksal von Leomon und Cymoril entschieden sein, sondern auf das Schicksal von Hunderten."
"Ohne ein Wort zu sprechen streckte Leomon seine Hand aus, niemals die Augen von Cymoril abwendent. Liebe ist ein merkwürdiges Gewächs, es vermag innerhalb von Sekunden die Höhe der größten Bäume zu erreichen und auch in Jahren der sorgsamen Zucht nicht gedeihen. Und in dem Moment in dem sie auf ihn zu trat und seine Hand ergriff, war Leomon gerettet und doch beide hoffnungslos verloren. Es soll in diesem Moment ein Stern vom Himmel gefallen sein, auch wenn ich dies nicht zu glauben vermag. Und so verließ Cymoril, den Wald und im gleichen Moment Leomons Gemüt den Schatten."
Unruhig rutschte Leonhard auf dem Stamm hin und her auf dem er saß, er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Weinschlauch: "Doch wo Licht da ist auch Schatten, in dem Moment in dem in Leomons Herz die Sonne aufging verdunkelte sich der Geist von Eldan. Er, der dachte, dass Cymoril sein besitzt sei, er der er nie die Liebe verstand. Sein Geist wurde vergiftet. Und sobald er erfuhr, das Cymoril den Wald verlassen hatte versammelte er seine Ritter und Knappen. Doch vermochte er niemals die Feste Leomons zu erstürmen. Er überzog die Dörfer mit Feuer und verwandelte die Felder in Asche.
Leomon brachte es nicht über das Herz Cymoril alleine zurück zu lassen, so dauerte es Wochen bis sie, die sein Herz besser kannte als er selbst, ihn überzeugte, dass er mit der Schuld nicht leben könnte Eldan nicht Einheit geboten zu haben. Und so kam es, dass Leomon zu seinem Schilde und seinem golden Schwert griff. Seine Getreuen versammelten sich und zogen aus Eldan ein Ende zu setzten. Doch all dies entsprach dem Plan dem dunklen Geist Eldans entsprungen. Während Leomon ins Feld zog, drangen Eldan und eine handvoll seiner Mannen in die schlecht geschützte Burg ein und raubten den wertvollsten aller Schätzte. Zwei Tage danach erreichte ein Bote das Heerlager Leomons und die Nachricht des Raubs von Cymoril verwandelte sein sonst so gutes Gemüt in Eis. Sofort befahl seinen Soldaten den Marsch und so trat er an die Grenze zum Reich der Elfen. Das riesige Waldgebiet grenzend am Norden seines Reiches.
Er befahl Teer zu bringen, soviel zu finden war und so begann er von Hand die Bäume des Waldes mit Teer zu beschmieren und man erzählt sein Zorn brannte so heiß, dass es keiner Flamme bedurfte den Teer zu entzünden. Und so brannte sich Leomon durch das Reich der Elfen, wissend dass er einen direkten Feldzug hier nicht zu gewinnen vermochte. Er musste den Platz der Schlacht wählen. Und so brannte nicht nur Leomons Zorn sonder auch das Reich der Elfen.
Eldan wurde gezwungen sich zu stellen, den so wie allen war ihm bewusst, dass Leomon im Notfall die Welt dem Feuer überantworten würde, würde ihn dies mit Cymoril vereinen. Und so kam es zu einer Schlacht, wie sie bis heute keine zweite fand und nie zu finden vermag. Niemand vermochte Leomons Schwert aufzuhalten, bei jedem Elfen, dem er dem Tod überantwortete schrie er den Namen Eldan. Doch der Boden sollte sich rot färben und der Himmel dunkel, bevor er Eldan gegenüber trat.
Ein Zweikampf entbrannte und wo niemand Leomon unter den Menschen das Wasser reichen konnte, vermochte dies auch keiner der Elfen, auch Eldan nicht. So starb Eldan, Prinz der Elfen, Dieb von Cymoril blutend zu den Füßen Leomons. Und niemals sollte sich elfisches und menschliches Blut stärker mischen als an diesem Tage auf diesen Felde. Doch als die Elfen sahen, dass Eldan starb zogen sie sich zurück und die Schlacht war geschlagen. Und doch, ob aus Trotz oder Dummheit, verwährten die Elfen die Herausgabe von Cymoril, deren sehnlichster Wunsch es war zu Leomon zurück zu kehren.
Und so zog Leomon weiter brennend durch das Elfenreich, jeden tötend der ihnen unterkam und doch dauerte es fast ein Jahr bis die Furcht die Herzen der Elfen umschlungen hatte und Cymoril erlaubt wurde Leomon zu umschlingen. Auch wenn ihr Glück nicht lange wärte so trennten sich die Wege dieser beiden Liebenden seit diesem Moment nicht wieder. Bis Leomon seinen letzten Weg antrat, auf dem Cymoril unmöglich war ihn zu begleiten.
Die Legenden gehen auseinander was mit Cymoril nach Leomons Tod geschah, einige Sagen sie starb vor Kummer, andere Sage sie herrschte noch lange über Leomons Reich und es erblühte golden. Doch sicher ist, dass niemals wieder ein Lieberpaar wie dieses über die Erde wandeln wird."
Leonhard blickte wieder vom Feuer auf, kaum in der Lage etwas in der einbrechenden Dunkelheit zu sehen, da seine Augen sich an das Licht des Feuers gewöhnt hatte: "Aber dies ist eine Geschichte, die ein Barde erzählen sollte, nicht ich." schließt er seine Erzählung ab.