Es ist eine seltsame Zeit in der Halblingsstadt Zwillingswacht. Die Ernten auf den Bergfeldern sind längst eingefahren, die Weinlese war in diesem Jahr außerordentlich gut, und doch liegt eine seltsame Nervosität in der Luft. Oberflächlich betrachtet mag es an der Bürgermeisterwahl liegen. Fünf Jahre sind vergangen, und die beiden gedienten Stadtherren, Yussaf Winterhell von der Tiefen Wacht und Galnor Jagdmeister von der Hohen Wacht, sind bereit, ihre Ämter an Nachfolger abzugeben.
Doch das ist nicht alles. Marlan, der Hohepriester des Tempels der Nebelschlucht, ist seit drei Wochen verschwunden. Die anderen Priester behaupten, er sei krank, doch es gibt Gerüchte, dass ihm das gleiche Schicksal widerfahren sei wie vor gut drei Monaten dem armen Uhrmacher Yerek: Von einem Tag auf den anderen war er verrückt geworden und hatte sich für einen völlig anderen Halbling gehalten, einen vom Krieg gebeutelten Mann names Allaric. Dabei hatte die Zwillingswacht schon so lange keinen Krieg mehr gesehen, dass sich im Grunde niemand mehr daran erinnerte, dass es jemals einen gegeben hatte. Nicht einmal die Geschichtsbücher zeugten noch von einem solchen schrecklichen Ereignis.
Nicht genug, rufen die Nebelpriester in den letzten Wochen und Monaten immer wieder neue Nebelwachen zu sich, um sie auf mysteriöse und geheime Missionen zu entsenden. Im Grunde sind zwar alle Missionen der Nebelwachen mysteriös und geheim, aber in der jetzigen Situation löst diese Tatsache besonders viele Gerüchte unter den Halblingen aus.
Da stellt die Bürgermeisterwahl schon fast so etwas wie eine willkommene Ablenkung dar – zumal zum ersten Mal in der Geschichte der Zwillingswacht ein Nicht-Halbling für das Amt antritt. Neben Wilfried Lilienbaum und Bartok Tiegelschmelzer in der Hohen Wacht treten in der Tiefen Wacht der Halbling Janosch Zimmermann und der Halb-Elf Dmiri Aryeon gegeneinander an. Der Halb-Elf gehört zu den vielleicht fünfzig Nicht-Halblingen, die in der Zwillingsstadt leben und als fester Teil der Gemeinschaft betrachtet werden, weshalb ihm auch erlaubt wurde, sich zur Wahl zu stellen. Aber einzigartig ist der Vorgang bis heute doch, und sorgt für entsprechende Aufregung.