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Autor Thema: Kapitel IV - Entscheidungen  (Gelesen 22443 mal)

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Ultan

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #315 am: 10.01.2014, 11:03:31 »
Das Gesicht des Zwergs ist von Furchen und Falten gezeichnet, doch wirkt er dennoch wesentlich lebhafter als sein Gegenpart aus Coarfax vorheriger Begegnung.
Ausdrucklose goldgelbe Augen blicken Coarfax entgegen.

"Coarfax, nehme ich an?"

Die Stimme des Zwergs klingt tief und beherrscht.

"Wir hatten noch nicht die Gelegenheit Worte zu wechseln, doch bin ich über eure Person informiert. Umfassend, möchte ich hinzufügen.
Damit habe ich euch gewiss etwas voraus, denn ihr wisst im Gegenzug nichts über mich. Eine missliche Lage in der eine haltlose Drohung überlegt sein will.

Doch bin ich nicht hier um euch zu drohen. Vielmehr interessiert mich eure Verbindung zu euren neuen Freunden, insbesondere dem jungen Gottesmann.
Eure Reputation auf der Straße spricht nicht für euch, Coarfax, ebenso wie euer Blut.
Dies würde mich nicht weiter kümmern, würdet ihr euch nicht in die Angelegenheiten meiner Agenten einmischen. Dies macht eure Probleme zu meinen Problemen und ich bin zum Handeln gezwungen."


Der Zwerg faltet die Hände auf dem Tisch und macht eine kurze Pause bevor er fortfährt:

"Zwei Fragen an euch und ihr tut gut daran sie nach gutem Gewissen zu beantworten:

Erstens: Ein Jüngling zieht aus in die Stadt um dort ein Handwerk zu erlernen. Er fragt herum und lernt das es zwei herausragende Meister in der Stadt gibt, einen Schmied und einen Zimmermann.
Der Schmied ist ein buckliger Mann mit orkischem Blut. Er ist von simpler Art und grober Natur, doch arbeitet er hart und ausdauernd, seine Arbeit spricht für ihn. Nicht sonderlich beliebt als Person wird er als Fachmann geschätzt und geachtet.
Der Zimmermann ist ein stattlicher Mann in bestem Alter und im Volk sehr beliebt. Handwerklich ist er eher mittelmäßig, doch besitzt er Charisma und Ausstrahlung. Als Spross einer wohlhabenden Familie besitzt er Gold und Ruf genug um sein Geschäft zu betreiben.
Wenn ihr dem Jüngling einen Rat geben könntet, wo sollte er nach eurer Meinung in die Lehre gehen?"
« Letzte Änderung: 10.01.2014, 11:04:29 von Ultan »

Coarfax

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #316 am: 10.01.2014, 16:11:46 »
Coarfax hält den Atem an. Der Zwerg wusste nicht nur seinen Namen, sondern wusste auch um dessen Bedeutung. Mit zusammengebissenen Zähnen sucht Coarfax nach einem Ausweg. Die Situation entglitt ihm.
Zeit, das Blatt zu wenden.

"Ich soll dem Lehrling einen Rat geben? Er soll die Hände von einer Lehre lassen und sich auf seine Zunge, sein Geschick und seinen Verstand verlassen. Nur dann hat er die Freiheit, die er sucht. Das orkische Halbblut kann noch so ehrliche Absichten haben, Melvaunt wird ihn ebenso zu Fall bringen, wie den angesehenen Blender.

Unfreundlich von euch, mir euren Namen nicht zu nennen, aber vielleicht seid ihr auch nur ein Spieler, also will ich raten. Ihr seid gut informiert, was meine Wenigkeit betrifft, also seid ihr aus Melvaunt. Da ihr persönlich sprecht und dabei auf eine Verkleidung wert legt, ist euch entweder das Geld oder das entsprechende Druckmittel ausgegangen, eure Agenten zu senden oder ihr setzt euch bewusst der Gefahr einer persönlichen Konfrontation aus, weil ihr einen tatsächlich Konflikt mit körperlicher Gewalt ausschließt.

Für diese Deutung spricht auch der Umstand, dass ihr mit mir hier nett am Tisch plaudert und nicht schon längst auf einem Tisch festgebunden bin und um mein Leben flehe, während ihr oder eure Untergebenen mich mit glühenden Eisen oder Nadeln traktiert. Allein, dass ihr das nicht schon aus purem Vergnügen macht, schließt die Folterknechte der Loviatar aus und wenn man ehrlich ist, auch alle anderen Machtgruppen von den Zhentarim bis zu den Häschern des Rates von Melvaunt.

Legt man noch euer Interesse an Vaêl in die Wagschale und geht unsere letzten Zwischenfälle durch, seid ihr, aus den zuvor bereits genannten Gründen, wohl kein Zhentarim und auch kein Anhänger des Schnitters, sondern wohl ein Harfner."


Es war ein Bluff, aber Coarfax setzte gerne alles auf eine Karte.

"Meerthan, nicht wahr? Noch eine Runde?"

Ultan

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #317 am: 10.01.2014, 16:43:59 »
Der Zwerg lächelt.

"Clever, Coarfax.

Ein Priester stößt auf der Straße mit einem Herumtreiber zusammen, der Vagabund stiehlt dem heiligen Mann eine Münze aus den seidenen Roben. Der Priester bemerkt es und fasst den Mann am Arm.
"Du tust mir Unrecht, doch handelst du aus Not so will ich darüber hinwegsehen. Gib mir die Münze zurück und ich gebe dir etwas wertvolleres im Tausch: Ich kann dir Halt geben und Zukunft, ich kann dir den Glaube an meinen Gott geben. Lebe fromm und erfülle deine Pflicht, so soll dir gegeben werden und Erfüllung wird sich in deinem Leben einstellen.
Solltest du jedoch weiterhin gottlos Leben führen, wartet auf dich ein einsamer Tod in der Gasse und eine Ewigkeit im Abgrund. Die Wahl sollte leicht fallen."

Was antwortet der Herumtreiber dem Priester?"

Coarfax

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #318 am: 11.01.2014, 16:36:34 »
Coarfax lächelt und sein Atem beruhigt sich ein wenig. Er hatte längst noch nicht die Oberhand, aber zumindest konnte er sich nun sicher sein, dass das hier kein Traum und er nicht gänzlich wehrlos war. Den Magier hatten sie also gefunden, aber warum saß er hier bei ihm und nicht bei den anderen? War das ein Test seiner Loyalität? Was sollte so etwas bringen? Mal davon abgesehen, dass die Person des Roten Magiers wohl ebenso fragwürdig wäre. Aber gut, Coarfax spielte für sein Leben gerne und würde auch hier und heute keinen Rückzieher machen.

"Ihr habt nicht viel mit Herumtreibern zu tun, hm? Priester erkennt man auf einen Blick und sie sind ihr Risiko nie wert. Alles hängt davon ab, ob man den Akolythen oder den Erzbischof erwischt. Der eine ist leichte Beute, der andere verbrennt dich mit der Macht seines Gottes. Ob das eine Münze wert ist, muss jeder für sich entscheiden, aber ich würde Abstand davon nehmen und mir stattdessen einen Kaufmann suchen, aber gut, euer Spiel, eure Regeln, also lasst mich den Rahmen akzeptieren und euch antworten.

Jeder Herumtreiber, der auch nur zwei Nächte auf der Straße überlebt, weiß, dass man nichts geschenkt bekommt und alles seinen Preis hat. Eine Münze für einen Gott? Nur ein Narr würde die Falle nicht sehen. Die Götter sind launisch und verzeihen keinen Fehltritt, weder die dunklen, noch die des Lichts. Der Herumtreiber wäre kein Herumtreiber, wenn es sein Ziel wäre, sich einem Herren zu unterwerfen und Sklave fremder Absichten zu werden. Ich würde ihm also raten, die Münze zurückzugeben, um der Strafe zu entgehen und dann schleunigst die Beine in die Hand zu nehmen."


Coarfax wirft Vaêl einen Blick zu und wendet sich dann wieder an den Zwerg.

"Aber ihr meint nicht irgendeinen Priester, nicht wahr? Ihr meint ihn und ihr wollt wissen, warum ich hier in seiner Gefolgschaft sitze. Und ja, ich meine Gefolgschaft genau so, wie ich es sage. Schaut sie euch an. Ein Nordmann, ein Roter, ein Zwerg und eine Dunkelelfe. Ohne ihn würde keiner hier sein. Der Zwerg und der Rote hätten sich längst den Schädel eingeschlagen und der Nordmann würde auf der Suche nach Blut und Schädeln längst wieder in der Wildnis herum rennen. Aber sie sind hier und jagen einen Dämonen, der eine Stadt bedroht, die den ganzen Aufwand einfach nicht wert ist."


Ultan

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #319 am: 13.01.2014, 16:14:08 »
"Ihr denkt ein einziger Mann schweißt solch unterschiedliche Charaktere zusammen und das ohne dabei Gold und Güter zu versprechen? Was glaubt ihr was seine Gefolgschaft bewegt?
Auch ihr folgt bereits seinem Pfad. Habt ihr euch bereits gefragt warum?"


Der Zwerg kramt eine Pfeife hervor und entzündet sie umständlich. Dann blickt er Coarfax fragend an.

Coarfax

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #320 am: 14.01.2014, 16:04:17 »
Coarfax atmet tief aus und sein Blick verklärt sich, als würde er einen weit entfernten Ort betrachten. Seine Stimme klingt kurz müde.

"Folge ich ihm? Das Rad der Zeit dreht sich, Meerthan und wir sind nur Sterbliche. Was für einen Unterschied macht es, was ich tue?"

Dann stiehlt sich ein Grinsen in das Gesicht des Herumtreibers.

"Findet ihr nicht auch, dass das die falsche Frage ist. Was nützt er mir? Das ist für mich doch wohl viel entscheidender, oder? Ganz ehrlich, wenn er meine Seele vor dem Abyss retten will, meinetwegen, ich würde nicht auf ihn setzen, aber ich werde ihm ganz sicher nicht im Weg stehen. Mich interessiert etwas anderes viel mehr, aber davon vielleicht ein anderes Mal. Ich bin auf jeden Fall keine Gefahr für ihn oder für euch; zumindest das kann ich euch versichern."

Damit wendet sich Coarfax zu den anderen und ruft herüber.

"Tja, erst dachte ich, einen alten Bekannten zu treffen, dann stellt sich heraus, dass genau derjenige vor mir sitzt, den wir schon sehnsüchtig erwarten. Tymora scheint es wohl gut mit uns zu meinen. Seid willkommen in unserer kleinen beschaulichen Runde, Meerthan, aber da wir nun ja schon mehr als genug Zeit hatten, miteinander zu tratschen, überlasse ich jetzt gerne den anderen das Feld."

Mit einer eleganten Bewegung erhebt sich Coarfax und geht dann an die Bar, um sich ein Frühstück und etwas zu trinken zu bestellen.

Ultan

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #321 am: 15.01.2014, 11:03:53 »
Meerthan runzelt die Stirn und blickt Coarfax hinterher.
Dann erhebt sich der Zwerg und kommt zu den Gefährten hinüber. Als er sich setzt blickt euch derselbe hochgewachsener Mann mit dunkler Haut und goldenen Augen an, der euch auch vor eurem Aufbruch nach Melvaunt in Phlan begegnet war.



"Verzeiht die Scharade, doch unter den aktuellen Umständen ist Vorsicht keine Torheit. Eure Gruppe hat sich verändert seit wir uns das letzte Mal gesehen haben."

Shensen neigt respektvoll das Haupt, als sich Meerthan an den Tisch setzt, fällt ihm dann jedoch hastig ins Wort:


"Meerthan, etwas furchtbares ist geschehen! Der Stützpunkt der Harfner ist angegriffen worden. Wir haben gekämpft... und verloren. Nur Fellian Shard und ich selbst konnten überleben und auch das nur dank dem beherzten Eingreifen dieser mutigen Männer! Dennoch fürchte ich wir sind am Ende Meerthan. Nichts bleibt, die Harfner wurden ausgelöscht."

Meerthan hebt beschwichtigend die Hand.


"Ich weiß über die Geschehnisse Bescheid, Shensen Tesseril vom Zirkel des Weißen Sterns. Doch konnte ich es nicht verhindern. Unsere Feinde wussten es mich anderswo zu binden und verhinderten mein Eingreifen.
Ihr sprecht wahr, die Harfner haben eine schwere Niederlage erlitten. Doch ausgelöscht? Ihr selbst und auch Fellian sind noch am Leben. Trauern wir auch um die gefallenen Kameraden, so werden wir nicht aufgeben unser Werk zu tun. Eine neue Generation Harfner wird heranwachsen, neue Gefährten gewonnen werden und neue Schlachten geschlagen. Entehrt nicht das Andenken an die Toten indem ihr verzweifelt.

Wie ihr gibt es nach wie vor fähige Männer in der Mondsee die den Harfnern beistehen können."


Meerthan wendet sich den Anderen am Tisch zu und legt die Stirn in Falten.

"Ihr habt mir in der Thar einen großen Dienst erwiesen. Es erfreut mich das man sich auf euch verlassen kann. Dennoch haben uns die Ereignisse überrumpelt und unsere Feinde sind stärker denn je. Etwas Boeses braut sich in diesen Ländern zusammen und während unsere Wiedersachen offenbar bestens über uns Bescheid wissen, wissen wir im Gegenzug so gut wie nichts über sie.
Ich fürchte wir sind gezwungen uns vorerst zurückzuziehen um einen Überblick über unsere Position zu gewinnen. Shensen wird beim Zirkel unterkommen, um Fellian werde ich mich persönlich kümmern.
Was geschieht jedoch mit euch? Ihr habt euch auf eurer Reise zahlreiche Feinde gemacht und die Orte an denen ihr willkommen seid werden weniger und weniger."

« Letzte Änderung: 15.01.2014, 11:05:29 von Ultan »

Jegor Petrov

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #322 am: 16.01.2014, 14:08:51 »
Erschrocken zuckt Jegor zusammen, als er realisiert, dass sie die ganze Zeit unter Beobachtung standen. Dann schnaubt er wütend aus. Was erdreisteten sich diese Harfner eigentlich! Jegor widerstand widerstrebend der Versuchung, seine Magie zu entfesseln, um den Eindringling für seine Hinterlist zu bestrafen und überließ Vaêl das Feld.

Mürrisch an seiner eigenen Pfeife ziehend, lehnt sich Jegor zurück und beobachtet argwöhnisch den Neuankömmling.

Vaêl

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #323 am: 16.01.2014, 15:04:05 »
Ohne es sich anmerken zu lassen, hatte Vaêl Coarfax die ganze Zeit im Auge gehabt und auch die goldenen Augen des Zwergen waren ihm nicht entgangen[1], weswegen ihn Meerthans Auftauchen nicht ganz so unerwartet traf. Die Harfner der Mondsee waren in Gefahr und so war es nicht verwunderlich, dass Meerthan zu einer Verkleidung griff. Was Vaêl viel mehr interessierte, war das Zusammentreffen von Coarfax und dem Harfner. Der Herumtreiber barg so manches Geheimnis.

Mit einem freundlichen Lächeln nickt Vaêl zur Begrüßung und setzt dann mit ruhiger und klarer Stimme an.

"Ich freue mich, euch in diesen dunklen Stunden wohl und gesund anzutreffen, Meerthan. Mein Beileid für eure gefallenen Gefährten. Wir haben getan, was wir konnten, doch wir kamen zu spät, um sie zu retten. Das tut mir Leid."

Andachtsvoll hält Vaêl kurz inne und fährt dann fort.

"Ihr habt Recht, Kâdir hat die Mondsee verlassen und Kalokin ist von uns gegangen. Dies hier sind Meister Jegor Petrov, Berater des Hauses Bruil aus Melvaunt und Thalorn vom Clan der Silberbärte, Axt des Clangeddin Silberbart. Coarfax scheint ihr ja bereits kennen gelernt zu haben.

Aber lasst mich euch berichten. Thrull, ein Orog und Kriegshäuptling der Orks wurde besiegt und so die Bedrohung aus der Thar vorerst aufgehalten. Doch wir bringen weitaus schlimmere Kunde, war der mächtige Krieger doch nur ein Spielball dämonischer Mächte. Er war von einer Nachtvettel bezaubert worden, die die Wiederkehr Nabthatorons verkündete. Eines mächtigen Glabrezu. Derselbe alte Schrecken, der einst durch Sarubar Zauberbinder verbannt wurde.

Wir haben zu viele lose Fragmente, aber ich fürchte, dass irgendjemand danach strebt, dem Dämonen ein Portal nach Toril zu öffnen. Vor wenigen Tagen wurde eine Abscheulichkeit des Abyss mitten in den Straßen Melvaunts beschworen und vernichtete das Haus eines bekannten Händlers namens Maavu. Sagt euch der Name etwas? Es könnte Zufall sein, doch ich glaube nicht mehr an Zufälle, nachdem die Harfnerfeste vernichtete wurde. Nehmt die Überfälle in Phlan und den geplanten Ansturm der Orks auf Melvaunt noch dazu. Irgendetwas oder jemand destabilisiert gezielt die freien Mächte der Mondsee. Und was oder wer immer es ist, ein beträchtliches Netzwerk steht ihm zur Seite. Die Gaukler, der Stahlherzog, ein Vampir, Dämonen und ein Priester des gefallenen Totengottes Myrkul. Es ist schwer vorstellbar, dass all diese Fraktionen gemeinsam arbeiten, aber betrachtet man alle Vorgänge unter dem Licht der drohenden Wiederkehr eines Schreckens des Abyss, stellt sich die Frage, wer über solche Macht gebietet, um derart geschickt die Fäden zu ziehen?

Wir sind ratlos Meerthan. Und mit jedem verstreichenden Tag, machen wir uns mehr und mehr Feinde. In der Thar stießen wir auf Zhentarim, die wenig begeistert schienen, dass wir Thrull und ihre Pläne mit ihm durchkreuzten und uns kurz vor Phlan auf offener See angriffen. Ob sie dahinter stecken? Es ist das schwarze Netzwerk. Sie hätten sowohl die Mittel, als auch die Wege für ein solches Unterfangen, aber warum unterstützt die Kirche des Tyrannos einen einzelnen Glabrezu? Bisher habe ich keinen Hinweis gefunden, dass dieser Dämon dem Fürst der Tyrannei dient. Nein, ich glaube nicht, dass das schwarze Netzwerk hier einen einheitlichen Plan verfolgt. Unser Angreifer, ein Priester der schwarzen Hand namens Thanos sprach von den Absichten seines Herrn. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass ein hochrangiger Zhentarim seine Position nutzt, um eigenen Plänen nachzugehen.

Überdies haben wir unsere Aufenthaltsmöglichkeit in Melvaunt verspielt. Wir gerieten mit einer Priesterin der Loviatar aneinander, die darüber hinaus eine Tochter des Hauses Leiyraghon war. Sie starb und wir mussten aus der Stadt fliehen. Was immer wir nun in Melvaunt unternehmen, wir müssen es heimlich tun, da auf unsere Ergreifung höchstwahrscheinlich ein Kopfgeld ausgesetzt wurde.

Vorerst werden wir den Städten den Rücken zukehren. Fürst Nanther bat uns, zur Glocke in der Tiefe aufzubrechen, um Zenith Schildspalter zu finden, den verlorenen Patriarchen des Clans Schildspalter. Ich traue Nanther nicht, erhoffe mir aber Hilfe von Clan Schildspalter.

Habt Dank dafür, dass ihr euch um Felian kümmert. Möge euch das Licht Lathanders immer scheinen."


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Ultan

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #324 am: 18.01.2014, 10:20:36 »
Meerthan senkt nachdenklich den Kopf als Vaêl ihm von den vergangenen Ereignissen berichtet.
Er nickt mehrmals, hört ansonsten jedoch schweigend zu. Als Vaêl Nabthatoron erwähnt runzelt der Magier die Stirn, enthält sich allerdings eines Kommentars.
Als der Aasimar mit seiner Ausführung fertig ist, faltet Meerthan nachdenklich die Hände.


"All dies für die Rückkehr eines Glabrezu? Seht es mir nicht nach wenn ich dies jetzt sage, aber Phlan hat Schlimmeres durchlitten - und überlebt.

Das die Zhentarim irgendwie in diese Geschichte verwickelt sind überrascht mich nicht. Das Schwarze Netzwerk hat überall seine Agenten und ist in praktische jede politische Affäre, Transaktion oder Bewegung irgendwie verwickelt oder observiert sie zumindest. Entscheidend ist ob die Zhentarim sich mehr als bloßen Profit ausrechnen wenn sie die Pläne eines Zirkels fanatischer Kultisten unterstützt. Es mag bis jetzt nur eine Vermutung sein, dass es die Tat einer Splittergruppe in den Rängen der Zhentarim ist, doch kann ich eure Bedenken nachvollziehen.
Das ihr euer Ansehen in Melvaunt verspielt habt ist bedauerlich. Loviatars Kirche ist nicht ohne Einfluss in diesen Ländern und in einer dekadenten Stadt wie Melvaunt in der Arm und Reich so weit auseinander driftet fällt die dunkle Saat ihrer Lehre auf fruchtbaren Boden.

Fürst Nanther hat euch beauftragt Klan Schildspalters Oberhaupt zurückzubringen? Ich bin mit dem Namen des Klans vertraut, doch dass sein Patriarch als vermisst gilt ist mir nicht bekannt.
Ausgerechnet in den Ruinen der Nordfeste soll er verschwunden sein? Das ist ein alter und fast vergessener Ort. Kommt es euch nicht merkwürdig vor, dass ein einzelner Zwerg, noch dazu ein Klansoberhaupt begraben tief unter den Wogen der Mondsee ausharrt?
Ob eine Flucht in die Ruinen der Nordfeste mehr Sicherheit verspricht als eine Rückkehr nach Melvaunt erscheint mir außerdem höchst bedenkenswert."




Jegor Petrov

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #325 am: 19.01.2014, 15:31:57 »
Bevor Vaêl antworten kann, faucht Jegor dazwischen.

"Euch reicht ein Glabrezu wohl nicht. Was soll es denn sein? Ein Nalfeshnee, ein Marilith, ein Balor oder gar ein Klurichir? Oder ist euch das immer noch nicht genug?! Muss erst ein Dämonenfürst seine Klauen nach Faerun ausstrecken, bevor ihr die Ereignisse ernst nehmt?! Wir reden hier über einen Schrecken des Abyss, verdammt nochmal! Ja, Phlan hat schlimmeres erlebt, aber was soll denn das für ein absurdes Argument sein?! Die Zhentilfeste wurde von Göttern zerschmettert, heißt das, dass jetzt nur noch Götter als Bedrohung gelten? Was seid ihr, Meerthan, ein verfluchter Ebenenabkömmling, dass ihr nur noch in verzerrten Kategorien denkt!"

Ultan

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #326 am: 21.01.2014, 12:11:49 »
Meerthan hebt beschwichtigend die Hand und schaut Jegor an. Die Augen des Mannes schimmern in warmen Goldtönen.


"Ihr seid aus Thay, nicht wahr? Wie hoch schätzt ihr die Chancen ein das unter der Herrschaft der Zulkire bereits Schlimmeres entfesselt wurde als ein Glabrezu?

Versteht mich nicht falsch, ein Glabrezu, noch dazu ein derart mächtiger wie Nabthatoron ist definitiv eine Bedrohung, noch mehr wenn er im Verborgenen agiert. Korruption und üble Ränke sind in der Mondsee weit verbreitet, nicht auszudenken was ein höherer Dämon mit genügend Zeit ausrichten könnte.
Dennoch... Dämonen mögen egoistische Wesen sein, doch kaum einer entkommt den Klauen seiner finsteren Herren. Ein Glabrezu mag den Sterblichen schrecklich anmuten, doch ist er in den Weiten des Abyss nur ein kleiner Fisch.
Mir macht Sorge, dass die Mondsee die Interesse einer Wesenheit geweckt hat die einen Glabrezu vom Format Nabthatorons herumkommandieren kann."


Jegor Petrov

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Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #327 am: 24.01.2014, 17:41:22 »
Jegor schnaubt abfällig.

"Woran denkt ihr, Meerthan? Wenige Entitäten des Abyss stehen in der Hierarchie der Tanar'ri über einem Glabrezu. Dass solch mächtige  Entitäten zudem Interesse an der Mondsee haben sollen, erschließt sich mir nicht zweifellos. Dämonen streben aus purer Lust nach Zerstörung, soweit stimme ich zu, aber warum hier? Melvaunt ist groß, aber Faerun hat weit größere Metropolen. Warum nicht Tiefwasser, Niewinter, Suazil oder das alte Skuld?

Und wenn ihr nun einwenden wollt, dass es auch ein Magier der Zhentarim sein kann, dann bedenkt erneut, warum hier? Warum Melvaunt? Welcher Zhentarim riskiert die Beschwörung einer solchen Entität für einen dreckigen Schmelztiegel wie Melvaunt?"

Vaêl

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« Antwort #328 am: 25.01.2014, 12:30:03 »
Vaêl atmet leise aus. Er konnte Jegors Wut verstehen. Meerthans Zweifel waren berechtigt, aber sie wirkten wie blanker Hohn angesichts der Verluste, die alle hier am Tisch bereits erlitten hatten. Sie wussten nichts über ihre Feinde und ihnen lief die Zeit davon. Der Hinterhalt auf die Harfner hatte das blutig bezeugt. Was sollten sie tun? Sie konnte nicht überall sein und Vaêl wusste nicht einmal, ob sie den Herausforderungen überhaupt gewachsen waren. Ein Glabrezu war bereits ein sagenumwobener und furchteinflössender Gegner, wie konnten sie sich der Illusion hingeben, einer noch mächtigeren Wesenheit gegenüber zu treten? Was sollten sie alleine gegen die schlimmsten Schrecken des Abyss ausrichten können?

Für einen kurzen Augenblick schließt Vaêl die Augen. Angst führte ihn nicht weiter. Er würde nicht aufgeben und hatte deshalb keine Wahl. Ohne genaueres Wissen, waren seine Schritte blind, aber da ihm das Wissen fehlte und er nicht wusste, wie man die fehlenden Teile des Puzzles ergänzen sollte, musste er wohl damit fertig werden, im Dunkeln zu tappen. Einzig das Ziel war fraglich. Sie würden keinen Frieden in der Mondsee finden, ehe die Bedrohung noch bestand, also machte es keinen Sinn, in Phlan oder einem anderen Ort Schutz zu suchen. Nein, sie mussten dem Feind gegenübertreten.

"Genug."

Vaêls Stimme war klar und durchdringend.

"Ich verstehe eure Bedenken, Meerthan und auch euren Zorn, Jegor, aber beides führt uns nicht weiter. Wir verlieren Zeit und wir können uns nicht mehr verstecken. Ihr habt mich missverstanden, Meerthan, wenn ihr glaubt, ich suche nach Sicherheit. Die werden wir nicht finden, solange die Bedrohung besteht. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir von nun an Gejagte sind. Wir durchkreuzten die finsteren Pläne unserer Feinde und tragen nun den Makel ihres dunklen Auges auf uns. Wir sollten wissen, dass unsre Nähe den Tod für alle Wehrlosen bedeutet. Es zu leugnen, macht uns nicht frei von Schuld. All unsere weiteren Schritte sind daher mit Bedacht zu wählen.

Jegor hat insofern Recht, als dass unser fehlendes Wissen unsere Schritte blind werden lässt und wie wir bereits schmerzlich erfahren mussten, kostet es uns einen schrecklichen Blutzoll, wenn wir nur auf die Schritte unserer Feinde reagieren können. Wir müssen ihnen also gegenübertreten. Deshalb ist unser nächstes Ziel die Glocke in der Tiefe.

Ja, es kommt mir merkwürdig vor, dass ein zwergisches Klansoberhaupt alleine in den Ruinen der Nordfeste ausharren soll. Ohne die Ereignisse der letzten Monate würde ich an einen Zufall glauben, doch so sehe ich eine Verbindung. Klan Schildspalter versorgt Fürst Nanther mit Erz. Nicht zuletzt wegen den Rohlieferungen aus den Galena Bergen trägt Melvaunt den Namen "Stadt der Schwerter". Zenith war die Verbindung, die den Handel besiegelte. Ohne ihn bleibt das Erz aus und die Schmiedeöfen kalt. Fürst Nanther wird geschwächt. Eine der mächtigsten Familien der Stadt. Das Machtgefühl ändert sich. Wer profitiert? Fragen über Fragen. Fragen, denen ich auf den Grund gehen werde.

Nein. Auch wenn sich ebenfalls die Zhentilfeste anbieten würde, ist hier das Risiko, entdeckt zu werden, ungleich höher. Wir brechen noch morgen zur Glocke in der Tiefe auf und wären für jede Hilfe dankbar, Meerthan."

Coarfax

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« Antwort #329 am: 25.01.2014, 21:13:14 »
Coarfax hatte sich einen Punkt im Schankraum gesucht, von dem aus er jeden Eingang, jedes Fenster, die Treppe und alle Besucher im Blick hatte und nippt nun an einem Glas Wasser, während er die Umgebung aufmerksam mustert[1]. Nur langsam beruhigt sich sein Puls wieder. Er war in die Defensive geraten und das ärgerte ihn enorm. Ganz egal, welches Blatt man hatte, man durfte sich niemals die Züge diktieren lassen. Sobald ein anderer das Spiel übernahm, hatte man praktisch schon verloren. Coarfax hatte zu viele Nächte in den Spelunken Melvaunts verbracht, um diese simple Regel nicht zu kennen.

Meerthan. Coarfax versuchte sich zu erinnern, was er über diesen Mann wusste[2]. Als Anführer der Harfner musste es Anhaltspunkte geben, noch dazu, mit solch auffälligen Augen. Dieser Mann war bestens informiert und damit gefährlich. Coarfax hielt normalerweise nicht allzu viel von Tarnung. Er vertraute auf sein Talent, doch dass ein Fremder derart viel über ihn zu wissen schien, irritierte ihn. Er würde handeln müssen. Auf die ein oder andere Weise.

Als Vaêl die Glocke in der Tiefe erwähnte[3], verengen sich Coarfax Augen. Er hatte von diesem Ort gehört[4] Ein ebenso mythischer wie gefährlicher Ort. Dunkel, nass und kalt. Kein Ort, den sich Coarfax wünschen würde, aber er verstand die Argumentation des Asimaars. Zumindest wären sie so aus dem Fokus der Zhentarim und wer weiß, die Nordfeste wäre nicht die erste Ruine, die noch so manchen Schatz barg.
 1. Entdecken: 28.
 2. Wissen (Mondsee): 29.
 3. Lauschen: 15.
 4. Wissen (Mondsee): 21.

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