Als der Kampf endlich ein Ende findet, blickt sich Necahual besorgt um. Yaotlchones Brust gleicht der des Arakangas
[1] doch erst als sie einen erneuten Blick auf den schwerst verletzten Tlacatl werfen kann wird ihr klar wie schnell auch einer ihrer Brüder hätte sterben können. Sie hatte in ihrem bisherigen Leben den Kampf nie gesucht und doch hatte er sie seit der Gefangennahme mehrmals gefunden. Dann kommt ihr Yaotlchones Erzählung wieder in den Sinn: "
Tlacatl, der große Krieger - Bringer von tausend Opfergaben. Im Kampf ging ihr Stamm unter und dennoch folgen die beiden wieder und wieder dem gleichen Pfad und können ihn nicht verlassen. Der ewige Kreislauf" Necahual muss bei dem Gedanken schlucken denn ihr wird klar, dass so lange sie den Weg der beiden folgt, ihr auch die Geister der Getöteten wie widerliche Kletten um ihren eigenen Geist sich klammern werden. Sie hatte sich bisher nicht ausgemalt wohin sie Mutter
[2] führen würde, doch hatte sie zumindest geglaubt, dass das Nehmen von Leben nicht dazu gehören würde. Irritiert über ihre eigenen Gedanken schüttelt sie den Kopf: "
Das hier waren keine Wesen des Lebens, es waren Wiedergekehrte und selbst wenn ihr Bruder Tlacatl in der Vergangenheit Leben nahm so hatte er sich zumindest seit dem Tag am Ufer des Yana Stroms verändert." Auf ein mal kommen ihr schlagartig die Bilder aus der Sklavenhütte wieder in den Sinn und sie hört sich selbst erneut sagen: "
Er schläft für ein paar Augenblicke. Wenn einer von euch uns von seinem Geist erlösen möchte, ist jetzt der beste Zeitpunkt um auf zu stehen und ihm die Kehle durch zu schneiden!" dann sieht sie Yaotlchone wie er mit seinen klauenartigen Händen dem Sklaventreiber das Leben nimmt. "
Bin ich selbst von meinem Weg abgekommen?" Ein Gefühl von Unwohlsein kriecht ihr in den Nacken dann ist sie auf einen Schlag wieder im hier und jetzt.
Beschämt muss sie sich eingestehen, dass sie im Moment nichts für ihre beiden Brüdern tun kann aber die Jäger, welche die Feinde im Süden zurückgeschlagen haben könnten eventuell von ihren restlichen verbliebenen Kräften profitieren. Einen Dank an Mutter sendend, macht sie einige schnelle Schritte aus der Hütte und blickt sich um. Da kommen auch schon drei Stammesmänner, welche einen vierten mit sich tragen. Sein Gesicht ist bleich und sein Körper blutüberströmt - sein Geist würde die unbrauchbare gewordene Hülle bald verlassen. Als die vier an Necahual vorbei kommen, summt sie kaum hörbar zum Geist des Mannes: "
Dein Körper wird gesund werden - geh nicht, noch ist es noch nicht soweit!" Dann dreht sie sich um und geht zu Tlacatl und den anderen, besorgt blickt sie nun genauer auf die Wunden ihres Bruders als sie plötzlich ihren Augen kaum trauen mag.
[3] "
Tabaxi!" schiesst es ihr in den Sinn. "
Es gibt sie also wirklich. Mutter ist voller Überraschungen." Doch vielmehr überrascht sie eigentlich die Tatsache, dass diese Tabaxi gewöhnliche Kleidung trägt! Sogleich hört sie Yaotlchone seinen Bruder fragen warum denn diese Kind-Frau nackt sei. "
Kind-Frau? Nackt?" Dann endlich erkennt Necahual wen ihr Bruder da meint. Etwas erschrocken fährt sie zurück "
Eine kurzbeinige Wildling!" Misstrauisch beobachtet sie die Kleine dann schaut sie zu den anderen. "
Kannten sie die Erzählungen nicht? Immer wieder haben diese Wildlinge einsame Jäger überfallen und gefressen!" Neugierig und vorsichtig schaut Necahual der Kleinen auf den Mund. Jeden Augenblick erwartet sie dort die Spitzen Zähne eines Piranhas aufblitzen zu sehen. Doch bevor sie auch nur einen Zahn zu Gesicht bekommt, stechen ihr die unzähligen Narben auf dem kleinen kindlichen Körper ins Auge. "
Ob sie sich untereinander auch fressen?!" Einen Schritt hinter Tlacatl fühlt sich Necahual in ausreichender Sicherheit um auf die Frage Yaotlchones zu antworten allerdings benutzt sie dafür die Sprache der Lopango: "Bruder, kennt ihr die kurzbeinigen Wildlinge nicht?! Sie sind wie Menschen nur kleiner in Payit erzählt man den Kindern, dass sie einsamen Jägern auflauern und sie fressen. Schau dir die vielen Narben an dieses Volk muss sehr ruppig zueinander sein." Necahual macht eine kleine Pause und flüßtert dann auf Lopango: "
Das Katzenwesen ist eine Tabaxi, eigentlich dachte ich die seien nur eine weitere Geschichte doch denk an Torkk den feuerwahnsinnigen Echserich, es scheint Mazticas Geschichten kennen mehr Wahrheit als uns selbst die Dorfältesten erzählen."