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Autor Thema: [IG] Part 1: Der letzte Wille  (Gelesen 93868 mal)

Beschreibung: Das Testament des Petros Lorrimor

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Samuel Pierce

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #360 am: 14.10.2013, 10:34:34 »
Bevor Kendra auf die Worte von Samuel überhaupt hätte reagieren können, mischte sich Jadar ein und richtete das Wort wieder an ihn. Er drehte sich nur minimal in seine Richtung, seine rechte Augenbraue etwas nach oben gezogen.
“Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen, dass ich Euch für einen Butler hielt. Doch Ihr verzeiht mir diesen Fauxpas sicherlich, immerhin führt Ihr Euch gerade wie einer auf. Ich denke nicht, dass es in Eurer Handhabe obliegt, zu entscheiden wie, ob und wo Ms Lorrimor mir antworten möchte.“
Er deutete eine minimale Verbeugung an. Obwohl er den ehemaligen Lehrling erst seit kurzem kannte, ging er Samuel auf dessen ohnehin angegriffene Nerven. Es war offensichtlich das Nefalen eine völlig andere Erziehung genossen hatte, als er selbst. Wenn er denn überhaupt eine genossen hatte. Höflichkeit war eine Sache – für eine andere Person zu sprechen, wie Jadar es gerade tat, eine andere.
Er schenkte Kendra ein Lächeln und bot ihr seinen Stuhl, mit einer Handgeste, an.
Dennoch antwortete er, vor allem da Kendra noch da war und Samuel einen guten Eindruck hinterlassen wollte, aber gerade auch in Anbetracht der Tatsache, dass Viktor und Brann anwesend waren.
“Der Professor und ich lernten uns auf einer seiner Expeditionen kennen. Er wurde von einem Mann verfolgt, der ihn des Diebstahles bezichtigte. Wie es sich für einen Edelmann, wie mich geziemte, eilte ich ihm zu Hilfe, als Petros gerade ein Messer an den Hals gehalten wurde. Der Mann verlangte einen Gegenstand zurück  -  leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern um was es ging, die Situation eskalierte immerhin gerade. Mit Mühe und Not schaffte ich es schließlich den Angreifer in die Flucht zu schlagen. Kurzum – ich rettete dem Professor damals das Leben. Seit dem Vorfall, standen wir in Kontakt. Leider war ich nicht zur Stelle, als sich der Gargolye auf den Weg machte.“
Er hatte etwas dick aufgetragen, war sich aber sicher, dass es niemandem auffallen würde. Niemand würde nachvollziehen können, ob seine Geschichte, wie er den Professor kennengelernt hatte, stimmte. Zumal sie tatsächlich mehr oder minder auf Tatsachen beruhte. Das der Professor überhaupt erst durch Samuels Verfehlung in diese missliche Lage geraten war, hatte dieser bis zu seinem Ableben nicht gewusst, sondern lediglich in Dankbarkeit gelebt. Wie sollte es also jemand wissen, außer Samuel selbst. Die Frage, weshalb er sich verspätet hatte, stelle ihn allerdings vor ein Problem. Die wahre Geschichte würde sicherlich nicht besonders gut ankommen. Er überlegte kurz, bevor der das Angebot des weiteren Tees ablehnte, in dem er seine Tasse hob und zum Mund führte.
“Danke, ich habe noch Tee.
Nun, was soll ich sagen. Leider ist der Professor nicht die einzige Tragödie, die mich erschütterte. Eine Familienangelegenheit.“

Auch das war nur ein Teil gelogen. Da es für Samuel ganz klar war, dass er nur durch die Schuld seines Vaters zu einer verarmten Familie gehörte und nicht mehr zu Adel, war er auch durch eine Familienangelegenheit in Konflikt mit dem Gesetz gekommen.
« Letzte Änderung: 14.10.2013, 14:53:24 von Samuel Pierce »

Bram Stoker

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #361 am: 14.10.2013, 20:14:01 »
"Eine Tasse Tee wäre wunderbar." antwortete Kendra auf Jadars Angebot, während sie sich setzte.
"Es stürmte... als mein Vater... ... verstarb." innerlich schien Kendra immer noch von dieser Erklärung überzeugt. Ob weil sie sie wirklich glaubte oder weil für sie einfacher war diese Variante der Geschehnisse zu glauben blieb offen. Zuersteinmal griff Kendra nach dem Käse und einem Stück Wurst.
"Ja leider habt ihr die Beerdigung verpasst," bestätigte sie das bereits gesagte: "vielleicht frühstücken wir ersteinmal zu Ende und dann werde ich das Testament holen. Dana, Jadar, Viktor, Brann und Ichabod kennen es ja bereits." Kendra lächelte den zuletzt eingetroffenen Gast an.

"Habt ihr schon Pläne für heute?" fragte sie die in der Küche verbliebenden, wobei sie natürlich Samuel ausschloß.

Dana Gray

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #362 am: 15.10.2013, 15:49:49 »
Dana stellte sich Ichabod mit einem flinken Schritt in den Weg, als versuchte, an ihr vorbeizukommen und den Raum zu verlassen, und hinderte ihn daran, indem sie ihre Hände an seine Brust legte, um ihn aufzuhalten. Sie hatte ihn noch nicht aus ihrem unfairen Spiel und der Schlacht entlassen.
„Dennoch möchtest du mir entwischen?“, erwiderte sie auf sein Kompliment und setzte einen traurigen Blick und einen Schmollmund auf.
„Das ist von dir nicht gerade fair, du Charmeur“, teilte Dana Ichabod mit hochgezogener Augenbraue mit, „und jammerschade obendrein, denn sicherlich bliebe uns noch ein wenig Zeit, bevor man uns vermisst“, fügte sie keck und verführerisch schätzend hinzu, während sich ihre Lippen den seinen wieder näherten, jedoch hielt sie inne, bevor es zu einem erneuten Kuss kommen konnte.
„Doch wie du willst“, sagte Dana stattdessen mit einem ihn aufziehenden Lächeln und wich von ihm zurück, wobei sie erst ihre Hände von ihm löste und sich halb von ihm abwendete, als nach einem Schritt rückwärts auch die Türklinke in Reichweite war.

Es war noch nie ihre Art gewesen, fair zu spielen, denn das war langweilig und weniger erfolgsversprechend – und da Ichabod sie anscheinend ärgern wollte, konnte sie es ihm genauso gut mit ähnlicher Münze heimzahlen. Vielleicht hatte Dana gewollt, dass Ichabod sich vergaß – wenn auch diese Formulierung einen unangenehmen Beigeschmack hatte. Vielleicht war sie wirklich etwas verstimmt, weil er sich ihr, nachdem sie sich, angetan von seinen leidenschaftlichen Zuwendungen, von seinem Feuer hatte anstecken lassen, plötzlich entziehen wollte.

Falls Dana jedoch verstimmt war, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie öffnete die Tür und redete im Plauderton weiter:
„Tatsächlich geht mir heute Morgen erheblich besser, was ich Viktor und nicht zuletzt auch dir zu verdanken habe. Ich habe unseren jungen Priester wohl durchaus ein wenig erschöpft und vom Schlaf abgehalten“, neckte sie Ichabod zurück, während sie in den Flur schritt und ohne Eile den Rückweg zur Küche antrat.
„Er ließ mich übrigens wissen, dass er nach deinen gestrigen Spielchen und Verfehlungen, wie er es nannte, nicht sonderlich gut auf dich zu sprechen war“, erzählte sie beiläufig.
„… Und noch ist, wahrscheinlich“, ergänzte sie nach einer kurzen Pause.
„Aber ich bin wohl weder verpflichtet, Botschaften zu überbringen, oder dich zu maßregeln“, neckte sie ihn noch einmal, „wenn mir nicht danach ist.“

Dana war wirklich nicht danach, denn zum Thema von Ichabods Verhalten gegenüber den Dorfbewohnern hatte sie gestern schon genug Worte verloren und sich genug darüber geärgert. Außerdem hatte die letzte Gespräch über diese Angelegenheit dazu geführt, dass Ichabod sie aus ihrem Ehegelübte hatte entlassen wollen. Vergessen hatte sie das gewiss nicht. Heute hatte Dana jedoch wieder Kraft genug, ihre eigene Unsicherheit zu verbergen, und mit gewohntem Selbstbewusstsein und gewohnter Selbstkontrolle aufzutreten.

Das gerade eben beendete, zweisame Treffen mit Ichabod verbuchte Dana, obwohl es nicht vollkommen wünschenswert verlaufen war, als Erfolg. Sie hatte die Schlacht gewonnen und war überzeugt, auch den Krieg für sich entscheiden zu können. Es kam selten vor, dass sie ihren Willen nicht bekam, und ihr Mann hatte sich zwar etwas gewehrt, war aber dennoch Wachs in ihren Händen gewesen. Ein gutes Zeichen.

Brann Morton

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #363 am: 15.10.2013, 16:45:10 »
Während Brann Morton weiterhin frühstückte und den Morgen genoss, machte er sich ein erstes Bild von dem Neuankömmling. Immer wieder warf der er einen Blick auf den Mann oder beobachtete ihn aus den Augenwinkeln um zu sehen, wie er auf verschiedene Äußerungen der anderen Trauergäste reagierte. Er erinnerte Brann etwas an Ichabod Crane, was auf jeden Fall nicht positiv auffiel. Allerdings schien Samuel Pierce ebenfalls nicht gerade auf den Kopf gefallen zu sein, auch wenn ihn sein Misstrauen gegenüber dem Unfall weiterhin verdächtig machte. Brann versuchte sich daran zu erinnern, wie schnell die anderen Trauergäste und er selbst diese Geschichte in Frage gestellt hatten und kam zum Ergebnis, das dies sehr schnell geschehen war.
Im gleichen Moment fragte er sich, wieso die Dorfbewohner diese Geschichte überhaupt geglaubt hatten, was aber wohl daran lag, das sie einfach nur dumm waren und einen anderen Grund - als einen Unfall - garnicht erst in Erwägung ziehen wollten. Nichtsdesto trotz hörte er dem Gespräch aufmerksam zu und machte sich gedankliche Notizen zu dessen Verlauf. Doch als Kendra dann die Pläne für diesen Tag ansprach, räusperte sich Brann und brach sein bisheriges Schweigen. Zwischen zwei Bissen in sein Brot brachte er etwas hervor.

"Was wir heute vorhaben, sollten wir später besprechen - jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt."

Er wusste noch immer nicht, ob man Samuel Pierce trauen konnte und nachdem die Gefahr durch den Pfad gestern schon so akut geworden war, hatte er keine Lust einer falschen Person Informationen zukommen zu lassen. Er würde seine Pläne - obwohl er genau wusste wie diese aussahen - nicht am Frühstückstisch besprechen und vorallem nicht, wenn Pierce dabei war. Aber wie sollte er ihn nur loswerden? Der Mann sah nicht so aus, als wolle er bald schon wieder gehen.

Ichabod Crane

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« Antwort #364 am: 15.10.2013, 17:54:48 »
"Die Zeit ist wahrlich das Zünglein an der Waage, meine Teuerste, denn vielleicht zähle ich kompliziert wie ein Halbling und fange beim kleinen Finger an, aber wir haben weder die Zeit uns hinreichend mit uns wenn zu befassen, noch die Zeit uns danach wieder schnell genug ordentlich zu richten, dass wir nicht durchschaut und bemerkt werden.", gab Ichabod geschlagen, aber dennoch Dana nicht triumphierend lassend zu bedenken.
"Und dies würde sich allein vor Kendra nicht geziemen! Genauso wie dies...", wobei er erneut Dana im Gang festheilt und heiß und innig küsste.
Doch nur um dies abrupt enden und weitere Worte folgen zu lassen:
"Zumal ich nicht meine Frisur umsonst gerichtet haben möchte und Dich außerdem nicht damit hinweg kommen lasse, Dich nur halbherzig um Deine Pflichte zu kümmern!", gab Ichabod zwinkernd und schelmisch grinsend zu bedenken und provozierte damit eindeutig zweideutig.
"Ich meine die Pflichten gegenüber Kendra natürlich...", war deswegen nur reinste Provokation, als der Schurke dies nachschoss.

Doch hinter all dem Geplänkel steckten auch abgrundtiefe Sorgen, denn eigentlich gäbe es für die beiden Verliebten ersteinmal viel zu reden, um die Wogen zu glätten, sofern dies überhaupt je möglich wäre.

Und so ging Ichabod mit Dana Hand in Hand, sofern sie dies wollte, weiter in Richtung Küche und ließ seine Sorgen ersteinmal hinter sich, um sich anderen zu widmen, wobei der Ermittler Viktor, Jadar (welcher er beide mit einen kritischen Blick zollte) und Kendra einen guten Morgen wünschte.

Dabei schenkte er dem neuen Gast keinen Blick und würdigte ihn auch sonst in keiner Art und Weise, sondern fragte sich nur, warum ihn noch niemand vertrieben hatte.

 "Kendra, dürfte ich bitte vielleicht etwas nach dem Frühstück zu schreiben haben, denn ich habe einen Brief aufzugeben, sofern dies in der Stadt möglich ist?", fragte Ichabod, um das Schweigen allerdings zu brechen.
Das dabei jeder der Trauergäste ja schließlich via Post über den Tod des Professor's informiert worden waren, ist dem Detektiv durchaus bewusst, aber er grenzt seine Frage diesbezüglich dennoch nicht ein.
« Letzte Änderung: 16.10.2013, 21:25:52 von Sensemann »

Samuel Pierce

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« Antwort #365 am: 17.10.2013, 12:02:59 »
Samuel beschloss fürs Erste in den Hintergrund zu treten.
Allerdings fragte er sich, wie Kendra so naiv sein konnte, zu glauben, Wind könnte eine tonnenschwere Statue durch die Lüfte wirbeln. Er konnte ein Stirnrunzeln nicht unterdrücken und dachte über seine Situation nach. Freundlich gestimmt schien ihm hier niemand und der Gedanke an ein großes Erbe verflüchtigte sich mehr und mehr.
Auch wenn er nicht damit rechnete, dass ihn jemand der Anwesenden alsbald angreifen würde, nahm er doch die Seitenblicke von Brann wahr, was ihm etwas Unbehagen bereitete. Momentan stufte er ihn als wilden Barbaren ein, der jederzeit aufspringen könnte, sich seinen Brustharnisch entzwei reißen könnte und Samuels Kopf mit einer einzigen Bewegung abtrennen könnte – das ohne eine scharfe Waffe dafür zu nutzen.
Er hatte schon immer eine blühende Phantasie besessen, gerade wenn es darum ging, sich seinen Tod vorzustellen. Einfach aufzustehen und zu gehen, war jedoch momentan keine Option.
Schließlich antwortet Morton auf die Fragestellung von Kendra, was die Vermutung untermauerte, dass niemand ihm traute und sicherlich auch niemand mochte. Das war jedoch der Normalzustand für ihn, Vertrauen wurde ihm ebenso wenig entgegen gebracht wie Freundlichkeit.
Abgesehen von Dana und Kendra, was bei letzter sicherlich nur daran lag, dass sie sicherlich wusste, dass er sich zu Recht hier aufhielt.
Er überlegte wie er seine Anwesenheit vor den anderen Rechtfertigten könnte, hatte er doch fest damit gerechnet, dass das Vorzeigen des Briefes Beweis genug sei. Doch er hatte sich geirrt.
 Im Grunde gab es also nichts was ihn hierhalten würde, auch wenn die beiden Frauen vielversprechend aussahen – diese fanden sich überall.
Doch dummerweise war nun seine Neugier geweckt worden, abgesehen von der Hoffnung auf Geldsegen, konnte er nicht umhin unbedingt wissen zu wollen, was die ganze Geschichte zu bedeuten hatte. Von einer erneuten Kutschfahrt nahm er in Gedanken immer weiteren Abstand.
In Gedanken versunken, in seinen mittlerweile erkalteten Tee starrend, bemerkte er erst spät, dass Crane und Gray wieder in die Küche kamen. Was er sah, raubte ihm endgültig den letzten Nerv. Die beiden hielten Händchen. Konnte es wirklich wahr sein, dass sich eine Frau wie Dana für jemanden wie Crane interessierte? Er holte hörbar Luft und verdrehte die Augen bei dem Anblick.
“Crane…Kranich…gehört zur Familie der Störche. Ich habe mich geirrt, er ist keine Vogelscheuche, er ist ein Storch im Salat.“ diese innerlich ausgesprochene Erkenntnis machte ich aber nur noch verstimmter, als er überhaupt schon war. Doch sie stimmte auch. Crane war rappeldürr und die Schuhe mit den Absätzen taten das übrige für seine Assoziation.
Zusätzlich zu seiner Neugier, war nun aber auch etwas anderes geweckt worden. Er musste an die Zeit zurück denken, als er noch mit Jagdgesellschaften durch die Wälder gestreift war. Sie hatten Hunde genutzt, die das Wild aufspürten und vor sich her trieben. Oft war es mehr als ein Tier, das die Hetzer fanden und durch das Unterholz brechen ließen, doch hatte sich der Hund der die Rotte anführte für eine Opfer entschieden, jagten plötzlich alle dieses Tier. So verhielt es sich nun auch bei ihm. Sein Jagdtrieb war erwacht. Einerseits herauszufinden, wer Petros wirklich das Leben gekostet hatte und Grey. Wenn er etwas nicht ausstehen konnte waren es offensichtliche Konkurrenten.
Sein Gedanken im Hintergrund zu bleiben, verwarf er so schnell, wie er gekommen war.
“Habt Acht Ms Gray, ihr habt da etwas an der Hand.“
« Letzte Änderung: 17.10.2013, 12:17:11 von Samuel Pierce »

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #366 am: 17.10.2013, 13:22:28 »
Sollte Ichabod sich selbst einen Damm aufgelegt haben, welcher seinen üblichen Redefluss hemmte, so schoss es nun dank dem Spott von Samuel Pierce aus dem Ermittler wie aus einem Wasserfall wieder hinaus.
Mit ernsten Blick und eng zusammenstehenden Augenbrauen zischte Ichabod spitzzüngig zurück:
"Fehlt es einfach nur an Respekt, Herr Pierce, oder einfach nur an Benehmen, was mich nicht verwundern würde, wenn man wie Ihr wie ein Ork mit den Geräuschen von Magenwinden und Rotzgeräuschen binnen von einer Minute sein bisheriges Leben wiedergeben kann?
Oder seid Ihr nur hauptberuflich ein Komödiant, denn dann mache ich mir ernsthaft Sorgen, denn diese scheint dann sehr brotlos diese Kunst - es sei denn Ihr ernährt Euch nur von dem faulen Obst, welches nach Euch geworfen wird!
Denn selbst Pharasma, unsere aller Herrin, besitzt mehr Humor, selbst wenn Ihr Publikum sich nie traut zu lachen.
Dieser schlechte Scherz und diese Beleidigung kam jedenfalls sehr sehr flach..."
, wobei der Detektiv nach seinem Konter kurz symbolisch schwach sein rechtes Bein hob.
"Sehr sehr flach..."
Und auch wenn der Varisianer sich nun fast sicher war, dass es sich beim neuen Gast und dessen Verhalten auf keinen Fall um einen Agenten des Pfades handeln konnte, denn diese würde mit mehr Hirnschmalz versuchen zu agieren, so war Samuel nun dennoch ein neues Feindbild geworden.
"Wenn Ihr also neben Eurem Zuspätkommen und Euren Beleidigungen für diese Trauergemeinschaft nichts beizutragen habt, würde ich echt vorschlagen, dass Ihr dahin geht, wo der Pfeffer wächst!
Das Mwangibecken soll zu dieser Jahreszeit wahrlich sehr schön sein und Euer Gesicht macht sich bestimmt gut als Schrumpfkopf eines Kannibalen, denn Euer Hirn muss dafür nicht mehr entfernt werden!"


Ichabod machte damit deutlich, dass er nicht nur provoziert und sich beleidigt fühlte, sondern das man sich mit ihm besser verbal nicht anlegen sollte, wenn man so unbewaffnet wie Samuel war.
Denn das, was dem charismatischen Adeligen an Muskelkraft fehlte, machte er mit seiner spitzen Zunge und seinem scharfen Verstand mit Leichtigkeit weg.

Dabei hielt seine Hand nur noch fester die Hand seiner Exfrau - nicht aus Unsicherheit oder Eifersucht, sondern vor Wut.

Samuel Pierce

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #367 am: 17.10.2013, 13:42:39 »
Nach dem Wortfluss der über Samuel hereinbrach, konnte er nicht anders, als zu lachen. Obwohl er  sich grundlegend immer in einem düsteren Gemütszustand befand und nicht viel Spaß am Leben hatte, machte ihm die Angelegenheit doch Spaß. Er hatte immer Freude daran gehabt, andere Menschen zu provozieren und er hatte auch nicht vor damit aufzuhören. Er hatte bei Crane offenbar den richtigen Nerv getroffen. Der Körperhaltung, der Sprache und auch der Tatsache, dass sich Danas Hand unter dem Druck seiner, weiß färbte, nach zu urteilen. Samuel beschloss, sich dies zu merken, man wusste nie wann man die nächste Gelegenheit für einen solchen Spaß haben würde.
Das er dadurch immer wieder in Situationen geriet, die sein Leben eher schwerer als einfacher machten, war ihm bewusst – auch wenn er den Umstand ignorierte.
“Ich befürchte Ihr seid gerade im Begriff Ms. Gray die Hand zu brechen.“
Er verbeugte sich tief vor Crane, der die viel zu tiefe Verbeugung mit großer Wahrscheinlichkeit richtig zu deuten hatte. Noch den Kopf unten haltend räusperte sich Pierce. “Verzeiht mir edler Crane, niemals lag es mir in meinem Ansinnen Euch zu beleidigen. Wo kämen wir denn da hin?“
Er richtete sich langsam auf, noch immer ein Grinsen auf dem Gesicht.
“Hebt Euren Fuß nicht zu hoch kleiner Mann. Nicht, dass ihr auf euren hohen Schuhen das Gleichgewicht verliert und Euch schneller auf dem Boden der Tatsachen wiederfindet, als es Euch lieb ist.“
Er verbeugte sich erneut. “Aber, nein, ich beliebte nicht zu Scherzen. Für die Witze scheint ja jemand anderes verantwortlich zu sein. Verzeiht mir eine weitere Unhöflichkeit, aber ich werde nirgendwo hin gehen, es sei den Ms. Lorrimor fordert mich dazu auf. Ich besitze nicht die Dreistigkeit mich über die Herrin des Hauses zu stellen. Ich bin sicher Ihr habt Verständnis dafür.“
Er trank den letzten Schluck des erkalteten Tees. “Da wir uns ja nun alle kennen und lieben gelernt haben, wäre es mir eine Freude wenn Kendra so gut sein könnte, zu bestätigen, dass ich mich zu Recht hier befinde.“
Das sagte er vor allem in Hinblick auf Morton. Nicht das Viktor bald eine Begräbniszeremonie, nämlich die von Pierce, vornehmen müsste.

Ichabod Crane

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« Antwort #368 am: 17.10.2013, 14:09:24 »
"Doch seid Ihr dennoch nicht mehr als ein keleshitischer Aasgeier, welcher nur wahrscheinlich hier ist, um sich die leeren Geldbeutel zu füllen...und nebenbei noch Unfrieden zu stiften wie ein kleiner nerviger Quasit!", zischte Ichabod weiter, spuckte förmlich seine Galle dabei aus und blickte dabei auf die leere wirkende Geldbörse der unverschämten neuen Gastes.
Doch das "kleine Mann" hat Ichabod nur noch mehr in Rage gebracht, sodass er weiter ausholt, statt zu schweigen:
"Wenn es Euch also nur darum geht, dann nehmt Euer Geld und lasst uns in Frieden!
Wir haben neben der Trauer wichtigere Dinge zu bewältigen, als ständig Euren Hohn und Spott zu beantworten wie in einen Wald, aus welchem es hinaus ruft wie Ihr hinein - obgleich man auch versuchen könnte ein Stein zu Verstand zu bringen!
Das kleiner Mann ist jedenfalls einen bodenlose Frechheit, welches dem Fass den Boden ausschlägt!
Ich weiß nicht, wo Ihr her kommt, doch dies ist keine Art mit Trauernden umzugehen!"
, schäumte der Schurke fast vor Wut.
Aber nur, um sich plötzlich selbst maßzuregeln, den Griff um Dana's Hand zu lockern und einen letzten Satz zu entgegnen:
"Doch genug der Worte - ich gebe nach, wie Ihr es wahrscheinlich schon häufiger erlebt habt: Als der Klügere von uns beiden!"

Womit Ichabod sich an Kendra wieder richtete:
"Wie lautet ansonsten Eure Antwort auf meine Frage?
Die Zeit drängt und ich habe weiß Pharasma besser heute vor als mich mit diesem unverschämten Kerl weiter rum zu ärgern!"
, um anschließend sein Wort an die restlichen Trauergäste zu richten:
"Wir sollten ansonsten uns darüber Gedanken machen, wie wir den heutigen Tag planen hinter uns zu bringen, sobald dieser Kerl uns nicht weiter auf die Nerven geht und belangt?"
« Letzte Änderung: 17.10.2013, 14:11:35 von Sensemann »

Samuel Pierce

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« Antwort #369 am: 17.10.2013, 16:50:55 »
Samuel blieb gelassen, während er die Tasse mit leisem Klappern auf den Tisch abstellte.
Es machte Spaß Crane ein wenig aufzuziehen, wirklich reizen ließ er sich selbst von ihm nicht – zumindest für diesen Moment. Die Dinge die der Hänfling ihm entgegen spie, ließen ihn vor allem deshalb so gelassen, weil er sie einfach schon zu oft gehört hatte. Es waren sogar noch fast nette und humane Worte die Samuels Hirn erreichten. Sein Vater hatte wesentlich schlimmeres gefunden, wenn er es denn einmal schaffte von seinen Karten aufzusehen.
Das war einer der vielen Gründe weshalb er nicht weiter darauf einging, was der Wicht ihm entgegen schleuderte, sollte er doch so viel Gift und Galle spucken wie er wollte.
Nachdem der Redeschwall geendet hatte, nickte Pierce leicht zu Seite, noch immer lächelnd, in die Richtung von Ichabod. Sollte er denken er sei der Klügere. Samuel wusste es besser.
Er wand sich nun selbst wieder an Kendra “Solltet Ihr wollen, dass ich mich empfehle, so lasst es mich wissen. Auf Eure Worte lege ich den allergrößten Wert. Ebenso wie ich es bei den Worten Eures hochgeschätzten Vaters tat.“
Er würde sich von niemandem aus dem Haus werfen lassen, als von Kendra.
“Doch schenkt nicht den Worten dieses Mannes Glauben. Nicht die Aussicht auf Gold hält mich hier.“

Bram Stoker

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« Antwort #370 am: 17.10.2013, 20:35:40 »
Mit einem lauten Krachen fiel Kendras Stuhl nach hinten um, während sie sich ruckartig vom Tisch erhob. Ihr Gesicht nahm plötzlich eine rötliche Gesichtsfarbe an: "Jetzt ist aber Ruhe hier!" Ihre Stimme war im ganzen Haus und wahrscheinlich noch im Nachbarhaus zu vernehmen.

"Wer denkt ihr eigentlich wer ihr seid?" stellte sie eine rhetorische Frage: "Eine Gruppe Kelliden beim Königsdinner?"
Ihr Blick hielt vor allem Ichabod und Samuel fest: "Anscheinend kanntet ihr meinen Vater, denn ich weiß wirklich nicht, wie er sich mit Leuten wie euch umgeben konnte." Ihre Brust hebt und senkt sich kräftig, während ihr Gemüt weiter am Kochen zu sein scheint.

"Ihr seid Gäste in diesem Haus, dass heißt, dass ihr auch andere Gäste zu dulden habt, ohne andere verbal zu verunglimpfen. Ihr kommt hierher und beleidigt alte Freunde meines Vaters mit eurem unverständlichen Misstrauen und jetzt ist euch selbst dieses Haus nicht heilig und selbst hier beginnt ihr euch auf zu führen wie... wie..." Ihr schienen die Worte zu fehlen. Plötzlich drehte sie sich um und verließ die Küche einfach. Ihre Schritte halten aus dem Flur, als sie die Treppe hochstieg.
Wer in den Flur ging und genau hinhörte, konnte sie leise schluchzen hören, selbst nachdem ihre Tür geschlossen war.

Dana Gray

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« Antwort #371 am: 17.10.2013, 22:34:55 »
Etwas verdutzt blickte Dana der davoneilenden Kendra hinterher, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Tochter des Professors derart emotional reagieren würde. Jedoch war dies angesichts der Umstände und der Trauer, in der sie sich befand, für Dana einen Moment später sehr nachvollziehbar und die junge Ärztin kam nicht umhin, selbst Erschütterung und Scham zu empfinden – aber auch Zorn keimte sehr schnell in ihr auf. Sie hatte den Streit zwischen Ichabod und Samuel zuvor mit neutraler Skepsis beobachtet, wenn auch der Griff ihres Mannes um ihre Hand tatsächlich ziemlich fest gewesen war – hätte Ichabod ihr damit jedoch wehgetan, hätte sie sich gemeldet und gewehrt.

Nun befreite Dana ihre Hand mit einem Ruck von seiner Umklammerung und benutzte sie dazu, kurz mahnend mit ihrem Zeigefinger auf die beiden Streithähne zu weisen.
„Ihr!“, fauchte Dana fast, doch wollte sie nicht, dass Kendra sie hörte, weswegen sie, trotzdem sie nun wütend war, ihre Schimpftirade in gedämpfter Lautstärke abhielt.
„Ihr werdet  euch für euer Benehmen bei Kendra entschuldigen – alle beide!“, betonte sie. Weder Samuel noch Ichabod brauchten von ihr erwarten, dass sie (jeweils aus verschiedenen Gründen) einen von ihnen gesondert behandelte. Gerade ergriff sie Partei für Kendra, denn die beiden hatten ein Verhalten gezeigt, das gegenüber ihrer Gastgeberin einfach inakzeptabel war. Aufgrund Kendras Reaktion hatte sich bei Dana, die aus dem Geplänkel mit Ichabod mit guter Laune herausgegangen war, nun sehr abrupt Ernüchterung eingestellt.
„Wenn ihr euch unbedingt streiten müsst, macht das nicht in ihrer Anwesenheit! Sie hat ihren Vater verloren und ihr führt euch wahrlich kindisch und absolut unsensibel auf! Reicht es nicht schon, dass ganz Ravengro gegen uns steht? Müssen wir uns wirklich auch noch untereinander an die Kehlen springen? Wenn der Professor hier wäre, würde er sich für euch schämen und euch für Tür setzen! Zeigt ein wenig Respekt und ehrt sein Andenken – deswegen sind wir hier und nicht, damit ihr euch miteinander messen könnt! Ich werde nun meine Pflicht tun, Kendra beizustehen“, hob Dana hervor und ihre Augen verengten sich leicht, als sie Ichabod dabei mit ihrem Blick durchbohrte – auch wenn nur er wissen und begreifen würde, warum sie gerade diese Formulierung wählte, aber dabei wohl offen blieb, ob sein Verhalten gegenüber Kendra überhaupt und, wenn ja, welche gesonderten Konsequenzen für ihn haben würde –, „und versuchen, sie zu beruhigen… Während ihr, fuhr sie Ichabod und Samuel weiterhin mit gedämpfter, aber deswegen nicht wenig ausdrucksstarker Stimme an, wobei sie beide einzeln mit einem strengen, zornigen Blick bedachte, „euch am Riemen reißen werdet, sonst gnade euch Pharasma!“
Damit wandte Dana sich ab und verließ aufgebracht und mit entschlossenen Schritten die Küche, um Kendra zu folgen.

Doch im Flur besann sie sich schnell wieder, um der Tochter des verstorbenen Professors nicht säuerlich entgegenzutreten, denn es stimmte, was Dana gesagt hatte: Sie wollte sich Kendra annehmen und sie beruhigen. Dabei wäre es nicht gut, selbst vor Ärger neben sich zu stehen. Die Treppe nach oben nehmend, hörte Dana leises Schluchzen, das durch Kendras geschlossene Zimmertür in den Flur drang. Murmelnd verfluchte die Ärztin Samuel und Ichabod für deren Taktlosigkeit und blieb vor Kendras Tür stehen. Sie klopfte.
„Kendra?“, fragte Dana vorsichtig. „Kendra, erlaubt Ihr mir, einzutreten?“

Samuel Pierce

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« Antwort #372 am: 18.10.2013, 11:03:49 »
Das war er wieder also gewesen, der Punkt der zu viel gewesen war. Wie immer zu spät erkannt, aber selbst wenn er es erkannt hätte, so hätte er es vermutlich wieder nicht geschafft auszubremsen. Sicher es mochte sein, dass die Worte von Crane oberflächlich an ihm abperlten, doch leider stand Samuel wie so oft sein Stolz im Weg. Er hätte nicht einfach den Mund halten können, alles in ihm schrie danach seinem Rivalen die Stirn zu bieten. Dass es zu einer solchen Eskalation überhaupt kam, war tatsächlich gänzlich sein Verschulden gewesen, wenn er das auch nie zugeben würde. So ersetzte Crane gerade den Schuldposten, der normalerweise mit seinem Vater besetzt war.
Ein guter Start hinsichtlich Dana war die Aktion auch nicht gewesen. Seine gute Laune, die er gehabt hatte da er Ichabod hatte ärgern können, war schlagartig erloschen. Er verschränkte bei der Schimpftirade von Dana die Arme vor der Brust – sie hatte Rechte, er würde sich bei Kendra entschuldigen müssen. Das passte ihm nicht wirklich in den Kram, die Reaktion kam ihm völlig überzogen vor. Vermutlich lag es an der Trauer, dass sie so weggelaufen war.
Es kam ihm nun aber ein Einfall, dank Kendra. Welche er gleich nutzen wollte, er und Crane würden sicherlich keine Freunde mehr werden, aber vielleicht nicht bei jeder Kleinigkeit aneinander geraten, wenn Samuel sich – scheinbar – entschuldigen würden. Seine  Ansprache richtete er aber an alle im Raum, Kendra würde eine gesonderte Entschuldigung erhalten, sobald sich die Gelegenheit dazu finden würde.  “Verzeiht meinen mentalen Aussetzer. Die Reise war anstrengender als gedacht und die Trauer über den Verlust des Professors schmerzt mich so sehr, dass ich offenbar nicht klar bei Verstand bin.“
Diese weitere Lüge, zumindest was einen Teil des Satzes betraf, huschte ohne Schwierigkeiten über seine Lippen. Glücklicherweise schaffte er es eben so oft, sich aus Situationen herauszureden, wie er sich in sie hinein geredet hatte. Er hoffte das wäre auch diesmal der Fall.

Ichabod Crane

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« Antwort #373 am: 18.10.2013, 14:23:05 »
Ichabod's sonst so blasses Gesicht, welches an einen Vampir erinnerte oder jemanden mit der Sonnenkrankheit oder mit chronischer Blutarmut, war insgesamt schon rötlich vor Wut und Zorn gefärbt gewesen, doch nun gesellte sich auch noch Scham dazu, sodass er so langsam eine kirschrote Farbe trug.
Mit einem abwertenden und abfälligen Blick, welcher Samuel eigentlich tot umfallend lassen sollte von seiner stechenden Natur, zeigte der Ermittler deutlich wie sehr er den Varisianer hasste und ihn in seiner Nähe missbilligte.
Denn diese Auseinandersetzung wäre noch nicht zu Ende und würde gutmöglich in Gewalt sogar irgendwann enden.
Etwas, was Ichabod nicht aussprach, denn schließlich hatte Kendra und Dana ihn genug in den Senkel gestellt, jedoch war dies so klar wie Klosbrühe: Samuel würde für seine Beleidigungen teuer bezahlen.
Und so waren seine Gedanken auch keinesweges voller Reue:
"Das hat ein Nachspiel, denn dies ist noch lange nicht zu Ende, Schuft.
Da habt Ihr die Rechnung ohne den Wirt gemacht als Ihr Euch mit Ichabod Crane angelegt habt!"


Das Niederträchtigkeit viele Masken trug, war dem Adeligen durchaus bewusst, doch keine war so gefährlich wie die Maske eines falschen Lächelns.
Und dieses falsche Lächeln, geschwängert von Hohn und Spott, hatte Samuel nun zu oft gezeigt und kotzte Ichabod noch mehr an als ein Lied, welches er mehr als einmal hören musste.
Dennoch versuchte der Detektiv sich zur Besonnenheit zu erinnen und dachte diesbezüglich sich selbst zur Fassung zurück zu bringend:
"Das Mondlicht durchbricht die Dunkelheit der Nacht und über allem liegt Groetus Atem - der ewige Nebel - wie ein Leichentuch.
Bete, wenn Du beten kannst, Herr Pierce, und Dir von mir eine Gnadenfrist gewährt sei, bis die herbstliche Kälte Deines Lebens Deinen letzten Atemzug sichtbar macht.
Denn dann...und nur dann...war ich Dir gnädig geblieben!"

Jedoch würde dieser nur ein einziges Mal erneut Dana versuchen offensichtlich zu umgarnen oder Ichabod vor seine Exfrau beleidigen, um selbst in einem falschen besseren Licht dazu stehen, Ichabod würde sich vergessen.
Den entschuldigenden Worten des provozierenden und respektlosen Zuspätkommers würdigte Ichabod jedenfalls keiner Antwort, denn für ihn waren sie sowieso nur Lug und Trug nach dem, wie Samuel ihm zuvor begegnet war und beinhalteten keine Wahrheit.
Denn niemand lacht und grinst so, welcher wirklich von Trauer und Verlust heimgesucht wurde.

Waren dies wirklich seine Gedanken, welche der neue angebliche Trauergast nun da aussprach?
Ichabod war sich da sehr sicher: Mit Sicherheit nicht!

Jedoch im Gegensatz zu dem Widerling, welchem es nicht nur an Benehmen und Respekt, sondern auch an Geschick und Charisma fehlte, wusste Ichabod sehr genau, bei wem er sich zu entschuldigen hatte.
Und so folgte der Schurke auf seinen Hacken sich drehend Dana, um ebenfalls Kendra zu folgen.
Geläutert und kleinlaut wie ein Junge, welcher beim Keksklau erwischt wurde, nahm er Position neben Dana an der Tür auf, welcher er ehrlich ins Ohr flüsterte:
"Tut mir Leid, ich hätte mich nicht provozieren lassen dürfen...", bevor er selbst an die Tür drei Mal klopfte - mit den darauffolgenden Worten:
"Fräulein Lorrimor, ich bin es: Ichabod...gewährt mir bitte die Chance mich zu erklären und vorallem vielmals bei Euch zu entschuldigen!
Ich habe niemals vorgehabt Euch, Euren Vater und das Gastrecht, welches Ihr uns schenktet, respeklos mit meinen Füssen zu treten.
Bitte, Kendra, glaubt mir dies.
Ich habe mich durch die Provokationen gehen lassen. Dies wird aber nicht wieder vorkommen.
Also bitte lasst mich hinein!"


Das er die Tochter des geliebten und sehr wertgeschätzten Professors zum Weinen gebracht hatte, tat ihm vorallem am meisten Leid.
Selbst, wenn der den Vergleich mit den Kelliden nicht ganz verstand, denn seit wann waren diese barbarischen Nordmänner überhaupt zu einem König zum Essen eingeladen worden?

Bei Viktor, Jadar oder Brann würde er sich nicht entschuldigen, denn diese hatte er weder beleidigt noch war sich Ichabod irgendeiner Schuld diesen Gegenüber bewusst, denn er hatte sich schließlich nur gegen diese Beleidigungen verteidigt.

Viktor Mortis

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #374 am: 20.10.2013, 00:05:05 »
Stumm hatte Viktor an seinem Platz gesessen, als Ichabod und Dana sich den anderen wieder angeschlossen hatten. Der Pharasmit hatte eigentlich vorgehabt seine Neugierde zu befriedigen und Samuel Pierce über dessen Herkunft und Verbindung zu Professor Lorrimor zu befragen, doch als Ichabod wieder seinen Mund öffnete und genau die gleichen beleidigenden und unverschämten Worte dem neuesten Gast des Lorrimor Hauses vor die Füße spuckte, ballte sich die Hand in welcher der junge Priester noch vor kurzem ein Frühstücksmesser in der Hand gehalten hatte zur Faust.

Der adlige aus Aashügel war sich anscheinend noch immer nicht bewusst, was für eine Wirkung seine übliche Verhaltensweise auf seine Mitmenschen hatte.

Als die Diskussion zwischen Ichabod und dem Neuankömmling wurde bereitete sich Viktor innerlich schon darauf vor, dass etwas unangenehmes passieren würde, doch das Kendra in Tränen ausbrechen würde, schockierte Viktor dann doch. Doch nach einer ersten Schrecksekunde machte es doch Sinn. Ob Mord oder Unfall, Kendra hatte ihren Vater verloren und war verwundbar und verängstigt. Dass sich ausgerechnet die Freunde und engsten Vertrauenspersonen des Professors dann vor ihren Augen um Lappalien stritten mussten die Dämme, welche die Emotionen der jungen Frau im Zaum gehalten hatten schlussendlich nachgegeben haben.

Viktor seufzte schwer und blickte nacheinander Jadar und Brann an, welche der verstörten Kendra wohl nicht gefolgt waren.
"Wenn mich jemand sucht, ich bin in meinem Zimmer und packe. Ich werde keine weitere Stunde länger hier in diesem Haus bleiben. Ich werde sehen ob Zokar Elkind ein Zimmer für mich im Ort hat. Ich habe das Gefühl, dass unsere Anwesenheit Kendra mehr schmerzt, als dass es ihr wirklich hilft."

Mit diesen Worten erhob sich der Pharasmit und begab sich wie angekündigt in sein Zimmer und hörte nur leise Ichabod's versuche sich bei Kendra zu entschuldigen. Anscheinend kannte Ichabod doch so etwas wie Anstand, auch wenn nicht in seinem Herzen war, sondern einige Schritte neben ihm in der Form von Dana Gray.

Einige Moment später lies sich Viktor auf sein Bett fallen und starrte wortlos die Decke an.
Der aktuelle Tag hatte eindeutig so schlecht angefangen wie der vorherige aufgehört hatte.

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