Dana stellte sich Ichabod mit einem flinken Schritt in den Weg, als versuchte, an ihr vorbeizukommen und den Raum zu verlassen, und hinderte ihn daran, indem sie ihre Hände an seine Brust legte, um ihn aufzuhalten. Sie hatte ihn noch nicht aus ihrem unfairen Spiel und der Schlacht entlassen.
„Dennoch möchtest du mir entwischen?“, erwiderte sie auf sein Kompliment und setzte einen traurigen Blick und einen Schmollmund auf.
„Das ist von dir nicht gerade fair, du Charmeur“, teilte Dana Ichabod mit hochgezogener Augenbraue mit, „und jammerschade obendrein, denn sicherlich bliebe uns noch ein wenig Zeit, bevor man uns vermisst“, fügte sie keck und verführerisch schätzend hinzu, während sich ihre Lippen den seinen wieder näherten, jedoch hielt sie inne, bevor es zu einem erneuten Kuss kommen konnte.
„Doch wie du willst“, sagte Dana stattdessen mit einem ihn aufziehenden Lächeln und wich von ihm zurück, wobei sie erst ihre Hände von ihm löste und sich halb von ihm abwendete, als nach einem Schritt rückwärts auch die Türklinke in Reichweite war.
Es war noch nie ihre Art gewesen, fair zu spielen, denn das war langweilig und weniger erfolgsversprechend – und da Ichabod sie anscheinend ärgern wollte, konnte sie es ihm genauso gut mit ähnlicher Münze heimzahlen. Vielleicht hatte Dana gewollt, dass Ichabod sich vergaß – wenn auch diese Formulierung einen unangenehmen Beigeschmack hatte. Vielleicht war sie wirklich etwas verstimmt, weil er sich ihr, nachdem sie sich, angetan von seinen leidenschaftlichen Zuwendungen, von seinem Feuer hatte anstecken lassen, plötzlich entziehen wollte.
Falls Dana jedoch verstimmt war, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie öffnete die Tür und redete im Plauderton weiter:
„Tatsächlich geht mir heute Morgen erheblich besser, was ich Viktor und nicht zuletzt auch dir zu verdanken habe. Ich habe unseren jungen Priester wohl durchaus ein wenig erschöpft und vom Schlaf abgehalten“, neckte sie Ichabod zurück, während sie in den Flur schritt und ohne Eile den Rückweg zur Küche antrat.
„Er ließ mich übrigens wissen, dass er nach deinen gestrigen Spielchen und Verfehlungen, wie er es nannte, nicht sonderlich gut auf dich zu sprechen war“, erzählte sie beiläufig.
„… Und noch ist, wahrscheinlich“, ergänzte sie nach einer kurzen Pause.
„Aber ich bin wohl weder verpflichtet, Botschaften zu überbringen, oder dich zu maßregeln“, neckte sie ihn noch einmal, „wenn mir nicht danach ist.“
Dana war wirklich nicht danach, denn zum Thema von Ichabods Verhalten gegenüber den Dorfbewohnern hatte sie gestern schon genug Worte verloren und sich genug darüber geärgert. Außerdem hatte die letzte Gespräch über diese Angelegenheit dazu geführt, dass Ichabod sie aus ihrem Ehegelübte hatte entlassen wollen. Vergessen hatte sie das gewiss nicht. Heute hatte Dana jedoch wieder Kraft genug, ihre eigene Unsicherheit zu verbergen, und mit gewohntem Selbstbewusstsein und gewohnter Selbstkontrolle aufzutreten.
Das gerade eben beendete, zweisame Treffen mit Ichabod verbuchte Dana, obwohl es nicht vollkommen wünschenswert verlaufen war, als Erfolg. Sie hatte die Schlacht gewonnen und war überzeugt, auch den Krieg für sich entscheiden zu können. Es kam selten vor, dass sie ihren Willen nicht bekam, und ihr Mann hatte sich zwar etwas gewehrt, war aber dennoch Wachs in ihren Händen gewesen. Ein gutes Zeichen.