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Autor Thema: [IG] Part 1: Der letzte Wille  (Gelesen 93987 mal)

Beschreibung: Das Testament des Petros Lorrimor

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Bram Stoker

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #420 am: 11.11.2013, 10:57:57 »
Flink las Ichabod die Namen auf dem Sockel durch. Allesamt waren es Männernamen, mit einer Ausnahme. Ganz oben stand der Name Lyvar Hawkran, direkt darunter stand der Name Vesorianna Hawkran, wahrscheinlich der seiner Frau. Es folgten 23 weitere Namen, keiner dieser Begann mit einem V, weder der Vor- noch der Zuname.

Zwar hatte Ichabod die Spuren vor der Statue leicht gefunden, doch er war nicht in der Lage ihnen mehr als ein oder zwei Schritt zu folgen.

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #421 am: 11.11.2013, 11:50:17 »
"Lyvar Hawkran und Vesorianna Hawkran...", brummelte Ichabod nachdenklich und sich am Kopf kratzend, was seine Frisur wieder einmal versaute.
Dabei versuchte der Schurke sich diese Namen auch gleich zu merken, denn sie könnten noch von Bedeutung sein für ihr weiteres Unterfangen.
Ansonsten resultierte der Ermittler in ihm:
"Da hätten wir einen Namen mit V am Anfang: Die Frau des lokalen Helden und das einzige weibliche Opfer von Schreckenfels.
Dennoch werde ich daraus nicht schlau...mmm..."
, sprach Ichabod zu sich mehr als zu Jadar sprechend weiter und gab auch den Gedankengang auf, dass sich hinter der ganzen Sache seines Wissens irgendein Ritual befand.

Wenn Jadar in Sachen Spuren nicht mehr zu sagen hätte, würde Ichabod ansonsten sich von diesem Tatort entfernen und dem Alchemisten vorschlagen:
"Da wir nun noch Zeit haben: Wollen wir vielleicht dem Sheriff der Stadt einen Besuch abstatten und diesem auch mal auf den Zahn fühlen?"

Dana Gray

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #422 am: 11.11.2013, 16:47:32 »
Wie auch Samuel, zuckte Dana leicht zusammen, als Brann mit dem Kriegsflegel auf seinen Schild schlug, wenn auch weniger aus Respekt oder Angst, sondern weil dies so nah vor ihr überraschend laut ausfiel. Dennoch erwiderte sie Branns Grinsen mit einem herzlichen Lächeln. Gerne würde sie ebenfalls äußerst optimistisch bezüglich des bevorstehenden Gesprächs mit dem Stadtrat sowie den übrigen Entwicklungen sein, jedoch war es häufig so, dass eine Katastrophe der anderen auf dem Fuße folgte, weswegen sie sich nicht zu voreilig allzu große Hoffnungen machen wollte. Selbstverständlich wäre es ihr lieber, wenn ab nun alles bergauf ginge – doch wer auf alles vorbereitet und gefasst war, den konnte nichts überraschen oder enttäuschen, zumal die Zeichen nicht gerade gut standen.

Aber Dana hing außerdem noch anderen Sorgen nach, während sie ihre beiden Begleiter zur Stadthalle und somit zum Zentrum des Ortes führte. Neben der Gesamtsituation mit dem Mord am Professor, der Bedrohung durch den Flüsternden Weg und den abweisenden Bewohner Ravengros, war es auch der undefinierte Status quo ihrer Beziehung mit Ichabod, der sie beschäftigte. Sie waren noch immer verheiratet – das gewiss, das würde sich selbst nicht ändern, wenn sie es wollen würde –, doch bisher hatten es die Umstände nicht zugelassen, dass sie sich über das Geschehene aussprachen. Die Trennung und die vergangen Monate unter den Teppich zu kehren, würde nicht funktionieren, denn diese waren ein Schatten, der sie verfolgte und den wohl weder Ichabod noch sie einfach hinter sich lassen könnte als hätte es ihn nie gegeben. Dana wusste, ihr Mann und sie würden darüber sprechen müssen, denn allein bei körperlicher Nähe und stürmischer Leidenschaft würden sie es nicht belassen können, so sehr Dana auch diesen Aspekt ihrer Ehe vermisst und besonders an heutigen Morgen genossen hatte. Dies würde zu keinem guten Ende führen, außerdem hatte Ichabod leider Recht: Der Zeitpunkt war ohnehin etwas unpassend, sich Dingen zu widmen, für die sie Ungestörtheit benötigten, da sie hier zu Gast bei Kendra und damit nicht die einzigen waren. Es wäre alles so viel einfacher, würden sich Danas Sorgen und Probleme nicht gegenseitig ihrer Lösung im Weg stehen. Sie würde in diesem Fall nicht darum herumkommen, dennoch hieß es nicht, dass es ihr gefiel, Kompromisse zu schließen und Prioritäten zu setzen zu müssen.

Ravengro war ein verschlafenes Nest. Entweder das oder die Bewohner waren so sehr in Arbeit vertieft, dass sich keiner von ihnen blicken ließ und Brann, Samuel und Dana auf ihrem Weg zur Stadthalle keiner Menschenseele begegneten. Selbst keinen Kindern. Dana empfand das als ein wenig seltsam. Es blieb zu hoffen, dass die Gesamtheit Ravengros sich nicht irgendwo zusammengefunden hatte, um einen eindrucksvolleren Mob zu formieren als derjenige, der von Gibs Hephenus angeführt worden war.

Hoffen schien ohnehin das einzige zu sein, was die Erben des Professors in ihrer verzwickten Lage konnten. Es blieb zu hoffen, dass sie den Mord an ihrem alten Freund, Arbeitgeber und/oder Mentor aufklären würden. Es blieb zu hoffen, dass sie den Flüsternden Pfad würden aufhalten können, bevor dieser wahrlich großen Schaden anrichten würde. Es blieb zu hoffen, dass sie all dies heil überstehen würden. Und es blieb zu hoffen, dass die wichtigen Bewohner Ravengros wie Vater Grimburrow und Stadtrat Hearthmount sich zur Zusammenarbeit bewegen ließen, anstatt ihnen Steine in den Weg zu legen.

Vor der Stadthalle angekommen, wollte Dana sie schon betreten, doch die Tür stand offen und sie vernahm Vashian Hearthmounts Stimme, weswegen sie innehielt, um neugierig Mäuschen zu spielen und zu lauschen. Auch Samuel und Brann gaben keinen Laut von sich, sodass sie das Gespräch zwischen dem Stadtrat und einer Frau, deren Stimme Dana keinem Gesicht oder Namen zuordnen konnte, verfolgen konnten. Für die junge Ärztin hörte es sich ganz danach an, als ob der Stadtrat nicht nur schlecht zu sprechen auf sie, Kendras Gäste, war, sondern auch noch ihr Auftauchen hier mit dem Auftauchen der Untoten in Verbindung brachte. Ganz unrecht hatte Hearthmount mit letzterem wahrscheinlich wirklich nicht, schließlich war es wohl kaum ein Zufall, dass gerade Ichabod und Dana angegriffen worden waren, doch befürchtete Dana, dass der Stadtrat ihnen die Nekromanten sah, die für die Einweihung von Pharasmas Erde verantwortlich waren. Das bevorstehende Treffen, sollte Hearthmount überhaupt dazu bereit sein, könnte unter diesen Umständen heikel werden.

Mit gemischten Gefühlen – teils Neugier, Sorge, Hoffnung und leichter Groll gegenüber dem Stadtrat, wobei sie nicht genau sagen konnte, wie groß die Anteile jeweils waren – trat Dana durch die offen stehende Tür in die Halle, als Samuel ihr den Vortritt ließ. Den gehörten Geräuschen nach zu urteilen, hatte sich Hearthmount zurückgezogen, doch vielleicht standen sie nur in wenigen Augenblicken der unbekannten Frau gegenüber. Dana war von gespanntem Tatendrang ergriffen.

Jadar L. Nefalen

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #423 am: 11.11.2013, 19:00:28 »
Wie sehr er es auch versuchte, ohne die Richtige Formel konnte er nicht bestimmen ob es sich hier überhaupt um einen Zauber hielt, von der Bestimmung des Zaubers war nicht mal die Rede. Doch so einfach wollte er sich nicht geschlagen geben, jetzt zu versuchen die Formel zu erlernen wäre viel zu zeitaufwendig und es gab wichtigere Dinge mit denen sie sich befassen mussten.

Als er sich das Blut genauer ansah musste er leider feststellen, dass eine genaue Bestimmung der Spezies zu diesem Zeitpunkt vollkommen unmöglich war, es war allem Anschein nach, bereits zu viel Zeit vergangen. Was ihn jedoch nicht daran hinderte die Gegend weiter abzusuchen, er war so in seine Aufgabe vertieft, dass er leicht zusammenzuckte als Ichabod Crane abermals ein Gespräch anfing.
"Ihr habt recht, diese Fußspuren gehören offensichtlich Miss Lorrimor und diese Spuren neben Miss Lorrimor müssten Branns Spuren sein womit diese Spuren hier, dem Täter gehören."
Bei diesen Worten ging der Alchemist neben den Spuren des vermeidlichen Täters in die Hocke und legte seine Stirn in Falten.
"Nun ich bin zwar kein sczarnischer Waldläufer, dennoch glaube ich das wir diesen Spuren leicht genug folgen können."[1]
Erklärte Jadar, während er denn weiteren Ausführungen des Detektivs zuhörte, welche er für einigermaßen interessant hielt.
 1. Survival:: 18
« Letzte Änderung: 11.11.2013, 19:01:05 von Jadar L. Nefalen »

Brann Morton

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« Antwort #424 am: 12.11.2013, 01:59:38 »
Ohne das Zusammenzucken Danas und Samuels zu bemerken, lief Brann fröhlich gelaunt weiter und folgte den beiden durch das verschlafene Dorf. Das Wetter und die Kälte konnte seiner Laune nichts anhaben und sie verschlechtern, er fühlte sich irgendwie befreit. Auch die Leere des Dorfes kam ihm eher entgegen, denn so begegneten sie wenigstens keinen Bewohnern, die sie nur wieder anstarrten. Brann hatte das in den letzten Tagen schon zu Genüge erfahren und hatte keine Lust weiterhin von den dämlichen Dorfbewohnern angeguckt zu werden. Schließlich waren sie nur hier, um diese undankbaren Menschen zu beschützen aber das bemerkte niemand. Früher oder später würden die Bewohner und auch Grimburrow und der Stadtrat hoffentlich erkennen, das sie nur helfen wollten. Spätestens, wenn sie beweisen konnten und würden, das hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

Stumm, in diese Gedanken vertieft und trotzdem wachsam - denn man konnte nie wissen, wann und wo ein Anhänger des Pfades auftauchen würde - folgte er Dana und Samuel zur Stadthalle. Was er dort hörte, gefiel ihm allerdings überhaupt nicht. Den Gesichtern, Reaktionen und der Stille Danas und Samuels nach zu urteilen, ging es ihnen nicht anders. Das ganze ließ kein gutes Licht auf das folgende Gespräch scheinen. Wenn der Stadtrat sie insgeheim mit den Untoten in Verbindung brachte, würde das Gespräch vermutlich nicht besonders gut verlaufen. Zumindest würde der Stadtrat nicht unvoreingenommen sein. Aber das war er vermutlich sowieso nicht, nach dem was sich Ichabod Crane anscheinend erlaubt hatte.
Brann stellte sich schon einmal auf einen schweren Gesprächsverlauf ein, auch wenn er das Gespräch nicht führen und sich lieber im Hintergrund halten würde. Nur wenn Dana und Samuel seine Hilfe oder seine Meinung brauchten, würde er zu dem Gespräch beitragen. Ansonsten würde er sich schön heraus halten, denn wie er bereits gesagt hatte, war er kein großer Redner und würde wohl alles eher verschlimmern als verbessern. Dana war da schon eher für geeignet und eventuell könnte auch Samuel zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war.

Mit einem leisen gebrummten "Na ich hoffe, das wir nicht schon verloren haben, bevor das Gespräch angefangen hat. Ich halte mich wie gesagt raus, außer natürlich ihr braucht irgendwie meine Hilfe oder ich werde nach meiner Meinung gefragt. Ich glaube Miss Gray ist für so etwas besser geeignet als ich..." folgte er Dana in die Halle.

Bram Stoker

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #425 am: 12.11.2013, 11:48:22 »
Mit einem guten Gefühl begann Jadar den Spuren zu folgen. Sie führten von der Statue weg, in die Richtung aus der sie gekommen waren. Doch bereits nach drei Schritten merkte er, dass es zunehmend schwerer war den Spuren zu folgen, sondern er mehr und mehr einfach das umliegende Gebiet unkoordiniert absuchte und Glück hatte die nächste Spur zu finden.
Bereits nach fünf bis sechs Schritten war er nicht mehr in der Lage der Spur zu folgen.

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #426 am: 12.11.2013, 13:09:59 »
Ichabod's Freude, dass wenigstens der Alchemist die Spur des potentiellen Verdächtigen und Täters verfolgen konnte, wenn es nicht vielleicht die Spur eines Zeugens war, verflog auch wenige Minuten später wieder als der Schurke bemerkte, dass die weitere Suche nach Spuren auch für Jadar merklich und deutlich erkennbar im Sand verlief.
Teils aufgrund einem gewissen Unbehagen in der Magengegend, denn das blutige V war nicht gerade ermutigend, aber teils auch die Sorge hier an der Statue entdeckt zu werden, was den Ruf in der Stadt nicht bessern würde, erinnerte der Ermittler den Alchemisten an seine Frage in Sachen Stadtwächter:
"So kommen wir hier nicht weiter und machen uns nur verdächtig etwas damit zu tun zu haben.
Wie sieht es also aus?
Wollen wir dem Sheriff einen Besuch abstatten oder nicht?"
, wobei ein Hauch Ungeduld trotz aller Freundlichkeit in der Stimme des Schurken mitschwang - nicht nur weil er von diesem Ort weg wollte.

Aber Ichabod wäre nicht Ichabod, wenn er nicht auch schon Alternativpläne im Kopf sich ausgedacht hätte:
"Oder wir schauen uns Schreckenfels mal aus der Nähe an?" - auch wenn er für solch ein Unterfangen den Söldner oder den Priester sehr gerne an seiner Seite wüsste.

Bram Stoker

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #427 am: 12.11.2013, 19:31:49 »
Beherzt betrat Dana als Erste die Halle. Vor ihr stand eine Frau mit dunklem Teint, sie musste Mitte Dreißig sein. Sie hatte ihr dunkles, leicht lockiges Haar am Hinterkopf zusammengesteckt. Um ihren Hals hing eine Kette mit einem großen silbernen Anhänger.
Als sie die Schritte an der Tür vernahm drehte sie sich zu Dana um. Sie zog eine Augenbraue leicht hoch[1]: "Ihr müsst Frau Gray sein, nehme ich an?" In ihrer Stimme war keine Ablehnung zu hören.

Samuel, der eintrat, ließ seinen Blick an der Frau hoch und runter stellen und stellte fest, dass er gerne einen Blick unter ihr Kleid werfen würde. Kurz danach waren Branns schwere Schritte zu vernehmen. Entweder hatte sie den Blick von Samuel nicht bemerkt, oder sie ignorierte ihn geflissentlich.
"Mein Name ist Shanda Faravan. Ich übe hier das Amt der Stadträtin aus. Mit wem habe ich das Vergnügen?" fragte sie vor allem an die beiden Herren gerichtet.
 1. 

Brann Morton

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« Antwort #428 am: 12.11.2013, 21:53:17 »
Vorsichtig und mit keinem besonders guten Gefühl im Bauch, folgte der Söldner Dana in die Stadthalle. Das Gespräch mit dem Stadtrat würde problematisch werden, wenn dieser so voreingenommen war. Zum Glück begegneten sie fast sofort einer Frau, die Brann zwar etwas länger als nötig musterte aber zumindest nicht anstarrte wie Samuel und die sich als Shanda Faravan vorstellte. Das musste die Frau sein, die sich gerade mit dem Stadtrat unterhalten und sie verteidigt hatte. Die kleine Gruppe hatte wirklich Glück dieser Frau und nicht Hearthmount zu begegnen.

Sie schien nicht unvoreingenommen zu sein und sich ein eigenes Bild von ihnen bilden zu wollen. Zumindest hatte sie sie nicht öffentlich mit den Widergängern in Verbindung gebracht, sondern diese Verbindung noch in Frage gestellt. Einen kurzen Moment blickte sich Brann nach dem Stadtrat um und hoffte, das dieser mit seinem fetten Hintern vielleicht im Stuhl hängen geblieben war, damit er sich nicht einmischen und das Gespräch mit der Stadträtin manipulieren konnte. Dann verbeugte er sich tief - zumindest so tief es seine Rüstung erlaubte - vor Shanda Faravan und antwortete ihr auf ihre Frage.

"Brann Morton, ehemaliger Leibwächter und Söldner im Dienste von Professor Lorrimor. Wir sind über die Jahre gute Freunde geworden und er hat mich zum Erben ernannt."

Er hoffte, das diese Antwort die Frau zumindest für den Augenblick zufrieden stellte, sodass er nicht gezwungen war noch mehr zu reden. Er wollte sich daran halten, möglichst Dana und Samuel das Gespräch zu überlassen und lieber als stummer Wächter daneben zu stehen. Auch wenn er dadurch vielleicht als dummer und beschränkter einfacher Söldner dastand, konnte das nur helfen.

Samuel Pierce

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« Antwort #429 am: 13.11.2013, 09:49:09 »
Nur durch die Schritte von Brann, die Samuel geradezu donnernd vorkamen, schaffte er es den Blick von Stellen der Stadträtin abzuwenden, die man eigentlich nicht ansehen sollte – vor allem nicht so intensiv. Er hatte damit gerechnet, auf einen Mann zu treffen, doch er wurde von diesem Anblick wahrlich freudig überrascht. 
Nun aber setzte er ein strahlendes Lächeln auf, das zwar seine Augen nicht erreichen, aber seine Wirkung sicherlich nicht verfehlen würde, da war er sich sicher.
Er verbeugte sich und ergriff die Hand der Stadträtin um ihr einen leichten Handkuss zu geben.
Ihr Stimme hatte nett  und offen geklungen und Samuel hoffte, sie würde sich von seinen Worten eingenommen fühlen.
“ Shanda Faravan, es ist mir eine Freude Eure Bekanntschaft machen zu dürfen.“
Dann ließ er ihre Hand los und trat einen kleinen Schritt nach hinten.
Dem gelauschten nach zu urteilen, war sie die skeptischere was das Vorgehen in Ravengo betraf, doch er bildete sich ein, auch einen leichten Patriotismus aus den wenigen Worten herausgehört zu haben, also entschied er sich, für einen Augenblick zumindest, von dem Kaff begeistert zu sein.
“Ihr seid Stadträtin, eines wahrlich ganz bezaubernden Ortes. Auch ich war ein Freund des Professors, der aufgrund dieses tragischen Unfalles viel zu früh aus dem Leben geschritten ist. Leider bin ich kürzlich angereist und habe bisher nur einen Hauch des Bannes verspüren können, in den Ravengo seinem Besucher zieht!“
Noch immer lächelte er und nickte bei seiner Ansprache kaum merklich - manchmal überraschte es ihn selbst, wie leicht diese gelogenen Worte über seine Lippen kamen.
Der Ort wäre für ihn früher maximal ein unbedeutender Fleck auf der Landkarte gewesen, im Grunde war er das auch immer noch, aber immerhin gab es hier momentan spannende Entwicklungen, die Samuel wie ein Magnet anzogen.
Bei den anderen mochten es wirklich der Verlust des Professors und auch die Sorge um Kendra sein, doch Samuel führten andere Motive. Welche er natürlich nicht offenbaren würde.
Er warf einen offensichtlichen Blick durch die Halle. “Oh verzeiht, meinen Fauxpas, ich vergas meinen Namen zu erwähnen. Meine hochgeschätzten Eltern tauften mich auf den Namen Samuel Pierce.“
Bevor er jedoch zu weiteren Ausführungen kam, deutete er mit einer ausladenden Handbewegung auf Dana um das Wort ihr zu überlassen. Er wollte der Dame nun fürs Erste das Gespräch überlassen, jedoch allzeit bereit, einzusteigen, sollte es die Situation erfordern.


Dana Gray

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« Antwort #430 am: 13.11.2013, 23:18:57 »
Dana begrüßte die Frau, die sich als eine weitere Stadträtin mit dem Namen Shanda Faravan herausstellte, mit einem Lächeln. Es war zumindest erfreulich, dass wenigstens eines der Regierungsmitglieder dieses Ortes nicht vollkommen schlecht von Kendras Gästen dachte – wenn auch anzunehmen war, dass es nichts Gutes bedeutete, dass sie Danas Namen kannte.
Dana musterte die Stadträtin kurz, während Brann und Samuel sich vorstellten. Die Frau war schätzungsweise ein Jahrzehnt älter als sie selbst, was sie jedoch nicht wenig ansehnlich machte. Samuel gab sich Mühe, überhöflich zu schmeicheln und Shanda Faravan Honig um den Mund zu schmieren.

Dana unterdrückte es, ihrer Belustigung mit einem kleinen sarkastischen, wenn auch scherzhaften Kommentar bezüglich des Banns, in den Ravengro seine Besucher zieht, Luft zu machen, schließlich wollte sie sich nicht in die Nesseln setzen (immerhin könnte die Stadträtin so etwas negativ auffassen). Stattdessen beließ es Dana bei einem skeptischen Blick in Samuels Richtung, der sich allerdings in ein Lächeln und ein dankendes Nicken verwandelte, als er ihr mit einer nicht zu übersehenden Geste das Feld überließ.

„Ganz recht, ich bin Dana Gray“, antwortete sie Frau Faravan schließlich freundlich und reichte ihr die Hand.
„Es freut mich, Euch kennenzulernen.“
Es wäre an dieser Stelle ein Leichtes gewesen, die Stadträtin zu korrigieren und richtigzustellen, dass sie eigentlich „Dana Crane“ hieß, aber sie hatte sich unter gegebenen Umständen bewusst dagegen entschieden – nämlich, dass ihr Mann hier in der Stadthalle und im Dorf und auf dem Friedhof für Wirbel gesorgt hatte und dass sie sich auch nicht in Verlegenheit bringen wollte, die Angelegenheit mit ihrem Nachnamen erklären zu müssen, wenn sie auch nicht in aller Ausführlichkeit machen würde, schließlich ging das eigentlich niemanden außer sie (und Ichabod vielleicht) etwas an.

„Mir eilt anscheinend bereits ein Ruf voraus“, griff Dana die Begrüßung auf, die Shanda Faravan ihr bereitet hatte.
„Ist er gut oder schlecht, frage ich mich?“ Der Stadträtin blieb selbst überlassen, ob sie dies beantworten wollte oder nicht. Auch wenn Dana tatsächlich interessierte, was man über sie dachte, war die Nachfrage nicht viel mehr als eine Floskel, um das Gespräch anzukurbeln und auf das eigentliche Thema zu lenken.
„Ich hoffe, wir stören Euch nicht, denn wir wären froh, wenn Ihr ein wenig Zeit für ein Gespräch mit uns übrig hättet.“ Dana unterließ es erst einmal, darauf zu sprechen zu kommen, dass sie eigentlich hier waren, um mit Vashian Hearthmount zu reden, denn einerseits wollte sie nicht unhöflich sein, andererseits sah sie im Moment bei Shanda Faravan größere Chancen, auf Hilfsbereitschaft zu treffen.
„Wie Ihr sicher wisst, hat unsere Anwesenheit in Ravengro – und mit ‚uns‘ meine ich Miss Lorrimors Gäste – für Aufsehen gesorgt, und wir würden uns darüber freuen, wenn es uns gelänge, die Wogen wieder zu glätten. Man hat uns bereits nahegelegt, dass wir als Unruhestifter angesehen werden, und das können wir, zu unserem Bedauern, leider sehr gut nachvollziehen, obwohl es nie in unserer Absicht gelegen hat, derart für Aufsehen zu sorgen, wie wir es offensichtlich getan haben. Es führte eine unglückliche Fügung zu der nächsten. Uns ist dies, ehrlich gesagt, ziemlich unangenehm, auch weil wir dadurch unbeabsichtigt Kendra in Verlegenheit gebracht haben. Die Arme hat mit dem Verlust ihres geliebten Vaters schon schwer genug zu kämpfen, und wir sind hier, um sie in dieser schweren Zeit zu unterstützen, und nicht, um ihr auf unangenehme Weise noch mehr Kummer zu bereiten.“
Dana lächelte weiterhin höflich und freundlich. Auch wenn sie fand, dass sie sich bisher gut schlug, konnte ein falsches Wort oder ein falscher Gesichtsausdruck die gewünschte Wirkung ihrer Worte zunichtemachen.
„Sagt, wäret Ihr so freundlich, uns mit einem Rat zur Seite stehen? Unglücklicherweise erscheint uns die Situation ein wenig verfahren. Ich fürchte, besonders Vater Grimburrow, aber auch Euer werter Kollege Stadtrat Hearthmount, sind momentan nicht gut auf uns zu sprechen – was nach den gestrigen Geschehnissen nur allzu nachvollziehbar ist.“
Dana wusste nicht genau, was Shanda Faravan wusste, aber die junge Ärztin musste damitt rechnen, dass die Stadträtin als Stadträtin über alle Geschehnisse informiert war. Trotzdem bevorzugte sie es, nicht konkret zu werden, da dies ebenfalls eine Möglichkeit war, unschöne Dinge etwas zu beschönigen. Einen Gesprächspartner eigene Verfehlungen unter die Nase zu reiben, war keine gute Idee. Wenn Dana etwas von Kleinauf gelernt hatte, dann war es, mit gewisser, möglichst auf den eigenen Vorteil bedachter Taktik an Gespräche heranzugehen, auch wenn man immer einige Eingeständnisse machen musste, der Diplomatie willen.
„Da wir jedoch gedenken, den letzten Willen des Professors zu erfüllen“, fuhr Dana fort, „und Miss Lorrimor eine Weile Gesellschaft zu leisten, würden wir uns sehr viel wohler fühlen, wenn es uns möglich wäre, Friede zu schließen. Wir hatten nie böse Absichten im Sinn.“

Viktor Mortis

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« Antwort #431 am: 14.11.2013, 12:36:02 »
"Vielleicht sollten wir schauen ob wir Vater Grimburrow in der Nähe der Bauern finden, wo ich mich kurzzeitig gestern mit ihm unterhalten hatte. Es beunruhigt mich schon ein wenig, dass wirklich niemand im Tempel anzutreffen ist. Vielleicht sind sie auch auf dem Friedhof und untersuchen, es könnte sein, dass unsere Worte doch nicht komplett auf taube Ohren gestoßen sind. Vater Grimburrow war sehr besorgt, als er die Untoten mit eigenen Augen gesehen hat."

Viktor war ähnlich ratlos wie Kendra selbst, wollte ihr gegenüber aber keine Unsicherheit oder Besorgnis zeigen, Kendra hatte in den letzten Tagen schon genug mitgemacht und hatte diesen ganzen Schlamassel sicher nicht verdient. Viktor betrachtete noch ein letztes mal die schwere Holztür an die er vor einigen Momenten noch geklopft hatte und suchte dann wieder den Blick von Kendra:

"Wir sollten aufbrechen, wenn wir vor dem Mittag noch etwas in Erfahrung bringen wollen. Ich will nicht, dass die Anderen auf uns warten müssen nur weil wir herumgetrötelt haben."

Mit diesen Worten bot Viktor Kendra wieder den Arm an, damit sie sich einhaken konnte, wenn sie wollte. Der erste Plan des Priesters war vorerst das Feld zu besuchen, wo er sich am vorigen Tag mit Vater Grimburrow unterhalten hatte.

Bram Stoker

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« Antwort #432 am: 14.11.2013, 19:08:56 »
"Nun ihr wurdet gleich zwei Mal Opfer einer kleinen Stadt. Erstens: natürlich spricht man über euch. Gerade hier in der Stadthalle, wenn 'ihr' Vashian beleidigt." Das ihr setzte sie mit ihren Fingern in Anführungszeichen: "Daher kenne ich euren Namen, auch wenn eure beiden Begleiter hier wohl nicht waren, denn die Begegnung wurde mir ausgiebig geschildert. Zweitens gibt es in Ravengro keine Fremden und da nur eine Frau hier angekommen ist, auch dies spricht sich schnell herum, muss es sich bei euch um besagte Frau Gray handeln."

Während sie redete schmunzelte sie leicht, obwohl unklar war ob der Erklärung über die Eigenarten der Kleinstadt oder der Geschichte, die ihr anscheinend brühwarm erzählt worden war. "Frieden werdet ihr mit mir kaum schließen können, da der Stadtrat aus Personen besteht und nicht ein ganzes ist."

Immer wieder glitt ihr Blick zwischen den Personen vor ihr hin und her, versuchte sie sich ein Bild von ihnen zu machen und mit dem Gehörten abzugleichen und wenn ja wieviel hatte sie gehört. Die zweite Frage klärte sich sogleich, als sie erneut ansetzte: "Wie habt ihr es geschafft euch mit Vater Grimburrow anzulegen?" fragte sie erstaunt.



Auch auf erneutes Klopfen reagierte bei der Kirche niemand. So ergriff Kendra den dargebotenen Arm und gingen in Richtung der Felder. Zwar waren auch hier die Bauern, wie gestern, wieder zu gange, aber Vater Grimburrow war nirgends zu sehen.
Kurzerhand entschied sich Viktor die Sensenschwingenden hinter sich zu lassen und führte die Tochter von Professor Lorrimor in Richtung Friedhof. Bereits von weitem war zu sehen, dass das Tor zum Friedhof geschlossen war. Je näher sie kamen, desto deutlicher erkannten sie die Kette, die durch das Gitter gezogen war um das Tor zu verschließen. Ein dickes Vorhängeschloss hing an ihr.

In einiger Entfernung auf dem Friedhof war der Pharasmapriester zu sehen. Er stand mit dem Rücken zum Tor und unterhielt sich mit zwei Männern. Beide schauten konzentriert zum Priester und nickten ab und an.

Jadar L. Nefalen

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« Antwort #433 am: 14.11.2013, 21:41:39 »
Nicht zum ersten Mal wurde die Geduld des Alchemisten auf eine Zerreißprobe gestellt und nicht vom Detektiv wie Jadar erwartet hatte, sondern vom Dorf Ravebgrow selbst. Dieses Dorf schien darauf aus zu sein ihnen zu trotzen, selbst wenn es dafür die Gesetze der Natur unterwandern musste, Spuren die Anfangs klar und deutlich auf dem matschigen Boden zu erkennen waren, verschwanden schon bald nach nur wenigen schritten .

Weder die Spuren suche, noch die Überprüfung auf Zauber, oder die Untersuchung  des Blutes hatte nennenswerte Ergebnisse zu Tage gefördert, selbst Ichabod Crane schien kein Glück zu haben, wenn man davon absah das er herausgefunden hat, dass der Name der Frau des Helden Lyvar Hawkran,  Vesorianna Hawkran war, der einzige Name welcher mit einem V begann. 

"Nun es wird uns wohl nicht weiterbringen hier zu bleiben, wir haben unsere gegenwärtigen Optionen ausgeschöpft und nichts vorzuweisen. An diesem Ort ist nichts weiter zu finden als unsere augenblickliche Unfähigkeit und es wäre im Bereich des Möglichen das man uns tatsächlich für diese Tat verantwortlich machen würde wenn wir uns länger als notwendig hier aufhalten.“

Nach kurzer Überlegung und nachdem er Ichabod Cranes Vorschläge gegeneinander ab wog. Wurde Jadar deutlich, das er nicht viel von der Idee hielt den hiesigen Sheriff zu besuchen. In Anbetracht der bisherigen Begegnungen mit den Dorfbewohnern, würden sich der Alchemist und der Detektiv bereits auf einiges gefasst machen müssen. Dessen ungeachtet, gefiel ihm jedoch die Idee Schreckenfels zu besuchen noch viel weniger, Jadar hatte heute bereits erleben dürfen, was aus unvorbereiteten Verhalten entspringt.

"Gut, dann geht bitte voran, vielleicht haben wir mit dem Sheriff mehr Glück als bisher, ich werde euch in diesem Fall  allerdings keine allzu große Hilfe sein, doch werde ich euch unterstützen soweit es mir möglich ist.“
Mit diesen Worten erhob sich der Alchemist aus der Hocke und signalisierte dem Alchemisten, das er voran gehen sollte.

Ichabod Crane

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« Antwort #434 am: 15.11.2013, 14:06:48 »
Mit einem freundlich wirkenden Nicken trotz aller Anspannung nahm der selbsternannte Mesiterdetektiv des Mannes war, welchen er noch vor gar nicht so langer Zeit wegen seinem Rauswurf aus der Universität verurteilt hatte.
Aber die letzten Tage mit all seinen Rückschlägen gegenüber dem Bewohner dieses Nestes hatten Ichabod nachdenklich werden lassen.
Denn erst selbst war nun mehrfach Opfer von Engstirnigkeit und Vorurteilen geworden.

So konnte man fast schon sagen, dass er sich an den Alchemisten gewohnt hatte und ihn als Partner akzeptierte - zumindest für den Moment.

Das ihr Unterfangen sich nun zum Sheriff der Stadt führte, war dem Ermittler ebenfalls lieber als Schreckenfels aufzusuchen, sodass merklich seine Stimme entspannt wirkte, als er Jadar entgegnete:
"Dann folgt mir! Mal schauen, ob uns Pharasma heute milder gestimmt ist und keine weitere Knoten in unsere Schicksalsfäden verwoben hat...", und dachte dabei kurz darüber nach, wo man Benjan Caeller tagsüber wohl am Ehesten in der Stadt antreffen würde[1].

Aber nur, um zeitgleich seinen Spazierstock schwingend sich so schnell wie möglich von der Statue zu entfernen.
 1. Wissen Lokales 22

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