Gehorsam erscheint der Pflanzengeist in der Astralebene vor der Schamanin und strahlt eine angenehme Waerme aus. Hier, in mitten der Baeume, Straeucher, Mose und kleinen Lebewesen fuehlt sich der Geist wohl und seine Aura laesst dies deutlich erkennen. Ohne zu zoegern nimmt er den Befehl von Eve entgegen und ausgelassen verschwindet die Aura im Dickicht der anderen lebenden Bewohner, fast als wenn der Geist mit den anderen Auren spielen wuerde. Von alle dem kriegt jedoch kaum jemand etwas mit, was jedoch nur zum Teil daran liegt, dass die meissten der Runner so magisch wie ein Brot waren. Einige der Runner sind schon am schlafen, regelrecht auf der Stelle umgefallen und in einen Schlaf gesunken als die Wach-Abfolge geklaert war - oder wie der, mit einem dicken Fell versehene, Gestaltwandler auch schon unbeschwert vorher - andere packen nur noch die letzten Reste einer Mahlzeit oder eines Medkits zusammen, bevor sie auch auf dem relativ bequemen Waldboden einschlafen.
Die Sonne steigt immer weiter in den Himmeln und hier draussen, weit ab von Smog und Abgasen schafft sie es sogar durch die Wolken zu brechen und etwas Waerme zu spenden, die ab und an unterbrochen wird von einer salzigen, kuehlen Briese vom Meer. Kollen haellt die erste Wache am morgen, auf einer leichten Anhoehe, die der Elfe es ermoeglicht, die Umgebung gut zu beobachten. Doch die Stunden vergehen ruhig. Oft raschelt ein Vogel durch die Blaetterkrone oder ein kleines Tier huscht durch den Laub am Boden, doch ihre geschulten Augen koennen keinen Menschen, geschweigedenn ein ueberdimensioniertes Insekt sehen. So weckt sie irgendwann Faol, zu seiner zweiten Schicht. Auch er erkundet die nahe Umgebung, doch nichts stellt sich ihrem erholsamen Schlaf in den Weg. Sollten sie alle Insekten vertreiben haben? Haben die Geister ihre Lektion gelernt und halten sich von ihnen fern? Oder sammeln sie sich fuer einen Gegenschlag, diesmal konzentrierter, organisierter? Die naechsten Stunden wuerden es zeigen. Die Mittagszeit naeher sich, die digitale Uhr des Adepten zeigt kurz nach ein Uhr Mittags, als seine geschaerften Ohren auf ein Geraeusch aufmerksam werden. Etwas hastet durch das Unterholz, versucht leise zu sein, doch schafft es nur bedingt. Sofort befindet sich Faol im Alarmzustand, seine Gedanken rasen. Ploetzlich taucht vor ihm ein schimmerndes Wesen auf, dessen Koerper nur aus knorrigen Wuerzeln und kurzen Aesten zu bestehen scheint, die einen Koerper formen. Eine tonlose Stimme halt in seinem Kopf "Eine Elfe kommt in unsere Richtung! Sie ist alleine! Sie naehert sich schnell!". Auch Eve, noch leicht im Daemmerzustand, spuehrt das Kratzen des Geistes an dem Rande ihres Bewusstseins, in dem Versuch sie zu wecken, sie aufmerksam zu machen auf das, was da kommt.
Seit einigen Stunden laeuft sie durch den Wald, dicht am Strand entlang, in der Hoffnung richtig zu liegen. Mit dem einzigen Hoffnungsschimmer, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sonst ... ja, sonst was? Schnell verdraengt sie den Gedanken wieder. Noch ist nicht alles verloren. Und nur weil sie eine Sekunde nicht aufgepasst hat. Oder haette sie das ueberhaupt kommen sehen koennen? Sie hatte ihren Angreifer nicht gesehen, war zu konzentriert auf den den Weg vor ihr. Hinter einem Baumstaum Deckung nehmend wollte sie gerade weiter vorruecken, als ihr Koerper nicht mehr das tat, was sie von ihm wollte. Horror breitete sich in ihr aus, als erst ihre Beine und dann ihr Oeberkoerper sich aufrichteten und in Bewegung setzten. Doch nicht etwas auf ihren eigenen Befehl hin. Irgendwas steuerte sie und wenige Sekunden spaeter wusste sie auch wer ... oder besser was. Ein Zwerg und eine Elfe standen ihr gegenueber, die Elfe in einem weissen Overall, der Zwerg in abgewetzten Strassenklamotten. Das Gesicht und die Arme immer wieder durchbrochen von Chitin, was durch die Haut bricht. Einer der Arme des Zwerges schien sich komplett transformiert zu haben, eine scharf wirkende Klaue an einem gepanzerten Insektenarm war drohend erhoben. Die Elfe guckte sie aus Facettenaugen an, der Mund auseinandergezogen von zwei Mandibeln. Die beiden setzen sich in Bewegung und ihr blieb nichts anderes uebrig, als willenlos zu folgen. Fast ein-einhalb Stunden ist das Trio unterwegs, immer tiefer in den WAld hinein, als der erste Funken Licht erschien. Die Elfe und der Zwerg vor ihr zuckten. Ein schmerzerfuelltes Kreischen ertoent von den beiden Insektenwesen und sie greifen sich an den Kopf. Kurz, nur fuer einen Augenblick, bricht die geistige Kontrolle zwischen den beiden Elfen, doch sie wuerde diesen Augenblick nicht ungenutzt lassen, schoss es ihr durch den Kopf. Die Predator war kaum ganz aus ihrem Holster, als sie auch schon begann Kugeln in die andere Elfe zu pumpen. 2, 3, 4, 5 ... nach der 6ten Kugel fiel das Insektenwesen endlich und der Nebel der um ihre Gedanken waberte lichtete sich endlich vollstaendig.
Doch nicht nur sie kam wieder zur Besinnung. Auch der Zwerg hatte sich erholt und ging auf die ueberlebende Elfe los. Ein Kampf entbrannte, aus dem sich schlussendlich beide angeschlagen entfernten. Der Zwerg floh weiter in den Wald, sie stuermte zurueck in die Richtung, aus der sie kam. Fast eine Stunde floh sie, bevor sie nicht mehr konnte und unter dem Schutz eines Strauches zusammenbrach. Sie wusste, hier einzuschlafen koennte toedlich enden, doch ihr Koerper gab ihr keine Wahl. Sie schaffte es noch ihr Kommlink zu stellen, bevor sie erschoepft dem Schlaf nachgab. Vier Stunden spaeter wurde sie durch den internen Wecker wieder ins Bewusstsein gerissen. Alles schmerzte ihr, doch war dies unter den gegebenen Umstaenden eher positiv zu sehen. Sie lebte noch! Doch wie lange? Hektisch rappelt sie sich auf und trifft eine Entscheidung. An der Absturzstelle wuerde sie niemanden mehr vorfinden, also entschied sie sich dafuer entlang des Strandes zu suchen. Die Sonne erschien langsam am Horizont, doch noch hatte sie keine Spur der anderen entdeckt. Doch das wuerde sich bald aendern, auch wenn Brandy davon noch nichts wusste ...