Wird die bespielte Zeit in der Kampagne auch den 18. Januar 1871 beinhalten? Es wäre nicht unbedingt notwendig und ich kann auch nicht wirklich einschätzen, ob es nicht von der Kampagnenthematik an sich zu weit entfernt ist, aber mir wäre ein Herzenswunsch erfüllt, wenn Carl die Reichsgründung miterleben dürfte. Carl hat mir soviel Freude bereitet und da wollt ich einfach mal versuchen was für ihn rauszuhauen 
Entschuldige, aber die Frage will ich etwas ausführlicher beantworten, auch wenn ich das Ergebnis als Ausblick an den Anfang stelle.
Das wäre nur in einer Retrospektive möglich, insofern kann und werde ich es gerne aufnehmen. Allerdings wird die Szene nicht im laufenden Spiel vorkommen, da wir mit dem Beginn der Kommune starten werden.
Ich habe mir desbezüglich schon ein grobes Raster erstellt, wie ich die Tage abhandele, obgleich ich noch nicht sicher bin, ob ich eher einen großen Teil der Kommune abbilde oder wieder nur einen Auszug aus dem Ganzen. Das werde ich aber bis Ende des Monats entschieden haben. Ich bin auch am überlegen, erstmals mit einer Art Reißbrett zu arbeiten und die Geschehnisse genauer zu planen, auch wenn ich da natürlich unglaublichen Gefahren unterliege. Wahrscheinlich werde ich am Ende wieder ein einfaches Knotenpunkt-System nutzen. Also einfach nur mögliche Ausgänge darzustellen und trotzdem Raum für andersartige, nicht von mir bedachte Lösungen der Spieler zu erhalten. So bleibt immerhin das Wissen, dass andere Wege hätten auch gegangen werden können.

Was ich mir aber gut vorstellen könnte, wäre, wenn jeder Charakter als Einstiegsbeitrag eine Szene beschreibt (Länge nach Gutdünken), die für einen Charakter in jüngster Zeit (vielleicht innerhalb der letzten sieben Jahre) extrem prägend, tragisch oder voller nachgetrauter Euphorie gewesen ist. In diesem Sinne könnte Carl sich selbst in die Szene der Reichsgründung bringen, aber natürlich nur mit Einschränkungen, deren Rahmen ich im folgenden anreißen werde.
Von meiner Seite aus gibt es den grundsätzlichen Ansatz, dass ich in diesen pseudo-historischen Szenen versuche, die Charaktere am großen Ganzen teilhaben zu lassen, aber eben keine Stationen der wirklichen Geschichte nachzuspielen. Es gibt Verweise auf sie, aber keine Kopien oder modifizierten Fälschungen dieser Gemälde realer oder als plausibel bezeichneter Vergangenheit. Große Menschen können getroffen werden, aber letztendlich zeichnen wir nicht die Geschichte nach, sondern im Rahmen vorskizzierter Geschichte erzählen wir die Geschichte eurer Charaktere.
Wenn du im Rahmen von FATE jetzt daran teilnehmen möchtest, kannst du es gerne einbinden, aber um solche zentralen Szenen einzubauen, fehlt mir etwas die Motivation, der Pathos und alles wird überzogen von meinen Zweifeln und der Sorge, meinen eigenen historischen Anspruch (der allgemein gilt) ins Lächerliche zu ziehen mit solchen Darstellungen. Das heißt, Historie als Fundament und Nährboden für die Kampagne gerne, aber kein Nachspielen von Szenen.
Ich hoffe, man sieht mir die Entscheidung nach. Sie ließe sich sicher auch diskutieren (und ich mich damit überzeugen), aber ich denke, dass dieser Ansatz nicht ganz unsinnig ist, da schließlich die Spielercharaktere im Vordergrund stehen sollen und keine historischen Szenen per se.
Es könnte argumentiert werden, dass die Charaktere ja zentrale, integrale Elemente dieser besonderen Szenen (Reichsgründung im Spiegelsaal von Versailles oder in einem anderen Setting bspw. die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten oder eine zentrale Rolle in der Teilnahme der Treffen von Jalta und Potsdam etc. etc.) sein könnten. Diese Argumentation sehe ich aber nur ein, wenn die Charaktere Teile großer Massen sind und dort im Rahmen ihre eigene Geschichte entwickeln können. Aber ich habe nicht vor auf Krampf eine völlig abweichende
alternate history zu schaffen, nur damit ein paar Spieler Hitler töten, JFKs Tod verhindern oder auf der "Gründungsurkunde" der USA stehen können. Genauso wenig will ich das Wirken großer und bedeutender Persönlichkeiter in einen Vordergrund rücken, auch wenn es manchmal sehr verlockend ist (und glaubt mir, Bismarck ist sehr, sehr verlockend.

). Und auch wenn es für die Charaktere verlockend ist, bei der Reichsgründung oder dem Unterzeichnen dabei zu sein, ändert dies meine Meinung bisher nicht.
Diese völlig abdriftenden alternate histories können auch sehr interessant sein, ist aber für die Rahmen unserer Runden nicht vorgesehen, da die aufgezeichnete Geschichte somit ihren Ansatz als Leitfaden durch die Welt wieder verlöre. Aber gerade darauf beziehen wir uns ja allenthalben, oder es war in der Vergangenheit zumindest von mir so konzipiert.
Zusätzlich interessiert mich weniger die Geschichte der hohen Herren, sondern die Geschichte eurer Charaktere. Umso beeindruckender finde ich dort die Leistung Alfreds, dessen Charakter weder wie ein leere Relikt der Geschichte wirkt, noch wie eine leere Hülle, die nur die Aufschrift und das Aussehen Alfred Nobels trägt, sich aber im Spiel wie jemandes benimmt. Da ist schon, trotz der Anklänge der alternate reality (das war eher, um die Angst am Setting zu nehmen und es nicht zu steif wirken zu lassen), sehr authentisch nach den Infos, die es über Alfred Nobel gibt. Und dennoch wirkt es nicht platt und wie ein eigenes Werk. Jetzt könnte man darüber diskutieren, wo ich da die Grenze ziehe, schließlich ist Alfred Nobel eine der großen Gestalten des 19. Jahrhunderts. Ich ziehe die Grenze in den Konsequenzen für den Lauf der Geschichte. Die Charaktere verändern Geschichte und schreiben eigene Geschichte, und doch werden sie den Lauf der Welt nicht komplett ändern (Wer darauf seine Hoffnung legt, den muss ich leider enttäuschen

). Alfred Nobel wird den Sprengstoffunfall Emil Nobels nicht verhindern können, weil es zentraler Part der nobelschen Biographie ist. Ebenso die Geschichte mit Bettina von Suttner, weil immer noch vermutet wird, dass sie eine maßgebliche Rolle in der Entstehung des Nobelpreises spielt. Das ist für mich die Grenze.
Da ergibt sich eben auch eine gewisse Furcht, dass solche Szenen ausarten. Carl darf also gerne Gast bei Zeremonie sein, ich werde sie aber nicht bespielen, weil es in ganz andere Richtungen gehen kann (und ich Spieler innerhalb von Szenen nicht zu Dingen zwingen möchte), gleichzeitig gibt es ein paar Zwänge. So kann Carl - trotz Fate - nicht bestimmen bspw. Bismarck oder Wilhelm zu erschießen, so unwahrscheinlich das Szenario für Carl jetzt auch ist.
Unsere Runden sind quasi biographische und hoffentlich spannende Auszüge der Lebensgeschichte der dargestellten Charaktere und in dem Rahmen spielen wir. Sie sind jedoch keine Superheldengeschichten von Captain Borussia, Gadget Nobel, Thousand-Face and so on.

Sie sind Menschen im Strom der Zeit mit ihrem Möglichkeiten, Nöten, Zwängen, Problemen und Erfolgen. Und in diesem Rahmen würde ich es von meiner Seite aus gerne lassen, ohne euch hoffentlich damit einzuschnüren.
Verzeihe, dass ich deinen Beitrag dreist genutzt habe, um meine Gedankengänge dahinter zu offenbaren.

Edit: Mit einer Ausnahme! Einen historischen Charakter zu spielen, macht ihn nicht immun gegen das Sterben in meinen Runden.
