Aaron bedankt sich über das großzügige Angebot jenes Mannes, den er anscheinend richtig zugeordnet hat.
"Ein Veteran! Meine Einschätzung war also richtig..." Er entnimmt dem Regal einen Streifen getrockneten Fleisches und beißt begierig davon ab. "Köstlich! Mmmmh wie lecker gesalzen das Fleisch schmeckt... Aber ganz schön fest... Hätte nicht so ein großes Stück abbeißen sollen..." Der Waffenexperte hört den Gesprächen aufmerksam zu, bis Luis wie die zuvor verhörten Zivilisten sein und das Leid des ganzen Planeten beklagt. Auch er runzelt verärgert die Stirn, als hätte man ihn gerade beleidigt, während er unterbewusst verzweifelt versucht das zähe Fleich in seinem Mund klein zu kriegen.
Doch mit Anyas plötzlichem Wutausbruch hat er nicht gerechnet. Aaron muss heftig husten, als er sich verschluckt und daher nichts sagen kann, bis die Sanitäterin schon geräuschvoll zur Tür heraus ist. Sein Herz macht einen kleinen Satz.
Wie gerne wäre er ihr hinterher gelaufen um sich um sie zu kümmern. Auch wenn dieser Krieg noch keine Bekannten von ihm das Leben gekostet hatte (zumindest keine, von denen er wusste), so hatte er bereits zusammen mit Tervase in genug Kriegen gekämpft um den entsetzlichen Verlust von so vielen guten Menschen, mit denen man gescherzt, getrunken, genächtigt und beim Training geschwitzt hat, nachempfinden zu können. Aber Tervase und er waren gerade die einzige Lebensversicherung des Sergeants, wenn dieser Luis Ernst machen würde und die Situation war mehr als angespannt. Aaron fasst sich ein Herz und sagt mit kräftiger Stimme:
"Hey! Was soll das? Ihr habt alle beide irgendwie Recht, aber jeder sieht hier nur seine eigene Wahrheit!
Ihr habt Recht Luis, wenn ihr euch im Stich gelassen fühlt und verbittert seit, dass immer wieder Schiffe anlegen um Ressoucen einzufordern, während die Bevölkerung teilweise in Ruinen wohnt! Das ist große Scheiße und jeder hier kann euren Schmerz und eure Frustration verstehen! Ja wirklich! Aber habt ihr euch auf eurem Planeten mal umgeguckt? Das hier ist eine wunderschöne Welt von der andere Menschen nur träumen können! Ich war mal auf einer Todeswelt stationiert... Zum Glück nur drei Wochen, aber das war die Hölle!
Von zehn Soldaten waren circa neun am Ende der Woche von Parasiten befallen, die sich im Körper der armen Männer und Frauen einnisteten, Organe befielen und sich immer weiter vermehrten, bis die Betroffenen wahnsinnig vor Schmerzen wurden oder vor inneren Verletzungen starben, weil sie sich im warsten Sinne die eigenen Innereien ausgeschissen und ausgekotzt haben. Der einheimischen Bevölkerung dort ging es nicht besser und die Lebensspanne eines Menschen dort konnte man an einer Hand in Jahren abzählen... Überall Moor und Dschungel mit Sumpfgas, giftigen Pflanzen und handgroßen Wespen, die Nachts in die Zelte schlüpfen um dir ihre Eier in den Körper zu spritzen. Das war die verdammte Hölle und das war gleich zu Beginn meiner Dienstzeit.
Ich habe von nuklearverseuchten Welten gehört, wo den Menschen nach einigen Monaten die Zähne ausfallen und der ganze Körper Geschwühre bildet, während sie Blut erbrechen. Ich habe von Mienenwelten gehört, wo jede Woche dank der Erdbeben ganze Arbeitertrupps verschüttet werden, weil sie wertvolles Metall zu Tage fördern!
So ungefähr jeder Drecksplanet in diesem Sonnensystem ist tausend mal beschissener dran als Protasia! Und jeder jammert...
Ich bin noch sehr jung und habe sicherlich nicht ansatzweise so viel Kriegserfahrung wie sie vorzuweisen Sir, aber ich weiß, dass das Leben verdammt hart ist! Jeder der hier gelandet ist und sein Leben verloren hat wusste es und ihr wisst es auch!
Wir, die Menschheit, haben so viele Feinde da draußen, die das Universum für sich beanspruchen wollen und unseren Imperator bespucken, aber wir stehen als Imperium gegen sie alle und obsigen, weil wir alle unseren Beitrag leisten! Weil wir zusammen stehen müssen!"
Selbst der sonst so ruhige Tervase mischt sich ein und zeigt den Orkhauer, der an seiner Kette baumelt:
"Denkt ihr euer Planet ist der Einzige, auf dem Krieg herrscht? Ich habe auch schon gegen die Grünhäute gekämpft und auch wir standen kurz vor der Vernichtung! Ich komme von einer Feudalwelt. Wir hatten keine Laserwaffen, sondern sind mit Schwertern und Speeren auf die Orks los, während ihre Bomber unsere Burgen und Städte eingeäschert haben. Jeder verfluchte Ork konnte sich mit den Besten unserer Krieger messen und unsere Verlusste müssen dreißig Mal so hoch wie auf ihrer Seite gewesen sein. Die Imperiale Armee kam auch uns nicht zu Hilfe, was vielleicht auch daran liegt, dass die Grünhäute als erstes den Außenposten der Imperialen geschliffen haben und dann monatelang keine Verbindung bestand, aber trotzdem lebt mein Volk noch und wir sind stolz, dass wir es den Grünhäuten auch alleine besorgt haben! Wir sind stolze Krieger und es ist mir eine Ehre in der Imperialen Armee zu dienen! Ich habe Zuhause drei Frauen und elf Kinder und ich kämpfe fern der Heimat, damit jeder dreckige Xenos da draußen lernt wie es sich anfühlt, wenn der Hammer des Imperators jene straft, die unsere Grenzen überschreiten!"