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Autor Thema: Die Geschichte wiederholt sich  (Gelesen 68922 mal)

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Shiver

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Die Geschichte wiederholt sich
« Antwort #210 am: 13.01.2014, 02:09:24 »
Shiver wischte das blutige, große Rasiermesser an seiner Hose ab, und steckte die Taschenpistole wieder in die dafür vorgesehene Tasche auf der Innenseite seines Oberteiles. Wortlos blickte er kurz den fliehenden Echsen hinterher, drehte sich um, darauf vertrauend, dass seine Gefährten die Umgebung im Auge behalten würden und griff in seinen Rucksack. Er nestelte etwas hervor, was er nur selten in seinem Leben genutzt hatte. Er blickte auf diese helle, bläuliche, fast sogar etwas milchige Flüssigkeit und hielt sie vor sich. Sie konnte Leben retten und sie kostete ein kleines Vermögen im Gegensatz zu den ganzen Dingen, die einen umbringen konnten. In ihrer Heimat bekam man fünfundzwanzig Dolche für einen einzigen Heiltrank oder genug Alkohol, um sich über eine Woche in einen komatösen Zustand zu trinken. Für viel weniger brachten Menschen einander um oder verletzten sich schwer.
Und nun war es ein einziger Moment der Unachtsamkeit, der ihnen nicht nur einen enormen Gegenwert raubte, sondern einen ihrer Gefährten in das Verbluten schickte. Dieser Trank vermochte daran etwas ändern, er mochte Samual sogar wieder zur Besinnung kommen lassen. Shiver trauerte dem Verlust des Heiltrankes nicht nach, aber es faszinierte ihn immer wieder, wie günstig der Tod und wie teuer das Leben doch war, gerade in ihrer Heimat. Die Wahrheit war in diesem Dschungel die gleiche, wenn auch nicht so stark in Material und Währung gemessen werden konnte, doch auch hier - so schön das Leben wirkte in seiner Farbenpracht - war das Leben teuer zu erkaufen. Liongeli hatte ihnen einen bitteren, raubtierartigen Eindruck in die mögliche Schnelligkeit ihres Ablebens gegeben.

Der vernarbte Mann kniete sich neben Samual und legte dessen Oberkörper auf seine Oberschenkel und umfasste den Kopf. Shiver war kein Heiler und konnte nicht einschätzen, wie gefährlich die Wunden waren, die er davongetragen hatte oder ob es nur der Schock und der Blutverlust war, welche Samual mit dem Verlust seiner Besinnung bezahlte. Er wusste, dass der Trank die Wunde schließen würde und er wusste, dass der Körper noch einen Schluckreflex hatte, dem man mit der richtigen Haltung des Kopfes und ein bisschen Massieren am Hals in Gang bekommen würde. Er öffnete den Heiltrank, öffnete mit leichtem Druck auf den Unterkiefer den Mund Samuals und flößte ihm die Flüssigkeit ein, notfalls nachhelfend[1]. Es gelang nur mäßig, Samual schluckte einen Teil des Heiltrankes nicht und er lief wieder aus dem Mund heraus. Dennoch achtete Shiver darauf, ob zumindest die gröbsten Wunden sich annähernd schlossen. Als dies der Fall war und Samual nicht mehr drohte zu verbluten, legte er Samual in eine seitwärtige, bequemere Lage, Kopf zur Seite, leicht überstreckt, falls er sich übergab oder den Heiltrank wieder hochwürgte.

"Schöner Mist. Ich hab' noch 'nen paar solcher Tränke. Hab'n wir alle, hoff' ich. Dachte nich', dass wir sie so schnell brauch'n. Mistviecher.", Shiver trat wütend darüber, dass sie nicht hörten, wie sich die Echsen angeschlichen hatten, gegen den blutenden Leichnam der Echse. "Wir sollt'n uns 'ne Trophäe mitnehm' un' schau'n, was wir mit den Überrest'n des Biest's anfang'n könn'.", Shiver zog das Rasiermesser wieder raus. "Jemand 'ne Ahnung, wie man mit Verletzt'n umgeht oder soll'n wir Samual noch mehr Tränke geb'n?" Das Messer klappte er lässig mit der rechten Hand auf, ein einzelner Bluttropfen eine der anderen Echsen tropfte in das plattgetretene Grün um sie herum. "Auf jeden Fall müss'n wir seine Wund'n waschen. In dies'm Klima wird er sonst schneller Wundbrand hab'n, als ihr Gaffer Marguerite sagen könnt. Wer sich mit sowas auskennt, soll das machen. Ich ernte derweil unseren unfreiwilligen Fang und beginn damit sein Fleisch zu trocknen."
Shiver drehte sich um und ging in die Knie, um die übergroße Echse zu begutachten. Vorsichtshalber schnitt er ihr nochmal die Kehle durch. Sicher war sicher. Während er also auf das schaute, was er zu tun gedachte, merkte er mit dem Rücken zu seinen Kameraden noch eine Sache an. Es ging ihn nicht darum, jemanden die Schuld zuzuweisen, weil sie zu unachtsam gewesen waren. Samual und Aether hatten Wache gestanden, aber sie hatten sie einfach nicht entdeckt. Die Viecher waren also gut auf ihre Umgebung angepasst und verdammt gut in Heimlichkeit, wenn sie nicht gerade laut brüllten. Sonst wären sie den Augen und Ohren des Schützen Samuals nicht entgangen. Vielleicht war er auch abgelenkt oder müde. Was machte es? Sie waren alle müde und noch nicht an den Dschungel gewöhnt. Sie würden sich gewöhnen oder sie würden sterben, für diesen Lernprozess hatten sie in Blut und Schrecken bezahlt. Kein Grund für Vorwürfe also. Also beschloss Shiver seinen Gefährten Mut zuzusprechen, auf seine Art. "Habt gar nich' so wie Gör'n gekämpft. Nich' schlecht. Hatt' schon Sorge, dass ich der Einz'ge mit Saft in'n Knoch'n bin."

Der Hüne widmete sich dann dem Dinosaurier, aber er dachte über die letzten dreißig Sekunden seines Lebens nach. Es war so schnell, ein kurzer Angriff, Sekunden später war wieder alles vorbei. Es war so viel auf einmal passiert, doch der Mann aus gutem Haus mit schlechter Erziehung hatte eine bemerkenswerte Auffassungsgabe. Shiver hatte durchaus bemerkt, welche verheerende Wirkung die Schläge Simons hatten und mit welcher Kraft der junge Mann zuschlug. Er sah auch, dass er nicht weniger als Shiver trug. Er war zweifelsohne stark. Und Shiver war nicht entgangen, wie er seine Waffe führte und irgendwas passte für Shiver dort nicht zusammen, aber er konnte nicht sagen was. Hatte er es recht gesehen, dass die Hiebtiefe, die Simon mit seiner Waffe zufügte, nicht ganz zu seiner Technik passte oder die Hieb zumindest tiefer ging als der reine Schwung es hätte zulassen sollen? Er hatte es nur aus dem Augenwinkel gesehen. Er war sich nicht sicher. Er würde es beobachten müssen. Aber auch Wolfhard wusste mit seinen Waffen umzugehen. Shiver blickte auf seine Waffe. War sie wirklich die beste Wahl für diesen Ausflug? Wahrscheinlich wäre er mit einer größeren Waffe auch...nein, er würde nie wieder eine große Waffe anfassen. Nicht nachdem, was das letzte Mal passiert war. Shiver blickte über die Schulter von Marguerite. Er hatte bemerkt, wie sie versucht hatte, mit ungewöhnlichen Methoden zu helfen. Mit jener Art von Methoden, welche nicht sehr beliebt waren. Welche wahrlich gar verhasst und gefürchtet waren. Die schwirrende Luft um sie herum, zeugte noch immer von diesem Hexenwerk. Er hatte es schon länger vermutet, dass sie - wie die Furchtvollen sagen - vom Irrnebel berührt worden sein musste. Er hatte es vermutet, als sie einen Menschen einstmals so unsanft in ihrer Stammkneipe behandelte, dass eigentlich jeder hätte aggressiv oder beleidigt sein müssen, doch der Mann, ihr bis zu diesem Abend unbekannt, wedelte mit seinem kleinen Schwänzchen und blieb treudoof an ihrer Seite und las ihr jeden Wunsch von den Lippen ab. Es war etwas Unnatürliches, ein Verhalten, das Shiver nur von jungen Kerlen und Weibern kannte, die zu sehr in ihren Widerpart vernarrt waren und dem manipulativen Gegenpart jeden Wunsch zu erfüllen versuchten, nur um von des anderen Lippen zu kosten. Aber Liebe auf den ersten Blick und so heftige Verehrung innerhalb weniger Minuten? Nein, dort wo Shiver lebte, nahm man sich die Frau mit Gewalt, wenn man stark genug war und Stangenfieber hatte. Und Bruce war ein ziemlich starker, gewalttätiger Kerl gewesen. Und nun diese Beweise. Shivers Zähne mahlten, während er durch das feste, schuppige Fleisch des Sauriers schnitt, um das, was er für brauchbares Fleisch oder brauchbares Material hielt, freizulegen[2]. Das war den anderen sicher nicht entgangen. Vielleicht würden sie Marguerite sogar jetzt als Gefahr wahrnehmen, obwohl sie sie eigentlich mit diesen Irrnebelspielerein doch nur schützen wollte. Shivers Zähnte mahlten jetzt angestrengt. Er würde sie jetzt noch mehr beschützen müssen. Was, wenn wer abergläubisch war und dachte, dass Marguerite den Verstand verlöre und sie mit diesen Irrnebelspielerein angriffe? Der Konflikt mit den Dinosaurier hatte keine zwanzig Sekunden gedauert, ein Bruchteil eines Lebens und doch änderte er alles. Marguerite war vom Irrnebel berührt, Samual lag schwer verwundet nieder und sie alle musste zudem noch erkennen, dass der Dschungel ein harter Lehrmeister werden würde.

Shiver würde die Zeit am Feuer, um das Fleisch haltbar zu machen, brauchen. Er würde es brauchen, um alles das, was er innerhalb der letzten Sekunden sah, zu verarbeiten und einzuordnen und um reagieren zu können. Es hatte sich soviel so schnell verändert, das ganze Gruppengefüge würde sich verschoben haben und Shiver würde auf seine Perle aufpassen müssen. Shiver spuckte in das Gras, er fühlte sich noch immer müde, aber er hatte gut daran getan, niemanden auf seine spezifische Leistung aufmerksam zu machen. Er hoffte, die anderen erkauften sich auch erst einmal Ruhe mit ihrem Schweigen und kümmerten sich um Samual.
 1. Heilung: 2 Punkte
 2. Survival 16 - Shiver würde gerne möglichst viel brauchbares von der Echse mitnehmen, Fleisch trocknen und haltbar mächen etc., und er möchte die Klauen des Sauriers mitnehmen.

Aether Shanty

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« Antwort #211 am: 14.01.2014, 18:09:07 »
Aether Shanty schloss für einen Augenblick die Augen. Er schluckte tief und versuchte dadurch das durch die Geschehnisse angestaute Adrenalin hinunter zu würgen. Es aus seinem Blut zu vertreiben. Er konnte sich nicht leisten, sein Handeln davon steuern zu lassen. Er musste sich konzentrieren. Zögerlich öffnete er die Lider erneut, innerlich darauf hoffend, dass das Passierte nicht mehr war als ein Hirngespinst, injiziert durch die bedrückende, dunkelgrüne Furcht des Dschungels. Er wünschte sich, es wäre alles nur ein böser Traum gewesen. Er würde aufwachen auf seinem Schlafplatz und feststellen, dass sein Unterbewusstsein ihm einen Streich gespielt hatte. Doch als er seine Augen öffnete und den Blick über die Szenerie schweifen lies, wurde er eiskalt zurück in die Realität gerissen. Er sah Shiver dort am Boden knien, den Kopf des Scharfschützen auf dem Schoss. Samual lag dort in seinem Blut, schwer verletzt durch die Klauen Ljongelis. Ihm wurde bewusst, dass er immer noch seine Klinge in der Hand hielt, fest mit den Fingern umklammert. Während er sein eigenes Spiegelbild in dem Mosaik aus reflektierendem Stahl, Blut und Unrat auf seiner Waffe musterte, fragte er sich zweifelnd :

Was war nur passiert ?

Es war schon spät gewesen. Die Nacht war über das grüne Dickicht, in dem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, hereingebrochen. Er saß dort, etwas auf Abstand zu der Position des Scharfschützen. Die Gruppe hatte entschieden und sie wurden zur ersten Wache eingeteilt. Nachdem sich der Großteil der Gruppe bereits zum schlafen gelegt hatte, war es an ihnen, für die Sicherheit der Gemeinschaft zu sorgen. Die Erschöpfung, die Müdigkeit und die Kälte ließen ihn wortkarg werden. Er hatte sich bis jetzt ohnehin wenig mit dem, im Gegensatz zu Aether etwas in sich gekehrteren, Samual unterhalten und an diesem Abend war ihm auch nicht mehr nach vielen Worten. Der Schütze war ein Profi auf seinem Gebiet und hatte von Wach beginn an eine günstige Position gewählt, von der er aus einen Großteil der Umgebung gut im Blick hatte. Aether und er hatten mit wenigen Sätzen geklärt, wie sie ihr Blickfeld aufteilen wollten. So saßen sie dort und lauschten der Finsternis, dem Orchester der Nacht, in dem tausend Stimmen um die Herrschaft sangen. Er musste wach bleiben und bis zur Ablöse durchhalten, also tat er das, was ihm am meisten beschäftigte. Nachdenken. Über sich selbst, über die jüngsten Geschehnisse. Aber auch über seine Vergangenheit. Die Schwestern. Was sie wohl machen würden, wenn morgen der Tag anbräche. Ob Damsel Briggs sich weiter erholen konnte.. Ob die Kleine die neue Schule mochte auf die sie ging, nachdem sie das Geld hatten und aus der Gosse zurück in das Leben gezogen waren. Fragen, deren Antwort, wie er selbstverständlich wusste, wohl niemals erfahren würde.
Irgendwie kam er, in diesen Gedanken versunken, auf die Tatsache, wie sehr er bereute, seine Zeit nicht mit verschiedenen, verlorenen Bekannten verbracht zu haben. Weil er damals zu erschöpft war. Weil er anderes als wichtiger erachtete, weil er sein schweres Leben als Ausrede benutzte, um sich nicht weiter mit potentiell wertvollen Menschen zu befassen. Er ärgerte sich über sich selbst und schwor sich, nicht zum ersten Mal, mehr darauf zu achten. Denn später, wie er schmerzlich feststellen musste, war oft zu spät. Jetzt konnte er nicht mehr zurück und die Freundschaften, die er hätte haben können waren vergangen, wie Tränen im Regen.

Seine Aufmerksamkeit viel wieder zurück auf den wortarmen Schützen. Aether fragte sich, woran er wohl in dieser Nacht dachte. Ob er auch eine Familie hatte, die ihn vermisste. Nach der er sich gerade sehnte. Zweifellos musste auch Samual gegen den Schlaf kämpfen. Wieso sollten sie sich denn nicht ein wenig unterhalten, vielleicht konnten beide daraus etwas gewinnen. Sie alle mussten zusammen halten in Ljongeli und es würde vieles erleichtern, wenn sie auch alle an einem Strang ziehen würden. Aether schämte sich, den jungen Kerl bis zu diesem Augenblick kaum beachtet zu haben. Er hatte sein Schweigen instinktiv als Abneigung gegenüber seinem eigenen, etwas ausschweifenden Geschwätz gewertet und realisierte, dass er ihm vielleicht Unrecht getan hatte. Was würde also schon groß passieren, wenn sie sich während der Wache gegenseitig wach halten würden, indem sie ein nettes Gespräch führen würden?
Aether beschloss, seinen Fehler wieder gut zu machen und nahm sich vor, Samual einfach mal anzusprechen. Er wollte ihn einfach ein paar Fragen stellen, wer weiß vielleicht würde er ihn dazu inspirieren können, ein wenig von sich zu erzählen.
Er stand auf und schlich näher zur Position des Scharfschützen.
Doch er strauchelte und duckte sich instinktiv, als Samual die Hand hob. Der Gewehrträger deutete an den Rand des Dickichts, doch Aether vermochte im ersten Moment nicht zu erkennen, worauf er hinaus wollte. Scheinbar war sein Gegenüber sich selbst nicht hundertprozentig sicher.

Wenig später brach die Hölle Ljongelis über sie herein und nun stand Aether Shanty dort und starrte auf den zermarterten Körper Samuals herab. Er hatte bereits das Bewusstsein verloren. Shiver hatte versucht ihm zu helfen, hatte ihm einen der mystischen, von purer Zauberkraft erfüllten Tränke eingeflößt, in der Hoffnung sein Leben dadurch ein wenig länger in dieser Wirklichkeit halten zu können.

Hatte er auch diese Chance verpasst? Würde er es sich je verzeihen können, mit seiner Offenheit gegenüber diesem Mann gezögert zu haben?

Aether riss sich weg von den Schuldgefühlen, welche sich in sein Herz gruben. Er kniete sich zu Samual herab, legte seinen Rapier zur Seite und sprach zögerlich :"Kommt schon. Wir müssen ihm helfen!" Dabei griff er nach der Hand des Schützen und drückte sie. Er hatte keine Ahnung wie man solche Verletzungen behandelte, doch er versuchte sein Bestes, selbst wenn es bedeuten würde, dass er sich auf diese einfache Geste beschränken würde. Er wäre froh gewesen, wenn er dort liegen würde und man ihn nicht allein lassen würde, sagte er zu sich selbst. Fragend blickte er in die Gesichter der Gruppe, darauf hoffend, dass jemand mehr in der Kunst der Heilung geschult war als er. Schließlich rief er Carl zu :"Mister Carl! Sagt mir, habt ihr kein Gebräu in den Taschen, welches eurem Gefährten helfen würde?!"

Marguerite Moulin

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« Antwort #212 am: 14.01.2014, 20:55:47 »
Geschockt stand Maguerite einen Moment da. Geschockt ob der Heftigkeit der Attacke und ärgerlich wegen der Tatsache, dass sie sich selbst in Gefahr gebracht hatte. Eigentlich hätte sie überhaupt nicht zaubern müssen. Der Dinosaurier war schon wieder wach gewesen bevor er auf dem Boden aufgeschlagen war. Hätten sie gewusst, dass Maguerite dazu in der Lage wäre, wäre wohl der eine Saurier sofort zu Boden gegangen. Aber die Gesellschaft war Irrneblern gegenüber feindselig, ohne Grund. Natürlich konnte sie den Verstand verlieren und gefährlich werden, aber sie kannte wenigstens fünf Männer, die auch ihren Verstand verloren hatten und verdammt gefährlich waren. Lose sitztende Messer, waren nur begrenzt weniger gefährlich als Magie. Wenigstens als die, die sie besaß.

Shiver war bereits bei Samual, schnell ging sie ebenfalls zu dem am Boden liegenden Menschen. Wobei ihr zuerst wichtiger war sich zu versichern, dass Shiver wohl auf war. Leider war Maguerite nicht bewandert in den Künsten der Heilung, noch besaß sie einen der magischen Tränke, der in der Lage war Wunden zu heilen.
Sie hoffte, dass Carl in der Lage war zu helfen. Aether schien dies wenigstens zu glauben.
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Simon Hook

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« Antwort #213 am: 15.01.2014, 20:38:39 »
Simon ließ schwer atmend seinen Säbel sinken, als die riesigen Echsen die Flucht ergriffen und im Dickicht verschwunden waren. Der Angriff hatte nur wenige Sekunden gedauert, dennoch hatten sie einen hohen Preis gezahlt. Samual war offenbar dem Tode nahe und auch andere hatten Verletzungen davongetragen, darunter der junge Sondergardist selbst. Es war nicht nur Dinoblut, mit dem er besudelt war. Die Löcher, die die scharfen Zähne in sein Fleisch gebohrt hatten, brannten, auch wenn der Schmerz im Moment nicht sehr präsent war, dazu steckte die Aufregung des Kampfes noch zu sehr in ihm.

Doch ebenso machte sich nun Schrecken in ihm breit. Wahrscheinlich hatte, um dieses Unglück heraufzubeschwören, nur ein Moment der Unachtsamkeit gereicht. Würde Samuals Zustand wohl besser  sein, wäre die Gefahr frühzeitig erkannt worden? Simon konnte es nicht sagen, schließlich war er nicht dabei gewesen, sondern war aus dem Schlaf hochgeschreckt, als eins der Biester schon direkt neben seiner Schlafstelle gewesen war. Möglicherweise wäre er nicht so weit weggewesen und hätte Schlimmeres abwenden könnten, hätte der vergangene Tag in Liongeli ihn nicht sehr erschöpft. Hauptmann Flare hatte ihm aufgetragen, die anderen zu beschützen, und obwohl sie diesen Kampf gewonnen und er keinen geringen Teil dazu beigetragen hatte, fühlte Simon in sich das zerrende Gefühl der Schuld. Er hatte versagt. Es war alles zu schnell gegangen. Dennoch hatte er versagt. Simon beschloss: Sein nächster Gegner, was für eine Kreatur auch immer der Dschungel ausspucken würde, würde zu spüren bekommen, dass er kein einfacher Mann, sondern ein Sondergardist war. Zeit war im Gefecht kostbar und die magischen Kräfte, die der Irrnebel ihm verliehen hatten, würden den Kampf verkürzen. Sie konnten sich nicht erlauben, sich verletzen zu lassen. Nicht hier in dieser lebensfeindlichen Wildnis.

Simons blutglänzende Klinge fiel mit einem dumpfen Geräusch ins Gras. Shiver hatte bereits versucht, Samual wieder aufzurichten, war dann aber abgezogen, um anderen das Feld zu überlassen. Nun wollte Simon sein Versagen wieder gutmachen. Er wollte es zumindest wieder gutmachen.
„Schon gut, ich habe Tränke bei mir“, meldete er sich, als Shanty nach Carl rief. Es war Simons Notreserve, die er eigentlich gehofft hatte nicht anrühren zu müssen, doch er fackelte nicht lang.
„Macht mir ein wenig Platz“, bat er und ließ sich ächzend, denn langsam schwand der Adrenalinrausch und wich Schmerzen, neben dem Schwerverwundeten auf seine Knie nieder. Wie Shiver zuvor, hob Simon Samuels Kopf leicht an und fischte das erste, kostbare Fläschchen aus einer seiner Taschen. Er entkorkte es mit des Zähnen und flößte Samual ihren Inhalt vorsichtig und sehr sorgfältig ein.[1]

Simon merkte, wie die Lebensgeister wieder in den Schützen zurückkehrten. Für den Anfang war es eine erfreuliche Verbesserung. Mit sanften, aber doch bestimmten, Druck seiner Hand auf Samuals Brust verhinderte der junge Sondergardist es, dass der Verletzte sich aufrichtete, denn dessen Zustand war immer noch alles andere als erfreulich.
„Langsam“, ermahnte Simon und zog ein zweites Fläschchen hervor, das er ebenso öffnete wie das erste und anschließend an Samuals Mund führte. Wieder stützte Simon Samuals Kopf, um zu verhindern, dass dieser sich verschluckte.
„Hier, trink das. Dann wird es dir gleich etwas besser gehen.“[2]
 1. Heiltrank: +9 TP
 2. Heiltrank: +4 TP, wenn Samual das annehmen möchte.

Carl

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« Antwort #214 am: 18.01.2014, 14:27:12 »
Carl hatte kaum mitbekommen, was den anderen im Kampf wiederfahren war und schaute noch kurz den Dinosauriern hinterher, bevor er nach der Gruppe sah.
"Samual!", rief er, als er seinen Freund am Boden sah. Schnell holte er die Tasche mit den Verbänden und medizinischen Substanzen hervor, während die anderen ihm Heiltränke einflößten.
"Gut mitgedacht, aber nun lasst mich ihn einmal ansehen, ob man nicht noch etwas mehr machen kann.", sagte er während er Simon beiseite schob. Er machte sich daran die Wunden zu behandeln und zu verbinden, was ihm aber nicht so gut gelang. Zum Glück hatten die Tränke bereits das Schlimmste verhindert. "Geht es dir gut, ist alles in Ordnung?", fragte er Samual.

Der Angriff war so pötzlich gekommen, dass Carl überrascht war, so bedacht reagiert zu haben. Er sah sich auf dem Schlachtfeld um und ging zum toten Gegner hin, um sich die Echse etwas genauer anzusehen.[1]
Dann wandte er sich der restlichen Gruppe zu.
"Ist noch jemand verletzt? Ich werde nach diesem Ereignis heute Nacht kein Auge mehr zubekommen und mich lieber weiter um die Wunden kümmern. Ich habe auch weitere Getränke bei mir, die Wunden schließen können, aber die sind knapp bemessen, daher wäre mein Vorschlag sich demnächst nicht so stark verletzen zu lassen und noch vorsichtiger vorzugehen, als bisher.
 1. Wissen (Natur): 13
"Chemie ist, wenn es raucht und stinkt. Physik ist, wenn es nie gelingt."

Samual

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« Antwort #215 am: 18.01.2014, 16:21:44 »
Schmerz das war das erste was Samual merkte als die herrliche schwarze Decke lichter wurde. Vorsichtig und unter stöhnen öffnete der Scharfschütze seine Augen und sah ein Gesicht das er nicht kannte, oder doch. langsam fing auch das gehirn wieder zu arbeiten an und die Erinnerungen kamen zurück McKinkay, das Boot, der Dschungel, die Dinos und natürlich die anderen. "Hi Simon. Sind sie Weg? Oh ja danke." Ein wenig durcheinander noch trank Samual den Trank. Samual schloss die Augen während die Wunden sich schlossen und die Rippen sich wieder in die richtige Position rückten, die Schmerzen weniger und das atmen leichter wurden. "Ahhh Das tut gut. Carl und was hast du heute wieder gelernt?" Sagte er die scherzhafte frage als normale Begrüßung als sein Freund sich ran drängelte. "Ich habe gelernt mich von dinos fern zu halten!" Lachend ließ er sich von seinem Kollegen verarzten, doch hörte er mit dem Lachen gleich wieder auf als im davon alles weh tat. "Bin ich der einzige der am Boden liegt?"

Wolfhard

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« Antwort #216 am: 20.01.2014, 12:55:11 »
Nach seinem letzten Hieb gegen den davonstürmenden Saurier blieb Wolf noch einen Moment mit zum Kampf erhobenen Waffen stehen, bevor ihm klar wurde, dass der Kampf genauso schnell vorbei gewesen war wie er begonnen hatte. Sein erster Impuls, nach einem schnellen Blick in die Runde, war es sich ebenfalls um den am Boden liegenden Samual zu kümmern. Da sich aber schon genügend andere dem Verletzten annahmen, nahm er sich stattdessen die Zeit seine Klingen sorgfältig abzuwischen, bevor er sie in den Scheiden im neben seinem Zelteingang befestigten Schertgurt verstaute und diesen anlegte. So gegen neuerliche Überraschungen gerüstet, ging er zum Feuer hinüber um dieses zu schüren, zum einen um den Platz besser zu beleuchten andererseits auch um weitere Raubtiere fern zu halten. Dabei machte sich mit nachlassendem Adrenalinpegel langsam auch seine Seite bemerkbar, deshalb geht er gerne auf Carls Angebot ein. „Zu etwas Hilfe mit einem Verband und eventuell auch mit Nadel und Faden würde ich nicht nein sagen. Ansonsten würde ich vorschlagen, dass wir, sobald alle zusammengeflickt sind, die Überreste des Tiers mit dem sich Shiver gerade beschäftigt loswerden um keine Aasfresser anzulocken und dann versuchen wieder schlafen zu gehen. Dann können wir morgen bei Sonnenaufgang, wenn es noch kühler ist, aufbrechen und uns gegen Nachmittag einen guten Platz als Basislager suchen. Den können wir dann ordentlich absichern und uns dort etwas von unseren Wunden erholen bevor wir mit der Suche starten.“

Aether Shanty

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« Antwort #217 am: 20.01.2014, 17:44:08 »
Sichtlich erleichtert darüber, dass sie gemeinsam in der Lage waren, Samual zu helfen und seine Wunden zu schließen, begann Aether zu lächeln. Nachdem er die heitere Art, wie der Scharfschütze mit seiner Verwundung umging vernommen hatte, legte er ihm die Hand auf die Schulter und grinste über beide Ohren.

"Kurzzeitig hatten sie uns einen ordentlichen Schrecken eingejagt, Mister Samual. Aber es erfreut mich sehr, dass es ihnen scheinbar wieder besser geht!" Dabei blickte er auf und warf einen kurzen Blick in das verwobene, undurchdringliche Dickicht am Rande des Lagers. "...Nur nicht den Humor verlieren. Wohl wahr. Nur nicht den Humor verlieren." sprach er etwas leiser, mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber.

Damit lies er von dem Verletzten ab, damit sich der Alchimist weiter um seinen Freund kümmern konnte. Er griff nach seinem Rapier, hob ihn auf, wischte die Klinge an seiner ledernen Hose ab und steckte sie zurück in die Scheide an seinem Gürtel. Samual hatte Glück gehabt. Hätten diese Biester nur wenige Sekunden länger Zeit zu reagieren gehabt, sie hätten ihn in die Finsternis des Dschungels verschleppt und Ljongeli hätte sich seiner unglücklichen Seele angenommen. Sie alle hatten nochmals Glück gehabt.
Aether schlüpfte mit der Linken aus seinem Handschuh und wischte sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn, bevor er seinen Pferdeschwanz richtete indem er sein Haarband wieder enger zusammenknüpfte. Währenddessen lauschte er den Worten Wolfhards, wobei er ihm in einem Punkt widersprechen musste. "Mit Verlaub, aber ich werde diese Nacht wohl kaum mehr ein Auge zumachen können." wandte er sich an den Kopfgeldjäger. "Samual und ich, wir waren beide äußerst wachsam. Doch diese Biester waren in der Lage uns einfach zu überraschen, obwohl wir in ihre Richtung geblickt hatten! Ich denke; und dabei möchte ich niemanden zu nahe treten; wir haben diesen Ort etwas unterschätzt. Bevor wir auch nur einen Moment uns sicher fühlen können, müssten wir wohl unsere Strategie sofort anpassen." Aether schüttelte den Kopf. "Bitte versteht mich nicht falsch. Ich wusste es auch nicht besser. Doch offengestanden hatten wir Glück. Das nächste Mal sind es vielleicht mehr als nur drei von diesen Dingern, oder, bei den hohen Rechenschiebern Greenhalls, wer weiß was da draußen noch auf uns lauert, dem der saftige Geruch des Schinkens, den Mister Shiver gerade aus diesem Wesen schneidet, ordentlich den Appetit anregt!"

Er wollte keine Diskussion anfangen und bereute seine hitzig gewählten Worte bereits einen Moment später. Doch Ljongeli hatte ihm Respekt eingeflößt. Er war überzeugt davon, dass es ihnen keine zweite Chance geben würde. "Können wir nicht eine Art, ich weiß nicht.." Nervös kratzte er sich an der Schläfe. "Eine Art Warnvorrichtung improvisieren?" Er überlegte, wie er seinen Einfall der Gruppe erläutern konnte. "Zum Beispiel. In Middlesteel, wenn man auf der Flucht ist..." Aether wusste nur zu gut, wovon er sprach. "Gibt es einen einfachen Trick, mit dem man, wenn der Schlaf einem übermannt, dennoch am Leben bleiben kann. Man nimmt einfach eine Scheibe Fensterglas, oder meinetwegen eine leere Flasche, und zerbricht sie. Dann verstreut man vor den Ausgängen zu seinem Versteck einfach die Scherben am Boden, sodass sich niemand in der Finsternis so einfach mehr nähern kann, ohne dass man nicht aus dem Schlaf geweckt werden würde!" In der Hoffnung, den Erfindergeist seiner Gefährten angefacht zu haben, lässt er den Blick zwischen den Anwesenden streifen. Er hatte keine Ahnung, ob man hier draußen in der Wildnis etwas vergleichbares bauen konnte. Doch gleichsam suchte er nach einer Möglichkeit, wie sie noch ein wenig Schlaf finden konnten. Er selbst zumindest, hatte jenen bitter nötig.

Marguerite Moulin

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« Antwort #218 am: 20.01.2014, 20:59:14 »
Erleichtert atmete Maguerite auf, als Samual die Augen aufschlug. Für einen Moment hatte sie gedacht er wurde es nicht wieder tun.
"Bei dir alles okay, Großer?" fragte sie Shiver, nachdem sich Samual sich dahingehend geäußert hatte. Anscheinend konnte es ihm nicht allzu schlecht gehen, immerhin steckte er bis zu den Schultern in dem toten Dinosaurier. Während sie etwas verträumt Shiver beim Zerlegen der Beute zuguckte drifteten ihre Gedanken ab. Sie spielte durch, wie genau sie die Energie des Erdenfluss anordnen musste damit sie einen schrillen Ton abgeben würden, wenn jemand über sie hinüber ging. Aber irgendwie kam sie zu keinem befriedigenden Ergebnis. Es schien kein Problem zu sein, was sie heute nacht lösen würde

Sie deckte ihren Mund mit der Hand ab, als sie laut gähnte. "Wenn du heute sowieso keinen Schlaf mehr findest kann ich mich ja wieder aufs Ohr legen. Ich könnte noch etwas Schönheitsschlaf gebrauchen."
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Simon Hook

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« Antwort #219 am: 20.01.2014, 21:05:38 »
Es war gut zu sehen, dass Samuel noch unter den Lebenden weilte und umsorgt wurde. Simon machte Platz und behielt misstrauisch den Dschungel im Auge.
„Ich bin ebenfalls verletzt und wäre dankbar für ein wenig Hilfe“, antwortete er Carl, doch er würde bereitwillig warten, bis dieser Zeit für ihn fand.

Während sich der Alchemist um seinen Freund kümmerte, lauschte Simon Wolf und Aether.
„Das könnten wir auch hier umsetzen, wenn wir festen Untergrund finden, in den die Scherben sich nicht einfach hineindrücken“, kommentierte Simon schließlich das erläuterte Beispiel zur Warnung vor unschönen Überraschungen.
„Zur Not müssten wir großflächig Steine auslegen“, überlegte er laut, obwohl das ziemlich umständlich wäre, wie er vermutete.
„Außerdem stellt sich die Frage, ob wir genügend Glas dabei haben, was wir darüber hinaus noch entbehren können. Und selbst möchte ich da ungern reintreten. Aber sicherlich lässt sich mit dem Vorschlag etwas anfangen. Wir sollten mehrere, verschiedenartige lärmende Fallen bauen, wenn wir nicht genügend Material für nur eine bestimmte haben.“
Der junge Sondergardist hatte auch schon eine Idee:
„Wie viel Schnur und Seil haben wir dabei?“, fragte er. „Wir könnten zwischen den Bäumen rund um das Lager eine Art Netz aufspannen und Gegenstände daran hängen, die Krach machen, wenn sich etwas darin verfängt. So können sich zumindest große Viecher nicht anschleichen. Außerdem sollten wir uns eine geschütztere Stelle für das Lager suchen als eine Lichtung.“ Er war jemand, der taktisch dachte, was er sich wahrscheinlich erst nach dem Eintritt in die Sondergarde angewöhnt hatte.
„An einer Felswand oder etwas in der Art wäre ideal. Dann hätten wir mindestens eine Seite weniger, die wir absichern müssten, und niemand könnte uns in den Rücken fallen.“

Vielleicht fiel den anderen noch etwas Sinnvolles ein. Simon kümmerte sich in der Zwischenzeit und weiterhin zuhörend um die Säuberung seines Säbels und schälte sich anschließend vorsichtig aus seiner Rüstung, während er darauf wartete, dass Carl zu ihm kam, um seine Wunden zu versorgen. Tatsächlich hatte Simon in seiner Rüstung geschlafen, was anderen sicherlich einer unruhige und unerholsame Nacht gebracht hätte. Für ihn hatte sich seine Panzerung jedoch weich wie Seide angefühlt. Er hatte etwas mit Magie nachgeholfen, um darin schlafen zu können, was sich beim unsanften Aufwachen bezahlt gemacht hatte. Sicherlich wäre Simon schwerer verletzt aus dem Kampf mit den Riesenechsen hinausgegangen, hätte er ohne Rüstung dazu antreten müssen. Auch jetzt behagte es ihm nicht wirklich, sie abzulegen. Aber so würden sich seine Wunden besser versorgen lassen.

Shiver

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Die Geschichte wiederholt sich
« Antwort #220 am: 21.01.2014, 08:49:26 »
"Alles Blut an mir is' nich' mein's.", antwortete Shiver der Perle lakonisch und nachdenklich, während er die Ausnimmarbeiten an dem Dinosaurier beendete. Er hat schon einiges abbekommen in seinem Leben und die Narben an ihm sprachen eine bildreiche Geschichte davon, in wie vielen Konflikten Shiver bereits gewesen war. Es wäre dennoch falsch gewesen, einfach anzunehmen, dass er sich jeder Herausforderung stellte und sie nicht einzuschätzen wusste. Er war ein Meister darin, sinnlosen Schlägereien aus dem Weg zu gehen. Die meisten Narben waren jedoch der Beweis, dass dies nicht immer so war. Vorsichtig tastete er über seine große Stirnnarbe und hinterließ blutige Fingerabdrücke auf ihr. Er erinnerte sich nicht mehr an den Schlag, der sie zufügte. Die Schmerzen waren jedoch noch bei ihm. Es hatte lange gedauert bis der ewige, pochende Schmerz wieder weg war. Der Schlag hatte ihm den Schädel gebrochen, ihn beinahe zertrümmert. Nein, im Idealfall suchte sich Shiver seine Kämpfe aus. Es war selten, dass die Kämpfe ihn aussuchten. In diesem Dschungel war es jedoch anders. Hier kannte er die Regeln nicht, ihr war die Hierarchie eine andere und es war schwerer Kämpfen auszuweichen, wenn blutgeifernde Saurier nach ihrer nächsten Mahlzeit trachteten. Und die Saurier hatten angegriffen, obwohl die Gruppe in der Überzahl war. Sie mussten die Gruppe vielleicht für eine Art Herdentiere gehalten haben. Immerhin waren sie genauso blind in den Konflikt gelaufen wie die Gruppe es war. Ein erstes, blutiges Beschnuppern. An den Worten seiner Gefährten hörte er, dass sie diesen Fehler nicht noch einmal machen würde, doch auch die beiden verwundeten Saurier, so sie überlebten, würden diesen Fehler nicht noch einmal begehen, entweder ganz anzugreifen oder nur zu dritt anzugreifen. Und eigentlich war es ein Wunder, dass Shiver keine weitere Narbe davontrug.

Shiver setzte sich mit dem Fleisch an das Feuer und begann es haltbar zu machen. Er hatte keine Ahnung, wie lange dieses Fleisch bei dieser Witterung halten mochte, also war es wohl besser, eine Art gebratenes Fleisch zu essen. Außerdem war viel des Fleisches zu sehnig und die Saurier wohl auch nicht mehr die Jüngsten, sodass das Fleisch auch nicht das Genießbarste war. Aber es war frisches Fleisch und wer konnte schon sagen, wann sie wieder etwas frisches Fleisch essen würden? Ein vorsichtiges Garen würde zudem das Fleisch zarter machen.

Shiver beschloss sich nicht an der spezifischen Diskussion von Sichersmaßnahmen gegen Wildtiere zu beteiligen. Jetzt war es zu dunkel, um großartige Vorbereitungen zu treffen und jetzt wilde Spekulationen zu äußern, wie die Maßnahmen aussehen konnten, halfen wahrscheinlich auch nicht weiter. Shiver stimmte Wolfhard also zu. Diesen Platz brauchten sie wohl nicht mehr sichern. Die Dinosaurier würden so schnell nicht wiederkommen und wenn sie das restliche Aas auslegten in ausreichender Entfernung, dürften sie vorerst etwas Ruhe haben. "Wir sollt'n uns erst am nächst'n Lagerplatz um die Sicherung Gedank'n machen. Jetzt wild zu rat'n, wie der wohl ausseh'n mag, bringt uns nich' weiter. Am tatsächlich'n Lagerplatz wer'n wir ers' seh'n, was sich sichern und mach'n lässt.", schlug Shiver vor und deutete dann auf die Schlafstätten. Sie sollten noch etwas ruhen, nachdem sie den Dino entsorgt hatten. Also bastelte Shiver eine kleine Konstruktion, um das Dinofleisch zu braten und begann dann damit, die zerlegten Dinosaurier zu entsorgen, während das Fleisch langsam vor sich hingarte.

"Das Fleisch wird uns für drei Tage lang'n, würd' ich sag'n.", verkündete er schließlich, nachdem die Einzelteile des Dinosauriers beseitigt waren und setzte sich wieder an das garende Fleisch. "Wer schlaf'n will, soll schlaf'n. Ich kann mit Aether noch ein bissch'n wach'n und das Fleisch weiter gar'n." Wieder zeigte er einladend auf die Schlafstätten. Je schneller sie schlafen gingen, desto weniger würden sie über Marguerite nachdenken. Vielleicht hielten sie es morgen auch für einen Traum, auch wenn manche von ihnen Narben davontragen würden. Wahrscheinlich war es nicht, aber vielleicht gab es eine Chance, dass niemand Marguerite deswegen verurteilte, eine kleine zumindest.
Während Shiver also wartete, dass seine Gefährten sich wieder hinlegten, nahm er seinen Wasserschlauch hervor und begann die Krallen und Zähne zu putzen, die er der Bestie abgenommen hatte. Rasiermesserscharfe Krallen und ebenso scharfe Zähne. Er behandelte sie vorsichtig und säuberte sie ausgiebig, schälte mit dem Rasiermesser das überflüssige Fleisch ab, was noch an ihnen haftete und säuberte sie weiter. Jeder würde eine Kralle und einen Zahn bekommen. Sie alle hatten davon geredet, dass der Dschungel sie beeindruckt hatte. Dank dieser Kralle und des Zahns würden sie die Erinnerung daran immer mit sich herumtragen.

Aether Shanty

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« Antwort #221 am: 24.01.2014, 15:50:54 »
Erschöpft, doch etwas zur Ruhe gekommen lies sich Aether am Feuer neben Shiver nieder. Nochmals über sein Gesprochenes nachdenkend, musste er sich eingestehen, dass seine Aussage wohl etwas zu voreilig getroffen worden war. Für heute Nacht hatten sie den Tieren einstweilen genug Angst eingeflößt und Ljongeli gezeigt, dass sie nicht so einfach aufgeben würden. Er kannte sich zwar wenig mit dem Verhalten von wilden Tieren aus, doch verglich er jenes gerne mit den Mustern der Banden in den Straßen Middlesteels. Unter diesem Mond war bereits Blut geflossen. Für den Augenblick sollte es reichen, weiter wachsam das Morgengrauen zu erwarten. Auch wenn es eine mehr oder weniger schlaflose Nacht für den Jungen aus Pinchfield werden sollte, so wäre es unwahrscheinlich, dass man sie erneut so überraschen könnte.
Aether griff an seinen Gürtel und zog behutsam die doppelläufige Pistole hervor. Jene beäugte er kurzzeitig im Schein des Feuers und legte sie dann ebenso vorsichtig neben sich, griffbereit an den rechten Oberschenkel gelehnt. Er wandte sich dem Hünen neben ihm zu und räumte ein :"Wohl war. Wenn meine Sorge auch nicht unbegründeter Natur war, so sollten wir sie dennoch für heute Ruhen lassen." Er rieb sich die Hände an den knisternden Flammen und fügte hinzu. "Darüber jetzt zu grübeln und die Geister aus den Tunneln aufzuscheuchen bringt ja auch nichts. Ich hab das Gefühl, dass wir für Heute dem Dschungel eindrucksvoll gezeigt haben, dass wir nicht so leicht zu fressen sind!" Dabei blickte er über seine Hände auf das garende Fleisch, welches Shiver über der Hitze zubereitete. Die Ironie seiner Aussage wurde ihm in diesem Moment bewusst und lies ihn schmunzeln. Er erinnerte sich an die Worte, welche er erst kürzlich an Samual richtete und wiederholte sie leise, mehr zu sich selbst flüsternd. "Nur nicht den Humor verlieren, Shanty. Nur nicht deinen Humor verlieren."

Aether Shanty

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« Antwort #222 am: 26.01.2014, 15:00:52 »
Langsam verebbte das Adrenalin in Aether Shantys Blutkreislauf. Mit der einkehrenden Ruhe in seinem Körper kündigten sich jedoch auch die Schmerzen an, verursacht von den Wunden, welche er im Kampf erfahren hatte. Ruhig und gefasst nutzte er das Licht des vor ihm prasselnden Feuers und begutachtete seine Verletzungen. Im rotbraunen Schein, unterstützt durch die schleichende Taubheit in seinen Gliedern wirkten die tiefen Kratzer, Bisswunden und Krallenabdrücke nahezu unwirklich. Er war weder Arzt, noch kannte er sich sonderlich gut mit dem Heilen von Wunden aus, doch die teilweise tiefrot von Blut getränkte Kleidung ließ ihm bewusst werden, dass er die Schwere seines Zustandes deutlich unterschätzt hatte, als die Kreaturen zurück in den Wald geflohen waren. Die Pein ließ ihn gänzlich am gesamten Körper zittern.

Seine Hände bebten, als er zurück zu seinem Schlafplatz stolperte und hastig seine Habseligkeiten durchsuchte. Er war sich sicher, dass auch er auf anraten des selbsternannten Experten Wolfhards solche Wundertränke der Heilung erworben hatte. Doch wo hatte er sie verstaut? Es war nicht seine Art, nach Hilfe zu fragen. Er hatte in all den Jahren der Einsamkeit jeglichen Bezug dazu verloren. Wurde es ihm nun zum Verhängnis? Die Taubheit eroberte mehr und mehr seiner Muskeln. Würde er nun hier, abseits des Feuers und seiner Gefährten das Bewusstsein verlieren? Würden sie es überhaupt bemerken? Oder war sein Schicksal ihnen gänzlich gleichgültig, so wie vielen anderen zuvor?

Seine Knie knickten unter der Last seines gepeinigten Körpers zusammen, als die brennenden Schmerzen des Kampfes Minuten später heimtückisch über ihn hereinbrachen. Er hatte sich wie immer überschätzt, seinen Zustand zu lange ausgeblendet. Jetzt war es wohl an der Zeit, seinen Preis dafür zu bezahlen.

Immer langsamer tasteten seine Finger sich voran. Immer unwirklicher erschien das Gefühlte in seiner Hand. So war er sich am Ende gar nicht mehr sicher darüber, ob er nun an einem verkorkten Flaschenhals zog oder an einem gänzlich anderen Gegenstand. Gleichsam war seine Freude jedoch hoch, als er tatsächlich einen dieser milchigen Tränke umklammerte. Tränen des Schmerzes rannen seine Wangen hinab, als er die Flasche öffnete und hastig den Inhalt mit wenigen Schlucken trank.[1] Danach fiel er zurück auf seinen Rücken, inmitten der verstreuten Habseligkeiten und schloss die Augen.

Glück gehabt, Draecorik. erinnerte ihn sein Gewissen an seinen Leichtsinn, während seine Muskeln bebten und sich einige der schwersten Wunden brennend zu schließen begannen. Still lag er dort, während sein Körper begann, ein wenig zu heilen. Er würde dennoch Ruhe benötigen, so sehr sich seine Sinne auch anfangs gegen den Schlaf gewehrt hatten.
Mit Scham, jedoch auch einer gewissen ironischen Heiterkeit überlegte er, was wohl seine Begleiter von seinem Verhalten halten würden. Ob es ihnen egal war oder nicht; sein Auftreten nach dem Angriff würde auf jeden Fall eine Schau gewesen sein, so widersprüchlich und eigensinnig er sich doch verhalten hatte.
Doch all das war ihm in diesem Augenblick einerlei, als tatsächlich der Schlaf ihn übermannte und ihm half, die Pein einstweilen zu vergessen.
 1. +4 HP durch leichten Heiltrank

Carl

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« Antwort #223 am: 26.01.2014, 15:12:26 »
"Ich halte mich auch für größtenteils ungenießbar.", sagte Carl lächelnd zu Aether und ging dann zu Simon um nach seinen Wunden zu sehen. "Dann zeigen Sie mal, wo es wehtut, Herr Hook."
Während er die, zum Glück nicht sehr ernste, Verletzung versorgte[1] bemerkte Carl einen seltsamen Halsschmuck, halb durch die Kleidung verdeckt. Carl wusste, was ein Bänderring war und was es hieß ein Sondergardist zu sein. In Middlesteel machte man ja kaum ein Geheimnis daraus. Er sah Simon in die Augen, sagte aber nichts und kümmerte sich weiter um die Wunde. Wer oder was Simon Hook war, war seine Sache und er würde die Gruppe schon informieren, wenn es an der Zeit war. Mitten in der Nacht, im Dschungel, nach einer anstrengenden Verteidigung gegen die lokale Fauna, war sicher kein guter Zeitpunkt sich als Irrnebler zu offenbaren.
 1. Heilkunde: 14
"Chemie ist, wenn es raucht und stinkt. Physik ist, wenn es nie gelingt."

Simon Hook

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« Antwort #224 am: 27.01.2014, 18:18:01 »
Simon war erleichtert und dankbar, dass Carl seine Verletzungen begutachtete und säuberte. Die Löcher, die die Riesenechsenzähne in sein Fleisch gebohrt hatten, brannten schmerzhaft und Wundbrand war besonders hier draußen in der Wildnis eine nicht zu unterschätzende, lebensbedrohliche Gefahr. Der Kampf war kurz und heftig gewesen, doch hatte ihrer kleinen Expedition stark zugesetzt. Nur zu leicht hätte der überraschende Angriff dieser Dschungeljäger noch fataler Enden können.

Zwangsläufig kam Carl Simon während der verarztenden Maßnahmen recht nah. Bisher hatte der junge Sondergardist enge Nähe der anderen gemieden, soweit es im Bereich des Möglichen gewesen war, um zu verbergen, dass er genau das war: ein Mann im Dienste Jackals. Wenn es sich nur darauf beschränkt hätte. Ein Sondergardist zu sein, war eine Sache, immerhin wurden diese als Helden betrachtet, aber die Schattenseite von dieser Angelegenheit war der Grund, warum Sondergardisten einen Bänderring trugen. Sie waren Irrnebler – und Irrnebler wurden als Gefahr betrachtet. Sie wurden gemieden, wenn sie Glück hatten, gefürchtet und darüber hinaus gehasst, wenn sie Pech hatten. Der Irrnebel war Simons Fluch und Segen zugleich. Im Kindesalter hatte er Besitz ergriffen und ihn mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet, er konnte ihn jedoch jederzeit wahnsinnig werden lassen, sodass er eine magisch begabte Gefahr für alle darstellen könnte. Der Bänderring war ein Zeichen dafür, dass er seinen Kräften einen rechtschaffenen Sinn gegeben hatte, aber auch dafür, wem er Gehorsam schuldig war.

Simon war sich unsicher, wie die Gruppe auf die Erkenntnis reagieren würde, dass er ein Sondergardist war. Würden Sie in ihm einen Aufseher sehen, der ihnen allein durch seine Anwesenheit verdeutlichte, dass gewisse Institutionen ihnen die Kugel und damit den Gewinn streitig zu machen versuchten? Oder würden sie ihn für einen entflohenen Gardisten sehen, der sich vor den Weltensängern und einem explosiven Tod durch den Bänderring oder einer dunklen Zelle Hawklam Hills versteckte? Er wollte niemanden verletzen. Bei beiden Varianten konnte er nicht damit rechnen, dass sie behutsam mit ihm umspringen würden.

Umso verwunderter war Simon, dass Carl Schweigen bewahrte, als er den Ring entdeckte. Er dankte dem Alchemisten mit einem ebenso schweigsamen nicken, während er dessen bedeutungsschwangeren Blick erwiderte. Simon würde sich früher oder später als Sondergardist offenbaren müssen, wenn er nicht vorher unfreiwillig von jemandem damit konfrontiert werden würde – dann würde er sich erklären. Nun war nicht der richtige Zeitpunkt.

Als Carl fertig war, versuchte Simon eine Liegeposition zu finden, die seine verbundenen Verletzungen nicht zu sehr belastete. Er versuchte, noch ein wenig zu schlafen. Er ahnte: Der nächste Tag würde wieder anstrengend werden.

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