Simue, ganz und gar nicht Anführerin, hatte die Gespräche zunächst schweigend beobachtet. Hier entwickelte sich etwas ganz in die falsche Richtung, und sie musste eingreifen - sie wusste nur noch nicht wie. Trovags Ignoranz gegenüber der Aufgabe, nur weil es nicht darum ging, etwas zu töten, löste sogar Wut in ihr aus - ein Gefühl, das ihr seltsam fremd vorkam und ihr sogar selbst Angst machte.
Während sie eine kleine gläserne Kugel hervorholte und diese in die Mitte der Gruppe legte, dachte sie nach. Sie hatte sich an Trovag orientieren wollen, weil er so offensichtlich selbstbewusst war. Doch inzwischen verstand sie. Er war auch deshalb so selbstbewusst, weil er sich eigentlich nur um sich selbst kümmerte. Und das war nicht nur schlecht für die Gruppe, sondern auch für ihre Ziele.
Sie sprach leise ein Geheimwort, und die kleine Kugel verwandelte sich in ein warmes, knisterndes Lagerfeuer. Danach zog sich Simue auch auf ihren Platz zurück.
"Wir gehen alle. Und zwar morgen früh." Sie sah Trovag an, dann Tiyeri und Krakqualntopp. "Ich kann in der Nacht wenig sehen, und nach der langen Wanderung kann ich auch ein wenig Erholung brauchen. Morgen früh frühstücken wir gemeinsam, und dann klettern wir gemeinsam hoch."
Noch einmal fiel ihr Blick auf Trovag. "Wir werden uns grundsätzlich nicht trennen, es sei denn, es gibt wirklich gute Gründe dafür. Ich habe niemanden mitgenommen, damit er nachts gut schlafen kann, während die anderen die Arbeit erledigen. Wir gehen alles gemeinsam an, als Gruppe. Wem das nicht passt, der geht. Darüber diskutiere ich nicht."
"Trovag, auch, wenn wir dem Vogel keinen Schaden zufügen wollen, heißt das nicht, dass es ungefährlich wird. Es kann gut sein, dass wir beim Klettern deine Kraft brauchen, wenn jemand in Schwierigkeiten gerät. Und vielleicht begegnen uns auf dem Weg noch andere Tiere, die uns nicht wohlgesonnen sind. Auch du kommst mit, und du wirst uns nach besten Kräften unterstützen."
Ihre Stimme war fest. Sie hatte einen einfachen Trick benutzt: Sie verhielt sich so, wie sie sich beschworenen Wesen gegenüber verhielt. So, als ob die Magie ihr die Macht gab, zu bestimmen, und als ob es nun mal Teil des Rituals war, Anweisungen zu geben. Dennoch gab es einen Teil in ihr, der schreiend davonlaufen wollte. Als sie geendet hat, legte sie sich deshalb sofort hin, als wolle sie nun schlafen.
Dann fiel ihr noch etwas ein. "Wir müssen auch mit Gefahren rechnen, während wir schlafen. Krakqualntopp, du übernimmst die erste Wache, dann Tiyeri, dann Trovag und zuletzt ich. Gute Nacht."
Sie schloss die Augen, in der Hoffnung, dass niemand widersprechen würde.