Noch vor kurzem wäre Simue bei dem, was gerade geschah, panisch geworden und völlig überfordert gewesen. Doch sie war in den letzten Tagen durch eine harte Schule gegangen. Sie spürte die Nervosität in sich aufsteigen, die Angst sogar, aber sie drückte sie nach unten. Sie schluckte hart.
Ohne einen Widerspruch zu versuchen, ging sie zur Tür. Als Letzte stand sie noch im Raum, als sie sich noch einmal zu Gelik und dem Zwerg umsah.
"Trovag ist ein Hitzkopf und kein besonderer Diplomat, aber so unangemessen seine Äußerungen gewesen sein mögen, so unangemessen war eure Reaktion. Gerade ihr, Gelik, solltet wissen, dass man jemanden nicht verurteilen sollte, nur weil er seine spitze Zunge nicht im Zaum hat. Naja, spitz... bei Trovag hat es wohl eher die Form eines Hammers. Aber ihr wisst, was ich meine."
Ihr Blick blieb auf Gelik fixiert, den Zwerg ignorierte sie nun vollkommen. "Würde es euch tatsächlich darum gehen, das Unheil aufzuhalten, das uns allen, der ganzen Welt, droht, dann würdet ihr über das Gesagte hinwegsehen und das gemeinsame Ziel im Auge behalten. Ihr aber folgt nur dem Wunsch nach Ruhm, nach Entdeckung, danach, in den Geschichtsbüchern zu stehen. Wollt mich sogar aus der Stadt fernhalten. Holt euch euren Ruhm, holt euch eure Schätze. Das alles interessiert mich nicht. Ich versuche, zu verhindern, dass uralte Mächte diese Welt in Finsternis stürzen. Und wenn ihr tatsächlich versuchen solltet, mich darin zu hindern, dann werdet ihr feststellen, dass ich noch andere Seiten habe als die, die ihr bisher kennengelernt habt. Ich bin froh, nicht mit euch zu reisen, denn ihr seid unsere Unterstützung nicht wert. Habgierig genau wie eure Konkurrenten, auch wenn eure Habgier dem Wissen statt dem Gold gelten mag. Am Prinzip ändert das nichts."
Ohne die beiden Männer noch eines Blickes zu würdigen, verließ sie das Haus. Ishaia und Xerxes warteten bereits draußen. Sie lief an den übrigen Mitgliedern der kleinen Gruppe vorbei, einige Meter fort von dem Haus, bis sie zumindest halbwegs in Ruhe reden konnten. Dort wartete sie, bis ihr alle nachgefolgt waren. Zunächst fiel ihr Blick auf Trovag.
"Um das klarzustellen, dieser Cheiton ist ein Idiot und ein Egomane. Und ich bin froh, dass deine Worte dazu führten, dass wir hinter seine freundliche Maske blicken konnten. Aber trotzdem, Trovag, möchte ich dich bitten, dich in Zukunft etwas mehr im Zaum zu halten. Ich will dir damit nicht den Mund verbieten, aber für unser gemeinsames Ziel könnte es entscheidend sein, dass du lernst, dich zurückzuhalten."
Dann sah sie zu Echo. "Es tut mir leid, dass ihr unseretwegen von dieser Reise ausgeschlossen wurdet. Verstehen kann ich es zwar nicht, weil ihr nun wirklich gar nichts damit zu tun hattet, aber ohne uns könntet ihr noch an der Expedition teilnehmen. Das Einzige, was ich euch anbieten kann, ist folgendes: Wir nutzen die nächste Zeit, um uns näher kennenzulernen - und wenn ihr wollt, und wir keine Bedenken haben, dann nehmt ihr an unserer Expedition teil. Wir wollten hier ohnehin noch nach Unterstützung suchen. Allerdings geht es uns nicht, wie eben schon gesagt, um Ruhm, Ehre und Schätze. Wenn ihr trotzdem interessiert seid..."
Sie blickte Echo fragend an, sah aber ebenso fragend zu ihren Begleitern, ob diese Einwände hatten.