• Drucken

Autor Thema: Die Nacht des Blutes  (Gelesen 30263 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Esulilde Ziberadi

  • Beiträge: 339
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #195 am: 23.10.2013, 18:47:38 »
Esulilde besah sich das Bein des Mädchens. Dann versenkte sie sich für einen Moment geistig in die dunkelheit Aguas'. "Herr, halte deine Hand über jene, die es Wert sind, zu leben. Gib ihnen den Schutz deiner...Hände." Das war knapp. Beinahe hätte sie ihre Formel mit "Schatten" enden lassen, so wie sie es immer tat, wenn sie die Kleriker Auguas', ihre Glaubensbrüder, heilte. Doch hier könnte eine aus Gewohnheit dahergesagte Formulierung ihren Tod bedeuten. Sie war unter Fremden, aber gleichzeitig fühlte sie sich mit ihnen verbündet, da sie ebenfalls gegen die Untoten kämpften. Ihre Hände jedoch wurden von schwarzem Rauch umspielt, der in die Wunde eindrang und sie schloss. Dies war die Heilung, wie ihr Herr sie schickte.
Sie hatte es nicht anders gelernt, ihre Mächte auf diese Weise zu kanalisieren, doch wusste sie damals noch nicht, wie sehr sie sich einmal verstellen müsste. Dies war vermutlich eine neue Prüfung ihres Herrn.  Eine der bisher schwierigsten.
Dieses mal kämpfte sie nicht gegen die Priesterinnen von Elendra. Sie kämpfte - wie auch nur wenige Minuten zuvor gegen Untote. Udeon wollte ihr zeigen, wie man sie mit tieferer Dunkelheit vertreiben konnte. Doch er hatte es nicht getan, sondern sich stattdessen in eine Bestie verwandelt. Er würde sie früher oder später jagen.
Esulilde wusste nicht, wie sie gegen die Untoten kämpfen sollte. Doch sie spürte, dass sie Schutz brauchte. Sie sah sich um, wobei ihr die Gruppe aud drei Frauen ins Auge fiel, von der eine sogar ein Schwert mit sich führte. Kurz legte sie ihre Hand auf die Schulter des Mädchens, deren Schmerzen die Geweihte gerade gelindert hatte. "Dein Bein ist wieder vollständig geheilt.", sagte Esulilde nach einem prüfenden Blick. Sie lächelte die Frau kurz ermutigend an, dann stand sie auf und sah sich um. Ihr fielen drei Frauen auf von denen eine ein Schwert führte. Sie würde es nicht besitzen, wenn sie nicht damit umgehen würde. Sie trat auf die Frau mit dem Schwert zu und sprach sie an: "Erlaubt Ihr, dass ich die nächste Zeit bei Euch bleibe, um Euch mit meinen Fähigkeiten, wenn es mir möglich ist, zu unterstützen?"
[1]
 1. Leichte Wunden heilen für 5 TP
« Letzte Änderung: 23.10.2013, 18:49:37 von Esulilde Ziberadi »

Gelirion

  • Beiträge: 1337
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #196 am: 25.10.2013, 01:02:41 »
Vom Ausgang kam Gelirion zur Gruppe zurück. Er blickte sich kurz um und ging dann zu Cederon. „Die Straße scheint momentan sicher zu sein.“ berichtete er, was er gesehen hatte. „Wir können sofort weiter, denke ich. Was den Säbel angeht. Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich ihn habe. Im Kampf werde ich von uns beiden wohl besser damit umgehen können.“ Er lächelte sachte. Da Cederon bewusst oder unbewusst die sprachliche Ebene gewechselt hatte, blieb Gelirion gleich bei ihr. Von Abenden mit den anderen Paladinen oder auch einfachen Soldaten war Geliron diese Sprachform nicht unbekannt. „Wenn wir einen Streitkolben oder einen guten Streithammer finden, kannst du den Säbel haben. Der Schädel von den Untoten muss eh zertrümmert werden, da bieten sich der Streitkolben oder der Hammer immer an.“ Wieder lächelte er leicht, denn er konnte zwar nicht Cederon in wenigen Minuten ein über Jahre erlangtes Wissen vermitteln aber wenigstens einige Hinweise geben. Insgesamt würde das wohl ihre Chance zu überleben erhöhen. Denn nichts war Schlimmer, wenn in einem Kampf die Waffe im Gegner stecken blieb. „Schneidende Waffen wie eine Axt oder ein Säbel sind eher für lebende Gegner geeignet. Um sie mit wenigen Schnitten handlungsunfähig zu machen oder gar zu töten.“ Er deutete dabei das klassische Kehledurchschneiden an. „Mit der Axt würde ich dir raten, nutze sie als würdest du Holz schlagen. Dort ziehst du ja auch nicht durch sondern stoppst den Schwung ab einen gewissen Punkt. Da wir aber nicht aus Holz sind, musst du die Axt sofort wieder zurückziehen.“ Mit seiner Axt zeigte er kurz was er meinte. Dann wartete er auf die Antwort von Cederon wegen des Säbels.

Dabei fiel ihm auf, dass es Radjesha besser zu gehen schien. Fragend hob er eine Augenbraue. Denn er hatte ja nicht mitbekommen wer sie geheilt hatte, besonders so schnell. Doch es beruhigte ihn, dass scheinbar ein magischer Heiler unter ihnen war. „Radjesha, wer hat euch geheilt?“ fragte er seine Landsfrau.
« Letzte Änderung: 25.10.2013, 01:06:53 von Gelirion »

Areo

  • Beiträge: 329
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #197 am: 25.10.2013, 11:04:19 »
Die Gruppe kam kurz vor der Tür zum Stillstand. Vorsichtig öffnete sie einer der Männer in vorderster Reihe und erleichtert stellten sie fest, dass sich scheinbar kein Untoter in ihrem unmittelbaren Weg zu zeigen schien. Areo atmete erleichtert auf und schenkte der kurzen Unterhaltung, welche die Krieger scheinbar über eine gekrümmte Klinge an der Wand führten, keine Beachtung. Viel mehr erfreute sein Gemüt sich an der etwas kühleren Luft, welche von heraußen hereingeströmt, sein Gesicht umspielte. Jedoch wurde ihm dadurch erneut bewusst, in welcher Lage sie sich tatsächlich befanden. Durch die ständige Bedrohung der Monster, gefallenen Bürger und Schrecklicherem hatte er die gefährlichen Brände außer Acht gelassen. In diesem aus Sandstein gemeißelten Gebäude wurde die Luft zunehmend stickiger; Rauch quoll unter den Türen hervor und drängte sie förmlich dazu, ihren Weg schnellstens weiter zu führen. Areo betete zum Gott des Waldes. Er hoffte inständig, sie würden bald einen sicheren Ort erreichen, oder vielleicht sogar die Stadt verlassen können. Er wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher als die behüteten, schattigen Wälder seiner Heimat wieder zu sehen. Die Druiden würden eine Antwort auf sein Schicksal haben. Er war davon überzeugt und fluchte innerlich über sich selbst, dass er einst dem törichten Ruf seines Herzens nachgab und gemeinsam mit seinem Freund Ain die westlichen Wälder verließ um in der Stadt seine Vergangenheit zu Ruhe betten zu können. Damals war er allein nicht stark genug, seine Gefühle zu bändigen. Doch jenes Problem erschien ihn in diesem Moment so klein; so unbedeutend im Vergleich zu dem Grauen, welches er niemals hätte ahnen können.

Zuflucht findest du im Wahn, und die Wildnis kennt nur noch den Tod.

Würde er hier, zwischen den Bränden, den Untoten und der Verzweiflung tatsächlich Schutz finden? Hatte sein Mentor ihm das sagen wollen? Dass die Rückkehr in die Wälder für ihn das Ende bedeuten würde? Fragen, deren Antworten warten mussten. Vorerst drängte das Feuer die Gruppe langsam aber beständig aus dem Gebäude. Hinaus, in die Klauen der verdammten Stadt.



Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Die Nacht des Blutes
« Antwort #198 am: 30.10.2013, 23:30:09 »
Radjesha sah mit Staunen auf die geheilte Wunde. Sie warf Esulilde einen fragenden Blick zu, lächelte sie dann aber nur an. "Vielen Dank. Ich finde die Wunder, die Heilmagie vollbringen kann, immer wieder erstaunlich. Danke."

Ohne weitere Fragen zu stellen, kehrte sie zu Ina zurück, und stützte nun Gelirions Schwester mit ganzer Kraft. Esulildes Heilung würde der ganzen Gruppe erlauben, schneller voran zu kommen.

Als die Priesterin sich dann der ältesten der drei Schwestern zuwandte, sah diese sie einen Moment nur mit großen Augen an, bevor sie schließlich nickte. "Ja, natürlich. Ich habe... ich wusste ja, dass Priester solche Wunder wirken können, aber ich habe es noch nie mit eigenen Augen gesehen. Das ist wirklich... fantastisch."
Kurz sah sie zu ihren beiden Schwestern. "Das sind Mia und Kendra, und ich bin übrigens Lynette."

Cederon sah zu dem Säbel, und zuckte die Schultern. "Von mir aus, ich bleibe sowieso lieber bei der Axt. Ich bin Holzfäller, weißt du?" Er lächelte, dann sah er sich zu den Anderen um. "Mein Gedanke war, dass ein Säbel leichter zu handhaben ist als eine Axt. Aber genau weiß ich das nicht. Du entscheidest."

Die Ratschläge Gelirions nahm der Familienvater dankbar an, und machte gleich darauf einige Probeschwünge mit seiner Axt. "Ich glaube, ich verstehe, was du meinst."

Als sich Gelirion dann an Radjesha wandte, sah sie lächelnd zu Esulilde. "Sie ist Priesterin. Jemand wertvolleres können wir in dieser Nacht wohl kaum in unserer Gruppe finden."

Schließlich war alles gesagt, die kleinen Beuteschätze verteilt, und die Flüchtlinge machten sich daran, die Bibliothek zu verlassen. Der Geruch von Rauch lag schwer in der Luft. Keine zwanzig Meter weiter brannte eine Gaststätte, und das Feuer schlug gerade auf das Verbundhaus über, das die Gaststätte mit einem daneben liegenden Wohnhaus verband. Das einfache, unbehandelte Holz des Verbundhauses war eine willkommene Nahrung für die gierigen Flammen. Es würde nicht lange dauern, bis der ganze Straßenzug in Flammen lag. Das laute Knistern würde sich zu einem betäubenden Lärm entwickeln. In der Ferne hörten sie das Krachen und Poltern eines Gebäudes, das in sich zusammenbrach. Auch dieses Geräusch würde in dieser Straße nicht lange auf sich warten lassen.

Schritt für Schritt arbeiteten sie sich vor. Der Regen hatte aufgehört, doch die Wolken am Himmel waren so dicht und düster wie zuvor, und was an Mondlicht vielleicht durchgeschienen wäre, wurde jetzt durch dunklen Rauch verdeckt. Sie ließen nur zwei Häuser hinter sich, bis aus einer anderen Nebenstraße eine Gruppe wandelnder Toter hervorkam. Statt den Kampf zu suchen, wichen sie aus, und so liefen sie im Zick-Zack durch die nächtlichen Straßen, sich ganz allmählich dem Kloster nähernd. Immer wieder trafen sie auf die zerfleischten Körper von Leuten, die nicht schnell genug vor den Toten hatten fliehen können. Männer, Frauen, Kinder - die Monster machten keine Unterschiede. Die leisen, erschrockenen Ausrufe und Schluchzer in der Gruppe machten klar, dass nicht alle unter ihnen diese Bilder besonders lange aushalten würden.

Einmal glaubten sie, in der Dunkelheit jemanden rennen zu sehen, doch die Gestalt war so schnell verschwunden, dass sie keine Gelegenheit hatten, Kontakt aufzunehmen - und lautes Rufen war im Moment ein Tabu, dessen Bruch sie alle das Leben kosten konnte.

An einer Kreuzung hatte sich eine kleinere Gruppe der Wandelnden gesammelt, sieben oder acht standen hier auf einem Fleck und schienen auf frisches Fleisch zu warten. Ihr gutturales Stöhnen und Ächzen hallte wie eine böse Drohung durch die ansonsten leeren Straßen. Doch noch bevor sie entschieden, wie sie die Kreaturen umgehen konnten, sahen sie einen Mann in silberner Kettenrüstung auf die Straße stürmen. Er hielt nichts weiter als eine Eisenstange in der Hand, doch schlug er mit einer solchen Wut auf die Kreaturen ein, dass er einem nach dem anderen den Schädel einschlug. Gelirion lief instinktiv nach vorne, um zu helfen, und auch Cederon folgte ihm nach kurzem Zögern, einem schnellen Blick zu seiner Familie. Sie liefen, beobachteten, wie ein Körper nach dem anderen zu Boden fiel, bis nur noch zwei übrig waren.

Sie waren nur noch wenige Schritte entfernt. Die Eisenstange zertrümmerte einen weiteren Schädel. Der letzte aufrecht stehende Untote aber nutzte seine Chance, und schlug dem tapferen Kämpfer seine Zähne in den Hals. Er schrie auf, lauthals. Noch während er mit dem Monster, das sich in ihn verbissen hatte, zu Boden sackte, schlug der Mann auch dieser Kreatur den Schädel ein, und blieb dann, inmitten des Gemetzels, schwer atmend auf dem Boden liegen.

Gelirion und Cederon waren bei ihm angekommen. Aber sie waren zu spät, um ihm zu helfen, einige, wenige Sekunden zu spät.
« Letzte Änderung: 30.10.2013, 23:30:39 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Esulilde Ziberadi

  • Beiträge: 339
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #199 am: 31.10.2013, 09:30:28 »
"Ich grüße Euch, Lynette. Und auch Euch, Mia und Kendra. Und auch Ich war, bevor ich mit meiner Ausbildung zur Priesterin angefangen habe, sehr fasziniert, von den Wundern, die die Priester vollbracht haben. Und ich selbst, war erstaunt, als mich die Götter auserwählt hatten, einem von ihnen zu dienen. Es tat gut zu wissen, dass ich jenen, die meiner heilenden Hände bedürfen, helfen kann, auch wenn meine Kraft begrenzt ist. Wir sollten versuchen, Feindkontakt zu vermeiden. Aber dennoch sollten wir uns in Bewegung setzen, oder die wandelnden Toten werden uns früher oder später finden und so sehr über uns herfallen, dass wir alle doch noch den Tod finden. Solch ein Schicksal wünsche ich nicht."

Während sie das Gebäude verließen, hielt Esulilde einen Ärmel ihrer Robe vor mund und Nase, um nicht zu viel von dem Rauch einzuatmen. Die Feuer hatten sich immer weiter ausgebreitet. Sie hoffte, dass die Gruppe und sie einen nicht brennenden Unterschlupf finden würden, um wenigstens eine Atempause zu haben. Einen Ort, den sie nutzen konnte, um erneut in ihr stilles, meditatives gebet an Aguas versinken zu können.

Omrah

  • Beiträge: 377
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #200 am: 31.10.2013, 19:09:54 »
Omrah erwiderte den Blick Ryffas dankbar aber nur für einen kurzen Moment, denn bei den Worten Gelirions hatte er den Kopf gesenkt und den Boden angestarrt, um bei seiner Lüge nicht erwischt zu werden. Es hatte ihn schon viel Überwindung gekostet seine Geschichte überhaupt dem Mädchen zu erzählen, die in den wenigen Tagen nach seiner Flucht zu der wichtigsten Person in seinem Leben geworden war. Er würde versuchen das ganze so lange wie möglich geheim zu halten.
Trotzdem war er erfreut, das sich so schnell ein Ausweg bot und er die Geschichte zumindest über Umwege erzählen konnte. Das würde etwas helfen aber vermutlich nicht lange. Er würde der Frage so gut er konnte ausweichen und hoffen, das sie irgendwann einfach vergessen wurde. Die Hoffnung starb schließlich zuletzt.

Hoffnung.

Es fiel Omrah schwer weiterhin zu hoffen. Überall wo sie hingingen liefen die Untoten umher und erinnerten ihn an seine Vergangenheit, die er versucht hatte in dieser Stadt hinter sich zu lassen. War Aradan nicht die schillernde Stadt, die für alles und jeden Hoffnung bot? Wo man seine Vergangenheit hinter sich lassen und neu anfangen konnte?
Er versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich bei diesen Gedanken in seine Augenwinkeln bildeten. Das er immer wieder mit ansehen musste wie die Untoten niedergestreckt wurden, half auch nicht weiter. Er kam nicht umhin in ihnen die Menschen zu sehen, die sie vorher vielleicht einmal gewesen waren. Familienväter und Mütter, Bauern oder Priester, es war vollkommen egal. Die Untoten schienen einfach alles ausgelöscht zu haben.  

Manchmal blickte er in die blutüberströmten Gesichter und sah seine Mutter oder seinen Vater. Deshalb entschied er auf dem restlichen Weg zum Kloster lieber auf den Boden zu sehen und zu versuchen die Besprechungen der Männer zu überhören. Er wollte nicht mitanhören müssen was der beste Weg war diese Monster abzuschlachten.
Omrah kapselte sich von der Gruppe ab. Das ganze war einfach zu viel für ihn. Er wollte die Kämpfe nicht mitansehen, er wollte die Untoten nicht ansehen und er wollte nichts hören.
Völlig verängstigt folgte er der Gruppe und reagierte auch nicht, nachdem die Kampfgeräusche verebbt waren. Er bekam nichts von der Szene und dem Mann mit dem Eisenstab mit und blieb dabei das ganze einfach zu ignorieren.

Er wollte einfach nur weg. In das Kloster. In Sicherheit.
« Letzte Änderung: 31.10.2013, 19:11:16 von Omrah »

Gelirion

  • Beiträge: 1337
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #201 am: 01.11.2013, 11:00:14 »
Beim Mann in der silbernen Kettenrüstung angekommen, blickte sich Gelrion zuerst um. Er wollte sicher gehen, ob nicht noch mehr Untote in der Nähe warten. Daneben ging es ihm auch darum, zu sehen ob der Mann für eine zweite Gruppe Überlebender gekämpft hatte. Aber der Wunsch nach Vorsicht überwiegte.[1] Insgesamt waren sie schließlich nur mit Vorsicht bis hier hingekommen. Kämpfe hielten zu lange auf und würden irgendwann ihre Opfer fordern. Opfer wie sie genug auf ihrem Weg lagen.

So konnte sich auch Gelirion nicht vollkommen vor dem Greul dieser Nacht verschließen. Das Feuer, das Krachen, der Rauch und die Leichen kamen ihm im Laufen fast unwirklich vor. Er musste sich zusammen reißen um nicht wie in einer dunklen Höhle nur noch nach vorne ins Licht zu starren. Das, so fand er, war das gefährlichste was passieren konnte. Denn dann in diesem Zustand würde er nichts mehr mitbekommen, was rechts und links neben ihm geschah. Doch zum Glück gab es etwas, was ihn in der Wirklichkeit hielt. Dieses etwas waren die Bürger, welche er beschützen musste. Es gab ihm ein Ziel.
Immer wieder blickte er zurück zu ihnen. Natürlich hatte er dabei immer wieder seine Schwester im Blick, welche sich mit Radjesha Tücher vor Mund und Nase gebunden hatten, aber nicht nur sie allein. Der Rest der Gruppe war ihm natürlich auch wichtig. Dabei beruhigte es ihm etwas, dass die Frauen nun auch fast jede eine Waffe in der Hand hatten. Schließlich hatte er einem der noch unbewaffneten Mädchen seine Axt in die Hand gedrückt und auch ihr kurz erklärt wie sie damit umgehen musste. Insgesamt, also mit Sheriak, dem Alten und dem Halbelf und seinem Hund waren sie doch eine gut wehrhafte Gruppe geworden. Natürlich sollten der Kern der Gruppe aus den Kämpfen heraus gehalten werden, besonders wegen den Kindern, aber jetzt konnten sie sich im Notfall währen.
Auch die Anwesenheit von Cederon an seiner Seite half Gelirion. Der Mann war zwar wie schon befürchtet kein ausgebildeter Krieger, doch zu zweit kämpfte sich besser. Auf dem Weg suchte Gelirion immer wieder den Blick des Mannes um ihn nicht abdriften zu lassen. So er dies bemerkte berührte Gelirion den Mann am Arm, und versuchte ihn mit knappen Worten wieder auf das Ziel, das Kloster, zu fokussieren.

So schafften sie es bis zu der Kreuzung und dem silbernen Mann. Nachdem sich Gelirion versichert hatte, dass keine unmittelbare Gefahr drohte, der laute Schrei würde sicher andere Untote anlocken, wendete er sich zu Cederon. „Schnell hol die anderen. Der Alte und Esulide können ihn vielleicht noch retten.“ Dann steckte der Paladin den Säbel weg und ging in die Hocke. Dabei löste er sein Halstuch damit der Mann sein nicht nur seine Augen sehen musste. Schließlich könnte das einen falschen Eindruck machen und auch ohne dem Tuch vor Mund und Nase sah Gelirion eh schon fremdländisch genug aus. „Mein Name ist Gelirion, mein Freund holt die anderen meiner Gruppe. Wir haben eine Priesterin und einen Medicus dabei. Sie können euch vielleicht retten.“ Während er dies dem Mann schnell mitteilte, blickte sich der Paladin die Wunde an.[2] Dabei verengten sich seine Augen, denn das was er sah gefiel ihm nicht. Der Untote hatte reichlich Haut aus dem Hals gerissen und dem Blutstrom nach zu urteilen auch eine lebenswichtige Ader verletzt. Raschblickte er zurück zur Gruppe. Wenn jemand etwas tun konnte dann wohl nur noch die Priesterin. Um vielleicht nur etwas an Zeit zu gewinnen, riss er ein Stück Stoff aus seinem Wappenrock und drückte den Fetzen auf die klaffende Wunde. Mehr als die Blutung solange aufzuhalten bis Esulide da war, konnte er im Moment nicht machen. Außer wohl noch den Mann bei Bewusstsein zu halten und so fügte er die Frage an. „Seit ihr alleine unterwegs?“
 1. Wahrnehmung 8
 2. Heilung 24
« Letzte Änderung: 01.11.2013, 12:23:06 von Gelirion »

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Die Nacht des Blutes
« Antwort #202 am: 01.11.2013, 12:29:27 »
Der schwer verletzte Mann griff Gelirion am Ärmel, und sah ihn mit starrem Blick an, während das Blut aus der tiefen Wunde an seinem Hals sprudelte. Er zitterte, krampfte am ganzen Körper, während er mühsam einige Worte hervorpresste. "Ihr müsst... meinen Kopf..." Seine Hand verkrampfte sich so sehr in Gelirions Arm, dass es ihm weh tat, aber der Paladin ignorierte die Schmerzen. Der Mann vor ihm kämpfte um sein Leben, um seine letzten Sekunden. "Wenn sie... beißen..." Seine Stimme wurde schwächer, und er konnte nur mit Mühe den Blick auf Gelirion richten. "...wird man zu einem von ihnen..."

Cederon zögerte keine Sekunde, und rannte zurück zu Esulilde. Er zeigte auf den Mann im Kettenhemd. "Er ist schwer verletzt. Ihr müsst ihn heilen, bevor es zu spät ist!"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Esulilde Ziberadi

  • Beiträge: 339
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #203 am: 01.11.2013, 12:55:08 »
Esulilde nickte stumm, doch gleichzeitig spürte sie Angst in sich. Sie hatte Stunden zuvor ihren Herrn während ihres Gebetes um neue Kräfte gebeten.
Sie hatte ihn um die Macht gebeten, wunden zu schließen, doch sie war keine Heilerin. Ihr lagen Zauber, mit denen sie ihre Gegner verwirren und beeinflussen konnten, mehr. Es gab auch Geweihte und Kleriker in Aguas' Diensten, die sich auf die Künste der Heilung spezialisiert hatten: Sie konnten sogar Wunden Heilen, ohne zu Aguas beten zu müssen, alleine dadurch, dass sie Bandagen anlegten oder Wunden säuberten und vernähten.

Doch Esulilde hatte den Pfad der Predigerin gewählt. Sie hatte gelernt, sich Gehör zu verschaffen, Menschen zu beeinflussen. Doch ihr Unterricht hatte, wenn auch nur oberflächlich das Heilen von Wunden mittels Magie und das - ebenfalls magische- stillen von Blutungen behandelt.
Wenn sie dem verwundeten Helfen wollte, musste sie sich auf ihre Intuition und darauf, dass Aguas ihre Hand leiten möge, verlassen.

Esulilde warf zunächst ebenfalls einen Blick auf den Verwundeten und versuchte, herauszufinden, ob ihr ein Weg einfiel, mögliche verletzungen zu behandeln.

Dann beugte sie sich zu dem Verwundeten, versenkte sich erneut in Aguas' Schatten und flüsterte "Herr, halte deine Hände über die, die noch nicht im Reich des Todes wandeln sollen. Beende ihre Leiden..." Ihre Hände vollführten einige beschwörende Gesten, während sie die Macht ihres Herrn in ihren Körper herabrief.
« Letzte Änderung: 01.11.2013, 13:27:36 von Esulilde Ziberadi »

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Die Nacht des Blutes
« Antwort #204 am: 01.11.2013, 13:10:51 »
Als Esulilde bei dem Verletzten ankam, bemerkte sie sofort, wie schwer seine Wunden waren. Viel Zeit hatte er nicht mehr, so viel war klar. Und doch, als Esulilde ihn heilen wollte, schüttelte er nur flehend den Kopf...
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Esulilde Ziberadi

  • Beiträge: 339
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #205 am: 01.11.2013, 13:23:56 »
Esulilde hatte gerade mit ihren Gesten und ihren Worten begonnen, als der Mann ihre Heilung ablehnte.
"Warum verweigert Ihr eine helfende Hand?" ihre Stimme war zwar ruhig und leise aber dennoch plötzlich kalt wie ein Windhauch, leise genug, dass die anderen Überlebenden, so hoffte sie es zumindest, nicht mitbekamen. Es war für die dunkle Geweihte schon nicht leicht, die Rolle der gütigen Heilerin, die fast einer Priesterin Elendras gleichkam, zu spielen und dann lehnte der Mann auch noch ab, dass sie ihm half? Wenn er an seinen Verletzungen zugrunde gehen wollte, war es seine Entscheidung. Sie würde keine Schuldgefühle haben, der Mann hatte die Heilung abgelehnt, Esulilde hatte ihm die Heilung nicht verweigert. Die Priesterin wollte durch die Heilung ihre Tarnung aufrecht erhalten.
Sie stand auf und wartete auf eine Antwort. Doch ihr freundlicher Blick hatte sich verfinstert.
« Letzte Änderung: 01.11.2013, 13:28:15 von Esulilde Ziberadi »

Gelirion

  • Beiträge: 1337
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #206 am: 01.11.2013, 20:18:01 »
Fragend blickte Gelirion vom Mann zur Priesterin und zurück. Er hatte die bruchstückhaften Worte des Mannes gut verstanden, doch wollte er sie nicht glauben. Von einem Untoten gebissen zu werden, hieß schließlich noch nicht, dass man selber zu einem Wurde. Ja, man starb recht leicht an ihnen aber von so etwas hörte der Paladin das erste Mal. Er blickte zurück zum Mann, dem er wieder den Stofffetzen auf die Wunde drückte. Leise, so dass nur die Priesterin es hören konnte sprach er „Er sagte vorhin, wenn sie beißen wird man einer von ihnen.“ Er schloss kurz die Augen, denn auch da er es ausgesprochen hatte glaubte er es nicht. „Ihr… Ihr wollt in Würde sterben …, richtig?“ fragte er den Mann mit einer zutiefst bedrückten Stimme. Denn in Würde sterben hieß ihn den Kopf abzuschlagen oder zu spalten, so dass er nicht wieder auferstehen würde. Eine Tat, vor welche es dem Paladin schauderte. Denn es konnte doch nicht sein … es durfte nicht sein, dass man so einfach dem Verderben erlag. Ihm Floh regelrecht die Wärme aus den Gliedern, während er mit der Priesterin auf eine Antwort wartete.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Die Nacht des Blutes
« Antwort #207 am: 01.11.2013, 21:17:08 »
Doch der Mann antwortete nicht mehr. Sein Blick blieb an Gelirion gehaftet, während das Zittern heftiger wurde... und dann plötzlich endete.

Er war gestorben.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Gelirion

  • Beiträge: 1337
    • Profil anzeigen
Die Nacht des Blutes
« Antwort #208 am: 02.11.2013, 10:41:32 »
„Oh Ceriva, empfange die Seele dieses Streiters.“ Flüsterte Gelirion sogleich. Langsam löste er die Hand vom blutdurchtränkten Fetzen. Noch immer fühlte er sich kalt, was für die anderen durch eine Bleiche der Haut sichtlich war. Beim Aufstehen befreite er seine Hand am Wappenrock vom Blut des Mannes. Immer noch fragte er sich, ob dieser Recht hatte. Ob es sein könnte, dass ein Biss zum unausweichlichen führte. Er war gestorben, aber die Wunde war auch sehr schwer so das es nicht wunderlich war. Wieder biss er sich auf der Unterlippe herum. Dieser Gedanke, diese Möglichkeit gefiel ihm nicht.

„Cederon, führe die anderen rasch vorbei. Er ist tot und du weißt.“ in seinem Schwang die Kühle die er fühlte mit. Denn eines stand fest, der Mann war tot und bis jetzt waren alle Toten wieder aufgestanden. Das musste verhindert werden. Zu der Priesterin flüsterte er kurz danach noch ein paar Worte. Bedacht, dass nur sie sie hörte. „Bitte sagt erst einmal nichts zu den Anderen außer zum Alten. Wenn ich euch eingeholt habe, würde ich gerne wissen ob es möglich ist, was der Mann behauptet hat.“ Dann wollte er warten bis alle vorbei waren. Sie sollten nicht zusehen müssen, wie er dem Mann den Kopf abtrennen würde.

Dass es seltsam war, dass er ihn nicht töten konnte, als er lebte und nun klar über das Abtrennen des Kopfes nachdachte, fühlte er in sich. Doch verwendete er nicht allzu viele Gedanken daran. Denn es war klar, dass der Mann als Leiche wieder auferstehen konnte und dies genügte ihm momentan.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Die Nacht des Blutes
« Antwort #209 am: 02.11.2013, 10:58:59 »
Cederon nickte. Mit einem letzten Blick sah er auf den Mann, dessen blondes Haar rot von seinem eigenen Blut war, Blut, das noch immer, wenn auch langsamer, aus der klaffenden Wunde troff. "Kommt mit, hier entlang", wies er die anderen an. Sie liefen zum Eingang einer weiteren Nebenstraße. Bis zum Kloster war es nicht mehr weit, vielleicht noch zwei oder drei Straßen.

Am Eingang der Straße blieb Cederon noch einmal stehen, und sah sich zu Gelirion um. Er wollte etwas sagen, doch auf einmal weiteten sich seine Augen, und Gelirion sah, wie er auf etwas hinter dem Paladin zeigte.

Gelirion sah sich um. Die Nebenstraße, auf der sie waren, führte direkt zu der großen Straße, die sie bewusst vermieden hatten. Und von dort, vorbei an einer Schlachterei, wie durch das Holzschild angedeutet wurde, das über der Straße hing, kamen einige wankende, ächzende Gestalten auf ihn zu. Eine junge, dunkelhaarige Frau in einem verdreckten Nachtkleid konnte er erkennen, dahinter ein Mann in der Uniform der Stadtwache. Und weitere folgten, keine zwanzig Meter von ihm entfernt.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

  • Drucken