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Autor Thema: Die Nacht des Blutes  (Gelesen 30501 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #75 am: 06.09.2013, 00:25:50 »
"Bei Elendra!" hörte Rhamedes draußen jemand rufen - eine Frauenstimme. Dem folgte ein wütend klingendes Stöhnen vor seiner Tür, danach schlurfende Schritte, die sich scheinbar von seiner Tür weg bewegten - hin zur Quelle des entsetzten Ausrufs.

Der Menschenfresser vor seiner Tür verfolgte offenbar ein neues Opfer. Aber was vor seiner Tür lag, war vermutlich immer noch dort.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Rhamedes

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #76 am: 06.09.2013, 01:01:00 »
Seine Gedanken rasten. Es waren mindestens drei. Er war ein alter Mann, so kurz vor seinem - "Wie alt bin ich? 60? 65?" - 70. Geburtstag. Seine jugendliche Kraft war lange von ihm gegangen und sein Körper würde nur noch schneller verfallen. Rhamedes, so wirr seine Gedanken inzwischen war, war sich im Klaren darüber - manchmal zumindest - dass nach ärztlichen Maßstäben sein Körper in die nächste Phase des Verfalles übergehen würde. Vielleicht war es jetzt schon so weit. Er fühlte sich unendlich müde und die Angst lähmte seine Muskeln noch mehr, machte sie noch schwächer. Ein bisschen so als würde man einem Patienten Tollkirschen geben, damit sich die Pupillen weiteten, dabei aber ihre Muskelatur etwas erschlaffte. Diese positive, sorglose Müdigkeit diese einstellte. Man fühlte sich entspannt, aber müde. Der Mund wurde vielleicht etwas trocken. Rhamedes wünschte sich jetzt auch ein paar Tollkirschen oder Stechäpfel herbei, denn wenn er das verarbeitete, könnte er eine schnelle Arznei herstellen, zu der es keine Wunderwerke brauchen. Seine Pupillen würden erweitert, aber es würde auch zu einer Akkommodation der Augen führen. Er würde kurzfristig besser sehen können, und vor allem entspannte es vor allem die glatte Muskulatur, also vor allem die Blase. Rhamedes Blase meldete sich vor Furcht. Wie sollte er, der alte Mann - "Ich bin fast 70!" - helfen.

Er würde die Tür nicht aufbekommen. Nicht wirklich. Womit sollte er sie aufbekommen? "Oh Merao. Dieses sichere Zimmer zu verlassen ist wohl dumm. Was, wenn draußen noch mehr Menschenfresser warten? Bin ich hier - im Stillen - sicher. Doch..."
Der Ausruf der Frau hallte in Rhamedes Gedanken wieder, verschwand nicht aus dem Kurzzeitgedächtnis, sondern brannte sich ein. Was sollte er tun? Er war nur ein alter Mann. Leise sein und unter dem Bett verstecken?
Die Panik wurde größer. Er war kein Held. Ja, er war kein Held. Er hatte keine Tollkirschen gegessen. Er erleichterte sich zitternd in den Nachttopf, während er versuchte nicht nach draußen zu lauschen[1].
 1. Wahrnehmung 13
« Letzte Änderung: 06.09.2013, 01:03:40 von Rhamedes »

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #77 am: 06.09.2013, 07:33:19 »
Wer auch immer entsetzt geschrien hatte, lief daraufhin weg, so viel konnte Rhamedes hören. Die Kreatur, die sich vor seiner Tür schmatzend genährt hatte, stand auf und verfolgte die Flüchtende mit schlurfenden Schritten. Nachdem die Schritte im Gang nicht mehr zu hören waren, blieb nur noch die Person, die vor seiner Tür zusammen gebrochen war - und die gab, erwartungsgemäß, keinen Laut mehr von sich.

Während Rhamedes versuchte, nicht auf die Ereignisse vor seiner Tür zu achten, zog draußen etwas seine Aufmerksamkeit auf sich. In der Ferne konnte er ein Licht erkennen... war das Feuer? Es sah aus, als würde es in der Stadt brennen, irgendwo einige hundert Meter entfernt...

Dann wieder zog etwas seine Aufmerksamkeit wieder auf die Tür. Ein Stöhnen, dann Bewegungsgeräusche. Es klang... es klang, als würde die Person, deren Blut eine Lache vor seiner Tür gebildet hatte, aufstehen und davon gehen.
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Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #78 am: 06.09.2013, 09:41:53 »
„Ina“ sprach Gelirion freudig überrascht den Namen seiner Schwester. Seine Umarmung war fest, so als wollte er seine Schwester nicht mehr los lassen. Die Erleichterung sie zu sehen, zu merken dass es ihr gut ging, trieb ihm Tränen in die Augen. Als er sich von ihr löste, wischte er sich mit dem rechten Ärmel über die Augen. „Bei Ceriva, ich habe mir große Sorgen um dich gemacht. Wo warst du? Wer war in deinem Zimmer? Weißt du was passiert ist?“ sprudelte es aus Gelirion heraus. Er wartete aber kaum auf eine Antwort, sondern nahm die zu Boden gefallenen Axt wieder auf und kletterte durch die Tür. Zuhören konnte er ja auch so.
Draußen betrachtete er die beiden Frauen kurz. Dass ihre Kleider voller Blut waren, gefiel ihm nicht. Sie waren also nicht wirklich in Sicherheit gewesen. „Mein Name ist Gelirion a Gryphus, Paladin der Ceriva. Zu euren Diensten.“ begrüßte er die Landsfrau. Dabei legte die rechte Hand mit der Axt auf die Brust, verneigte sich leicht und löste die Hand von der Brust.

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #79 am: 06.09.2013, 22:44:46 »
Das Lächeln verschwand aus Inas Gesicht, als Gelirion fragte, was geschehen war. "Das ist Radjesha Alirath, sie kommt auch aus Othun. Sie ist als Diplomatin im Auftrag des Herrscherhauses hier. Wir haben uns unten im Schankraum kennengelernt, aber es als dort lauter wurde, sind wir auf ihr Zimmer, um uns weiter zu unterhalten. Und dann..."

Radjesha nickte Gelirion zu. "Es freut mich, euch kennenzulernen. Ich wünschte nur, das würde unter anderen Umständen geschehen. Wir saßen in meinem Zimmer, als wir im Flur einen Schrei hörten. Als wir nachsahen, waren dort mehrere dieser... Kreaturen. Sie haben die Gäste angegriffen. Eure Schwester... sie war ziemlich beherzt. Sie hatte zwar nur einen Stuhl als Waffe, aber damit hat sie gleich vor Ort drei dieser Kreaturen niedergemacht und damit einigen Leuten das Leben gerettet."

Seine Schwester sah beschämt zur Seite. Für eine Frau in ihrem Stand war es nicht angemessen, zu kämpfen, aber irgendwie drängte sich Gelirion das Gefühl auf, dass sie nicht zum ersten Mal eine Waffe benutzt hatte - auch wenn es in diesem Fall nur ein Stuhl gewesen war.

"Ich nehme an, irgendein Nekromant hatte eine Rechnung mit dem Wirt oder einem der Gäste offen. Oder ein Aguas-Priester, aber dann keiner aus den offiziellen Tempeln - die halten sich hier mehr oder weniger an die Gesetze, und würden so etwas nicht wagen", erklärte Gelirions Schwester.
« Letzte Änderung: 06.09.2013, 22:50:29 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #80 am: 07.09.2013, 21:14:14 »
Gelirion schloss kurz die Augen. Diese Vermutung lag durchaus nahe. Im Moment würde er aber gerne diesem Nekromanten, egal ob Priester oder nicht, den Gar ausmachen. „Vermutlich, und wenn ja dann eine Schandtat. Unschuldige in so etwas mit hinein zu ziehen.“ Dann schüttelte er aber den Kopf. „Nein, …“ Aus dem Dunkeln seines Gedächtnis drängte eine Erinnerung ans Licht. Als beide Frauen sprachen, hatte sein Kopf die Möglichkeit nachzudenken und fand etwas was er nur beiläufig mitbekommen hatte. „Nein, als ich ins Wirtshaus kam war weiter die Straße hinunter ein Kampf. Ich hatte keine Zeit mehr davon zu erfassen aber nach dem hier erlebten. Ich würde es nicht nur auf die Taverne begrenzen.“ er biss die Zähne zusammen und blickte seine Schwester ernst an. Seine Sorge kam zurück und auch wenn es ihn freute von ihrer Wehrhaftigkeit zu hören waren Stühle beine geeigneten Waffen. „Ich befürchte alleine wäre ich nur eine miserable Wache für euch edlen Damen.“ Er schluckte einen Anflug eines Lächelns hinunter. „Wenn ihr erlaubt würde ich sagen, wir suchen nach weiteren Überlebenden im Wirtshaus und dann auch nach passierenden Waffen für euch werte Radjesha und meine Schwester. Ein Stuhl soll nur in der Not das Mittel der Wahl sein. Wisst ihr ob hier noch jemand überlebt hat? Wenn nein sollten wir nach oben. Dort könnten noch weitere sein und spätestens in meinem Zimmer könnte ich euch ein Schwert und einen Dolch anbieten. Was haltet ihr davon?“ Er blickte die beiden Frauen erwartungsvoll an. Natürlich gab es auch eine andere Lösung aber seine Schwester verbarrikadiert in einem Zimmer zu wissen war auch nicht das wahre. Es ähnelte einer Maus in einer Mausefalle und könnte so enden wie gerade eben.

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #81 am: 07.09.2013, 21:23:47 »
Radjesha erschrak ein wenig, als Gelirion davon sprach, sie zu bewaffnen. "Ich... ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Waffe in der Hand gehalten", gab sie kleinlaut zu. Damit hatte sie wohl den gesellschaftlichen Anforderungen, die an sie gerichtet worden waren, voll entsprochen.

Seine Schwester allerdings runzelte bei etwas anderem die Stirn. "Du meinst... es könnten noch weit mehr Leute in Gefahr sein? Dann sollten wir schnell herausfinden, wie weit das geht. Ob es nur die Straße ist, oder... vielleicht sogar die ganze Stadt. Eine Art... besonders hinterhältiger Angriff aus Liur vielleicht?"

Dann weiteten sich plötzlich ihre Augen. "Alberto! Ich hoffe, dass er nicht in Gefahr ist."

Kurz sah sie den Gang hinunter, aus dem sie gekommen waren. "Wir haben bis auf einen Flur alles im ersten Stock abgesucht. Im zweiten waren wir noch nicht. Los, wir sollten uns beeilen!"

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Omrah

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #82 am: 07.09.2013, 23:43:47 »
Als Ryffa ihn in die Seitengasse zog und er die Untoten sah, musste Omrah einen Schrei unterdrücken. So nah war er diesen Wesen seit der Nacht damals nicht mehr gewesen und er hatte nicht vor ihnen näher zu kommen. Als sie ihre Hände nach ihm und Ryffa ausstreckten, wurde er aber sofort von Ryffa wieder auf die Straße gezogen. Er wollte so schnell wie möglich das Kloster erreichen und sie konnten sich nicht leisten in so einem Moment zu verschnaufen, auch nicht für nur wenige Sekunden.
Ryffa hatte richtig gehandelt. Er rannte weiter und übernahm für einen Moment die Führung. Vielleicht lag es daran, das er den Fragen seiner Freundin und damit den Erinnerungen an die Nacht entkommen wollte. Allerdings war der Junge nicht dumm, er wusste das dieser Tag kommen würde und er Ryffa davon erzählen musste, wieso er nach Aradan gekommen war. Er seufzte einmal laut und versuchte sich etwas zu sammeln, wofür er länger brauchte als vorher gedacht. Seine Antwort wurde immer wieder unterbrochen, da er durch das angestrengte Rennen schwer atmete. 

"Ich... ich habe das schon einmal erlebt. In meinem Heimatdorf Gardaa. Das ist überhaupt der Grund, warum ich nach Aradan gekommen bin. Mitten in der Nacht wurde ich von meiner Mama und meinem Papa geweckt aber... sie waren es nicht wirklich.... Ich sehe immer noch jede Nacht, wie sie auf mich zukommen und..."

Omrah schaffte es nicht weiterzusprechen und brach den Satz ab. Er wischte sich eine Träne von der Wange und strengte sich lieber weiter an zu überleben und den Schutz des Klosters zu erreichen. Er versuchte die wankenden Untoten zu ignorieren aber immer wieder fiel sein Blick auf sie und erinnerte ihn daran, was aus ihm werden würde, wenn er auch nur eine Sekunde aufhören würde zu laufen. Sie mussten es einfach schaffen.

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #83 am: 08.09.2013, 01:05:28 »
Während Omrah die Straße entlang rannte, sah er in der Ferne, wie sich Flammen ausbreiteten. Es standen offenbar ganze Straßen in Flammen. Ob die wandelnden Toten mit dem Feuer zu tun hatten? Noch waren die Flammen einige hundert Meter entfernt - es blieb zu hoffen, dass das Feuer nicht in ihre Richtung kommen würde.

Ryffa sah ihn mit sorgenvollem Blick an. "Siehst du das? Was ist denn hier los?"

Sie rannten weiter, doch je länger sie liefen, desto mehr dieser Kreaturen begegneten ihnen. Sie sahen sogar einige Male mit an, wie die Monster über andere Menschen herfielen. Ryffa zog ihn selbst da ohne zu Zögern weiter mit.

"Wie ist das damals passiert? Weißt du, was hier los ist?"

Ihr Blick zeigte ihr Mitgefühl, aber für viele Worte war keine Zeit.
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Omrah

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #84 am: 08.09.2013, 02:22:31 »
Das Feuer breitete sich langsam in der gesamten Stadt aus. Omrah hoffte, das sie diese Nacht unbeschadet überstehen und weder von den Untoten gefressen, noch von dem Feuer verbrannt wurden. Er hoffte bei allem was er hatte, das er dieses Chaos ein weiteres mal überleben würde. Er erwiderte den Blick Ryffas und seine Augen waren mit derselben Sorge gefüllt, wie ihre. Aber auch Angst war in ihnen zu sehen. Und Hoffnung.

"Ich weiß es nicht. Es sieht so aus, als würde sich das Feuer früher oder später in der gesamten Stadt ausbreiten."

Die Flucht schien kein Ende zu nehmen und bis jetzt war auch keine Rettung in Sicht. Stadtdessen begegneten sie noch mehr Untoten und mussten mit ansehen, wie sie die Bewohner der Stadt angriffen und über sie herfielen. Unwillkürlich schossen Bilder durch den Kopf des Jungen und er konnte sie einfach nicht vertreiben. Wäre Ryffa nicht dagewesen und hätte ihn durch die Stadt gezogen, dann wäre der Junge von dem Anblick gefangen genommen worden und wäre wie hypnotisiert stehen geblieben - ohne eine Möglichkeit sich vom Fleck zu rühren. Wie eine Maschine bewegte sich Omrah weiter, während seine Gedanken bei ganz anderen Dingen waren. Nur die Frage Ryffas, riss ihn aus seinen Gedanken. Ihre Fragen quälten ihn aber er sah ihr an, das sie das wusste und das sie nötig waren.

"Es war mitten in der Nacht und ich habe geschlafen. Als ich gemerkt habe, das meine Eltern nicht mehr sie selbst waren bin ich einfach gerannt. Ich weiß leider nichts." versuchte Omrah sich zu entschuldigen. Aber es war nicht wichtig, was genau passierte - zumindest jetzt nicht. Viel wichtiger war, das sie endlich in Sicherheit kamen und das Kloster erreichten.

Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #85 am: 08.09.2013, 08:42:53 »
Gelirion nickte Radjesha zu. Natürlich war es nicht den Stand einer Edlen entsprechend aber er hatte es ernst gemeint. Alleine malte er sich keine Chancen aus, sie zu beschützen. Es brauchte nur jemand von hinten ankommen. Die Gedanken darüber ließen den Halbelfen keine Ruhe. Er fühlte wie eine Nervosität in ihm aufstieg. „Werte Radjesha, ich weiß es ist eurer beider nicht würdig, aber ihr beide solltet wenigstens etwas haben um mögliche Angreifer solange zu beschäftigen bis ich sie abwehren kann. Wenn ihr keine Klinge führen wollt, verstehe ich es. Aber mindestens einen Stab, und sei es ein Besenstiel, solltet ihr nehmen.“ Er lächelte aufmunternd auch wenn ihm kaum danach war. „Aber, erst einmal einen Besen finden beziehungsweise in mein Zimmer oder das unserer Wachen kommen.“ Zu seiner Schwester gewannt meinte er dann. „Ich denke und vermute gerade gar nichts. Allein die Sorge um eure Sicherheit treibt mich gerade an und die Pflicht, dass ich bei so etwas makabren nicht still zusehen kann.“ Seine Schwester konnte sehen, dass ihr Bruder es sehr ernst meinte. Sie sah wohl auch wie groß seine Sorgen um sie waren. „Dein Alberto wird sich zu verteidigen wissen oder zumindest seine Wachen. Wenn wir bei ihm sind, auf seinen Anwesen, dann sind wir in Sicherheit.“

Gelirion bewegte seine rechte Schulter in einer Kreisbewegung um diese zu lockern. „Nun denn, hier noch ein Gang und dann oben. Also richtig Schwester, auf auf. Vielleicht finden wir auch etwas, damit ihr euch verteidigen könnt. Achtet bitte auch immer auf unseren Rücken. Nun welchen Flur müssen wir hier noch durchsuchen?“ So die beiden ihm zeigten welcher Flur hier noch durchsucht werden musste, würde er mit dem Schild vor sich vorangehen.

Das wirklich mehr als dieses Gasthaus oder die Straße befallen war, daran wollte Gelirion gerade nicht denken.

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #86 am: 08.09.2013, 12:08:24 »
Ryffa hörte Omrah genau zu, und nickte dann nur kurz, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie verstand und dass seine Antworten ihr für den Moment genügten. Jetzt gab es wichtigeres - nämlich Überleben.

Nach einer Biegung der Straße wurde genau das auch tatsächlich zu einem sehr drängenden Thema: Vor ihnen hatte sich nämlich eine ganze Horde dieser Kreaturen versammelt! Zweihundert, vielleicht dreihundert Personen standen hier - oder zumindest etwas, das früher einmal Personen gewesen waren. Auf dem Boden lagen zahlreiche Tiere, aber auch einige Menschen. Die Untoten fraßen sich satt.

Blitzschnell legte Ryffa Omrah die Hand vor den Mund, damit er keinen Schrei ausstieß. Gleichzeitig bemerkte er, dass sie selbst einen Schrei nur schwer unterdrücken konnte. Mit angstgeweiteten Augen starrte sie auf die Szene. Die Monster hatten sie noch nicht bemerkt, aber wenn das geschah, waren sie vermutlich verloren.

Ruckartig zog sie Omrah mit sich in eine Seitengasse. Es war genau die Art von Gasse, die sie vorher die ganze Zeit vermieden hatten. Es gab nur einen Weg - nach vorne -, und der Weg zurück würde sie zurück zu der fressenden Horde bringen. Und die Gasse war so eng, dass sie einer Begegnung im schlimmsten Falle nicht aus dem Weg gehen konnten. Aber sie hatten keine andere Wahl. Sie mussten weg von der Straße, bevor auch nur eines der Monster nach oben sah und sie entdeckte.

"Elendra hilf uns", flüsterte sie, als sie in der Dunkelheit der Gasse angekommen waren. "Wir müssen..."

Sie wurde von einem heftigen Knall unterbrochen. Erschrocken drehten sich die beiden Kinder um. Hinter ihnen stieß eine gewaltige Flammensäule in die Luft, eine Explosion gute hundert Meter entfernt. Brennende Bruchstücke verteilten sich weit über die Stadt, und nachdem der Knall der Explosion verklungen war, hörte man das grauenhafte Stöhnen und Ächzen hunderter untoter Kreaturen, die das Ereignis ebenfalls aufgeschreckt hatte.

Omrah spürte die Gänsehaut, die das Geräusch verursachte, über den ganzen Körper. Doch dann bemerkte er noch etwas. Die Bruchstücke... sie flogen in alle Richtungen, und zwar auch in ihre! So heftig war die Explosion, dass die letzten der brennenden Teile sogar bei Ihnen ankamen. Auf der Straße, aus der sie gekommen waren, schlugen einige Stücke auf, ebenso auf den Dächern der umliegenden Häuser. Und Omrah sah auch ein Stück - war das ein Bruchstück eines Bettpfostens?? -, das genau auf sie zukam.

Instinktiv duckten sich die beiden Kinder, und das brennende Holz flog knapp über sie hinweg. Und traf etwas. Etwas, das mit einem lauten Stöhnen einige Meter zurückgeschleudert wurde.

Als sich Omrah und Ryffa umsahen, erblickten sie einen der Untoten, der rücklings auf dem Boden lag. Das Bruchstück hatte seinen Brustkorb zerschmettert, und die Flammen hatten seine Kleidung in Brand gesetzt. Stöhnend und ächzend lag der Mann - er war vor seinem Tod vermutlich um die dreißig Jahre alt gewesen, und trug einen teuren Anzug - auf dem Boden und versuchte, mit rudernden Armen von dem brennenden Holz wegzukommen, schaffte es aber nicht.

Im Augenblick war das Monster keine direkte Gefahr für sie. Aber... sie mussten an der Kreatur vorbeikommen, um die Gasse weiter entlang zu gehen. Und der Rückweg war definitiv keine Option mehr. Nach dieser Explosion waren die Untoten aufgeschreckt, so viel war sicher.
« Letzte Änderung: 08.09.2013, 12:10:52 von Sternenblut »
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Sternenblut

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« Antwort #87 am: 08.09.2013, 12:25:57 »
Radjesha nickte unsicher, sah zu Gelirions Schwester, die ihr auch aufmunternd zunickte, und erwiderte dann: "In Ordnung. Ich werde mein Bestes versuchen."

Ina zeigte ihm die Richtung, und sie wollten gerade loslaufen, als draußen ein lauter Knall zu hören war. Eine Explosion, mitten in der Stadt! Durch das offene Fenster in Inas Zimmer konnten sie sogar sehen, wie sich für einen kurzen Moment die Nacht erhellte. Wenige Augenblicke später hörten sie das dumpfe Aufschlagen fester Gegenstände gegen die Wände des Gasthauses. Was auch immer dort draußen in die Luft geflogen war, seine Bruchstücke verteilten sich bis hierher.

"Schnell, weiter!" holte Ina die kleine Gruppe aus dem kurzen Schock, und gemeinsam liefen sie den Gang entlang.

Sie kamen an einigen weiteren Leichen vorbei - Inas Blick ließ Gelirion verstehen, dass sie zum Teil dafür verantwortlich war, und schließlich kamen sie auch an einem in seine Einzelteile zerschmetterten Stuhl vorbei, dessen eines Stuhlbein noch aus dem Kopf einer älteren Frau ragte. Schließlich erreichten sie den Gang, den die beiden Frauen noch nicht untersucht hatten.

Dass sie diesen Gang ausgelassen hatten, war vermutlich ihre Rettung gewesen. Was dort im Flur stand, war selbst zu Lebzeiten kein Mensch gewesen. Gelirion kannte Orks - es gab nur wenige in Othun, aber es gab sie -, und er hatte schon Legenden von den mächtigen Ogern gehört. Die Kreatur vor ihnen schien eine Mischung aus beidem zu sein. Die grüne Haut und die hervorstechenden Hauer in seinem Gebiss waren eindeutig orkisch. Seine Größe von beinahe zweieinhalb Metern allerdings, die riesigen Pranken, das missgebildete Gesicht entsprachen den Erzählunge, die er über Oger gehört hatte.

Die muskelbepackte Kreatur schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Sie saß auf dem Körper einer Frau, deren abgerissenen Kopf er in Händen hielt. Das lange blonde Haar fiel zu Boden, und die schreckgeweiteten Augen starrten sie leblos an. Radjesha blieb abrupt stehen - und übergab sich.

Das war vielleicht ihr Glück, denn so musste sie nicht mit ansehen, wie das Monstrum in den Kopf hinein biss, als wäre er eine reife Melone.
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Sternenblut

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« Antwort #88 am: 08.09.2013, 12:30:33 »
Noch bevor sich Rhamedes entschieden hatte, was er nun tun wollte, geschah etwas, das seine Situation noch verschlimmerte - auch wenn er kaum geglaubt hatte, dass das noch ging. Draußen war eine Explosion zu hören. Der Nachthimmel wurde für einen kurzen Moment erhellt. Wenige Augenblicke später sah er, wie brennende Bruchstücke durch die Luft flogen - und eines davon zerschmetterte die Glasscheibe seines Fensters, das er eben noch geschlossen hatte!

Eine große Holzplanke hatte sich, nur einen Meter von ihm entfernt, in den Fußboden seines Zimmers gebohrt. Funken verteilten sich für einen Moment im ganzen Raum - und Rhamedes sah, wie die Matratze seines Bettes Feuer fing!
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« Antwort #89 am: 08.09.2013, 12:33:10 »
Noch immer hatte Udeon nicht reagiert. Nur noch ein Schritt, dann würde die erste der Kreaturen ihn mit ihrer ausgestreckten Hand erreichen. In dem Moment ertönte von draußen ein Knall - eine Explosion, irgendwo in der Stadt! -, und für einen kurzen Moment erhellte ein Feuerschein die Nacht. Die Untoten ließen sich ablenken, blickten sich um, Udeon jedoch hielt seinen Blick auf sie gerichtet, noch immer mit leuchtenden Augen...
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