Es war interessant mit anzusehen, wie Gaius Sempronius Gracchus und Aurelia auf den Vorschlag, Caesar umzubringen, reagierten. Natürlich wollte keiner der beiden sich die Blöße geben und zu viel verraten. Jeder der Anwesenden hatte einen ähnlichen Brief, wie auch Guirmean selbst, erhalten. Der Inhalt war ein anderer aber der Sinn dahinter der gleiche und deshalb versuchte jeder der Anwesenden, sein eigenes Leben zu schützen. Vielleicht hatte man gegen die anderen nicht so viel in der Hand wie gegen ihn - was aufgrund seiner Herkunft nicht besonders schwer war - aber es war eine Tatsache, dass auch das Leben aller anderen in Gefahr war. Es war für den Kelten sicher, dass er den Worten der beiden - und auch allen anderen - nicht zu viel Glauben schenken konnte. Denn Worte waren schnell gesprochen und es war einfach zu lügen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Anders war es da bei Taten, denn die sprachen eine eindeutige Sprache, was Caesar schon bald bemerken würde.
Es galt also herauszufinden, wie viel Glauben er den Aussagen der hier Anwesenden schenken konnte. Noch einmal ließ sich der Kelte die Antworten aller Verschwörer durch den Kopf gehen und kam zu dem Schluss, dass er sich auf Niemanden als sich selbst verlassen konnte. Sie alle hatten nur das Nötigste gesagt oder im Falle von Gaius Sempronius Gracchus direkt einen Schritt nach hinten gewagt. Die Offenlegung ihrer Fähigkeiten war ein erster Schritt aber von Vertrauen und Zusammenarbeit waren sie noch meilenweit entfernt - was aber verständlich war.
Die Reaktion Gracchus konnte Guirmean allerdings nicht verstehen. Er musste ebenfalls einen Brief erhalten haben, der sein Leben in irgendeiner Weise gefährdete, sonst wäre er gar nicht hier. Deshalb war es erstaunlich und ziemlich mutig - oder einfach nur dumm - so einen Schritt nach hinten zu gehen und die Kooperation offen zu verweigern. Glaubte er wirklich, dass man ihn gehen lassen würde? Das man den Drohungen keine Taten folgen lassen würde? Galba ging ein hohes Risiko ein, dieses Treffen einzuberufen und offen über den Mord an Caesar zu sprechen. Er würde das nicht tun, wenn er nicht für seine Sicherheit und die Erfüllung der Drohungen sorgen konnte. Das musste auch Gracchus wissen und verstehen. Mit dem Erscheinen bei diesem Treffen, hatten sie alle bereits ihr Urteil gefällt, um an der Verschwörung und dem Mord Caesars teilzunehmen - ob sie wollten oder nicht. Galba hatte sie in der Hand und da gab es - zumindest auf den ersten Blick - kein Entkommen. Guirmean war sich jetzt sicher: Gracchus hatte sein Leben bereits in Gefahr gebracht, als er sich dazu entschieden hatte, einen Rückschritt zu wagen. Er würde den Mann im Auge behalten. Wenn Gracchus sich dazu entschied, sich wirklich zurückzuziehen, würde er keine andere Möglichkeit sehen, als ihn umzubringen.
Zumindest Aurelia schien schlauer zu sein und sich nicht offen gegen diese Verschwörung auszusprechen. Nichts anderes hatte er erwartet. Er glaubte nicht daran, dass sie wirklich hinter der Sache stand aber sie hatte erkannt, dass die Wahrheit hier nicht angebracht war und sie nur in Gefahr bringen würde. Guirmean hatte ihr sein Leben zu verdanken und das würde er ihr nie vergessen. Aber Galba bedrohte sein Leben und wenn Guirmean davon hören würde, dass Aurelia gegen diese Verschwörung arbeitet, würde er auch sie umbringen müssen. Das galt für jeden der hier Anwesenden. Galba benutzte sie alle für seine eigenen Ziele und er würde nicht zögern, jeden umzubringen, der eine Gefahr für die Verschwörung werden könnte. Wenn das ganze hier aufflog, wäre auch Guirmeans Leben in Gefahr und deshalb musste er diesem Problem von Anfang an und mit aller Härte entgegenarbeiten. Er würde es nicht zulassen, dass sich jemand zwischen ihn und den Tod Caesars stellen würde. Auf diese Möglichkeit hatte er einfach zu lange gehofft und gewartet. Es war offensichtlich, dass er als Kelte, sich nicht gegen die Verschwörung stellen würde. Was hatte er also zu befürchten, wenn er Farbe bekannte und etwas wagte?
Er trat einen Schritt vor und sah Gracchus kritisch an. "Ich denke wir sind alle aus dem gleichen Grund hier und deshalb muss ich Euch für Euren Mut bewundern, Gaius Sempronius Gracchus. Nicht zu kooperieren kann Euch einige Probleme bereiten aber das scheint Euch nichts auszumachen." Die versteckte Drohung und Erinnerung an den Brief waren durchaus beabsichtigt. Er warf Aurelia einen Blick zu, schwieg aber. Solange er konnte, würde er versuchen ihr keine Probleme zu bereiten. Der Kelte schwieg einen Moment um der Drohung eine Möglichkeit zu geben, ihre Wirkung zu entfalten und fuhr dann an alle gerichtet fort. "Wenn wir uns allerdings schon in diesem Tempel zusammengefunden haben, sollten wir die Zeit nutzen, um uns zu besprechen. Was soll also mit denen geschehen, die Caesar Nahe stehen? Sie werden den Mord nicht einfach so hinnehmen und akzeptieren. Sie werden Probleme machen. Wir sind uns bestimmt einig, dass ein Massaker die falsche Entscheidung ist, also hat jemand eine bessere Idee?"