Irene 'Die Faust' Tanner
Als sich die Klerikerin mit den stählernen Fäusten auf den Weg macht und die Schildwächter begleitet, erhellt sich deren Stimmung nicht nur aus dem Grund sichtlich, dass sich eine durchaus hübsche Frau unter den sonst rein aus Männern bestehenden Paladinen bewegt. Sie alle haben gesehen, was dieses Wort der Hoffnung anrichten kann, wenn man es herausfordert. Nicht nur in jenem Moment, als sie mit nur einem gezielten Angriff ihren Admiral ausgeschaltet hat, sondern auch bei dem Aufstand in der Buick-Street... Als sie den Zorn ihres Anführers auf sich zog, da sie sich ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Heilen der Verwundeten in hinterer Reihe offensichtlich widersetzte und jeden der anwesenden Wächter in den Schatten stellte, als sie nahezu alleine gegen ein ganzes Regiment an Abtrünnigen vorging...
Jene Erinnerung haftet zum Großteil immer noch allzu deutlich in den Gemütern der Krieger und sie waren froh, dass sie Apostaria nun folgt, da die Kaserne komplett alarmiert wird. Die Schildwächter werden nur gerufen, wenn es der Ernst der Lage erfordert... Und jedem muss bewusst sein, dass nun schon bald Blut fließen wird...
Nach einer Biegung und ohne nach ihren Uniformen zu greifen laufen alle anwesenden Wächter direkt die ausladende Treppe hinauf, geradeaus in den großen Einsatz-Besprechungsraum. Viele von ihnen tragen einfache privat Kleidung oder lediglich ihre Stoffunterwäsche, wenn sie gerade vom Training kommen. Eigentlich hat die Kaserne Apostaria aktuell Freigang, aufgrund der Vikentori Festlichkeiten... Normalerweise würde im Ernstfall jemand anders gerufen werden... Außer es benötigt der dringliche Umstand dieses Vorgehen.
Als sich der Saal füllt, tritt schließlich der nach dem Admiral Ranghöchste - Erste Offizier der Kaserne nach vorne, an die große Projektionswand. Unzählige, filigrane Streben von kaum mehr als einem Fingerbreit dick bespannen die komplette westliche Wand. Auf diesen ist das in die gesamte Höhe und Breite gestrecktes Wappen 'Apostarias' symbolisiert. Ein Schild, welches in der einen Diagonale von einem Admiralssäbel, in der anderen von einer Muskete gekreuzigt wird.
Mehrere Audiophone und blecherne Lautsprecher beanspruchen die oberen Ecken des Raumes und ein großes Pult mit duzenden an Hebeln, Kippschaltern und Rohrleitungen thront auf einem, zwei Stufen hohen Podest davor. Die Mienen aller Anwesenden versteinern sich und starren gebannt, ohne jegliche Regung nach vorne. Unter ihnen steht nun ebenfalls Irene bereit, der Übertragung zu folgen.
Der Erste Offizier tritt an das Pult heran und lässt kurz den Blick über alle Anwesenden schweifen, bevor er wortlos einen großen Hebel zurück zieht und nach unten drückt. Schnell weicht er wieder zurück, als die hunderten Streben hinter ihm plötzlich von knisterten Blitzen durchzuckt werden. Die Spannung in diesem Raum erhöht sich abrupt und Irene spürt förmlich die Energie, welche über die Rohrleitungen direkt in die Übertragungswand fließt. Die dünnen Balken beginnen sich einzeln und unabhängig voneinander in solch einer zunehmenden Geschwindigkeit zu drehen, dass ihre Farbgebung vor dem Auge der Zuschauer verschwimmt und wie durch Zauberei ein sepia-farbenes, bewegtes Bild entsteht!
Zusehen ist die stattliche, ehrbare Gestalt des Obersten Heerführers, Colonel Angus Booth. In komplett bis obenhin geschlossene, strenge Uniform gekleidet und mit unzähligen Orden versehen steht dieser vor dem Aufzeichnungsgerät stramm und nickt kurz angebunden, den Kriegern am anderen Ende der Leitung zum Gruße.
"Für die Eiserne Königin, auf dass Mechanika erstarkt!" Er hebt die geballte Faust und führt diese zur Brust. Die gesamten Schildwächter vor der Übertragungswand tun ihm dies gleich.
"Brüder Apostarias. Schützende Schilder unserer Nation - Ich rufe euch. Gleichsam bedaure ich, dadurch eure bald anstehenden Festlichkeiten zu stören, doch in diesem Falle sehe ich meine Hände gebunden. Crustwall braucht euch." Kurz hält er inne, um den Worten ausreichend Platz einzuräumen.
"Ich würde nicht auf eure Kampfkraft zugreifen müssen, wären eure Brüder nicht bereits aktiv. Mein Militär ist ebenfalls unabwendbar für unsere Nation im Einsatz. Die Hälfte, welche nicht die Mauern schützt, ist losgezogen, um gegen die Alben im hohen Norden vorzugehen, oder wurde von verschiedensten Politikern abberufen, um ihre Machtspielchen auszuleben. Etwas passiert in Godrien und die verfluchten Banden halten die Gentlemen auf trapp, so dass mein Heer, innerhalb unserer geliebten Mauern, dafür herhalten muss! Als hätten wir nichts gelernt. Als hätten wir einfach nichts gelernt!" Resignierend wendet er kurz den Blick ab, bevor er seine Konzentration wieder findet und sich erneut auf seine Befehlsgewalt beruft.
"Einerlei. Zu eurer Mission. Wir haben einen Funkspruch aus dem Berthonn Felsenkamm erhalten. Eine Gruppe Freiheitsläufer sind auf einem, ich betone, nicht autorisierten Run von einem Kampftrupp Thors attackiert worden. Natürlich würde ich nicht unsere Elite für diese Kriminellen auf das Spiel setzen, doch müssen wir uns vor Augen halten, dass es Jahrhunderte her ist, seit sich die Stämme der Riesen so nahe an unsere Grenzen gewagt haben! Und, bei der Eisernen! Dies KÖNNEN WIR NICHT DULDEN. Wir DÜRFEN nicht nachlässig werden, wollen wir jemals die Oberhand in dieser zerstörten Welt zurück gewinnen! Diese - noch unbekannte Anzahl - an Thors werden dafür bezahlen, dass sie unsere Speerspitze berühren. Es ist unsere PFLICHT, ihnen zu zeigen, dass wir NIEMALS in unseren Anstrengungen AUFGEBEN WERDEN! Die Langlebigen werden in dieser Nacht an ZWEI FRONTEN BEREUEN, UNS ALS IHRE GEGNER ERWÄHLT ZU HABEN!" Die schnellen Gesten, welche Colonel Angus Booth mit der Faust zur Unterstreichung seiner Befehle wählt, lassen die verschwommene Übertragung flackern. Das Bild braucht kurz, bis es sich wieder deutlich fokussieren kann.
"Für die Eiserne, auf dass Mechanika erstarkt." Spricht er wieder ruhiger. "In wenigen Minuten wird der Wolkennaut 'Himmelsschwert' auf eurem Dach landen. Nehmt zehn eurer besten Männer mit auf diese Mission. Eure Aufgabe besteht nicht zwingend im taktischen Angriffsmanöver - Vielmehr in der Unterstützung. Der Zornespaladin Arcturus Thronn befindet sich bereits an Bord. Beschützt ihn mit eurem Leben und darüber hinaus. Er ist die Faust unserer Göttin und wird die Thors vernichten! Sollten die drei Acquisitoren noch am Leben sein - nehmt sie in Gewahrsam. Wenn sich jemand wehrt, richtet ihn. Ihre aktuelle Position ist uns nicht gänzlich bewusst...Denn es scheint, als würde ihr Funkgraph defekt sein... Wir können sie von unserem Ende aus nicht erreichen. Die Aufgabenstellung ist klar und deutlich, schnell hinaus, überraschen und wieder zurück, bevor die Wüste auf euch reagieren kann. Admiral Kilkenny-" Ein leises Raunen durchfährt den Saal, ist doch jedem Anwesenden absolut bewusst, dass der Colonel nicht sehen kann, dass sich dieser eben Genannte nicht unter ihnen befindet! "Ihre Wächter zählen zu den Besten. Enttäuschen sie uns nicht. Für die Eiserne - Und passt auf euch auf dort draußen. Crustwall Ende."
Ein letztes, energiegeladenes Zucken durchfährt die Streben, als die Übertragung beendet wird. Der Erste Offizier tritt umgehend zurück auf das Podium und hebt die Hand, um das Flüstern der Menge zu unterbinden.
"Admiral Kilkenny ist einer akuten Krankheit erlegen - in diesem Punkt sind wir uns alle einig!" Mahnt er. Unweigerlich fällt sein Blick bei diesen Worten auf Irene. "Miss Tanner. Ich weiß, es ist viel von ihrer Hochwürden verlangt... Aber würden sie uns die Ehre erweisen, unseren Trupp bei dieser Mission zu verstärken? Wir könnten nicht nur ihre Worte der Hoffnung dort draußen gut gebrauchen."
Langsam drehen sich die anwesenden Schildwächter der Klerikerin zu. Der gesamte Saal wartet nun auf eine Reaktion von ihr...