Flinkhand & Haze
Zwei Bolde im Keller
Henry Schmitz schreit und schreit, fuchtelt dabei weiter nervös mit den Armen vor sich hin, während er auf den Bruchstücken seines zersplitterten Stuhles, am Boden hinter dem großen Holzschreibtisch seines Büros kauert. Vor ihm ist gerade der als Geist verkleidete, selbsternannte Inspektor Haze unsichtbar geworden und draußen im Kellerflur entbrennt eine Auseinandersetzung, zwischen einem Handlanger des Unternehmers und Flinkhand Schraubendreher, welcher bewaffnet mit einem, in Alkohol getränkten Wischmop seinem Gegenüber eben zwischen die Beine geschlagen hat... Werden die beiden Brüder es schaffen, ihre Peiniger zu überwältigen und aus diesem Gebäude hinaus, in die Freiheit zu fliehen?
"Äh, kannst Du nicht aufpassen, du grober Klotz?" Dann fällt ihm die Ratte im Schrank wieder ein und er schreit: "Ah, die Ratte!" Ausversehen stößt er den Eimer vor Howies Füßen um, dass dieser vor dessen Füßen liegt, dann renn er schreiend, den Wischmob erst durch die Lache, dann hinter sich her ziehend Richtung Treppe. Dabei schaut er, ob der Klotz ihm folgt.
Der Mechaniker, Howie genannt, schwingt mit seinem schweren Schraubenschlüssel nach dem Kobold, als dieser den Eimer mit Reinigungsalkohol umkippt und an seiner Seite vorbei huscht. Durch den glitschigen Boden und die Wut, welche den Schlag bestimmt, verfehlt der Hüne das kleine Ziel um mehr als nur eine Haaresbreite.
"Verdammter Winzling!! Willst du wohl stehen bleiben?!" schreit er aufgebracht, bevor er durch die entstandenen Pfützen, direkt auf Flinkhand zu rennt. Seine gesamte Hose ist mittlerweile bis zu den Knien in der Flüssigkeit verteilt, welche der Kobold eben durch seine kühne Aktion über ihn verspritzt hat. Ein weiteres Mal holt der Mann aus und schwingt dabei das Metallwerkzeug. Dieses Mal trifft er den Schraubendreher direkt an der linken Schulter, welche unter der Wucht der Attacke bedrohlich knackt. Beißende Schmerzen durchfahren den Bold und sein linker Oberarm beginnt, taub zu werden.
"Mist, Mist, Mist...", fluchte Inspektor Haze in Gedanken. Alles war wie am Schnürchen gelaufen, doch jetzt war etwas schief gelaufen. Offensichtlich hatte man Flinkhand entdeckt. Haze hörte Kampfeslärm und im nächsten Moment hörte er schon Flinkhand vor Schmerzen aufstöhnen. Haze konzentrierte sich und kanalisierte das letzte bischen magische Kraft in sich. Im nächsten Moment war er unsichtbar und trat aus dem Zimmer heraus. Er ließ Mr. Schmitz einfach zurück, auf wessen Hose sich mittlerweile bis zu den Knien eine Flüssigkeit verteilt hatte. Der würde erst einen Moment brauchen, bevor er eingreifen konnte.
Haze zog den Totschläger und seinen getreuen Revolver (letzterer hatte ihn schon oft gerettet - nicht im Kampf, sondern wenn er mal wieder seinen Dosenöffner nicht fand). Haze versuchte sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.
Henry Schmitz bleibt regungslos am Boden liegen und zittert dabei am gesamten Körper. Was passiert da draußen? Langsam öffnet er die beiden vor dem Gesicht gefaltenen Hände. Verdutzt realisiert er, dass er noch Herr seiner Sinne war und die Gehirnsauger sich scheinbar nicht seines Denkvermögens bemächtigt haben. Wer schreit dort draußen...? Vor Angst nahezu gelähmt öffnet er die Lippen und spricht mehr zu sich selbst als wirklich an jemand anders gerichtet : "How... Howie?"
Haze gelangt unbemerkt durch seine Unsichtbarkeit hinaus, durch die Tür des Büros und findet sich nun wieder am nord-östlichen Ende des kaum erhellten Kellerflurs. Dort entdeckt er seinen Bruder, einige Meter weiter hinab - welcher sich im Nahkampf mit einem Schraubenschlüssel-schwingenden Mechaniker befindet... Und bemerkt, dass Flinkhand einen Wischmop schwingt? Nicht nur das - denn ein unmittelbar in seiner Nähe umgekippter Eimer hat eine Flüssigkeit über den halben Gang verschüttet.
Ein Stöhnen entfährt Flinks Mund. "Du..." Kurz muss er verschnaufen. "Du Grobian!" Die Taubheit breitet sich in seinem linken Arm aus, so dass der Mob, den Flinkhand hinter sich her zieht, seiner Tauben Hand entfällt. der Bold dreht sich zu seinem Peiniger um, er weicht noch einen Schritt zurück und lässt "aus Versehen" ein Fläschchen alchemistenfeuer zwischen die Beine des Mechanikers fallen, wo es augenblicklich zerspringt.
Die Augen des Mechanikers weiten sich vor Entsetzen, als das kleine Alchemistenfeuer für ihn nahezu in Zeitlupe zu Boden fällt. Dort aufgeschlagen sprühen Funken in nahezu jede Richtung und entzünden die Lache aus Reinigungsalkohol, welche sofort, explosionsartig Flammen schlägt und etwa ein Viertel des Ganges, sowie die Beine des Mannes, in gleißendes Feuer taucht.
"ACH DU VERDAMMTE SCHEIßE!" schreit der Handlanger vom Entsetzen gepackt. Wild fuchtelnd versucht er, das Feuer an seinem Körper abzuschütteln - doch es dauert kaum mehr als nur eine Sekunde für ihn, um zu realisieren, dass seine Füße bis zu den Knien mit brennendem Alkohol überzogen sind. Von Panik gepackt rennt Howie an dem Kobold vorbei. Wie eine wandelnde Fackel stürzt er die Treppenstufen nach oben... Wodurch sich das Feuer weiter auf dem modrigen Untergrund verteilt...
"Himmel", entfährt es Haze, als sich vor ihm plötzlich die Flammen entfachen. Für einen Moment hat er Angst, dass er ebenfalls brennen könnte. Doch er war nicht in den Alkohol getreten. Wieder einmal Glück gehabt. Doch direkt neben dem Feuer war es trotzdem unangenehm und gleich würde es noch ungemütlicher werden. Zeit, die Fledermaus zu machen...
Haze drückte den Abzug seines Revolvers und schoß in die Tür, welche Schmitz' Raum verschloss. "Kommt nur, ihr Unholde! Ich habe noch genug Kugeln für Euch alle. Mich bekommt Ihr hier nicht weg!", rief Haze. Dann drückte er sich vorsichtig an die Wand und versuchte schnell am Feuer vorbei zu Flinkhand zu gelangen. "Schnell, Flinkhand, gleich ist hier die Hölle los.", flüsterte er seinem Bruder zu.
Was geht hier nur vor sich?! Als ein Schuss die Tür seines Büros zerschlägt, ergreift das Adrenalin endgültig das Herz von Henry Schmitz und er besinnt sich für einen Augenblick im Wahn. Zitternd, mit nasser Hose und äußerst unbeholfen, greift er nach der zweiten Schublade, auf der linken Seite seines Schreibtisches. Er zwingt sich mit klappernden Zähnen zur Konzentration, um mit seiner Hand erfolgreich den Knauf seines neuen, verchromten 'Charlie Danger' - Colts zu greifen. Er ist sich sicher. Die Gehirnsauger sind gekommen, um seine Fabrik, seine Arbeiter und ihn selbst zu vernichten!
Plötzlich dringt der beißende Geruch von Rauch und Verbranntem in seine Nase. Bei der Königin... Ich muss hier RAUS!
Flinkhand schaut verwundert auf den fliehenden Howie. Aus Rache sticht er noch mit seinem Dolch nach ihm.
Die, aus dem Reflex geborene Attacke des Koboldes schrammt nur knapp an dem entsetzten, brennenden Mechaniker vorbei, als dieser die Treppen hinauf stürmt. Die Flammen schlagen um sich und finden immer mehr Nahrung in den modrigen Balken, aus welchen dieser Keller gebaut ist. Die Luft wird erfüllt von schwarzem Rauch... Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Feuer die umliegenden Räume erreicht!
Die Flammen züngeln bedrohlich hinter den beiden Bolden und es scheint, kein Weg führe zurück in ihre Zelle, das Büro oder die Besenkammer... Ohne von dem Feuer erwischt zu werden.
Moment Mal! Ein Geistesblitz erinnert den Schraubendreher Flinkhand an die unzähligen, bevorrateten Flaschen aus Reinigungsalkohol, welche sich in dem kleinen Zimmer befinden...
Flinkhand sieht die Flammen auf die Besenkammer zu kriechen. Dann fallen ihm die Alkoholflaschen ein. Dann ruft er seinem Bruder zu: "Lauf, hier fliegt gleich alles in die Luft." Dann rennt er die Treppe hinauf.
"Flinkhand, was hast Du getan?", ruft Haze seinem Bruder nach. "OH, VERFLUCHT...", flucht er und nimmt ebenfalls die Beine in die Hand.
Die beiden Brüder flüchten die Treppe hinauf, während hinter ihnen der Rest des Ganges in tosende Flammen getaucht wird. Sie hören noch, wie sich eine Tür öffnet und ein wohl bekannter, gellender Schrei ertönt. Es dauert kaum mehr als einen Lidschlag - als der letzte der beiden Bolde durch die Kellertür hinaus schlüpft - ertönt ein ohrenbetäubender Donnerschlag der eine Druckwelle die Treppen hinauf schleudert - welche die beiden Kobolde sofort zu Boden wirft. Augenblicklich erhöht sich die Raumtemperatur und der Fußboden beginnt rasend schnell wärmer zu werden. Kaum aufgerichtet erkennen die Brüder, dass sie sich scheinbar in einer Art Kutschenwerkstatt befinden. Die Tür hat sie in eine größere - etwa dreißig Meter lange Halle geführt, in der mehrere halb fertige Kutschen, Zwei und Dreiräder stehen. Unzählige Werkzeuge hängen an Halterungen oder liegen auf den duzenden Werkbänken verteilt. Vier große Tore führen hinaus und markieren gleichzeitig die einzelnen Arbeitsplätze. Im hinteren, ihnen gegenüber liegenden Teil befindet sich eine weitere Tür, sowie etwa vierzig, aufeinander gestapelte Treibstoff Fässer.
Bedrohlich züngelt flackerndes, oranges Licht den Kelleraufgang hervor und spiegelt sich in den vielen verchromten Wagenteilen wieder, was der Atmosphäre in dieser Werkstatt eine gänzlich eigene, unheilvolle Note verleiht.