Tatsächlich lenkte Antaras Geste die Wachen nur teilweise ab, mehr Aufmerksamkeit schenkten sie denjenigen unter euch, die gerüstet waren, allen voran Ferran in seiner prachtvollen, aber dennoch schlachterprobten Plattenrüstung. Dies war sicher etwas, das man eher auf das Schlachtfeld als zu einem Empfang mitnahm, aber scheinbar hatten sie keine Anweisungen, Rüstungen abzuweisen, und so ließen sie ihn passieren. Es erfolgt keine intensivere Untersuchung eures Besitzes, sodass ihr eure kleineren, versteckten Waffen, sowie alchemistische Extrakte und ähnliches recht problemlos mitnehmen könnt.
Ihr werdet in die Eingangshalle der prachtvollen Villa gebeten und findet euch zwischen offensichtlichen Darstellungen von Oppulenz und Reichtum wieder. Eine doppelflügelige Treppe führt empor in höhere Gemächer, dunkle Samtvorhänge verzieren die Fenster und Wandbehänge und Gemälde, überwiegend Landschaftszeichnungen und vornehm aussehende Halbelfen, zieren die Wände. Dazwischen findet sich immer wieder das Wappen des Barons, eine Abwandlung des Wappens von Haus Draca. Jenes Haus hielt die Herrschaft über Talingrad, bevor es durch die derzeitige Königsfamilie in einem Bürgerkrieg besiegt, wenn auch nicht ausgelöscht wurde. Einige Hausdiener, Männer und Frauen in edler Livree, stehen euch zur Seite und bieten euch als Erfrischung und Willkommensgruß importierten, taldanischen Feuerweinbrand und kleine Vorspeisen. Der Brand brennt wohlig in der Kehle und ist von höchster Güte, die Vorspeisen bestehen aus würzigen Rindfleischspießchen und kleinen, scharfen Krabbenpasteten. Welche Fehler der Baron auch immer haben mag, sein Weinkeller und seine Küche gehören nicht dazu. Tiadora selbst nimmt diese Gaben mit eher gelangweilter Miene entgegen und kaut eher lustlos auf einer der Pasteten herum, während die verkleidete Iomine von dem Brandy einen kleinen Hustenanfall bekommt. Jener trägt ihr ein paar schiefe Blicke ein, denn auch wenn sie wie ein Mann wirken mag, dank der Illusion der Dornenkrone, ihre Stimme ist immer noch weiblich und recht hoch. Offensichtlich sind die Diener jedoch gut genug diszipliniert, die Sache zu ignorieren.
Nach etwa einer Viertelstunde bittet man euch dann zu Tisch, da der Baron nun bereit sei. Dem Hausdiener folgend, tretet ihr durch eine der Türen der Eingangshalle und in ein großes, ebenfalls edel eingerichtetes Speisezimmer. Die Möbel und Kommoden, voll mit Porzellan und ähnlichem Schnickschnack, sind aus dunklem, wertvoll und alt aussehendem Holz und mit goldenen Einlegearbeiten verziert. Auch hier, ebenso wie auf den Porzellantellern und dem Besteck des bereits gedeckten Tisches, findet sich wieder das Wappen des Barons.
Nun seid ihr offensichtlich auch zum ersten Mal mit dem Baron selbst von Angesicht zu Angesicht, denn an der Stirn der Tafel steht ein edel gewandeter Mann, in einem weißen Hemd und weinroter Weste und Hose, dessen feine Gesichtszüge und spitzen Ohren sein halbelfisches Erbe offenbaren. Er lächelt das freundliche, warme Lächeln eines Gastgebers, seine Augen jedoch bleiben kalkulierend und kalt, während sie von einem zur anderen von euch wandern und einige Sekunden an jedem haften bleiben. Er spricht euch mit wohlmodulierter, ruhiger Stimme an.
"Seid willkommen in meinem bescheidenen Heim, meine werten Freunde. Es erfreut mein Herz, dass eure Anreise sicher und erfolgreich war, und dass euer Weg euch so rasch zu mir führte. Edle Dame Tiadora, es ist mir erneut eine Freude, euch als mein Gast zu wissen. Ihr seht hinreißend aus." Während er euch so anspricht, tritt er ruhigen, selbstbewussten Schrittes auf euch zu, sich verneigend gibt er Tiadora einen galanten Handkuss und und bittet euch dann zu Tisch, der Dienerin des Kardinals den Stuhl zurecht rückend. Euch selbst lässt er diese Geste nicht angedeihen, aber es gibt mehr als genug Diener im Raum, die sich diesem annehmen. Dann wird auch bereits das Essen serviert, ein reichhaltiges Menü mit großer Auswahl und nicht wenigen Gerichten, die offensichtlich vom Festland importiert wurden. Eure Gläser wurden befüllt, und nach einem demonstrativen Trinkspruch auf das Wohl des Königs wurden die Diener hinaus geschickt, damit, so sagt der Baron, man in Ruhe speisen konnte.
Kaum schließen sich die Türen, verschwand auch die joviale Miene des Barons, als hätte sich eine Wolke über die Sonne geschoben. Sein Gebahren und seine Stimme blieben weiter ruhig und höflich, doch bestand kein Zweifel, dass seine bis eben vorgetragene Freundlichkeit für die Augen und Ohren seiner Diener bestimmt war. Nun ging es offensichtlich um den wahren Grund eures Treffens, und auch wenn der Baron nebenher durchaus das wohlschmeckende Abendmahl genoss, kam er direkt zur Sache.
"Nun können wir reden. Ich weiß, wem ihr dient und was seine Pläne sind, und ich sage euch, es gefällt mir nicht sonderlich. Ihr mögt euch für Eroberer halten, da die Diener eures Meisters den Osten mit Krieg überziehen, doch in Wahrheit tretet ihr vor mich wie Bettler. Der König wird den Angriff der Grottenschrate zerschlagen und dieser Sache ein Ende bereiten. Ich bin mir sicher, ihr benötigt meine Hilfe bei euren Vorhaben in dieser Stadt, was auch immer jene sein könnten, aber ich kann mir nicht vorstellen, was ihr mir bieten könntet, um sie euch zu geben. Das einzige, was ich in meiner Zukunft sehe, wenn ich mich auf eure Seite schlage, ist der Scheiterhaufen, dem ich einmal entkommen konnte. Also, sagt mir, wieso sollte ich euch helfen?
Und wenn wir schon dabei sind, offen und ehrlich miteinander zu sprechen, beendet diesen magischen Mummenschanz, den ihr mir hier vorführt. Meine Wachen mögen nicht in der Lage sein, simpelste Illusionen zu durchschauen, aber ich bin dazu durchaus in der Lage, und ich will jenen, die mich um meine Hilfe bitten, ins Gesicht sehen." fügt er mit etwas verächtlichem Schnauben an, wobei seine Augen nacheinander auf Arkil, Nicolas und Iomine liegen.