Lilith sah zu Jurij, doch das Lächeln war verschwunden. "Hier wird jemand mutig." Henry ging zu Jurij hinüber, und setzte sich direkt neben ihn. "Jurij Klee, Abkömmling von Nadja und Marco. Braver Sohn, braver Schüler. Kein Wunder, dass Obayifo dich ausgewählt hat. Wusstest du eigentlich, dass einer deiner Vorfahren Inquisitor war? Einer von denen, die unschuldige Frauen als angebliche Hexen auf den Scheiterhaufen brachten, um sie bei lebendigem Leib zu verbrennen. Kannst du dir auch nur im Ansatz vorstellen, für welche Qualen dieser Mann verantwortlich war?"
Henrys kräftige Hand legte sich auf Jurijs Bein. Sein Griff war fest. "Du denkst vielleicht, das hat nichts mit dir zu tun. Aber so einfach ist das nicht. Deine Vorfahren stecken in dir. Sind ein Teil von dir. Das werden sie immer sein. Meinst du wirklich, dein Vater oder deine Mutter hätten den Mut gehabt, so mit mir zu sprechen? Weinend und flehend hätten sie mich angebettelt, ihnen nichts zu tun, und wären dann ins Bett gekrochen. Diesen Mut beziehst du aus einer anderen Quelle, kleines Menschenkind."
Der Griff wurde fester. Nicht schmerzhaft, aber nah an der Grenze. "Ich habe gerade gute Laune, weil ich mich darauf freue, meine kleine Schwester wieder an meiner Seite zu haben. Ich gewähre auch dir eine Frage, natürlich über Obayifo. Aber kommt nicht auf den Gedanken, dass das hier zur Gewohnheit wird. Wenn ich den Eindruck bekommen sollte, dass Erziehungsmaßnahmen notwendig werden, dann ist es mir völlig egal, wer da in eurem Inneren steckt. Haben wir uns verstanden?"
Henrys Fingernägel krallten sich in Jurijs Bein - dann ließ Lilith plötzlich los. "Also bitte, eure Fragen."