Jugend in Armut (Anzeigen)Rhade wuchs in einem dieser unbedeutenden Orte, auf einem dieser unbedeutenden Planeten eines dieser unbedeutenden Systeme, irgendwo im Mid Rim auf. Und auch wenn es heute anders aussieht, war ihm eigentlich vorherbestimmt, dass auch sein Dasein ein Unbedeutendes sein sollte. Als jüngster Sohn einer vielköpfigen, unglaublich armen Familie mit einer verschwindend geringen Chance diesem Elend jemals zu entkommen, war es lediglich die Freiheit die Rhade jemals sein Eigen nennen konnte.
Die vielen Gelegenheitsjobs der Eltern und seiner älteren Geschwister reichten aus, um die Familie gerade so über Wasser zu halten und den größten Teil der Rechnungen zu bezahlen, bevor die dritte Mahnung in die "Wohnung" trudelte. Der andauernde Kampf nicht in starke Verschuldung zu geraten und der Wunsch diesem Elend nicht länger ausgesetzt zu sein hatte in Rhades Eltern eine merkwürdige Mischung aus Standesethos und Wunschdenken hervorgerufen. Die Familie Terek sei eine anständige Familie, weswegen Vater und Mutter sehr darauf achteten, dass die Kinder zur Schule gingen und nicht auf die schiefe Bahn gerieten. Schließlich wähnte man sich im Geiste ja eher der Mittelschicht zugehörig, denn den mittellosen Massen - selbst wenn die Realität ganz anders aussah.
Tatsächlich war dieser realitätsferne Zwangsglauben der Eltern eine glückliche Fügung für die Entwicklung des jungen Rhades. Er war aufgeweckt genug um schnell gelangweilt zu sein, sowie von einem gewissen Tatendrang. Kinder mit diesen Anlagen treiben sich für gewöhnlich schnell auf den Straßen herum und die Mitgliedschaft in einer Bande oder Gang ist dann ohnehin nicht mehr weit entfernt. Doch während eben diese Kinder der Vernachlässigung anheimfielen, musste Rhade zur Schule gehen.
Die zweite glückliche Fügung in Rhades jungen Leben war, dass es an dieser Schule eine Handvoll Lehrer gab, die ihren Beruf einigermaßen ernst nahmen und Tatendrang und Wissensdurst des Jungen zu lenken wussten. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern entpuppte er sich als guter Schüler und die Schule zeigte dem Heranwachsenden, dass es mehr da draußen gab, als das Leben, dass seine Eltern ihm vorlebten. Damals erwuchs der Wunsch in ihm, diesem Leben zu entfliehen um einem höheren Sinn folgen zu können, als lediglich zu überleben. Gleichzeitig erkannte er, dass er dabei nur auf sich selbst bauen konnte. Er würde sich durch schulische Leistungen für ein Stipendium empfehlen müssen, um ein Studium beginnen zu können. Außerdem waren seine Eltern von seinen Plänen nicht begeistert, schließlich konnte er der Familie nicht helfen, wenn er nach der Schule ein endloses Studium beginnen würde.
Studium und Schuldgefühle (Anzeigen)Und so kam es nach Rhades Schulabschluss zum endgültigen Zerwürfnis: Er hatte tatsächlich ein gutes Stipendium ergattern können, dass ihm ein weitgehend sorgenfreies Studium an einer passablen Universität garantierte, doch sein Vater verlangte von ihm zu bleiben. Er könne mit seinem Schulabschluss einen guten Job bekommen und die Familie endgültig von der Armut befreien, während ein Studium zu nichts zu Nutze sei. Auch Rhades Geschwister stimmten in diesen Tenor mit ein, lediglich seine Mutter blieb in dem stundenlangen Streit still. Es war keine leichte Entscheidung, es war sogar eine unglaublich ungerechte Wahl vor die er gestellt war. Selbstverständlich wollte er seine Familie unterstützen, aber konnte er das nicht auch später tun? Hatte er nicht so hart dafür gearbeitet dieses Stipendium zu bekommen und sollte die Familie sich nicht für ihn freuen und ihn unterstützen, anstatt von Verrat zu sprechen? Oder war es tatsächlich Verrat und bloße Eigensucht, wenn er weggehen würde?
Doch Rhade wollte nicht einfach irgendeine Arbeit erledigen, er wollte Medizin studieren und etwas das einen Sinn hatte tun - Leuten helfen, Krankheiten erforschen und Heilmittel entwickeln. Die Vorwürfe von Vater und Geschwistern ließen ihn schlussendlich die Flucht ergreifen, so dass er mitten im Streit seine wenigen Besitztümer zusammenpackte und alles hinter sich ließ.
Ein neues System, ein neuer Planet. Hatte Rhade sich auf der Reise hierher noch so starke Vorwürfe gemacht, dass er beinahe umgekehrt wäre, so ließen ihn die neuen Eindrücke seine Sorgen zunächst verdrängen. Das Studium war fordernd aber auch gleichsam erfüllend und die neugewonnene Eigenständigkeit schöpfte Rhade zunächst in vollen Zügen aus. Doch nach der ersten Eingewöhnungszeit stellte er seine Entscheidung immer wieder in Frage und dachte oft an seine Familie und das Leben das er zurückgelassen hatte. Er traute sich nicht direkt mit ihnen Kontakt aufzunehmen, aber er hoffte die Wogen wieder glätten zu können in dem er Geld nach Hause schickte, dass er durch einen Nebenjob verdiente, auf den er dank des Stipendiums nicht angewiesen war. Jedoch kam das Geld unangetastet zurück. Offensichtlich ließen sich diese Wogen nicht so leicht glätten. Für sich selbst wollte Rhade das Geld aus Scham auch nicht nutzen und so kam es, dass er zum ersten Mal in seinem Leben etwas zur Seite legen konnte.
Sein Studium ging allmählich dem Ende entgegen und nichts deutete darauf hin, das Rhade es nicht mit Auszeichnung abschließen würde. Eines Tages erhielt er jedoch eine Nachricht darüber, dass ihm das Stipendium gestrichen wurde. Die Begründungen, die man ihm dafür gab waren mehr als fadenscheinig, immerhin hatte er sich nichts zu Schulden kommen lassen und gehörte zu den Besten seines Jahrgangs. Sein Erspartes hätte ungefähr ausgereicht um den Abschluss noch gerade so eben zu schaffen, doch wenige Tage später wurde er unter ebenfalls herbeigezogenen Gründen von der Universität verwiesen.
Der Weg zur Rebellion (Anzeigen)Rhades Welt brach zusammen. Er verstand nicht, was geschah und warum gerade mit ihm. Da es keinen anderen Ort gab zu dem er konnte, reiste unter Einsatz eines Großteils seine Ersparnisse zurück auf seine Heimatwelt. Doch in der elterlichen Wohnung lebte jetzt eine andere Familie und niemand konnte oder wollte ihm zunächst sagen was vorgefallen war. Es schien, als hätte seine Familie niemals existiert. Unter Aufwendung seines verbliebenen Geldes erfuhr er schließlich, dass seine Eltern und Geschwister allesamt als Dissidenten und Sympathisanten der Rebellion angeklagt und von imperialen Einheiten verschleppt worden waren. Allerdings musste Rhade durch seine Nachforschungen auf sich aufmerksam gemacht haben, denn er wurde schon bald ebenfalls und sich kurze Zeit später an Bord eines imperialen Gefangenentransports wieder.
Offensichtlich wurden hier neben Gefangenen noch irgendetwas Kriegswichtiges transportiert, denn der Konvoi wurde immer wieder von Rebellen angegriffen und schließlich sogar ausgelöscht. Im Chaos dieses letzten Gefechts konnte Rhade sich mit einigen anderen Häftlingen befreien. Sie überwältigten ihre Bewacher und schafften es noch rechtzeitig zu den Rettungskapseln, bevor das Schiff endgültig zerstört wurde. Rhades Kapsel wurde von einem Rebellenschiff aufgenommen und die Gefangenen von ihren Befreiern vor die Wahl gestellt: Man würde sie auf der nächsten bewohnten, neutralen Welt absetzen oder sie schlossen sich der Rebellion an. Die meisten Häftlinge entschieden sich für die neutrale Welt und Rhade wollte sich zunächst ebenso entscheiden, um seine Familie zu finden. Doch je länger er an Bord blieb und sich mit den Rebellen austauschen konnte, desto mehr bröckelte seine Entscheidung. Wie konnte er im Alleingang seine Familie finden? Und wenn er sie finden sollte, wie sollte er sie alleine befreien?
Die Grundsätzlichste Frage - Was wenn seine Familie gar nicht mehr lebte? - wagte er zwar nicht zu stellen, doch war ihm auch so klar, dass er alleine nicht viel ausrichten konnte. Er war ja noch nicht einmal jemand der sich seiner eigenen Haut erwehren konnte, hatte er bei dem Ausbruch doch das erste Mal überhaupt ernsthaft Gewalt anwenden müssen. Er war lediglich ein gescheiterter Student, ein Arzt ohne Abschluss und ohne Geld oder Freunde, der vermutlich im ganzen Imperium gesucht wurde, wenn sie ihn nicht für tot hielten. Aber würde er auf der anderen Seite seine Familie auf diese Weise nicht vollends im Stich lassen?
Abermals keine leichte Wahl, vor der er stand, doch sie wurde ihm erleichtert, als das Rebellenschiff, kurz vor dem Absetzen der Gefangenen, seinerseits von imperialen Schiffen angegriffen wurde. Die Rebellen konnten zwar siegreich, jedoch nicht unbeschadet aus dem Gefecht hervorgehen. Als abermals alles um ihn herum zu Brennen und zu Bersten begann, lief Rhade nicht wie zuvor zu einer Rettungskapsel, sondern blieb unerwartet ruhig und kümmerte sich beinahe automatisch um die Verletzten. Man war beeindruckt von seinem Mut und seinen medizinischen Fähigkeit und drängte ihn zu bleiben um der Rebellion beizutreten und Rhade willigte ein.
Dies war vor etwas mehr als einem Jahr. Rhade entschied sich dazu ein Sanitäter im Feld zu werden, wenngleich er auch auf einer richtigen Krankenstation auf einem Schiff hätte arbeiten können. Er durchlief die Grundausbildung und hat seitdem an einer Handvoll Gefechten teilgenommen. Aufgrund zufriedenstellender Leistung wurde er nun seinem ersten Kommandoeinsatz zugeteilt.