Aenor Larenthanil wuchs als Sohn einer Magierfamilie in Iadara, der Hauptstadt des elfischen Waldkönigreichs Kyonin, auf. Wie seine beiden Geschwister, die ältere Schwester Elésil und der jüngere Bruder Angelon, wurde er gemäß der Familientradition früh an die magischen Künste herangeführt. Aenor war wie seine Geschwister magisch begabt, allerdings war schon früh zu erkennen, dass er die Begeisterung vieler Elfen für die Natur nicht teilte. Während sich seine Geschwister bereits in jungen Jahren darin versuchten, Pflanzen dazu zu bringen, in eine bestimmte Form zu wachsen, bearbeitete Aenor lieber Steinen, um daraus hohe Türme zu bauen. Sein Ziel war es stets, die Steine höher zu stapeln, als er selbst groß war. Und er zeigte ein erstaunliches Geschick darin, die Steine so zu bearbeiten, dass dies auch noch gelang, als er bereits größer als einen Meter war. Und so wurde er neben der Magie auch in den Künsten der Bildhauerei und des Töpferns unterrichtet. Als er dann zur Ausbildung auf die Akademie der Stadt geschickt wurde und nun selbst über einen gewissen Teil der Inhalte seiner Ausbildung bestimmen konnte, begann er sich neben den arkanen Künsten auch für Architektur zu interessieren. Beides, die Kunst der Magie und jene, Gebäude zu erbauen, folgten einer ähnlichen Systematik. Er entwickelte eine große Begeisterung, einige seiner Lehrer nannten es gar Besessenheit, für Regelmäßigkeit, Form und Struktur. Folgerichtig spezialisierte er sich, als die Zeit dafür gekommen war, auf jene Schule der Magie, die Dinge erschaffen oder bilden konnte.
Und noch etwas andere machte diesen Elf zu einer Besonderheit, seine Begeisterung für Klingen. Wobei es eigentlich nicht die Klingen selbst waren, die Aenor faszinierten, sondern vielmehr die Symmetrie und Regelmäßigkeit, die in den beim Schwerttraining stets wiederholten Bewegungen lag. Er selbst war kein begabter Kämpfer, allerdings beobachtete er häufig die angehenden Schwertmeister beim Training und versuchte, die Muster in ihren Bewegungen in sich aufzunehmen. Parallel dazu begann er die Kunst der Kalligraphie zu erlernen - denn in der Art, den Pinsel zu führen, erkannte er ebenfalls Ähnlichkeiten mit den Bewegungen, die ein Schwertmeister mit seiner Waffe ausführte. So war er auch einer der wenigen Magier, die regelmäßig den Trainingskurs für den Schwertkampf besuchte, um zumindest die grundlegenden Fähigkeiten zu erlernen.
Doch irgendwann kam der Tag, an dem er erkannte, dass die Kultur der Elfen zwar grandiose Bau- und Kunstwerke hervorgebracht hatte, allerdings auch eine starke Begrenzung aufwies. Sein Volk hatte es bei der Verarbeitung der Materialien, welche die Natur lieferte, zu einer auf Golarion nahezu unerreichten Meisterschaft gebracht, kein anders Volk konnte mit Holz und Pflanzenteilen auch nur annähernd so kunstvolle Werke schaffen wie die Elfen Kyonins. Aber bezüglich der Verarbeitung von Stein waren die Elfen ungebildet. Sie erbauten keine Gebäude aus Stein und auch Kunstwerke wurden selten und dann nur aus einigen ausgewählten edlen Steinen, wie z.B. Marmor, erschaffen. Und als Aenor eines Tages in einem Geschichtsbuch über die Fünfkönigsberge, das Reich der Zwerge südlich von Kyonin, las und Bilder der dortigen Bau- und Kunstwerke sah, wurde ihm dieser Mangel schlagartig offenbar. Fortan suchte er also nach allen Informationen zur Baukunst der Zwerge, die in der elfischen Bibliothek zu finden waren. Allerdings beinhaltete die Bibliothek fast keine Aufzeichnungen dazu, denn es gab kaum Kontakt zwischen den Elfen und den Zwergen.
Also begann Aenor zunächst, die Baukunst der Menschen zu studieren, was ihn aber schnell langweilte. Die Menschen bauten zwar auch hohe Gebäude und Türme aus Stein, auch Monumente ihrer Herrscher wurden gefertigt, allerdings beschränkte sich ihre Kunstfertigkeit auf naturgetreue Nachbildungen von Personen oder das Errichten praktischer Gebäude. Eine wirkliche Kunstfertigkeit hatten sie dabei in Aenors Augen aber nicht erreicht. Also beschloss er, seine Ausbildung so schnell wie möglich abzuschließen, um eines Tages die Kunst der Zwerge persönlich zu erkunden.
Es verbrachte weitere 40 Jahre mit dem Studium der Magie, bis er schließlich mit 105 Jahren die Akademie als einer der jüngsten Absolventen verließ. Er gehörte nicht zu den besten Absolventen seines Jahrgangs, allerdings störte ihn das wenig, da er am Ende rasch seinen Abschluss angestrebt hatte.
Als er seiner Familie eröffnete, dass er seine Heimat verlassen wollte um in das Land der Zwerge zu ziehen, erntete er zunächst Unverständnis. Allerdings erkannten seine Eltern bald, was den Sohn trieb und ihnen war ebenfalls bewusst, dass dies sein Weg war, von dem ihn niemand abbringen würde. Und so verließ Aenor an Tag nach seinem 106. Geburtstag Iadara und bald darauf das Reich der Elfen, um nach Hochhelm, die Hauptstadt von Fünfkönigsberge zu ziehen.
Die Zwerge wiederum staunten nicht schlecht, als da eines Tages ein Elf an ihre Pforten klopfte und die Möglichkeit erbat, ihre Kunst und Architektur zu studieren. Zunächst zurückhaltend und immer unter der Aufsicht eines Kriegers begann Aenor ein zweites Studium in der Stadt der Zwerge. Nachdem er zunächst die Grundlagen der zwergischen Architektur und Sprache erlernt hatte (hier saß er mit halbwüchsigen Zwergen in einer Klasse, die ihn immer wieder anfassen wollten, als könnten sie nicht glauben, dass er wirklich dort bei ihnen saß). Doch bald verblüffte er die Lehrer mit seinem Wissensdurst und Fleiß, so dass er bald in der Meisterklasse bei einem der bekanntesten Baumeister und Gelehrter der Zwerge studieren durfte. Auch für diesen war es eine seltsame Erfahrung, einen Elf zu unterrichten, doch auch er war aufrichtig beeindruckt von Aenor. Neben dem theoretischen Studium an der Akademie gehörten die praktische Ausbildung zum Studium. Hier erbaute Aenor verschiedene Säule und Skulpturen aus Stein, die sich in den Himmel streckten (worin sich sein elfisches Erbe zeigte), aber weniger filigran waren, als man es von Elfen kannte – sein Lehrmeister nutze einmal den Begriff „majestätisch“ dafür, mit dem Aenor allerdings nichts anfangen konnte. Er war zunächst nicht sicher, ob dies ein positives oder ein negatives Attribut war, aber die Reaktionen der anderen Schüler sagten ihm, dass sein Meister es als Lob meinte.
Aenor verbrachte 10 Jahre in der Stadt der Zwerge. Für ihn war diese Zeit höchst intensiv und er erlangte neue und faszinierende Einblicke in die ihm völlig fremde Welt der zwergischen Kunst und Kultur. Allerdings sagte sein zwergischer Lehrer, nachdem er ihre Stadt verlassen hatte, dass dieser Elf zwar viel gelernt hatte, aber dennoch nur an der Oberfläche dessen gekratzt hatte, was die zwergische Kultur, Architektur und Kunstfertigkeit ausmachte. Und sein völliges Desinteresse am Schmieden von Waffen und Rüstungen konnten sie ebenfalls nicht begreifen. Elfen waren und blieben nun mal für ein seltsames Volk, auch wenn dieser ein Elf sicher seinen Platz in den Chroniken der Stadt finden würde.
Wie auch immer, am Tag nach seinem 116. Geburtstag verließ er Hochhelm, um weiter zu ziehen. Zunächst ging er in eine nahegelegene Stadt der Menschen, um zu überlegen, was er nun mit all dem Wissen tun sollte. Als etwas geschah, mit dem er nicht gerechnet hatte und was ihn in eine Welt verschlug, von er in keinem der Bücher seines Volkes oder der Zwerge jemals etwas gelesen hatte.