Zweiter Akt, dritte Szene
Sein Herz hämmert wie wild, er hat es wirklich getan. Sam ist immer noch schlecht bei dem Gedanken, dass er tatsächlich auf Marco geschossen hat. Er hat sich immer für einen harten Hund gehalten, aber irgendwie ist es doch etwas anderes es zu tun als nur darüber zu reden. Dennoch war der Schuss daneben gegangen und Sam fürchtet in kürze die Repressalien zu erleiden, außer Marco steckt ebenso tief in der Scheiße wie er. Nach dem kurzen Zusammentreffern in Charles Zimmer flüchtet er in sein eigenes und trinkt einen Schluck schales Bier, um wieder herunter zu kommen. Sein Herz beruhigt sich langsam wieder und die klarere Gedanken kehren wieder zurück.
“Wo zur Hölle ist Charles und wie hat dieser Hirni den Schlüssel bekommen? Irgendetwas stimmt doch an der ganzen Sache nicht.“
Sam zückt sein Telefon und versucht Charles zu erreichen, doch dieser geht einfach nicht ran. Frustriert legt Sam wieder auf und versucht die Schritte seines Freundes zu rekonstruieren. Irgendeinen Hinweis zu finden. Er streift sich seine dicke Winterkleidung über und verlässt den Wohnblock. Die Kälte schneidet sofort in sein Gesicht und er muss nach Luft schnappen, doch dabei fällt ihm etwas auf. Eine fallen gelassene Wintermütze, eine Schleifspur im Schnee. Mit Eile folgt der Hafenarbeiter dieser nach außerhalb der Forschungsanlage. Die Sonne steht am Horizont und kein Schneesturm steht an, was ihm die Verfolgung vereinfacht. Zu seiner Bestürzung findet er tatsächlich Charles. Er liegt einfach regungslos im Schnee, eine schwere Kopfwunde und irgendetwas schwarzes neben sich. Sam schüttelt den Kopf.
„Verdammt Mann, steht auf. Das kann doch nicht wahr sein.“
Murmelt er panisch und rüttelt Charles auf. Aber sein Freund reagiert einfach nicht.
„Verdammt, Charles. Das ist kein Witz.“
Er versucht nach dem Herzschlag zu lauschen, aber durch die dicke Kleidung hat er keinen Erfolg. Er entfernt die Handschuhe seines Freundes und zieht seine eigenen trotz der schneidenden Kälte ebenfalls aus. Sam fühlt hektisch nach dem Puls und spürt nichts außer eisige Kälte. Erst langsam dämmert dem Hafenarbeiter wie durchgefroren der Körper ist.
„Nein, Charles. Tue mir das nicht an.“
Murmelt er mit leichten Tränen in die Augen.
„Daran ist doch dieses eiskalte Biest schuld.“
Mischen sich Rachegefühle mit Trauer und Schuld. Er hat Charles in die ganze Sache mit hineingezogen und nun hat sein Freund den Preis bezahlt. Oder war es gar Marco? Sam überlegt einen Moment alles hinzuwerfen und die beiden zur Rechenschaft zu ziehen, sie einfach kaltblütig umzubringen. Aber dann kehrt die Übelkeit wieder. Er hat es kaum verkraftet Marco anzuschießen und diese ganze Scheiße hat erst wegen den Fotos angefangen. Es wird wohl Zeit, dass Sam endlich einen reinen Tisch macht und auf sein nagendes Gewissen hört. Die ganze Sache ist außer Kontrolle geraten und er möchte hier weg. Vielleicht ist es besser im Gefängnis zu landen, als weiterhin in dieser elenden weißen Hölle zu sein. Er versucht erfolglos Charles die Augen zu schließen.
„Sie werden dafür gerade stehen, das verspreche ich.“
Kraftlos und mit tränenden Augen erhebt sich Sam wieder und marschiert direkt auf das Büro von Stefan Kuhn zu, dem Sicherheitschef. Er klopft gar nicht erst an und öffnet einfach die Tür, um den Mann in Recherchen wiederzufinden. Sam kommt sofort zum Punkt.
„Ich muss dringend mit Ihnen über mehrere Vergehen direkt vor Ort reden, darunter ein Mord. Charles wurde getötet, von Dr. Roberts oder seinem Kollegen Marco. Alles wegen mir und dieser Photos.“