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Welt 404 - Irgendwo im Nirgendwo

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Xanxus Sel'Feyren:
Xanxus hebt eine dürre Hand abwehrend zwischen Suzaniels Waffe und die Raupe.

"Tut ihm nichts, es scheint keine bösen Absichten zu haben. Es wird einen Sinn haben warum es hier auftaucht, wie es auch einen Sinn haben wird warum wir hier sind. Mag es uns noch verschlossen bleiben, doch auch dies ist Teil der Geschichte.
Es ist nicht sehr nett ihm mit dem Tode zu drohen wenn es doch behauptet selbst ein Opfer der Umstände zu sein. Habt ihr kein Mitleid mit dem armen Kerl?"

Die hölzerne Maske blickt von Suzaniel zu der unförmigen Kreatur und lächelt sanft.

"Wir sind nicht deine Feinde, kleiner Freund. Ganz im Gegenteil. Der Zufall hat uns in diesen Teil der Welt verschlagen. Ihr scheint Teil dieser Umgebung zu sein, oder zumindest der Umgebung um euch herum und wir hoffen das ihr uns vielleicht ein wenig Einsicht geben könntet?
Seht, wir haben eine Pflicht und eine Bestimmung auferlegt bekommen und wenn wir an diesem Ort hier stranden kann die Geschichte nicht fortgeschrieben werden. Das wäre nicht in Ihrem Interesse, nicht wahr?"

Suzaniel:
Suzaniel blinzelt kurz und blickt zu Xantus hinüber, grinst dann aber, was ihre Maske ein weiteres Mal daemonisch verzerrt. "Natürlich habe ich kein Mitleid mit ihm. Ihr hört ihn doch selber, er ist dafür erschaffen worden, um uns Dinge zu verraten. Also versuche ich ihn nur, dazu zu bringen, sich zu beeilen, bevor noch mehr von uns einfach "verschwinden".

Also, was ist dieses "es", von dem ihr da redet? Wieso hat sich einer von uns gerade einfach aufgelöst?" Suzaniel bezweifelte, dass sie in Kürze dieses Schicksal auch ereilen würde, dafür war sie schon zu lange in dem Kartenspiel. Aber der Gedanke, einfach seine Existenz zu verlieren, ohne sich dessen erwehren zu können, das war wahrlich furchterregend. Sie senkt langsam ihre Waffe, hält sie aber weiter bereit, um der Raupe zu signalisieren, dass sie beschwichtigt wurde und ihr nichts geschehen würde.. falls sie anfängt zu reden.

Demiurg:
Die Raupe schluckt schwer und streicht dann mit ihrem vier Ärmchen ihre Jacke glatt. Dann räuspert sie sich, scheint sich wieder zu fangen und antwortet Xaxnus mit einem dankbaren Nicken.

"Ja, das ist es ganz sicher nicht. Aber ihr müsst verstehen, dass war mehr ein Spaß zwischen uns. Sie sagte, Liomonus, wenn mal etwas schief geht, kümmerst du dich darum. Dann habe ich mein Glas Wein auf sie erhoben und wir haben gelacht. Und nun? Nun tauche ich immer wie aus dem Nichts aus, wenn etwas passiert und muss dann zusehen, wie ich wieder zurück komme."

Die kleine Kreatur holt mit einem ihrer Ärmchen ihren Rucksack von der Schulter und holt mit einer anderen Hand eine kleine Flasche hervor, die sie mit zitternden Fingern entkorkt und dann einen tiefen Schluck nimmt; wobei ihre anderen beiden Armen immer noch wild zur Geschichte gestikulieren.

"Aber ihr wisst ja noch viel weniger und vielleicht kann ich da tatsächlich helfen. Alleine, dass ihr so viele seid, sollte eigentlich nicht sein und ihr sagt, einer von euch hätte sich aufgelöst? Das ist schlimm. Ich habe keine Ahnung, wie das geht, aber schlimm ist es ganz sicher. Was sie sich nur dabei gedacht hat.

Ich habe ihr immer gesagt, sie soll aufhören, mit mächtiger Magie herum zu spielen. Das macht man nicht. Schaut mich an. Ich war nur eine einfache Raupe und dann! Spielt sie mit Mächten herum, die sich nicht versteht, sing ein magisches Liedchen, schon kann ich sprechen, weiß was gestern und morgen ist und frage mich, ob mein Leben als Raupe erfüllt ist.

Schlimm, schlimm, schlimm.

Ich weiß nicht, wie viele Welten es gibt. Es sollte eine Art neues Zuhause sein. Weil sie alt wurde. Und Angst hatte, ihre geliebten Geschichten zu verlieren. Also hat sie sie zum Leben erweckt und jeder eine eigene Welt geschenkt. Dann noch eine für mich und eine für sie. Hat sie zumindest gesagt. Erst viel später habe ich erfahren, dass sie noch unzählige weitere erschaffen haben muss.

Anfangs haben wir uns noch oft gesehen. Sie kam mich dann in meinem Wald besuchen und wir sind zum See gegangen, haben im Gras gesessen und uns von den alten Zeiten erzählt. Irgendwann kam sie dann nicht mehr.  Ich habe mir da keine Gedanken gemacht, sie war oft weg und Zeit ist eine merkwürdige Sache hier in diesen unwirklichen Welten.

Dann wurde ich eines Tages fortgerissen. War einfach plötzlich nicht mehr in meinem, sondern in einem anderen Wald. Kennt ihr die Geschichte von der Hexe und den beiden kleinen Kindern? Irgendein Krieger in einer schimmernden Rüstung ist irgendwie in diese Welt gelangt und hat sowohl die Hexe als auch die Kinder einfach umgebracht. Dann stand er inmitten der Leichen und wusste nicht weiter. Ich auch nicht. Wäre ich nicht schnell wieder verschwunden, hätte er mich wahrscheinlich auch umgebracht.

Sie hätte das nie erlaubt. Und das es trotzdem geschehen kann, heißt nur, dass irgendetwas passiert sein muss. Aber ich komme nicht mehr in ihre Welt. Und immer, wenn ich es versuche, lande ich sonstwo, was kein Spaß ist, denn viele Welten sind gefährlich. Verdammt gefährlich!"

Sie unterbricht ihren Redeschwall und schaut sich traurig um.

"Schaut euch doch nur hier um. Das war ihr Alptraum. Sie wollte ihn loswerden und hat ihn einfach hierher verbannt. Ich fürchte, damit müsst ihr nun fertig werden. Das hier ist das leere, weiße Blatt. Alles und nichts. Die Angst, nicht die ersten Worte zu fassen. Hier gibt es noch kein Schicksal und vielleicht wird es das auch nie geben. Hier muss etwas passieren, damit sich etwas ändert, aber ihr seht selbst, das es ein wenig am Rahmen mangelt."


Ihr müsst eure Geschichte fortschreiben.

Suzaniel:
Stirnrunzelnd lauschte Suzaniel den Worten der Raupe, ging dabei langsam auf und ab, wobei ihre Schritte in dem weißen Nichts hallen. Sie konnte nicht sagen, dass sie das, was die Raupe erzählte, zur Gänze begriff, aber das ein oder andere konnte sie sich wohl zusammenreimen. Zum Einen war da die Einsicht, dass das wahllose Abschlachten der Bewohner dieser Geschichten eine schlechte Idee war. Dies mussten jene zwar nicht wissen, aber es ließ sie zumindest von ihren ursprünglichen Plänen abrücken. Zum Anderen mussten sie scheinbar diese Welt mit Leben füllen. Schließlich, als die Raupe endete, blickte sie sie einen Moment an, dann schob sie ihren Rapier zurück in die Scheide und fasste sich an die furchterregende Kristallmaske, schob sie empor und von ihrem Gesicht, um die Raupe fast schon versöhnlich anzusehen. Es ist das erste Mal, dass ihr das nicht verzerrte, recht gewöhnliche Gesicht der Frau zu sehen bekommt.

"Ich kann nicht behaupten, dass ich alles verstanden habe, was ihr da gesagt habt, aber das ist wohl die Schuld dieser verrückten Welt, und nicht die eure. Ihr sagt also, wir sollen diese Welt mit Leben füllen? Können wir das überhaupt, mit Worten, Gedanken oder Taten? Oder vielleicht mit unseren Handkarten?"

Demiurg:
Die Raupe beugt sich ächzend, hebt ihren Stock wieder auf und schaut sich dann im nichts um.

"Tja."

Sie räuspert sich verlegen und streicht dann ihre wenigen Haare auf dem Kopf zurecht.

"Nun, als akademische Diskussion, haben Sonorae und ich uns oft darüber unterhalten, wie eine Geschichte beginnt. Sie bestand immer fest auf dem poetischen Funken, der aus dem nichts Narration erschafft. Aber ich als Raupe war da bodenständiger und habe immer wieder nachgehakt, ob es dafür nicht Regeln gab.

Ist ja nicht so, dass manche Dinge einfach Kunst sind. Da muss was dazu, eine neue Betrachtungsweise, ein erzählerisches Element, Dramatik, eine Beziehung, überhaupt Figuren, also einfach irgendetwas, was erzählenswert ist. Aber wie das hier geht, ich fürchte, da muss ich passen. Sie hat immer gesagt: alles will erzählt werden. Man muss es nur aus den Dingen herauskitzeln."

Als ihre letzten Worte verhallen, schaut die Raupe etwas betrübt zu Boden und scharrt mit ihrem Raupenende vor Verlegenheit.

"Das hilft nicht wirklich weiter, oder?"

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