Der Nomade lächelt bei
Tarqetiks Worten. Er stellt seinen Humpen ab und reicht dem Brondabiner die noch kalte, feuchte Rechte zum Gruß. "
Semid Qasaar", stellt er sich vor. "
Nein - ich biete mich nicht als Söldner an. So weit wird es nicht kommen. Ich war selber Gladiator. Habe mehr als zehn Jahre auf dem heiligen Boden der Arena gestanden. Mein Leben wird immer mit dem blutigen Sand von Zinasthra verbunden sein. Ich habe mir die Arenen von Pekal angesehen und jetzt reise ich zurück."
Qasaad schaut Tarqetik mit einem prüfenden Blick an. "
Du hast die Statur eines Gladiators", sagt er. "
Viele haben die Statur eines Kämpfers, aber die würden keine drei Minuten auf dem Sand überleben. Nein - du hast die Statur eines Gladiators. Es sind andere Muskelgruppen, die Betonung finden. Eine andere Haltung, als bei Wachen oder Soldaten. Ich kenne mich aus damit."
Der Mann steht von seinem Hocker auf und knallt eine Silbermünze auf den Tisch. Neidur, der Wirt, ist zur Stelle, um diese mit einem leise gemurmelten Dank aufzusammeln. "
Der erste Krieger von Prompeldia sieht dir ähnlich. Aber er hat keinen Bart und das Haar ist Pechschwarz. Aber ansonsten sieht er dir zum Verwechseln ähnlich", erzählt Qasaad weiter. "
Ich trainiere ihn schon seit vier Jahren. Ein Murmillo. Ich sage dir - das ist der beste Gladiator, den ich erlebt habe, seit Levorus die Freiheit geschenkt wurde. Und dieser Junge ist erst zwanzig. Er tauchte irgendwann auf bei uns, wurde an uns verkauft. Kannte nicht einmal seinen Namen. Und jetzt? Jetzt nennt ihn jeder nur Huschkarl - den Schlächter - und er ist der berühmteste Mann in der Elos-Wüste. Wenn du mal in Prompeldia bist, komm vorbei und sieh ihn dir an. Du wirst es nicht bereuen."
Mit diesen Worten verabschiedet sich Qasaad und verlässt den
Mustang. Als Tarqetik kurze Zeit später seinem Beispiel folgt, sieht er, dass auch die anderen Gefährten sich wieder auf dem Platz zusammengefunden haben. Vom redseligen Nomaden fehlt allerdings jede Spur.
* * *
Während Basilio spricht, beruhigt sich Barkas' Mimik. Die Worte scheinen zum
Hirogul durchzudringen. Und auch Desto verstummt leicht. Als der Koraker schließlich endet, nickt Barkas. Er will gerade etwas erwidern, als
Jamir zu der Gruppe tritt und die Verletzungen der Männer heilt.
Barkas schaut zu dem kleingewachsenen Halbling hinunter - es ist eine komische Szene und Jamir wird auch etwas mulmig zu Mute, als der doppelt so große und wahrscheinlich drei mal so schwere, ungeschlachte Ukhtark auf ihn herabblickt. Doch der
Hirogul nickt nur. "
Danke, Ramas Mann", sagt er mit seiner inzwischen gewohnten, rissigen Stimme.
"
Aking salamat", sagt auch Desto. Jamir kann die Worte nicht verstehen, sich aber denken, was sie bedeuten. Basilio dagegen weiß es sicher. Desto sagt ebenfalls
'Hab' Dank'.
Schließlich wendet sich Barkas wieder Basilio zu und spricht in der Händlerzunge weiter. "
Vieles, was du eben gesagt hast, stimmt, mein Freund. Wir Ukhtark sind dir zu Dank verpflichtet und das werde ich meinem Bruder sagen." Dann hält er kurz inne und lächelt. Es ist ungewohnt und kein schöner Anblick. Gelbe Hauer schauen unter den wulstigen, gräulichen Oberlippe hervor. Es ist ein Lächeln, dass viele Menschen wohl eher erschrecken, als milde stimmen würde. Doch für Basilio, der den Mann dahinter kennt, ist es inzwischen ebenso natürlich, wie das Lächeln eines seiner anderen Gefährten. "
Und Maru sage ich es auch", fügt Barkas hinzu. "
Und wenn es daran geht, für den Frieden anzutreten, hoffe ich, dass der Serogul und die Dariba mich unterstützen werden."
Mit diesen Worten schaut Barkas zu Desto und dann zu Sanjan, Manik und Kirus, die bei Jaresh und Jemma stehen. "
Für uns wird es Zeit, aufzubrechen. Ich verabschiede mich noch kurz von den anderen und wir reiten los." Dann schaut er wieder zu Basilio und reicht ihm die Hand. "
Wir sehen uns in drei Tagen auf dem Feld vor Gulasado."
Nach dem Händedruck verabschiedet sich Barkas auch bei Jamir, dem eben aus der Schenke kommendem Tarqetik und der vorhin gesichteten Gruppe. Dann sitzen die beiden Kargi auf und reiten los Richtung Kezhdal.
Da bemerkt Basilio, das Flannait eben in seine Richtung blickt.
* * *
Elrynor lächelt bei
Flannaits Worten nur kalt. Schließlich murmelt er: "
Ádh mór i an deoraíocht deonach."
[1] Damit dreht sich der Ivsaar um und geht in Richtung seines Pferdes. Tharon, seine Luchsin, folgt ihm gehorsam, nicht ohne Flannait noch ein letztes mal anzufauchen.
Als Flannait wieder auf den Platz zurückkehrt, bemerkt sie, dass Elrynor nicht mehr da ist und auch sein Pferd scheint zu fehlen. Hat er sich von den anderen verabschiedet? Sie weiß es nicht. Dann machen sich die Kargi auf und stoßen zu der größeren Gruppe dazu. Basilio steht allein und wird gerade auf sie aufmerksam.
* * *
Jaresh und Jemma nehmen
Sanjans Angebot, noch einen Kräutersud am Abend beizusteuern, gerne und erfreut an. Als
Manik nach einem Bad fragt, lächelt der ehemalige Bürgermeister breit. "
Aber sicher - ich lasse das Bad füllen und auch die Sauna einheizen und dann könnt ihr euch den Dreck vom Leib schrubben. Das habt ihr euch redlich verdient!"
Ein angeregtes Gespräch entspinnt sich. Sanjan bemerkt, wie Kirus an Jemma herantritt und ihr von Hrothgars Auftrag erzählt. Die Halblingsfrau ist zunächst überrascht, hört aber immer interessierter zu, während der junge Dejy vom Überfall, den zur Hilfe eilenden Gefährten und dann von hrothgars Entscheidung erzählt, ihnen den Wagen zu überlassen. Sie nickt mehrmals.
Plötzlich sind Schritte zu hören und das Gespräch bricht ab. Die beiden Kargi - Barkas und Desto treten an die Gruppe heran. Jemma schaut die beiden hochgewachsenen Ukhtark von unten aus an und Manik bemerkt, wie die pfiffige Händlerin kurz schlucken muss. Dann fängt sie sich aber wieder, schaut zum Fhokki und lächelt diesen vielwissend an.
Barkas macht noch einen Schritt vor und reicht seine riesige, ungeschlachte PRanke Jaresh Dorguln zum Gruß. "
Gul Jaresh", sagt er mit ruhiger Stimme, "
ich bin Barkas, Sohn des Hulad, Hirogul der Ukhtark. Im Namen meines Vaters und meines Stammes zolle ich dir Respekt für deine Freundschaft zu den Ukhtark. Hab' Dank dafür, diese Männer" - er macht eine Handbewegung, die die Gefährten umfassen soll - "
als Unterhändler geschickt zu haben. Sie haben einen Krieg zwischen meinem und deinem Stamm verhindert."
Jaresh - die Witze sind vergessen, der alte Mann ist ernst und gerührt von den Worten des Kargi - erwidert den Händedruck. Er zuckt kurz zusammen, anscheinend hat Barkas zu stark zugedrückt. Der Kargi räuspert sich entschuldigend und lockert die Finger, Jaresh lächelt. "
Hab Dank, Barkas, Sohn des Hulad. Richte Gul Hulad aus, dass seine Freundschaft unvergessen ist. Ich danke im Namen aller Menschen von Dorwida, für seine Weißheit und sein bedächtiges Handeln." Jaresh kennt noch gar nicht die Einzelheiten der Reise - offensichtlich ist das eine rituelle Formel, denn inwieweit Gul hulad weise oder bedächtig gehandelt hat, muss er erst von den Gefährten erfahren.
Doch Barkas ist zufrieden mit der Antwort. Er verabschiedet sich von Manik, Sanjan und sogar von Kirus und winkt dann auch Tarqetik zu. Dann sitzen die beiden Kargi auf und reiten los.